ZEITUNGDAS KIRCHDORFEGENFÜR


2Ausgabe 1. Quartal 2015ZEITUNGFÜRDAS KIRCHDORFEGENMontagsgesprächHeilig AbendSternsingeraktionPlätzchenbäckereiDer Ökumenekreisfreute sich über25 TeilnehmerMessdiener undOrtsausschussgestalten KrippenfeierKinder bringen GottesSegen und sammeln1285 EuroDie Backstubein Egen4 produziertvolle WeihnachtstellerSchulein Egen1960 - Erinnerungen von Margret Moritz1914 - Lernen bei Ausbruch des I. WeltkriegesErnten - Danken - FeiernDas Erntedankfest 2014 in Egen1. AdventAndacht mit Markus UrbatzkaAdventskonzertChorgesang und InstrumentalmusikNeujahrsempfang 2015Ein Dorf stellt sich vor - Dorffest geplantWalders altes HausAbbruch in SchwickertzhausenNeues Haus in EgenNachtbaustellekfd Egen hat sich aufgelöstEs lebe die FrauengemeinschaftKrippe in der Kirche EgenNeue Kleider, neuer Aufbau


3EditorialLiebe Egener,„Ein Jahr ist schnell vorüber“, so lautet eine Zeile in einem Lied der MünchenerFreiheit von 1987. Eine wahrlich zutreffende Weisheit. Deutlich zu spüren unteranderem am Ausbleiben der Dorfzeitung. Schnell war das Jahr 2014 vergangen undnicht eine einzige Zeitung gedruckt. Wann kommt die nächste Zeitung? DieseFrage ist oft an die Redaktion herangetragen worden. Zum Schluss schon oftresignierend mit der Vorwegnahme der Antwort auf die Frage: „… aber duschreibst ja eh nix mehr…“.Anscheinend wird das Blättchen ernsthaft vermisst. Das ist schön. Spenden fürweitere Ausgaben habe ich auch schon. Und da mir so langsam und glücklicherweise die Ausreden bezüglich Krankheiten, Pflegeheime, Eisenbahn etc. ausgehen,wird der innere Schweinehund jetzt auch noch heraus geworfen und die ersteAusgabe für 2015 erstellt.Es macht aber keinen Sinn alle Ereignisse des letzten Jahres in dem gewohntenUmfang ins Heft aufzunehmen. Obwohl sie es eigentlich verdient hätten und zumTeil sogar schon geschrieben und fotografiert wurden. Sternsingeraktion, Feuerwehrkarneval, Fronleichnamsprozession, Sommerfest TuS Egen, Bank Wanderparkplatz, Meisterfeier Tus Egen und das Schützenfest in Beinghausen sind langevorbei. Vielleicht wird das Jahr 2014 (falls gewünscht) Thema eines Bild- undWortvortrages des Egener Archivs.Die „aktuelle“ Berichterstattung beginnt deshalb erst mit dem Herbst und ein paarEindrücken vom Erntedankfest auf der Hasenburg. Die Advents- und Weihnachtszeit hatten ebenfalls eine Menge zu bieten. Richtig historisch wird es bei demSchwertpunktthema der vorliegenden Ausgabe zum Thema Schule. Ein toller Bericht von einer ehemaligen Schülerin mit Namen Margret lässt das Schulleben wieder lebendig werden. Auszüge aus der Schulchronik zum Ausbruch des 1. Weltkrieges zeigen auf, wie auch in Egen die Kinder vor den weltpolitischen Karrendieser Zeit gespannt wurden.Viel Spaß beim studieren der aktuellen Ausgabe der Dorfzeitung wünschtder letzte Mohikaner vom PresseclubMichael Huser


4Erntedankfest 2014auf der HasenburgAm ersten Oktoberwochenende feiertewir unser Erntefest in der schon langjährigen traditionellen Art des Dorfes.Der Seniorennachmittag am Donnerstag mit Andacht in der Kirche und anschließender gemütlicher Kaffeerundebildete den Auftakt. Der Ball am Freitagabend mit Theatervorstellung, Musik aus der „Dose“, Tanz und Verlo-sung war Teil Zwei des Festreigens.Der Höhepunkt des Erntedankfesteswar für alle Beteiligten wieder derSonntag mit der am Beginn des Tageszelebrierten heiligen Messe und densich daran anschließenden Zug der Erntewagen. Der Zug der Wagen fuhr 2014zur Ortschaft Hasenburg auf den Hofder Familie Finklenburg.M.H.Pater Roy George Madamana zelebrierte die heilige Messe. Diakon Kaluza segnete zuerst die am Altar stehenden Feldfrüchte und im Anschluss an die Messeden ganzen Erntezug aus Menschen und geschmückten Wagen.


5Den Zug der geschmückten Erntewagen erwarteten nicht nur diese drei vor derKirche stehenden Damen. Zahlreiche Menschen säumten die Straßen in Egenum zu schauen, was die einzelnen Gemeinschaften der Wagenschmücker geschaffen hatten.


6Nach der Segnung setzte sich der Erntedankzug in Bewegung. Ziel Hasenburg.


7Alle im Zug mitfahrenden Gespanne waren aufwändig gestaltet. In der Ortschaft Hasenburg wartete eine Jury, welche wieder die schwierige Auswahltreffen mussten, welcher der beteiligten Wagen wohl der prächtigste war.


8Auf dem Hof der Familie Finklenburg erwartete man bereits den Zug der Wagen und den Ansturm der Menschen auf die „Futterkrippe“ und die anderenAttraktivitäten wie Hüpfburg, Bullenreiten, Karussell und Blasorchester.


9Walders altes Hausin Schwickertzhausen wird saniert und umgebautStand Abrisses am 26. Oktober 2014


10Neues Haus in EgenNachtbaustelle


11Andacht zum 1. Adventmit Pastotalreferent Markus UrbatzkaWas bedeutet Advent? Zu dieser Fragestellung präsentierten Jugendlicheund Erwachsene unter dem prächtigenAdventskranz in der Andacht ein Stückaus einer besonderen Schule, der Adventsschule. Diese bestand aus vierSchuljahren und bot Nachdenklicheszum Thema Advent. Weg vom Materiellen, weg von der Hektik und mehrhin zum Herzen stand auf dem Lehrplan. Während der Ansprache vonMarkus Urbatzka wurde das Gehörtevertieft und neue Ideen und Gedankenfür eine schöne und sinnvolle Zeit imAdvent von den Andachtsbesuchern ineiner kleinen Pappschachtel gesammelt.Damit sie uns nicht verloren gehen…Bei guten Gesprächen, Kaffee und Kuchen klang die von Claudia Hinnüberinitiierte Veranstaltung im Sportlerheim aus.M. H.


12Adventskonzertin der Kirche in EgenChorgesang, Instrumentalstücke auf Orgel, Keyboard, Flöte und Saxophon,sowie der gemeinsame Gesang der Chöre mit den Konzertbesuchern stimmtenfeierlich auf die kommende Weihnachtszeit ein.


