07/2020DEMOKRATIE UND WAHL(EN)SEIT 19465,– Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, MZ 14Z040222 M, Nr. 07/2020Wahlrecht für alle!Julia Brandstätter / Gernot TrausmuthDie Bildungsorganisation  der digitalen ZukunftMarcus SchoberDie neoliberale Aushöhlung  der DemokratieJulian KroyerDer SpaltZarah Weiss


EDITORIALAngesichts der Wiener Gemeinderatswahl im Oktober und der US-Präsidentschaftswahl im November 2020 stand jüngst erneut zur Debatte, welche Rolle Wahlen in einer De-mokratie spielen und wie genau das Verhältnis dieser beiden Begriffe gefasst werden kann. Deshalb hat sich die Redak-tion der ZUKUNFT entschlossen dem Thema Demokratie und Wahl(en) eine eigene Ausgabe zu widmen, in der es aus ver-schiedenen Perspektiven darum geht zu diskutieren, wie die-ses Thema angesichts autoritärer und diktatorischer Herr-schaftsformen angegangen werden kann. Denn ob in der Lokal- oder Globalpolitik, Wahlen stellen das Kernelement der Demokratie dar, weil sie das Unvorhergesehene und Kon-tingente nicht nur sichtbar machen, sondern tief in unseren politischen Systemen verankern.Deshalb rekapitulieren Julia Brandstätter und Gernot Trausmuth mit ihrem einleitenden Beitrag die Entwicklung des (Frauen-)Wahlrechts in der Geschichte der österreichi-schen Arbeiter*innenbewegung. Dabei steht deutlich vor Au-gen wie seit der Revolution von 1848 Stück für Stück ein Wandel des juristischen Feldes in Erinnerung gerufen wer-den muss, mit dem Arbeiter*innen sich mühsam – aber nicht ohne Erfolg – ihre demokratischen (Frauen-)Rechte erkämp-fen mussten und konnten. Dabei wird auch deutlich, dass kei-ne Partei auf eine so lange Geschichte des Kampfes für das Wahlrecht zurückblicken kann wie die Sozialdemokratie. Nicht zuletzt deshalb werden auch in der Gegenwart wieder Stimmen für eine Demokratisierung des Wahlrechts laut.Wir wählen oder wir wählen nicht, aber wen oder was wählen wir eigentlich? Dieser Frage geht Dario Wohlmuth mit seinem Beitrag nach, indem er angesichts der repräsen-tativen Demokratie und ihren medialen Inszenierungen da-nach fragt, wie repräsentativ unsere Demokratie wirklich ist. Denn der Spalt zwischen Repräsentation und Partizipa-tion ist so offensichtlich wie mehrfach diskutiert. Dabei be-tont der Autor – vor allem im Hinblick auf die Fraktion der Nichtwähler*innen –, dass Transparenz, Vertrauen und Soli-darität nur durch eine breit angelegte politische Bildung her-vorgerufen werden können. Ganz in diesem Sinne wird das Verhältnis von Demokratie und politischer Verantwortung ausgedeutet, um eine wirklich soziale und demokratische Öf-fentlichkeit in Aussicht zu stellen.Der Wiener Gemeinderatswahl und dem Erfolg der Sozi-aldemokratie widmen sich dann gleich zwei Beiträge.  Peter Pröll rekapituliert dabei die Ergebnisse und führt das neu-artige ideologische Verhältnis von Sozialdemokratismus (SPÖ), Ökologismus (Die Grünen) und (Wirtschafts-)Liberalis-mus (Neos) vor Augen, um die jüngste Koalitionsentschei-dung Michael Ludwigs und mithin der Wiener Landespar-tei zu diskutieren. Dass dieses Wahlergebnis uns indes nicht einfach zum Jubeln bringen sollte, betont dann Benjamin Enzmann, der angesichts der globalen Wirtschaftskrise her-vorhebt, dass die Sozialdemokratie darauf achten muss, ihren eigenen Untergang abzuwenden, indem sie einer klar sozia-listischen Politik den Vorzug gibt. Andernfalls, so Enzmann, droht schlicht die Auflösung und der Tod der historischen Mission der Sozialdemokratie.Aus dieser Perspektive untersucht dann auch Julian  Kroyer  die neoliberale Aushöhlung der Demokratie und die zutiefst damit verbundene politische Entfremdung des Indi-viduums. Kroyer versucht anhand verschiedener Theorie-bildungen die Entdemokratisierung der kapitalistischen De-mokratie durch den Neoliberalismus zu analysieren und beschreibt die daraus resultierende Entfremdungsdynamik po-litischer  Partizipation sowie deren Folgen für den Menschen als (staatsbürgerliches) Subjekt. So steht angesichts des Elends der Welt (Bourdieu) auch vor Augen, dass jeglicher Wohlstand vergänglich ist, aber immer auch die Möglichkeit besteht, das uns beherrschende und zutiefst krisengebeutelte Wirtschafts-system zu verändern.In der vorliegenden Ausgabe 07/2020 finden sich darüber hinaus zwei Beiträge, die in bestem Sinne – und in all ihrer 


 ZUKUNFT | 3 Unterschiedlichkeit – die Vorzüge der Literatur demonstrieren: Die Erzählung Der Spalt von Zarah Weiss knüpft an Momen-te der phantastischen Literatur an, wenn sie eine urbane Gesell-schaft mit dem sich ständig weitenden (sozialen) Abgrund kon-frontiert, welcher der Realität keineswegs entbehrt. Ein Spalt, der auch in den anderen Beiträgen dieser Ausgabe mehrfach verhandelt wird. Auf poetische Weise bezieht Weiss sich auf das Schwerpunktthema und umreißt, unter Bezugnahme auf litera-turgeschichtlich bewährte Muster der Dystopie, die realen Be-drohungen durch Entsolidarisierung und soziale Entropie.Der Essay von Thomas Ballhausen analysiert dann den Graphic Novel-Klassiker Alexander Nikopol und schlägt eine ähnliche Richtung ein: Denn auch in Enki Bilals Trilogie sind die Themen der