13Die kfd ist aufgelöst - Es lebe die FrauengemeinschaftKatholische Frauengemeinschaften derRegion bangen um ihren Fortbestand.Eine relativ große kfd-Gruppe an St.Marien in Radevormwald hat sich aufgelöst. In Hämmern gibt es ebenfalls dieseGemeinschaft nicht mehr und auch inEgen ging die Geschichte der kfd zum31. Dezember 2014 zu Ende.Die notwendigen Beschlüsse derEgener Frauengemeinschaft warenschon im laufenden Jahr 2014 gefasstund von den übergeordneten Gremiennach entsprechenden Mitteilungen auchvon diesen genehmigt worden.Die Egener Frauen fühlten sich inder Organisation nicht mehr wohl. DasInteresse der Frauen und die Bereitschaftan den teilweise als „überkandidelt“ betrachteten Aktionsvorschlägen seischwindend gering gewesen. Mit buntenTüchern wedelnd um den Altar tanzen,das wollten wir nicht, erläutert die letzteVorsitzende Resi Goller. Weitere Kritikpunkte waren das für die Frauen nichteben attraktive „Mütterblättchen“, dasAbführen eines Großteils der Mitgliedsbeiträge an die oberen Vereinsebenenund der Rückfluss von Mitgliedsbeiträgen nur für genehme Aktionen (siehemit Tüchern Wedeln; Anm. der Red.).Aus diesen Gründen machte es ebenauch keinen Sinn, sich für einen Fortbestand oder eine Fusion einzusetzen,meint Goller.Zum Termin der Auflösung hatteGoller allen beteiligten Stellen der kfdeinen Neujahrsgruß und ein paar freundlichen Abschiedsworte geschickt. DieReaktion darauf war aber eine absolutunangenehme Überraschung. VonFreundlichkeit keine Spur. Stattdessensah sich Goller plötzlich mit Vorwürfenkonfrontiert, dass diverse Regularienangeblich nicht eingehalten wurden undeine Vereinsauflösung nicht per Neujahrsgruß vollzogen würde. Außerdemhätte man es lieber gesehen, wenn manmit Nachbargemeinden fusioniert hätte.Die Reaktion der ehemaligen Vorsitzenden fiel entsprechend verärgert und kühlaus. Sie erinnerte die Damen und Herrenaus Köln und Düsseldorf an die geführteKorrespondenz und die daraus resultierende und bereits vorliegende Genehmigung zur Auflösung der Gruppe. Einzigzu loben waren die freundlichen Worteaus Wipperfürth von Pastor Jablonka,der den Frauen für die Arbeit der vergangenen Jahre ausdrücklich gedankthat.Eine Frauengemeinschaft wird esin Egen weiterhin geben. Nur nicht mehrunter dem Dach einer kirchlichen Organisation und nicht als eingetragener Verein. Bereits während der Beratungenüber die Auflösung stand fest: wir machen weiter! Über mangelndes Engagement ist auch nicht zu klagen. Das Gegenteil ist der Fall, freut sich Goller. Wirhaben nun mehr denn je Frauen, die bereit sind mitzumachen und zu organisieren. Unsere Aktivitäten stehen nun allenFrauen aus und um Egen offen! DerFrauenkarneval 2015 ist ebenfalls gesichert. Die Feuerwehr übernimmt dieTrägerschaft für dieses Fest. Einen Veranstaltungskalender mit vielen Terminenfür 2015 ist ausgearbeitet worden. Nureines fehlt noch. Ein neuer Name für dieFrauengemeinschaft.M.H.


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15Die Krippe in unserer Kirche2014 - Gewänder - Aufbau - Krippenbau - alles neuIn diesem Jahr präsentierte sie sich imVergleich zu den Vorjahren stark verändert. Landschaft, Unterbau und Stallwurden vergrößert und erhielten eineneue Form.Krippe war und ist gelebtes Brauchtum.Gläubigkeit und zugleich das handwerkliches Können bilden dabei denAntrieb für die Beteiligten.Geblieben sind zwar die Figuren., aberauch diese erhielten komplett neueKleider genäht. Eine Gruppe von Egenerinnen und Egenern haben viele Stunden gemeinsam an dieser Krippe gebautund nebenbei der Küsterin an der Kirche eine Menge Arbeit erspart. UnsereAls da waren:Felice + Heinz Goller,Klaus Jung,Manfred WurthundIrmgard RichardM. H.


16PlätzchenbäckereiDer dritte Advent war ein besonderer Tag inEgen. Alle Menschen aus Egen waren eingeladen am Backwerk mitzutun. Klaus Junghatte in seinem Bücherwohnzimmer in Egen4extra dafür eine Küche mit Arbeitstisch undBackofen eingebaut. Frischer Kaffee war gekocht und Naschen bzw. das Verkosten derfrisch gebackenen Plätzchen war ebenfallsnicht verboten. Richtig gemütlich, aber dochemsig ging es zu. Selbst die Presse, also ich,durfte mitmachen. Dummerweise hatte ichein aus einer Zeitung entnommenes Rezepterwischt. Was zum Zeitpunkt meines Schaffens aber niemand wusste: das Rezept warfalsch. Die geschlagene Masse hätte nachkurzer Zeit nicht nur süß, sondern auch steifwerden sollen. Trotz intensivster Bemühungen… Egal, alle Lacher waren auf meinerSeite. Nur gut (nein schade!), das nicht soviele Egener der Einladung gefolgt sind unddiesen wunderbar duftenden und wohlschmeckenden Nachmittag verpassten.M. H.


17Krippenspiel am Heiligen Abendin der Kirche in Egenseinen Mensch gewordenen Sohn Jesusseine Liebe schenken will.Das Krippenspiel war gelungen, dieAufführung gut geraten. Den Menschenhatte beides gut gefallen. Der Applauswar entsprechend groß. Und noch einesist zu bemerken. Die gute Aufführungeines Krippenspiels führt die Menschenebenfalls hin zu Krippe und hat somitDas von einigen Mitgliedern des Ort- eine Berechtigung.sausschusses und von den Messdienernvorbereitete Krippenspiel beschäftigte Nach der feierlichen Andacht gingensich mit der Wichtigkeit von Josef, ob dann auch viele der KirchenbesucherMaria einen Mann an ihrer Seite über- nach vorne zur Krippe. Um sie den Kinhaupt für die Kindeserziehung nötig hat dern zu zeigen und selber die so liebeund ob ein Krippenspiel einfach nur eine voll neu gestaltete Krippe und die neuengute Aufführung werden muss. Nun, es Kleider der Figuren zu bestaunen. Vielstellte sich im Verlauf der Aufführung Lob sprach man den beteiligten Bauleuheraus, dass Josef und alle im Krippen- ten aus. Groß und Klein kamen an derspiel scheinbar nur am Rande agieren- Krippe miteinander ins Gespräch. Undden Menschen wichtig sind und uns zur immer wenn sie wieder auseinander ginKrippe hinführen. Zur Erinnerung daran, gen, wünschten sie sich gegenseitig eindass Gott uns alle liebt und uns durch frohes Weihnachtsfest.C.H. + M.H.Der heilige Abend war schon nahe undunsere Kirche am Nachmittag um 16:00Uhr bis auf den letzten Platz besetzt.Max und Thomas hatten schon auf ihrenSaxophonen weihnachtliche Lieder erklingen lassen und die versammelte Gemeinde auf die bevorstehende Krippenfeier und Andacht eingestimmt.Die Akteure des Krippenspiels am Heiligen Abend in der Kirche in Egen. Bild C.H.


18Dem Aufruf der Sternsingeraktion waren erfreulich viele Kinder aus Egengefolgt. In Gruppen aufgeteilt, bereistensie am 4. Januar das Dorf und seine Umgebung. Sie brachten Gottes Segen indie Häuser und Wohnungen der Bevölkerung. Dabei sammelten sie Geldspenden in Höhe von 1285 Euro. Das gespendete Geld fließt in diesem Jahr inein Projekt für die gesunde Ernährungvon Kindern auf den Philippinen. DieSternsinger gingen selber auch nicht leeraus. Als Gabe erhielten sie zahlreichSüßigkeiten in die Taschen gesteckt.Diese wurden gerecht unter allen beteiligten Kindern verteilt. Zum Abschlussstärkten sich alle kleinen Könige unddie schon erwachsenen Helfer bei einerwarmen Mahlzeit im Sportlerheim. DenSpendern, den Helfern (Fahrer, Küche,Begleiter) und besonders auch den Kindern danken recht herzlich die Organisatoren. Natürlich hoffen sie auch, dassalle Beteiligten sich im nächsten Jahrwieder beteiligen, wenn die Sternsingerausgesendet werden. M.H.Bilder: C.H


19Neujahrsempfang des BürgervereinsRückblick 2014 - Ausblick 2015Der Verein hatte am 11. Januar 2015zum Neujahrsempfang mit kleinemFrühstück ins Sportlerheim geladen. Sogar die örtliche Lokalpresse von der Bergischen Landeszeitung aus Wipperfürthwar anwesend und berichtete in Wortund Bild. Den Gästen präsentierte manzunächst einen kurzen Rückblick aufAktionen des letzten Jahres. Ein wenigüberraschend wurde von den Anwesenden registriert, dass das Projekt Elektroauto durch den Organisator als gescheitert betrachtet wird. Gründe hierfür waren mangelnde Akzeptanz und Unterstützung aus dem Dorf und damit verbunden die Nichterreichung der gesetzten Zielmarken. Das bis dahin für dasVorhaben gespendete Geld wurde an dieJugend zwecks Unterstützung der Jugendfahrt gespendet. Der Öffentlichkeitlive vorgestellt wurde die Vereins – In-ternetseite mit ihrem Kalender und denBeschreibungen der zahlreichen Projekte. Im Ausblick standen das geplanteDorffest und dessen mögliche Aktivitäten im Vordergrund. Einige Gruppierungen und Vereine gaben ebenfalls einenAusblick auf ihre geplanten Aktivitäten.Der Ökumenekreis stellte seine neuenMontagsgespräche vor. Die GeführtenWanderungen erläuterten ihr neues Jahresprogramm und überreichtem demBürgerverein eine kleine Geldspende.Die Wanderer im Raum Gardeweg rasten oft auf einer Bank nahe der ehemaligen Gardeweger Mühle. Hermann-JosefKoppelberg kam daher auf die Idee, dortein Hinweisschild auf die Mühlenanlagezu installieren. Er spendete einen Betragfür die Anfertigung ein hölzernes Schildes, welches der Bürgerverein nahe derRuhebank anbringen wird.M. H.


20Ökumenekreis - Montagsgespräch„Ja aber… Über Beweg- und Hinderungsgründefür die Bundesradtour 2014 von Klaus JungDer Ökumenekreis im Dorf ist bekanntfür die Gestaltung ökumenische Gottesdiensten. In Wipperfürth ist wunderlicherWeise der Bekanntheitsgrad höher als imeigenen Dorf. Aber dies sei nur schmunzelnd am Rande bemerkt. Auf den Vorbereitungstreffen stehen sich die unterschiedlichsten Betrachtungsweisen überein Thema gegenüber. Dieser sich darausergebende und recht interessant empfundene Gedankenaustausch sollte einmalim größeren Kreisen stattfinden, so dieIdee. Jedes Kind muss einen Namen haben. Deshalb wurde der für das erste Gesprächsthema geplante Wochentag Namensgeber: Montagsgespräche.Das erste Thema war denn auch schnellDer Plan für 2016: Fahrt durch dieMitte von Deutschlandgefunden. Klaus Jung und seine BundesRadtour aus dem Jahr 2014 wurde nachRücksprache mit dem Akteur das ersteThema des Montagsgesprächs. Überschrift: „Ja, aber…“ Knapp 25 Gästekonnte Rosemarie Wendler am Abenddes 19. Januar 2015 begrüßen. Mit Bildern, einem Wortvortrag und kurzenTextlesungen vorgetragen durch einenGast nahm Jung seine Zuhörer und Zuseher mit auf eine Reise zu den Zipfelortenunseres Landes. Dabei ging es jedochnicht vordergründig um landschaftlicheSchönheiten und Sehenswürdigkeiten,sondern vielmehr um die Beweggründebzw. Hinderungsgründe für so eine Reise. Menschliche Begegnungen währendder Fahrt, den Mut ins Ungewisse aufzubrechen, lieb gewonnenes und gewohnteszurück zu lassen, Haus und Hof seinenKindern zu überlassen, Vertrauen in deren Fähigkeiten zu entwickeln, sich demWetter zu ergeben, Alleinsein zu ertragen und sogar als schön zu empfinden,neue Eindrücke zu sammeln, die Naturund Siedlungsräume in ihrem Wechselzu sehen, und und und, machten KlausJung den Weg frei für den Blick auf neueHorizonte. Ein spannender und zugleichsehr persönlicher Reisebericht wurdegeboten. Am Ende des Vortrages entspann sich dann auch wie gedacht derGedankenaustausch unter den Gästen mitdem Vortragenden.Das nächste Thema ist schon vorbereitetund der Termin festgelegt. Im Februargeht es weiter.M. H.