Wahl(en) und der Demokratie dominant, wes-halb der Autor anhand dieses Comics die übergreifenden Ver-bindungen von Geschichte, Geschichten und Geschichtlich-keit herausarbeiten kann. So wird im Subtext eine Kritik an autokratischen und faschistischen Herrschaftsformen freige-legt. Beide Texte eint die Perspektive, den diskursiven wie auch emotionalen Erschöpfungsmomenten sowie dem angedrohten Verlust von Imagination – folglich auch von ZUKUNFT – etwas entgegenzuhalten.Darüber hinaus hat sich die Redaktion entschlossen an-gesichts der COVID-19-Pandemie und des zweiten Lockdowns 2020 der Digitalisierungsfrage Raum zu geben. Denn  Marcus Schober, Bildungssekretär der Wiener Bildungsakademie (wba), rekapituliert in seinem auch auf die Geschichte der Arbeiter*innenbewegung Bezug nehmenden Beitrag, wie im Rahmen des ersten Lockdowns 2020 eine sozialdemokratische Bildungsinstitution sich den Herausforderungen der Digitali-sierung zu stellen hat(te), da der gesamte analoge Betrieb sich medial und d. h. digital umstellen musste. Nicht zuletzt mit sei-nen Ausführungen wird deutlich, dass aus medialer Sicht die entscheidenden Maßnahmen im Bereich der digitalen Medien erst durch die Krise gesetzt wurden und wir uns alle auf dem Weg in eine digitale ZUKUNFT befinden.Damit ergibt sich insgesamt ein sehr rundes Bild hinsichtlich des Verhältnisses von Demokratie und Wahl(en), weil nicht nur anlassbezogen vor Augen steht, wie sehr unsere Gesellschaft(en) von einem Spalt der sozialen Ungleichheit im Sinne eines di-gital divide durchzogen sind, die der Gefahr entsprechen, dass sowohl Wahlen als auch Demokratie ausgehöhlt und delegiti-miert werden. Dem stehen alle Beiträge dieser Ausgabe inso-fern entgegen, als sie durchgängig einen theoretischen Rahmen bieten, sich jeglicher Demokratiezerstörung und Wahlkritik entgegenzusetzen.Danken möchten wir abschließend und erneut Manuel Gras, dem Organisator des Red Carpet Art Award, dessen Unter-stützung immer dort sichtbar wird, wo Sie – vom Cover weg – unsere Bildstrecke vor Augen haben. Genießen Sie also die Kunstwerke von Andreas Nader, besuchen Sie das Atelier von Sophie Esslinger oder lassen Sie sich von Michèle Yves Pauty schockieren …Wir wünschen unseren Leser*innen, dass diese Ausgabe ge-rade angesichts aktueller politischer Konstellationen eine solide Diskussionsbasis darstellt, um das immer wieder zu erneuernde Verhältnis von Demokratie und Wahl(en) auszuloten. Versteht sich doch die ZUKUNFT vor allem als eine Diskussionszeitschrift, die den offenen Dialog befördern will, wofür alle unsere Beiträge stehen … auch in diesem Sinne: Wählen Sie!ALESSANDRO BARBERIist Bildungswissenschaftler, Medienpädagoge und Privatdozent. Er lebt und arbeitet in Wien und Magdeburg. Politisch ist er in der SPÖ Landstraße aktiv. Weitere Infos online unter: barberi.red.THOMAS BALLHAUSENlebt als Autor, Kulturwissenschaftler und Archivar in Wien und Salz-burg. Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator tätig.




InhaltIMPRESSUM Herausgeber: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift »Zukunft«, 1110 Wien, Kaiserebersdorferstraße 305/3 Verlag und Anzeigenannahme: VA Verlag GmbH, 1110 Wien, Kaiserebersdorferstraße 305/3, office@vaverlag.at Chefredaktion: Caspar Einem, Ludwig Dvořak (geschäftsführend) Redaktion: Alessandro Barberi, Bernhard Bauer, Elisabeth Felbermair, Senad Lacevic, Philipp Oberhaidinger, Armin Puller, Thomas Riegler, Michael Rosecker, Jennifer Sommer, Artur Streimelweger, Anna Vukan Gastredakteur: Thomas Ballhausen Cover: Leunam Sarg, Corona Wars – part one, AUS DER SAMMLUNG DES RED CARPET ART AWARD 6 Wahlrecht für alle!     VON JUlIa BraNDSTäTTer UND GerNOT TraUSmUTh 10 Demokratie und politische Verantwortung      VON DarIO WOhlmUTh 16  Ludwig siegt bei seinem ersten Antreten   VON PeTer PrÖll   18  Wiener Gemeinderatswahl 2020 – (K)ein Grund    zum Feiern?    VON BeNJamIN eNZmaNN 20  Die neoliberale Aushöhlung der Demokratie     und die politische Entfremdung des Individuums   VON JUlIaN KrOyer 24  Der Spalt  VON Zarah WeISS    30  Zur Wählbarkeit des Künftigen    VON ThOmaS BallhaUSeN 34  RED CARPET ART AWARD 38  Die Bildungsorganisation der digitalen     Zukunft angesichts der COVID-19-Krise     VON marCUS SChOBerLEUNAM SARG, CORONA WARS – PART ONE Bleistift auf Papier, 30 x 40 cm, 2020AUS DER SAMMLUNG DES RED CARPET ART AWARD