21Erinnerungen an den Schulunterricht in Egenvon Margret Moritz geb. LambertAls ich beim Lesen der einmaligen„Weihnachts-Sonderausgabe“ beschloss, über dieses Thema zu schreiben, wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich fast 8 Jahre lang – mit Ausnahme der Ferien – bei jedem Wetteran sechs Tagen in der Woche ( wirhatten auch an den Samstagen Unterricht ) morgens von Kotten nach Egenund mittags von Egen nach Kottengegangen bin.Dies war manchmal hart, besondersbei Regen oder im Winter. Ich erinnere mich daran, wie wir Kinder ausdem „Bieverrott“ an einem frostigenWintertag sehr große Mühe hatten,mittags den Egener Berg herunter zukommen, der an seiner steilsten Stelleauf der ganzen Straßenbreite dick vereist war. Wir haben uns dann amWaldrand von Baum zu Baum gehangelt bis wir an der Einfahrt nachSchwickertshausen ankamen und abda durch Gras gehen konnten.Dies hat bei mir wohl großen Respektfür den Egener Berg hinterlassen, weilich einmal auf die Frage des Lehrers,ob wir drei berühmte Berge nennenkönnten, den Mount Everest, den Kilimandscharo und den Egener Bergnannte. Komisch, dass der Lehrerlachte. Aber immerhin akzeptierte erdie Antwort als richtig !Für Kinder ist heute der Unterricht inso einer „Zwergschule“, wie diesekleinen Landschulen genannt wurden,schwer vorstellbar. Damals gab esnoch keine Haupt- und Realschulen,sondern nur Volksschulen, in denendie Kinder vom 1.-8. Schuljahr unterrichtet wurden. In den Städten befanden sich daneben noch die Gymnasien, in denen die Schüler vom 5.Schuljahr bis zum Abitur geführt wurden.Als ich im April 1960 ( ein Schuljahrdauerte damals vom 1. April bis EndeMärz des folgenden Jahres ) eingeschult wurde, unterrichtete in Egenein Lehrer alle Schüler der acht Klassen in einem Raum.Das waren im Schuljahr 1960/61 insgesamt 48 Schüler ( 22 Jungen, 26Mädchen ), wie ich in der Schulchronik gelesen habe. Die Schüler kamenalso aus allen Ortschaften, die zur Kirchengemeinde Egen gehörten, meistens zu Fuß zur Schule und dementsprechend waren alle bei Schnee oderRegen triefnass. In der Ecke des Klassenraums stand ein großer Eisenofen,der mit Kohlen beheizt wurde. Icherinnere mich daran, wie dann die


22Jacken zum Trocknen in die Nähe desOfens gehängt wurden. Das war schonein besonderer Geruch in diesem Klassenzimmer. Der rußende Kohleofen unddie nassen Jacken, deren Feuchtigkeitden ganzen Raum zum Dampfen brachte.Die Schüler saßen klassenweise zusammen von den jüngsten Schülern vornebis zu den ältesten ganz hinten. Dannwar es in der Anfangszeit noch so, dasswir auf Schiefertafeln schrieben. DieseStifte auf den Tafeln verursachten ziemlich schrille Geräusche beim Schreiben.Es war schon eine besondere Geruchsund Geräuschkulisse in diesem Klassenraum. Wir saßen zu dem Zeitpunkt analten Holzbänken, in denen es noch dasLoch für ein Tintenfass gab, wenn ichmich recht erinnere.In den ersten Wochen unterrichtete unsHerr Karl Bode, bis dann der neue Lehrer, Herr Rudolf Berger, ab August 1960nach Egen kam.In den Jahren vorher unterrichteten lt.Schulchronik zeitweise zwei Lehrer ander Schule Egen ( ab Mitte der fünfzigerJahre Frau Elisabeth Graf und Herr KarlBode ). Aber wegen Lehrermangel wurde die Schule Egen ab dem 1.4. 1960zunächst einzügig geführt.Der Unterricht lief so ab, dass der Lehrer sich nacheinander den verschiedenenSchuljahren zuwandte, wobei ab demdritten Schuljahr die Schüler zweierJahrgänge zusammengefasst wurden, dieLerninhalte sich also beim 3./4., 5./6.und 7./8. Schuljahr nur wenig unterschieden. Er versorgte zunächst die hö-heren Klassen mit Übungen und arbeitete dann zunächst mit den Kindern desersten Schuljahres und gab ihnen eineAufgabe. Danach, während die Jüngstenhieran saßen, arbeitete er mit den Schülern des zweiten Schuljahres, stellte ihnen Aufgaben und wandte sich dann ans3./4. Schuljahr. So ging es weiter biszum 7./8. Schuljahr. Es gab damals keinen Kopierer, sodass in den Büchernoder mündlich gearbeitet wurde.Es konnte natürlich auch vorkommen,dass ein Schuljahr gar nicht besetzt war,weil es in Egen kein Kind dieser Altersgruppe gab. Ich nehme an, dass HerrBerger die Übungsaufgaben auch aufeinzelne Kinder abstimmte, wenn esnötig war.Gut erinnere ich mich noch daran, wieinteressant ich es fand, wenn der Lehrermit den älteren Schülern Themen z.B.im Fach Geschichte erarbeitete und wirzwangsläufig zuhörten. Heute ist mirbewusst, dass wir da jahrelang beiläufig,quasi nebenbei, schon viel vom Schulstoff der höheren Klassen lernten.Im Klassenzimmer war es ruhig und diegrößeren Schüler wurden gelegentlichangehalten, den kleineren zu helfen. Icherinnere mich daran, dass mir bei denersten Schreibübungen durch einen älteren Schüler geholfen wurde. Es gab soetwas wie eine „Helferkultur“, was heute wieder ein moderner pädagogischerAnsatz ist. Ich war zum Beispiel zeitweise das Helferkind von Michael Huser, der recht gelehrig war. Dies hat sichgelohnt. Wie man sieht, ist aus ihm der„letzte Mohikaner“ der Egener Zeitung


23oben: Unterricht 1967 im unteren Klassenzimmer mit Lehrer Sengfelderunten: ebenfalls aus dem Jahre 1967 - Besuch von einem Lehrer aus Nigeria(ein Bekannter von Stefan Höne, der in der Entwicklungshilfe tätig war).


24oben: 1967 - Gruppenbild mit dem Lehrer aus Afrika und Herrn Sengfelder.unten: die Entlassklasse des Jahres 1959 mit Lehrer Bode fotografiert vor derSchule in Egen. Bilderquellen: 1967- Egener Archiv; 1959 - Schulchronik