 6 | ZUKUNFT Keine Partei blickt auf eine so lange Geschichte des Kampfes für demokratische Rechte und das Wahlrecht zu-rück wie die Sozialdemokratie. Auch heute werden wieder Stimmen für eine Demokratisierung des Wahlrechts laut.   JULIA BRANDSTÄTTER und GERNOT TRAUSMUTH betonen, dass die Geschichte der Wahlrechtskämpfe nicht nur Stoff für interessante historische Auseinandersetzungen bietet, sondern auch Anregungen und Lehren für die Kämpfe in unserer Zeit.Wahlrecht für alle!I.  DAS STURMJAHRWir schreiben das Revolutionsjahr 1848. Student*innen und Arbeiter*innen forderten die Umwälzung der po-litischen Ordnung. Infolge von Lohnkürzungen der Erdarbeiter*innen kam es am 21. August 1848 zum ersten Frauenstreik, dem sich in weiterer Folge auch Männer an-schlossen. Zwei Tage später wurde eine Demonstration von Arbeiter*innen im Prater niedergeschlagen. Spätestens nach den blutigen Ereignissen der „Praterschlacht“ war offen-sichtlich, dass sich das Bürgertum aufgrund seiner „tödli-chen Angst vor der ‚Anarchie‘“ (Friedrich Engels) von der Revolution losgesagt hatte. Seine erste Maßnahme zur Ein-dämmung der Revolution war die Beschränkung des Wahl-rechts und der Ausschluss der Arbeiter*innen von der neu zu schaffenden demokratischen Ordnung. Die Märtyrer der Revolution von 1848 – sowohl die „Märzgefallenen“, die großteils proletarischer Herkunft waren, als auch ra-dikale Demokrat*innen aus dem Bürgertum wie ein Ro-bert Blum, der sich aus Abscheu gegenüber der Mutlosig-keit der Liberalen dem Barrikadenkampf anschloss – waren in den Jahrzehnten der dunklen Reaktion im Habsburger-staat Leuchttürme der sich langsam wieder aufrichtenden Arbeiter*innenbewegung. Ihre Ideale einer demokratischen Republik und „sozialen Demokratie“ waren die ersten An-sätze einer proletarischen Zukunftsvision.Die Bürgerlichen sollten in den Jahrzehnten nach 1848 nie wieder eine progressive Rolle spielen. Sie hatten so viel Angst vor einer organisierten, politischen Arbeiter*innenbewegung, dass sie sich am Rockzipfel der Monarchie und ihrem Ord-nungssystem festklammerten. Als eine Delegation des Arbeiter*innenbildungsvereins dem liberalen Innenminister Carl Giskra eine Petition für das allgemeine Wahlrecht über-reichte, meinte dieser, in Österreich werde es „nie durchge-führt“. Alle Wahlrechtsreformen der bürgerlichen Parteien im späten 19. Jahrhundert waren beschränkt auf den „Mit-telstand“, die „Fünf-Gulden-Männer“, deren Angst vor dem wirtschaftlichen Untergang mit reaktionärer, antisemitischer Propaganda geschürt wurde. Damit war von Anfang an klar, dass das allgemeine und gleiche Wahlrecht nur gegen den Li-beralismus und alle bürgerlichen Kräfte durchzusetzen war. Der Liberalismus, der damals durchaus noch eine progressi-ve Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich spielte, war nichts anderes als in Politik gefasster bürgerlicher „Klassenegoismus“ (Walter Göring).Die Bürgerlichen verwehrten den Arbeiter*innen das Recht auf politische Mitbestimmung mit der Begrün-dung, sie würden zu wenig Steuerleistung erbringen, sei-en überdies zu ungebildet und kulturell zu rückständig. Die Neue Freie Presse erkannte schon 1867, dass die aufstrebende Arbeiter*innenbewegung mit bloßer Staatsgewalt nicht mehr zu bändigen, vielmehr ein „nachdrückliches, befruchtendes Eingreifen in die Bewegung“ notwendig geworden sei. Die Sozialdemokratie sollte für die Interessen des Bürgertums ein-gespannt werden.Die Arbeiter*innenbewegung blieb vom Wahlrecht aus-geschlossen; sie war gezwungen, den Weg der Selbsthilfe in Form von kämpferischen Gewerkschaftsvereinen, Unterstüt-zungsvereinen (wie Krankenkassen) und Bildungsvereinen zu beschreiten. Starrsinnige Hoffnungen in den einen oder ande-ren liberalen Politiker, der die berechtigten Forderungen der Arbeiter*innenschaft aufgreifen würde, entpuppten sich stets als Illusion. Das allgemeine und gleiche Wahlrecht blieb eine wichtige Forderung im sozialdemokratischen Programm; über ihren Zweck herrschte aber große Unklarheit.WAHLRECHT FÜR ALLE! VON JULIA BRANDSTÄTTER UND GERNOT TRAUSMUTH


 ZUKUNFT | 7 II.  AUFBAU EINER MASSENORGANISATIONErst unter dem Einfluss des wissenschaftlichen Sozialis-mus, den Victor Adler Ende der 1880er Jahre in der öster-reichischen Arbeiter*innenbewegung mehrheitsfähig mach-te, konnte auch in dieser Frage politische Klarheit hergestellt werden. Tatsächlich handelte es sich um einen der zentralen Konfliktpunkte, der im Einigungsprozess zwischen der „radi-kalen“ und der „gemäßigten“ Strömung zu überwinden war.„Ohne sich über den Wert des Parlamentarismus, einer Form der modernen Klassenherrschaft, irgendwie zu täu-schen“, lesen wir im Hainfelder Programm von 1888/89, strebt die Sozialdemokratie das „allgemeine, gleiche und di-rekte Wahlrecht“ an – aber nicht als Zweck an sich selbst, sondern bloß „als eines der wichtigsten Mittel der Agitati-on und Organisation“. Der Aufbau der jungen Partei zu einer Massenorganisation konnte nur über die Organisierung brei-ter Teile der Bevölkerung gelingen, die sich den Forderungen nach dem Achtstundentag, höheren Löhnen und besseren Ar-beitsbedingungen anschließen würden.Nach Hainfeld wurden in unzähligen betrieblichen und gewerkschaftlichen Kämpfen breite Teile der arbei-tenden Bevölkerung (Männer wie auch Frauen) in die Be-wegung hineingerissen. Für den Aufbau einer starken, ge-einten Arbeiter*innenpartei, in der alle Kräfte gebündelt werden konnten, bedurfte es einer allgemein geteilten Stra-tegie und einer griffigen Losung, die in der Forderung nach dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht gefun-den wurde. Schon Friedrich Engels erkannte im Kampf um das Wahlrecht das Potential zur Vereinigung der gesamten Arbeiter*innenklasse; die Sozialdemokratie, vor allem ihre Frauenbewegung, nahm diese Idee begeistert auf. Da be-stimmte Gruppen des weiblichen