25geworden. (das mit dem gelehrig seinhaben andere Pädagogen später andersgesehen, hi, hi. Da hieß es dann oft:Huser Note Sechs, setzen! - Anmerkungder Redaktion)Gut erinnern kann ich mich daran, dassHerr Berger jeden Tag mit uns sang. Dawaren dann alle Schüler beteiligt undsangen gemeinsam. Auf seine Initiativeschafften sich alle Schüler ein Liederbuch an, aus dem viele deutsche Volkslieder gelernt wurden. Dieses Buch habe ich heute noch und es kam schon beivielen Lagerfeuer-Gelegenheiten zumEinsatz.Herr Berger hatte ein Gespür dafür einegute Atmosphäre zu schaffen. So erinnere ich mich noch gut daran, wie er inder Adventszeit jeden Morgen zu Beginn des Unterrichts im dunklen Klassenzimmer beim Schein einer Kerze dieWeihnachtsgeschichte von Charles Dickens über den Geizhals Scrooge, dendie Geister der Weihnacht bekehrten,vorlas. Damit hat er uns ganz nebenbeian die Weltliteratur herangeführt undunser Interesse am Lesen geweckt.Den Handarbeitsunterricht für dieMädchen übernahm Frau Maria Fleck.Alle vierzehn Tage fuhren wir zumSchwimmunterricht nach Wipperfürthin das Hallenbad an der Ringstraße.Diesen Unterricht gab es laut Schulchronik seit 1959. So bekamen wir dieChance schwimmen zu lernen, was derGeneration vor uns noch nicht vergönntwar. Hier habe ich mit geduldiger Unterstützung von Elisabeth Kurpanik, dieuns immer begleitete, schwimmen ge-lernt.Sportunterricht gab es, wenn ich michrecht erinnere, nicht wirklich regelmäßig. Allerdings ist auf dem Zeugnis eineNote „Leibesübungen“ zu finden. Wirspielten Völkerball auf dem Schulhofoder dergleichen sportliche Spiele. Icherinnere mich, dass wir gelegentlich inden Wald unterhalb „der Schmitte“ gingen und „Räuber und Gendarm“ spielten.Wir unternahmen Wanderungen in dieUhlenflucht oder ins „Westfälische“nach Graben und in die Felsenbeck. Daswar Heimatkunde zum Anfassen. HerrBerger machte uns auf Besonderheitenunserer Gegend, Kulturdenkmäler ( z.B.die Knochenmühle in Kotten ) und Naturdenkmäler, wie uralte Bäume, aufmerksam.In den Jahren 1961 und 1962 wurdendie Schule und die Lehrerwohnungenrenoviert, eine Zentralheizung eingebaut, neue Toiletten und der Pausengang erstellt.Die Schulgebäude wurden also modernisiert. Dies konnte von den Köpfennicht aller Menschen behauptet werden.In einem sehr kalten und langen Winter,es mag 1962/63 gewesen sein, wagtenes einige Mädchen in langen Hosen zurSchule zu kommen. Hierüber beschwerte sich ein einzelner Vater ( wie ich ausgut informierter Quelle erfuhr ) und eswar den Mädchen fortan untersagt, inlangen Hosen zur Schule zu kommen.Dieses Verbot konnte dann allerdings


26nach Beschwerden anderer Familien, dieihre Kinder nicht bei zweistelligen Minusgraden im Rock zur Schule schickenwollten, derart verändert werden, dassdie Mädchen zwar mit einer langen Hose zur Schule kommen durften, im Unterricht jedoch einen Rock darüber ziehen mussten. Also hing danach im Fluralles bereit und die Mädchen saßen inHose mit Kleid oder Rock darüber imKlassenzimmer. Auch dies ist ja derzeitwieder modern !Damals war es durchaus üblich, dass imHerbst einige Bauern in die Schule kamen und Schüler für ihre Kartoffelerntesuchten. Wir haben uns nachmittagsn ac h der Sc hul e un d i n d e n„Kartoffelferien“ ( heute Herbstferiengenannt ) einiges Geld mit Kartoffelaufsuchen verdient.Weiberfastnacht und der Geburtstag desLehrers waren besondere Tage. Danngab es Spiele, die Tische wurden beiseite gestellt und wir haben alle möglichenKreisspiele von „Hänschen Piepmal“ bis„Stille Post“ gespielt.Einmal im Jahr machten wir üblicherweise einen Schulausflug. Mit dem Busging es dann nach Schloss Burg, zumKölner Dom und zum HänneschenTheater oder zum Flughafen Düsseldorf.Im Jahr 1965 haben die Schüler der 5.-8.Klasse mit Herrn Berger eine viertägigeWanderung über Brügge, Lüdenscheidbis zur Kerspetalsperre und zurück nachEgen durchgeführt. Das habe ich nochin guter Erinnerung.Gut erinnere ich mich an die sehr schö-ne fünftägige Abschlussfahrt der 7. und8. Klasse im Herbst 1966 an den Bodensee. Hier hatte auch eine Fahrt nach Berlin zur Wahl gestanden, welche vonHerrn Berger sehr angepriesen wurde.Aber die Landkinder von Egen wolltennicht in das Häusermeer nach Berlinfahren, sondern lieber den Bodensee unddie schöne Landschaft drumherum genießen. Aus heutiger Sicht haben wir dadie Chance vertan, die geteilte Stadt unddie erst einige Jahre bestehende Mauerzu sehen. Aber der Lehrer konnte unsdamals nicht umstimmen.Herr Berger muss sich wohl mit Egenverbunden gefühlt haben. Jedenfalls hater in der Schulchronik mehrere Ereignisse ausführlich festgehalten und beschrieben, sodass so etwas wie eineDorfchronik entstanden ist.Ab Oktober 1964 kam Fräulein Middelanis ( heute Frau Gallus ) als zusätzliche Lehrkraft nach Egen und unterrichtete die Klassen 1-4. Dies dauerte allerdings nur bis zum März 1966. Dannwurde sie zur Grundschule Neye versetzt. Danach wurde die Schule Egenwieder einzügig geführt.Im April 1966 wurde auf Beschluss desLandtages der Schuljahresanfang jeweils auf August eines Jahres verlegt.Wir kamen dadurch in den Genuss vonzwei Kurzschuljahren, die vom 1.4.30.11.1966 und vom 1.12.1966 bis zum31.7.1967 dauerten. Ab dem 1.12.1966war das 9. Schuljahr Pflicht.In dieser Zeit wurde beschlossen,Zwergschulen zu schließen. Dies betraf


27auch die Schule Egen. Herr Berger wurde nach Eikamp versetzt und unterrichtete an der Schule Egen am 30.11.1966zum letzten Mal.Danach führte Herr Sengfelder bis Mitte des Jahres 1967 den Unterricht inEgen durch. Im Schuljahr 1967/68 wardann Herr Theodor Schepers als Lehrertätig. Der 27.6.1968 war der letzteSchultag in Egen. Zuletzt waren hier 43Kinder unterrichtet worden.Wer sich den Schulalltag einer Zwergschule genauer ansehen möchte, kanndies im Schulmuseum Katterbach inBergisch Gladbach tun. Dort gibt esFührungen durch Klassenräume undauch „Historischen Unterricht“.Informationen hierzu gibt es unterwww.das-schulmuseum.deMargret MoritzDie alte Schule in Egen erwacht langsam aber sicher aus ihrem Dornröschenschlaf. Längst sind die Schüler fort und die Lehrer ausgezogen. Der neue Eigentümer Rolf Felderhoff, setzt das Gebäude seit 2010 wieder instand. Seit letztem Jahrhat das Haus ein neues Dach und zum Teil bereits neue Fenster bekommen. Vielleicht kommen demnächst auch wieder Schüler in einen der Klassenräume. DieFrau des Eigentümers ist Lehrerin von Beruf und möchte nach der Renovierungnicht nur in dem Haus leben, sondern auch Kurse zu bestimmten Themen anbieten..


28Noch kann man dieses Detail außen an der Schule entdecken. Was für ein Gegenstand ist auf dem Bild zu sehen und wo findet man es? Ein alter Globus vomMond ist es jedenfalls nicht. Ein Hinweis: Das war eher ein für Lehrerinnen undLehrer vorbehaltenes „Etwas“. Es sei denn, man war als Schüler bestellt...