Proletariats, Hausfrauen, Dienstmädchen und Heimarbeiterinnen, aufgrund ihrer Iso-lation im privaten Haushalt nur mit Müh und Not gewerk-schaftlich zu organisieren waren, sah man im Wahlrechtskampf eine große Chance, die Arbeiter*innenbewegung aufzurich-ten. Genau darin lag die zentrale Bedeutung des Wahlrechts-kampfes: Der Aufbau einer revolutionären Sozialdemokratie mit Massenverankerung, die imstande sein würde, den Sozia-lismus zu erkämpfen.Das entscheidende Mittel zur Durchsetzung dieser pro-grammatischen Forderung war die Massenaktion, die sich von Demonstrationen bis hin zum Generalstreik erstrecken konn-te. In den 1890er Jahren wurde dieser Kampf in großen öf-fentlichen Kundgebungen und Demonstrationen ausgetragen. Die Arbeiter*innenbewegung, die in den Jahren zuvor mit mehreren erfolgreichen Streiks und Organisierungskampag-nen aufgefallen war, schloss sich dieser Wahlrechtsbewegung mit großem Enthusiasmus an.III.  MITTEL ODER ZWECK?„Das Wahlrecht ist uns kein sozialdemokratisches Ziel, sondern nur ein Mittel im Emanzipationskampfe des Prole-tariats“, bekräftigte Adelheid Popp in ihrer Rede bei der ers-ten großen Arbeiter*innendemonstration in der Geschichte der österreichischen Wahlrechtsbewegung in der Penzinger Au. Die Sozialdemokratie zielte auf die Eroberung der poli-tischen Macht durch die Arbeiter*innenklasse, die in weite-rer Folge das Privateigentum an Produktionsmitteln beseiti-gen sollte. Die „Befreiung aus den Fesseln der ökonomischen Abhängigkeit“, wie es im Hainfelder Programm heißt, sollte durch den „Übergang der Arbeitsmittel in den gemeinschaft-lichen Besitz der Gesamtheit des arbeitenden Volkes“ erfolgen. Die jungen Arbeiter*innen, die bei dieser Kundgebung Re-den hielten, wurden politisch verfolgt und mussten sich vor Gericht verantworten.Der Wahlrechtskampf zeitigte bald erste Erfolge, aber nur mit dem Rückenwind der russischen Revolution von 1905 konnte die Sozialdemokratie in Österreich das allgemeine Wahlrecht (zumindest für Männer) durchsetzen. Hätte sich die Sozialdemokratie allein auf die Spielregeln des damali-gen politischen Systems beschränkt und hätte sie die Kräfte-verhältnisse im Parlament und in der Regierung als gegeben hingenommen, hätte sie nie und nimmer diesen wichti-gen Etappenerfolg landen können. Nur durch Massenmo-bilisierungen, riesige Demonstrationen und der Androhung des Generalstreiks, der einer Entscheidungsschlacht gleich-gekommen wäre, war dieser Sieg möglich. Dass die Rück-sichtnahme auf die parlamentarische Logik letztlich doch den Kurs der Sozialdemokratie in dieser Frage mitbestimmte, war ausschlaggebend dafür, dass die Frauen auf ihr Recht ver-zichten mussten und weitere 12 Jahre politisch rechtlos blie-ben. Die sozialdemokratische Frauenorganisation akzeptier-te damals die Logik von Victor Adler, wonach das eigene Programm nicht von den objektiven Notwendigkeiten, son-dern von den konkreten Kräfteverhältnissen im Parlament abhängig gemacht wurde, und verzichtete damit aus takti-schen Überlegungen auf ihre eigenen Forderungen. Diese Form der „Realpolitik“, die mit der Ausbreitung des Re-formismus in der Sozialdemokratie einherging, führte zu ei-ner Aufschiebung des Kampfes für das Frauenwahlrecht und trug Adelheid Popp und ihren Genossinnen auf internationa-ler Ebene harsche Kritik ein.


 8 | ZUKUNFT WAHLRECHT FÜR ALLE! VON JULIA BRANDSTÄTTER UND GERNOT TRAUSMUTHInteressant ist die Auswirkung der einmal errungenen par-lamentarischen Präsenz auf die Arbeit der Partei. Die Partei-tagsprotokolle sprechen Bände. Der Kampf um eine weiter-gehende Demokratisierung des Wahlrechts fristete bald ein bloßes Schattendasein. Zu groß war die Hoffnung auf die Umsetzung von Reformen im Parlament. Diese Strategie trug kaum Früchte und demobilisierte die Arbeiter*innenschaft. Rosa Luxemburg geht in ihrer Polemik mit Karl Kautsky rund um die Massenstreikdebatte in der SPD sehr ausführlich auf die Debatten in der österreichischen Partei ein und zitiert eine Reihe namhafter Genoss*innen (Winarsky, Pölzer u. a.), die Kritik übten und zu mehr Initiative mahnten.Die revolutionäre Dynamik der großen Wahlrechtsbewe-gung von 1905/06 befeuerte aber erneut das aktive Element in der Arbeiter*innenbewegung. Die Sozialdemokratie war kein reiner Wahlverein, sondern schloss an den Wahlkampf unmit-telbar weitere Massenmobilisierungen an, die den Druck auf die Regierung verstärken und die organisatorische Stärke der Bewegung festigen sollten. Das eigene Programm wurde bei großen Versammlungen noch einmal unterstrichen.Mit dem internationalen Frauentag ab 1911 erhielt der Kampf um das Frauenwahlrecht eine neue Dynamik. Das ei-gentliche Ziel lag im Aufbau einer Massenorganisation, die die Arbeiter*innenschaft möglichst ganzheitlich umfassen sollte, sowie in einer hohen Mobilisierungsfähigkeit, auch über den Wahltag hinaus. Die Wahlen selbst waren ein Grad-messer für die Macht der eigenen politischen Präsenz.IV.  „DIE REVOLUTION  BEFREIT DIE FRAUEN!