291914Lernen bei Ausbruch des I. WeltkriegesEin Auszug aus der Egener SchulchronikDie Schulchronik in Egen widmet demGeschehen des Krieges ein eigenes Kapitel. Die Eintragungen belegen den Einfluss des Krieges auf das alltägliche Leben der Menschen und Familien. DieKinder und Eltern werden zur Vaterlandsliebe erzogen.Auf dem Lande spielen zwar eher Landwirtschaft und Ernährung eine Rolle,aber auch hier haben Euphorie und Patriotismus die Oberhand. Bereits am Anfang des Jahres 1915 verschlechtert sichdie Ernährungslage merklich. Einschränkungen in Form von Rationierungenwerden staatlicherseits angeordnet. Esbeginnt mit der Rationalisierung vonBrot und wird wenig später auch aufandere Nahrungsmittel erweitert,. DerGrund hierfür sind die schnell wirkenden Seeblockaden Deutschlands durchdie Briten. Gleichzeitig gehen die Erträge der Felder zurück, da junge Bauernund später auch ältere Semester Soldatwerden müssen und Daheim die Arbeitnicht zu schaffen ist.Doch die Menschen wehren sich nichtSie sind und bleiben der Obrigkeit treuergeben. Bereitwillig lassen sie ihr Leben fremdbestimmt ablaufen. Alle Anweisungen werden befolgt. Der Obrigkeit ist jedes Mittel recht. Religiöse Ehrfurcht wird zur Unterstützung des Kaisertums und der Kaiserverehrung missbraucht. Die Folge ist, dass die alle Rituale, Unterrichtsinhalte, Gedenktage, Lieder und Gebete, Kriegsspielzeug, Uniformen und sogar Spendensammlungenden Alltag von Kindern und Eltern kenn-zeichnen. So können im Alltag Kriegslust und Patriotismus aufrechterhaltenwerden. Lesen, Schreiben, Rechnen verlieren die Priorität und werden, durchLehrinhalte die Unterordnung undPflichterfüllung vermitteln, abgelöst.Unterrichtsversäumnisse werden zugunsten von Erntehelfereinsätzen inKauf genommen.Die Menschen haben bedingungslosesVertrauen in die herrschenden Verhältnisse. Jegliche Kritik an Mitschuld amAusbruch des Krieges und den damitverbundenen Verlusten ist nicht vorhanden. Jeder Sieg wird gefeiert. Die Niederlagen werden tabuisiert oder sind nurzufällig ungünstigen Verhältnissen geschuldet. Der Kaiser geht über alles, dieOpferbereitschaft ist groß. Über diePferdemusterung wird zwar gemault,aber dennoch werden die gesunden Tieregegen Klepper oder kranke Pferde getauscht. Gestorben wird als Held, derHeldentod ist erstrebenswert. Dem Vaterland zuliebe.Der unten abgedruckte Auszug aus derSchulchronik beschreibt den Einfluss derObrigkeit der durch die Schule auf dieBevölkerung in Egen ausgeübt wurde…Das Chronikzitat endet, als der damaligeLehrer im Januar 1915 beginnt, auf Erfolge bei Sedan im Jahr zuvor abzuheben. Anscheinend reichten die aktuellenKriegsergebnisse schon nicht mehr aus,denn Mitte März 1915 wurde auch inEgen das Brot rationiert… Brot- undMehl- Bezugsbücher waren von nun anzu führen.M. H.


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31Abschrift aus der Schulchronik Egen, Einsehbar im Pfarrarchiv St. Nikolaus WipperfürthDer Weltkrieg 1914, seine Wirkungen in unserer Gemeinde und SchuleEngland, Frankreich und Rußland haben Deutschland, Österreich und der Türkeieinen Krieg aufgezwungen, der zu einem Weltkrieg ausgewachsen ist. Deutschlandkämpft um seine Existentz. Es wird sich zeigen, daß das deutsche Heer das kriegsvorbereiteetste und kriegstüchtigste der Welt ist. Von militärischer Seite hervorgehoben wird die Selbständigkeit und Entschlußfähigkeit der Führer, die körperlicheLeistungsfähigkeit und Ausdauer der Truppe, die Macht- und Gefechtsdisziplin,die vorzügliche Ausbildung im oftmals ungestümen Angriff und im Einnehmenund Herrichten befestigter Stellungen, die Schnelligkeit, mit der sie die Kavalleriean das Fuß gefecht gewöhnt hat, die sachgemäße Verwendung der schweren Artillerie des Feldheeres und die unglaublich kurze Zeit, in der das deutsche Heer denVorsprung anderer Mächte im Flugwesen, was die Flugzeuge, wie die Flieger anbetrifft, eingeholt hat. Wir sind alle der festen Zuversicht, daß der begonneneschwere Kampf einem siegreichen Ausgang nehmen wird und nehmen muß. DieseZuversicht wird bestärkt durch den Verlauf der Mobilmachung, bei der alles klappte, durch den glatten Verlauf des Aufmarsches nach glänzend durchgeführter Eisenbahnbeförderung und durch die bisherigen Erfolge auf den verschiedenenKriegsschauplätzen. Übergroße Opfer an Gut und Blut wird unser Volk tragenmüssen, ehe die zahlreichen Feinde gedemütigt am Boden liegen. Und das Vaterland wird jeden deutschen Mann brauchen, mag er mit waffenbewehrtem Arm zuvernichtenden Schlägen gegen den Feind auszuholen mitberufen sein, oder mag erin der Heimat dem Fortgang des staatlichen oder Erwerbslebens seine Dienste leisten. Für beide Zwecke hat unsere Gemeinde ihre Kräfte bereitgestellt. Als in denletzten Tagen des Juli die Eregnisse sich zuspitzten und in der Nacht zum 1. August die Mobilmachungspläne angeschlagen wurden, wurde die Gemeinde in einennie gekannten Zustand der Unruhe und Spannung versetzt. Viele suchten über diesen Zustand hinwegzukommen und ihre Gedanken auf einen bestimmte Arbeit hinzulenken, aber das wollte nicht gelingen. Die Leute waren in der Roggenernte undihre besten Kräfte mussten ins Feld. 18 Mann wurden in den ersten Wochen gleicheingezogen:Josef Biesenbach, Ahlhausen (4 Kinder) Hubert Biesenbach, Vossebrechen (6 Kinder) Heinrich Maaß, Vossebrechen (1 Kind), Gebrüder Carl und Paul Koppelberg,Müllensiepen (unverh.) Wilhelm Walder, Oberlüttgenau (unverh.) Bernhard Ackerschott, Platzweg (unverh.) Clemens Müllensieper, Platzweg (aktiv) Carl Peppinghaus, Hardenbicke (unverh.) Gebrüder Eugen und Joseph Sassenbach, Obernien(unverh.) Ewald Windhoff, Unternien (unverh.) Bernhard Büchler Unternien(unverh.) Josef Theme, Forste (unverh.) Willi Schmitz, Gardewegermühle(unverh.) Schäfer und Wader, Berge (?) Gustav Schäfer, Kirchenbüchel (?)Lehrer Brinkmann, Egen (unverh.) stellte sich beim7. Westf. Fußartellerie Rgt.