“Das allgemeine Wahlrecht für beide Geschlechter war immer noch nicht greifbar, von einer Re-publik ganz zu schweigen. Erst mit dem Zerfall der Habsburgermon-archie am Ende des Ersten Welt-kriegs und dem damit verbunde-nen revolutionären Prozess wurden binnen weniger Tage Fakten ge-schaffen, die in den Jahrzehnten des aufopfernden Kampfes ferner Hoffnungsschimmer waren. Wie von Rosa Luxemburg schon 1914 verkündet, konnte das Frauenwahlrecht, der Acht-Stunden-Tag und andere so-ziale Errungenschaften nur das Resultat des Klassenkampfes, der proletarischen Kampfmethoden und Machtmittel, sein. Im Jännerstreik 1918, der Geburtsstunde der österreichischen Rätebewegung, erkämpften sich Arbeiter*innen erstmals das Recht auf Stimmabgabe und nahmen an den Wahlen in die Arbeiterräte teil. Im Herbst 1918 war es dann auch auf der Ebene der offiziellen staatlichen Vertretungskörper so weit. „Die Revolution befreit die Frauen“, titelte die Arbeiter-Zei-tung am Tag nach der Ausrufung der Republik Deutschös-terreich. „Was wohl noch eines jahrelangen Kampfes bedurft hätte, geschah nun plötzlich ohne Kampf, ohne Anstrengung, ohne dass ernstlich Widerstand geleistet wurde. Seit dem 12. November gibt es keine politisch rechtlosen Frauen mehr!“Die Republik war Wirklichkeit geworden. Sie sollte den Boden bilden, auf dem die sozialistische Gesellschaft gedeihen würde. In ihrer ersten Parlamentsrede am 3. April 1919 for-mulierte Adelheid Popp die Erwartungshaltung an das Parla-ment folgendermaßen: „Die Bevölkerung erwartet von diesem Hause, dass […] dem heutigen Gesetze über die Abschaffung des Adels in sehr rascher Folge die Gesetze folgen werden, die auch die Privilegien des Besitzes abschaffen […], dass auch dem ein Ende gemacht wird, dass einzelnen Kasten oder ein-zelnen Menschen die Möglichkeit gelassen wird, durch Erwer-ben von Reichtümern durch anderer Hände Arbeit sich neue Machtpositionen zu schaffen und wenn nicht mehr durch den Adel, so durch das Geld, durch das Kapital über die Massen der Menschheit zu herrschen.“ Adelheid Popps erste Initiati-ve war ein neues Gesetz zur Re-gelung der Arbeitsverhältnisse der Dienstmädchen, der „weißen Sklavinnen“. An diesem Beispiel lässt sich das damalige Verständnis sozialdemokratischer Politik illust-rieren – ein Ineinandergreifen von parlamentarischer Arbeit und Mo-bilisierung der Betroffenen. Der Gesetzesentwurf der sozialdemo-kratischen Abgeordneten wur-de bei Massenversammlungen zur Diskussion gestellt. Mit dem gro-ßen Enthusiasmus dieser Versammlungen, denen man in der eigenen Presse große Aufmerksamkeit schenkte, ging man zu-rück ins Parlament und konnte genügend Druck für die längst fällige Reform aufbauen.Es war dieser Druck der Masse, der die politischen Kräfte-verhältnisse erstmals zugunsten der Arbeiter*innenbewegung Rosa Luxemburg© Wikimedia CommonsAdelheid Popp© Wikimedia Commons


 ZUKUNFT | 9 verschob. Die Idee einer wirklichen sozial(istisch)en Demo-kratie war plötzlich keine Vision einer fernen Zukunft mehr. Dass die Geschichte anders ausging, ist eine andere Sache, die wir hier nicht behandeln können.V.  WAHLRECHTSBEWEGUNG 2.0Fest steht, dass 100 Jahre später die Sozialdemokratie er-neut vor der Frage des Kampfes gegen den Ausschluss großer Teile der Bevölkerung vom Wahlrecht steht. Das äußerst rest-riktive Staatsbürgerschaftsrecht schließt in Wien über 30 Pro-zent der Wiener Bevölkerung vom Wahlgang aus. Zählt man die Nicht-Wähler*innen der letzten Landtags- und Gemein-deratswahlen dazu, liegt die reale Wahlbeteiligung deutlich unter der 50 Prozent-Marke – vergleichbar mit der Situati-on vor der österreichischen Revolution 1918, als die weibliche Hälfte der Bevölkerung nicht wählen durfte.Dieser Artikel ist ein Plädoyer für gesteigerte Anstrengun-gen im Wahlrechtskampf. Unser Leitspruch könnte der Aus-spruch des steirischen Arbeiterführers Hans Resel sein: „Eine Wahlrechtsbewegung kann man nur dann einleiten, wenn man sie bis zum Äußersten durchzuführen entschlossen ist“. Eine Massenbewegung wie 1905/06 oder 1918 lässt sich nicht künstlich aus dem Boden stampfen, wenn die politische Si-tuation einerseits und die Stimmung der Massen andererseits noch nicht reif sind. Aber man kann sich politisch auf eine Situation vorbereiten, in der es verstärkt zu Massenaktivität kommen wird.Heute erleben wir die tiefgreifendste Zäsur seit hundert Jahren. Die Krisenerscheinungen und reaktionären Tenden-zen unserer Zeit mögen ängstigen – aber es ist nur eine Fra-ge der Zeit, bis diese Angst in Wut umschlägt. Gerade diese Anhäufung der Unzufriedenheit, die stetig steigenden Span-nungen unter der Oberfläche der gesellschaftlichen Norma-lität, wird die Menschen politisieren. Der Wunsch, das eige-ne Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, wird unter diesen Bedingungen früher oder später seinen Ausdruck finden. GERNOT TRAUSMUTH»ICH FÜRCHTE NIEMANDEN«Adelheid Popp und der Kampf für das FrauenwahlrechtWien: Mandelbaum304 Seiten | € 19,00ISBN: 978385476-591-2Erscheinungstermin: Februar 2019JULIA BRANDSTÄTTERist Politikwissenschaftlerin, Mitarbeiterin im Waschsalon im  Karl-Marx-Hof und aktiv in der SPÖ Ottakring.GERNOT TRAUSMUTHarbeitet im Kindergartenbereich, übersetzt und schreibt Bücher und ist in der SPÖ Donaufeld aktiv.


 10 | ZUKUNFT Wir wählen oder wir wählen nicht, aber wen oder was wählen wir eigentlich? Wer sind die Personen, die uns alle repräsentie-ren? Welche Geisteshaltung verkörpern sie? Und können wir durch politische Bildung mehr Vertrauen – vor allem im Hinblick auf die Fraktion der Nichtwähler*innen – schaffen? DARIO WOHLMUTH untersucht das Verhältnis von Demokratie und politischer Verantwortung.Demokratie & politische VerantwortungDEMOKRATIE UND POLITISCHE VERANTWORTUNG VON DARIO WOHLMUTHI. EINLEITUNGDer November 2020 in den USa hat gezeigt, dass viele Men-schen in den Vereinigten Staaten nach wie vor bereit sind, sich von egozentrischen Blender*innen und Populist*innen wie Donald Trump weiter führen zu lassen. Auch andernorts stellt sich die Frage, ob das Modell eines Jair Bolsonaro in Brasilien, eines Erdogan in der Türkei und viele andere aktuelle Erschei-nungsbilder der Postdemokratie in dieser Form zukunftsfähig sein werden oder ob nicht vielleicht doch der Diskurs einer konsensbasierten Politik wiederaufleben wird. Es bedarf einer zukunftsfähigen neuen Form gesamtgesellschaftlich orientier-ter Politik, bei der sich die politischen Akteur*innen ernst-haft mit den Problemen und den Herausforderungen unse-rer Gesellschaft auseinandersetzen. Schließlich wählen wir bei der Wahl unsere gesellschaftlichen Entscheidungsträger*innen und politischen Repräsentant*innen in der Erwartung, dass sie die erforderlichen, notwendigen und verantwortungsrei-chen Handlungen auch kompetent umsetzen.II. EIN MEDIALES THEATER UND BLENDENDES FEUERWERK?Derzeit ist vielerorts ein sich wiederholendes politisches Schema zu beobachten, wie der Diskurs über die US-Wahl zeigt. In der Debatte zwischen Donald Trump und dem He-rausforderer Joe Biden fiel auf, dass Trump den Diskurs ei-gentlich gar nicht auf der sachbezogenen Ebene führen wollte. Seine Kommunikation läuft darauf hinaus, dass er immer wie-der nur seinen persönlichen Standpunkt darstellt und sich gar nicht mit der Sichtweise anderer auseinandersetzen möchte. Aber genau darin läge das Wesen der Politik und die Aufga-be demokratischer Politiker*innen. Die politisch Handlungs-treibenden einer Demokratie müssen sich mit Problemen und divergierenden Ansichtsweisen beschäftigen, um vernünftige und gesellschaftlich tragfähige Lösungen für die Menschen zu finden. Denn die Menschen haben gerade in dieser aktuel-len Zeit schon genug Probleme, Ängste und Sorgen und die-ses ständige, auch durch diverse Medien angeheizte Theater voller Inszenierungen macht die Bürger*innen politikverdros-sen und politikmüde. Dabei ist diese Tendenz sehr gefährlich und ebenso anfällig für eine zunehmende Radikalisierung und Spaltung unserer Gesellschaft. Es gehört daher zu einer politischen Grundhaltung und einem ethischen Anforderungsprofil, dass Politiker*innen die ihnen zugeschriebene Aufmerksamkeit eben nicht für die Erfüllung persönlicher Interessen missbrauchen. Wenn dies der Wunsch mancher politischer Akteur*innen ist, so gibt es hierfür zahlreiche andere Bühnen in Boulevardmaga-zinen und diversen (auch sehr unterhaltsamen) Showforma-ten. Selbstverständlich lebt auch die Politik heutzutage von Inszenierungen und Selbstdarstellungen, aber es ist wie mit ei-nem kurzen Feuerwerk zu vergleichen, welches unsere Auf-merksamkeit weckt. Und dabei stellt sich die Frage: Nutzen Politiker*innen diese Aufmerksamkeit, um den Menschen zu helfen oder missbrauchen sie das Vertrauen, das ihnen gege-ben wurde? Sollte nicht vermehrt gerade in der Politik dar-auf geachtet werden, unsere Gesellschaft so zu gestalten, dass die Menschen, mit denen wir unsere Zeit verbringen, gesund und sicher sind, anstatt ein andauerndes mediales Blendfeuer-werk zu veranstalten?


 ZUKUNFT | 11 III. ZWISCHEN EGO UND GEMEINSCHAFTGerade in dieser schwierigen Zeit, in der wir im gesam-ten Jahr 2020 die COVID-19-Pandemie auch mit einem zwei-ten Lockdown überstehen müssen und die Menschen – weit über das normale Maß hinausgehend – ständig unter Druck und enormen Belastungen stehen, ist es die Aufgabe der Po-litik zu helfen, zu verbinden und Lösungen für die gesam-te Gesellschaft zu suchen. Dazu gehört allerdings eine Hal-tung, die eine Selbstverständlichkeit sein sollte: denn es geht darum, sich selbst und sein Ego hintanzustellen und etwas für die Gemeinschaft zu tun. Genau das ist die Aufgabe von poli-tischen Repräsentant*innen und „Volksvertreter*innen“. Bei uns in Österreich zeichnet sich zwar ein nicht ganz so dras-tisches Bild wie in anderen Ländern ab, aber wir sind auch nicht abgekoppelt vom Rest der Welt. Es sind auch bedenk-liche Tendenzen zu beobachten, die eine politische Darstel-lungsform symbolisieren, welche nicht mit den Grundprinzi-pien eines demokratischen Selbstbildes vereinbar ist.Vor allem dann nicht, wenn man ein öffentliches Amt be-kleidet … und ich wähle dieses Wort „bekleidet“ im Hin-blick auf manche modischen Erscheinungsformen unse-rer Volksvertreter*innen, die auf Festivitäten des gehobenen Mittelstandes mit teuren Maßanzügen herumlaufen und sich so beispielhaft und durchaus die Frage stellt, wie weit sie – im Sinne der Volkssouveränität – noch einen Bezug zur eigenen Bevölkerung haben. Dabei müssen wir keine Gegner*innen von Maßanzügen sein, ich finde es sogar gut, wenn jemand Geschmack hat, aber ich würde sehr gerne diese politischen Handlungsträger*innen auch in anderen