32Köln als Freiwilliger. Für die Landarbeiten hatten sich eine ganze Reihe Arbeitswillige auf dem Bürgermeisteramt in Wipperfürth gemeldet. Schüler kamen aus denbenachbarten Städten und boten sich den Leuten zur Hilfe an. Infolge einer Regierungsverfügung wurde zugleich am 1. Mobilmachungstage Kriegsernteferien festgesetzt, die vom 2. bis 17. August andauerten. Da die hiesige Gemeinde durchwegLandwirte aufweist, kamen die Kinder den Eltern sehr gelegen. Durch einen andereVerfügung wurden 7 Schüler, die bis zum 31. März 1915 14 Jahre alt wurden, ausder hiesigen Schule entlassen. - Etwas verstimmt wurden die Landwirte, als sie mitihren Pferden nach Lindlar zur Pferdemusterung mußten, bei der sämtliche Pferdezum Heeresdienste ausgehoben wurden. Durch die Prise, die bald darauf das königliche Landratsamt in Wipperfürth dafür auszahlte, wurden sie wieder zufrieden gestellt. Die Pferde sind unterdessen sehr im Preise gestiegen. Ein zweijähriges Ackerpferd wird mit 1500 bis 2000 Mark bezahlt. Da schon mehreremale in Köln Beutepferde versteigert wurden, haben sich viele Bauersleute noch ein Fohlen zugelegt,die mit 150 bis 200 Mark bezahlt wurden. Sie kamen aber krank hier an und verendeten auch meistens.Als die ersten Siege hier bekannt wurden, begeisterte sich alt und jung für das gewaltige Völkerringen. Die Landleute hielten in der Arbeit still und lauschten demGlockengeläute der hiesigen Kirche und der Kirchen der Nachbargemeinde. Es istein wunderbahres Gefühl, wenn man hier in 400m Höhe die Böllerschüsse von Wipperfürth, Hückeswagen und Radevormwald hört. Viele kamen dann direkt von derArbeit nach Egen gelaufen, um sich zu erkundigen, welchen Sieg wir wieder gewannen. Die Fernsprecher in Egen (Ortsbereich Wipperfürth) und in Kotten(Ortsbereich Radevormwald) tun uns jetzt sehr gute Dienste. Beide wetteifern, umuns die neuesten Telegramme sofort zu melden, zumal in den ersten Wochen dieTageszeitung vielfach ausblieb. Einwohner, die in Wipperfürth und Radevormwaldgewesen waren, kamen und erzählten wie das Volk in den beiden Städten auf demMarkt sich versammelt hatte. Es wurden begeisterte Ansprachen gehalten und patriotische Lieder gesungen. Schulkinder durchzogen die Orte und sangen„Deutschland über alles“ oder „Die Wacht am Rhein“. Unsere Jugend ahmte nach,was sie aus den Gesprächen der Erwachsenen erlauscht hatte. Auf der Straße sahman die gewaltigen Schlachten zwischen Deutschen und Österreicher einerseits undFranzosen, Engländer, Russen andererseits im kindlichen Spiel auskämpfen. DieFeinde wurden sämtlich niedergerungen und Deutschland blieb Sieger. Das warenschöne Tage für unsere Knaben und Mädchen. Als dann die ersten Verwundetenund Urlauber in unseren Ort kamen, konnten sie sich nicht satt sehen an dem Feldgrau ihrer Uniform. Einige Knaben trugen bald nachher mit Stolz eine feldgraueSoldatenmütze, andere hatten Abzeichen auf die Brust gesteckt. Die Mädchen tragen Haarschleifen in den Landesfarben. Vor dem Kriege interessierten sich die hiesigen Einwohner garnicht für das geistige Leben, von politischen Sachen ganz abgesehen. Als aber das einige Deutschland sich zu Kampfe aufraffte, die ersten Siegegemeldet wurden und alles vom Weltkriege sprach, da wachten alle auf und wurden


33lebendig. Zeitungen und Zeitschriften bestellten sie. Der Briefbote wird mit Spannung erwartet und dann lassen sie die Arbeit einige Zeit ruhen, um erst die neuesten Kriegsberichte zu studieren. Viele legten sich auch Kriegskarten zu und verfolgten dann an der Hand der Karte die Zeitungen vom Anfang bis zum Schluß. InFamilien- und Nachbarkreisen wird das Nähere besprochen und erörtert. Die gedienten Leute übernehmen die Erklärungen des Frontdienstes, der Heeresorganisation etc. Ihr Urteil ist dann maßgebend. Die Kinder, deren ganzes Denken, Fühlenund Handeln von den gewaltigen Ereignissen erfüllt ist, hören dann begeistert zu.Da der ganze Schulbetrieb den gegenwärtigen Zeitumständen Rechnung trägt, sowerden die Kinder hineingeführt in die Schule des Lebens. Von Tag zu Tag wird esdem Schüler zu einem tiefen Erlebnis, daß er ein Deutscher ist und was es heißt einDeutscher zu sein. Kein Fach des Stundenplans läßt uns ohne Gelegenheit, die eiserne Zeit in den Herzen unserer Schüler festhalten zu helfen. Die Erlasse der königlichen Regierung legen uns dar, in welcher Weise das zu geschehen ist. Die erste Stelle nimmt die Pflege des religiösen Gefühles ein. Als der Krieg ausbrach, dawar es, als wenn eine gewaltige Woge von erwachten religiösen Lebens über unsere Gemeinde hinwegrollte. Das Wort des Kaisers „Nun gehe in die Kirche und betet“ und der Ruf des Reichskanzlers „ Die Herzen zu Gott“, haben mächtig gezündet. Am 5. August und am 10. Januar waren allgemeine Bittage, alles strömte in dieKirche. Die Bittage vom 8. 9. und 10. Januar waren vom Pabst für die ganze Christenheit verordnet, um Erflehung des Friedens; alle katholischen Christen empfingen an diesen Tagen die Kommunion. Jeden Morgen wird in der Messe für die Soldaten gebetet, dazu wird ebenfalls ein Gebet für Erlangung des Friedens verrichtet.Der Geschichts- und Geografieunterricht wird jetzt zum Gegenwards- undWirklichkeitsuntericht. Die beiden Fächer sind heute in den Vordergrund gerückt.Das Kind erlebt und empfindet die Ereignisse mit, deshalb wird der Krieg in seinerganzen Entwicklung verfolgt. Unsere Schulwandkarten bieten dabei das beste Veranschaulichungsmittel. Für die einzelnen Kriegsschauplätze wurden genaue Skizzen an die Wandtafel gezeichnet. Die Bodenbeschaffenheit und wirtschaftliche Bedeutung der kriegführenden Staaten sind hervorgehoben. Dabei werden die Kriegsgegebenheiten geschildert. Zeitungen, Kriegschroniken, Feldpostbreiefe bringenreichen Stoff. Die Feldpostbriefe von Angehörigen der Gemeinde werden vorgelesen. Aus den Berichten werden allgemeine Bilder zusammengefügt, wie: das Heerund seine Organisation, der Aufmarsch des Heeres, das Rote Kreuz, die sanitärenEinrichtungen, die Festungen, Liebestätigkeit in unserer Gemeinde. Dabei wird imUntericht der Lehrplan vollständig beibehalten, nur minderwichtige Stoffe scheiden aus. Durch Verknüpfungen gelangt das Kind zu einer schärferen Erfassung desgeschichtlichen Geschehens, insbesondere erkennt es, daß auf der vaterländischenGesinnung vor allem die Kraft eines Volkes beruft, und daß es überaus schwierigwar, das Deutsche Reich zusammen zu schmieden, das jetzt von so vielen Feindenbedroht ist. Dem vaterländischen Gedanken dient auch der deutsche Unterricht.Das Lesebuch bietet eine ganze Menge von Lesestücke, die für diese Zeit wie ge-


34schaffen sind. Dazu werden Dichtungen der jetzigen Zeit eingeprägt. Im Schreibenwerden Feldpostkarten besprochen und geübt. Im Rechenuntericht kommen diePreisaufschläge der gegenwärtigen Zeit zur Anwendung. Der Gesangunterricht übtvorwiegend vaterländische Lieder ein. Dem Zeichenuntericht bietet der Krieg reicheinteressante Stoffe. Fahnen, Rot Kreuz, das Eiserne Kreuz, Geschosse, Helme, Mützen, Säbel, Gewehre, Kanonen, Schiffe, Kartenskizzen zeichnen die Kinder jetzt mitgroßer Freude. Auf die Gefühle der Kinder wirkt aber nicht allein der Unterricht ein;sie werden auch ganz gewaltig beeinflußt durch die Siegesfeiern, die stattfinden. Einpaar Vaterlandslieder und eine von Herzen kommende Ansprache genügt, um einegroße Begeisterung hervorzurufen. Dazu hat die königliche Regierung vom 27. Februar 1915 verfügt, daß nach amtlicher Meldung eines großen und entscheidendenSieges der Unterricht ausfalle. Am 2. September 1914 wurde unter Glockengeläutund unter dem Dröhnen der Böllerschüsse Sedan gefeiert. Es war ein neues, einkriegerisches Sedan; denn wie auf Bestellung traf am 2. September die Siegesnachricht ein: „Die Armee unseres Kronprinzen hat 10 Armeekorps der Franzosen zurückgeworfen. Der Kaiser befand sich während des Gefechtes bei der Armee desKronprinzen und verblieb die Nacht über bei den Truppen. In der Ansprache wurdebesonders hervorgehoben, dass Sedan der Geburtstag des geeinten neuen deutschenReiches wurde. Aus den gemeinsamen Kämpfen ging ein einiges Deutschland glorreich hervor. In dem heißen Ringen wurde die deutsche Kaiserkrone geschmiedet,die gemeinsam blutige Walstatt schlang ein heiliges Band um die deutschen Stämme, die jetzt wie ein Mann gegen eine Welt von Feinden kämpfen…Der Mann mit Fernrohr könnte aus Egen stammen - Hubert Beul ??Fest steht aber ,dass einer der Soldaten aus Egen kommt (Bild Slg. Egener Archiv)


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36Müllsammelaktion 2015Das Dorf von achtlos fortgeworfenem Kleinmüll befreienDieses Jahr findet die jährliche Müllsammelaktion am 21. März statt. Wir treffenund um 11:00 Uhr in Egen City um gemeinsam unser Dorf von Müll und Unratzu befreien. In Kleingruppen eingeteilt laufen wir auch die Umgebung ab.Der eingesammelte Müll wird am Nachmittag zentral in Egen von der StadtWipperfürth abgeholt. Die Stadt gibt auch einen kleinen zuschuss für Essen undGetränke. Im Anschluss der Sammelaktion treffen wir uns im Sportlerheim umuns zu stärken und uns in Ruhe ein bisschen zu unterhalten, Kaffee zu trinkenund zum spielen.Toll ware es, wenn möglichst viele teilnehmen, dann macht es doppelt Spaß undgeht viel schneller. Über neue an der Aktion teilnehmenden Gesichter freuen wiruns natürlich auch immer wieder. Wir sind viel an Straßen unterwegs undwünschen uns deshalb die Begleitung durch Erwachsenen.Mitbringen müsst ihr wetterfeste Kleidung, Handschuhe und natürlich gute, guteLaune. Falls ihr habt, bringt unbedingt Warnwesten mit.Wir freuen uns auf euch,für den Ortsausschuss, Claudia Hinnüber.ImpressumDie Dorfzeitung Egenerscheint (meistens)vierteljährlich.Leserbeiträge sind ausdrücklich erwünscht.Beiträge bitte an diePostadresse oderelektronisch an:dorfzeitung@huserland.dePostadresse:Kottmannshausen 142477 RadevormwaldVerantwortlich:Michael HuserRedaktion:Michael HuserFreie Mitarbeiter/innen:Claudia HinnüberMargret MoritzUta WagnerAnnette Mickenhagen


37ZEITUNGFÜRDASKIRCHDORFEGENTermine—Termine—Termine30.01.2015Feuerwehrkarneval19:11 Sportlerheim Egen;06.02.2015Mütterkafffee - Frauenkarneval16:11 Uhr Sportlerheim08.022015Wegekreuze - Geführte Wanderung10:00 Uhr Wanderparkplatz Egen - Anmeldung erforderlich!09.02.2015Montagsgespräch19:30 Uhr im Sportlerheim Thema: „Befreit Leben“13.02.2015Kinderkarneval14:11 Uhr im Sportlerheim20.02.2015Musik in Egen420:00 Uhr „Trailhead“ spielt22.02.2015Ewiges Gebet in EgenWahrscheinlich wandernd; ab Kirche Egen; Details per Aushang23.02.2015Planungsabend Dorffest „Egen lebt“20:00 Uhr Egen4 - Planungsausschuss27.02.2015Musik in Egen420:00 Uhr „Spencer Bohren“08.03.2015Bergische Lebensart - Geführte Wanderung10:00 Uhr Wanderparkplatz Egen - Anmeldung erforderlich!11.03.2015Frühstück von/für FrauenFür Details bitte an Claudia Hinnüber wenden04.03.2015Andacht für Senioren - anschließend Kaffee trinken14:30 Uhr Kirche Egen - anschl. Sportlerheim13.03.2015Ökumenischer Gottesdienst19:00 Uhr Kirche Egen20.03.2015Musik in Egen420:00 Uhr „Breakdown Blues Band“29.03.2015Andacht zum Palmsonntag15:00 Uhr in der Kirche


38ZEITUNGFÜRDASKIRCHDORFEGEN