Bevölkerungsschich-ten präsent und aktiv mithelfen sehen und nicht nur bei je-nen Eliten, zu denen sie anscheinend dazu gehören möch-ten. Es ist nämlich ein Unterschied, ob jemand den Wert der Arbeit seiner Mitmenschen kennt, und weiß, was es be-deutet, in den Schuhen anderer zu stecken. Außerdem wirft es die Frage nach der Qualität von Entscheidungen und der Einflussnahme gerade durch die im Umfeld von politischen Entscheidungsträger*innen stehenden Interessen auf. Dieser Wertekanon ist immer wieder erkennbar, wenn es um die politisch handelnden Akteur*innen geht. Dabei muss man sich auch die Frage stellen, ob Volksvertreter*innen nicht eher bescheiden auftreten sollten, solange auch nur eine Person in unserem Land Hunger leidet, in der Nacht friert oder kein Dach über dem Kopf hat.IV. TRANSPARENZ, VERTRAUEN UND SOLIDARITÄTIn diesem Sinne hat die Sozialdemokratie schon immer eine ihr zu Recht auch zugewiesene politische Rolle einge-nommen und auf soziale und ökonomische Ungleichgewich-te hingewiesen. Dabei reicht es aber nicht aus mit dem Fin-ger auf andere zu zeigen und den Moralapostel zu spielen. Eigentlich müssten die von den anderen geforderten Haltun-gen auch selbst gelebt werden, um ein gutes und solides Vor-bild für die gesamte Gesellschaft abzugeben. Genau das fehlt aber bei vielen Spitzenpolitiker*innen und (auch) in der SPÖ. Dies beginnt mit der eigenen Präsentation in der Öffentlich-keit, der Art und Weise, wie Politiker*innen bewusst wahr-genommen werden und es endet bei den Handlungen, die Entscheidungsträger*innen schlussendlich setzen. Demgemäß wäre es auch die Rolle und Funktion einer gelebten Demo-kratie in einer sich sozial und ökonomisch gut entwickelnden Gesellschaft, eine ethische Grundhaltung auch von den po-litischen Vertreter*innen einzufordern und in diesem Sinne immer wieder die konstruktive und kritische Stimme zu er-heben. Denn Sicherheit und Vertrauen in unser durchaus in Konkurrenz zu anderen Systemen stehendes Gesellschaftssys-tem schaffen wir durch Transparenz.Nehmen wir doch die folgende Frage als Beispiel einer kritischen Auseinandersetzung: Woher kommt das Geld ei-ner Partei und welche Interessensverbände bezahlen wen und wofür? Diese Frage kann in unserer politischen Land-schaft nicht oft genug gestellt werden und muss auch öffent-lich beantwortet werden. Wir fördern das Vertrauen in unser demokratisches System vor allem durch Offenheit und Ehr-lichkeit. Also etwa durch die (öffentliche) Beantwortung der simplen Fragen: Wieso setze ich mich für die Ziele ein, für die ich stehe? Was ist mein politisches Interesse? Fragen, die sich alle politisch Handelnden, also im Grunde jede und jeder Staatsbürger*in, stellen muss.Weiters schaffen wir Vertrauen auch durch den ehrlichen Umgang mit vergangenen Taten und – gerade in Österreich und angesichts der Wiederholungsgefahr und der Kontinuität zum Faschismus – generell mit einer kritischen Aufarbeitung der Vergangenheit, die künftig auch zu einem aufgeklärten kollektiven Gedächtnis geführt werden muss. Last but not least entstehen ein soziales und demokratisches Bewusstsein sowie Transparenz und Vertrauen gerade durch eine Demokratisie-rung des bestehenden Machtgefüges. Veranschaulicht werden kann diese Demokratisierung angesichts der Frage, wie wir 


 12 | ZUKUNFT DEMOKRATIE UND POLITISCHE VERANTWORTUNG VON DARIO WOHLMUTHmit den Schwächsten in unserer Gesellschaft umgehen. Um also politisches Vertrauen zu festigen und wiederherzustellen, brauchen wir in vollem Umfang eine politische, ethische und d. h. solidarische Grundhaltung.V. VERSCHWIEGENE ÖFFENTLICHKEIT?Auch schaffen wir kein Vertrauen durch Verschwiegen-heitsvereinbarungen, wie sie beispielsweise nach einem Ge-spräch über die Stadtregierungsverhandlungen mit der ÖVP getroffen wurden, nur um verhandlungstaktische Ziele zu er-reichen. Freilich dient Derartiges auch der Selbstdarstellung und eine solche Haltung entspricht anscheinend dem poli-tischen Zeitgeist mancher Politiker*innen. Dieser Umstand zeigt sich auch in der Haltung eines Bundeskanzlers, der an auf ihn wartenden Journalist*innen vorbeigeht, ohne auf de-ren berechtigte und legitime Fragen einzugehen. So als ob das öffentliche Interesse ein Wunschkonzert wäre, bei dem die Politiker*innen sich aussuchen könnten, welche Inhalte sie der Bevölkerung präsentieren und welche sie ihr vorenthal-ten. Dementgegen hat die Öffentlichkeit ein Grundrecht auf transparente und verständliche Information und diese sollte nicht durch die Medien- und Kommunikationspolitik einer kleinen Elite bestimmt werden, die nur ihre Klientel bedienen möch-te und den Rest der Bevölkerung außen vorlässt. Oft betrei-ben politische Akteur*innen ihre eigene private Kommuni-kationsagentur, die eher ihren persönlichen Interessen dient und nicht dem öffentlichen Wohl. In diesem Fall sollten die-se dann auch keinesfalls mit Staatsgeldern und öffentlichen Mitteln betrieben werden und der Rechnungshof sollte diese Ausgaben jährlich überprüfen.Dabei geht es aber nicht nur um eine Partei, weil es ge-nügend andere Fälle in den Spektren unserer politischen Far-benpalette gibt, die ebenso politische Verantwortung ver-missen lassen. Wenn wir z. B. aktuell von jenen regierenden Volksvertreter*innen sprechen, die sich selbst „Volkspartei“ nennen, dann kann man sich – auch angesichts des Prozes-ses von Karl Heinz Grasser – fragen, wo bei all dem Geld die Leistung ist, die den Menschen zugute hätte kommen sol-len? Haben wir angesichts der immensen derzeitigen Kosten und einer Situation, in der viele Familien nicht einmal mehr wissen, wie sie das nächste Monat überstehen können, wirk-lich das Geld, um es Leuten in den Rachen zu werfen, für die genug niemals genug ist? Diese Frage entspricht darüber hinaus einem unternehmerischen Leistungsprinzip und soll-te danach gemessen werden. Denn auch Unternehmer*innen müssen sich jeden Tag überlegen, welche Leistung zu er-bringen ist, um das Unternehmen zu erhalten. Damit ste-hen auch sie in der Verantwortung gegenüber ihrer Beleg-schaft. Dieselbe Verantwortung tragen auch die politischen Handlungsträger*innen.VI. SCHLUSSAber welche Leistung für die Bevölkerung erbringt eine Regierung, die so handelt wie oben beschrieben? Ma-chen wir zum Ende hin einen kurzen Faktencheck: Wie viele Probleme stehen denn aktuell auf der Agenda unse-rer Gesellschaft und wie viele wurden von den politischen Entscheidungsträger*innen gelöst? Hier gibt es viele Beispie-le aus der Zivilgesellschaft, die mehr bewegt hat als so man-che politischen Funktionär*innen. Dabei wären Leistung und Verantwortung die wichtigsten Anforderungen an diese po-litischen Handlungsträger*innen, wobei es immer auch dar-um gehen müsste, der Bevölkerung die Komplexität von zu-kunftsweisenden Verhandlungen zu erklären.Was wenn nicht dies, ist die Aufgabe der Politiker*innen, die aus einer wichtigen Sitzung über zukunftsweisende The-men kommen und sich den Fragen eines kritischen Journa-lismus stellen, um die Öffentlichkeit zu informieren? Dabei gehört es zu ihrer Aufgabe Komplexität zu reduzieren, Ver-ständigung und Konsens zu erzielen und den Menschen, de-nen sie verpflichtet sind, bei der Orientierung ihres alltägli-chen Lebens zu helfen und sie nicht noch mehr zu verwirren. Insofern bedarf es einer fakten- und evidenzbasierten Kom-munikation, welche die Menschen nicht für Zweifel anfällig macht und sie auch nicht durch falsche und intransparente In-formationen in die Irre führt oder verunsichert.Alle Staatsbürger*innen unseres demokratischen Sys-tems, egal ob in Österreich oder in Amerika angesichts der soeben durchgeführten Wahlen, müssen sich überlegen, wel-che Art von politischer Repräsentation sie wählen möchten und es gibt in einer Demokratie bedauerlicherweise nicht im-mer die beste Auswahl. Aber man kann an allem mit diskurs- und lösungsorientieren Menschen arbeiten. Solche Menschen gibt es in unserer Zivilgesellschaft sowie überall auf der Welt, wo wir das Glück haben Menschen kennenzulernen, die das Wort Solidarität auch tatsächlich leben. Denn Solidarität ist die grundlegende  Ethik jeder demokratischen und politischen Verantwortung.In diesem Sinne bekommt vor allem die politische Bil-dung eine immer wichtigere Bedeutung. Denn nur durch eine umfassende (politische) Bildung und eine konstrukti-


 ZUKUNFT | 13  ZUKUNFT | 13 ve kritische Stimme können wir einen allgemeinen demo-kratischen Rahmen schaffen, in dem die politische Verant-wortung durch Transparenz, Vertrauen und Solidarität alle Staatsbürger*innen auf den öffentlichen Weg in eine wirkli-che Demokratie führt, die für alle Menschen ein besseres Le-ben schafft. Schließlich geht es dabei immer auch um das Ver-trauen in unsere eigene ZUKUNFT.DARIO WOHLMUTHist Politik- und Kommunikationswissenschaftler und arbeitet seit neun Jahren in der Luftfahrtindustrie. 


 14 | ZUKUNFT Andreas Nader, The thin line #72  Siebdruck auf Vintage Papier, 84 x 118cm, 2016


 ZUKUNFT | 15 RED CARPET ART AWARDAndreas Nader, Legenden, Wilder KaiserRisografie, 18 x 24 cm, Ed 20, 8teilige Serie, 2015


 16 | ZUKUNFT n der Nacht auf Mittwoch, den 14. Oktober, wurden die letzten Briefwahlstimmen der Wiener Gemeinderatswahl 2020 ausgezählt, nachdem noch bei keiner Wahl so vie-le Wahlkarten ausgegeben wurden wie bei dieser. Dabei handelt es sich also um ein demokratie- und wahlpolitisches Novum, das wohl nicht nur mit der COVID-19-Pandemie in Zusammenhang steht und mit dem bei den nächsten Wahlen zu rechnen ist. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) unter Bürgermeister Michael Ludwig ging auch nach dieser Auszählung erwartungsgemäß als erste durchs Ziel. Zum ers-ten Mal seit Langem gab es also für die Sozialdemokrat*innen zumindest auf Landesebene wieder Grund zum Jubeln, denn mit 41,62 Prozent übertreffen die Wiener Roten die 40 Pro-zentmarke deutlich und stellen derzeit „Die letzte Bastion der Linken“ im gesamtösterreichischen Zusammenhang dar, wie die Nachwahlausgabe des profil titelte. MICHAEL LUDWIG GEWINNT DIE WIENER GEMEINDERATSWAHLSchon die letzten Umfragen und Prognosen vor der Wahl hatten der Sozialdemokratie ein Ergebnis um die 42 Prozent bescheinigt, das mithin zumindest annähernd erreicht wer-den konnte. Somit hatte Bürgermeister Ludwig nun nach der Wahl die Wahl zwischen seinem bisherigen Koalitionspartner, den Grünen, die 14,80 Prozent erreichten, den Türkisen un-ter Gernot Blümel, die auf 20,43 Prozent der Stimmen ka-men, und den Neos die 7,47 Prozent der Stimmen für sich entscheiden konnten. Die ersten Zurufe wurden bereits in den ersten Wochen nach der Wahl wahrgenommen. Die Be-zirke innerhalb des Gürtels konnten sich eine Koalition mit den Grünen vorstellen, die Flächenbezirke tendierten eher zu einer Variante mit Pink. Es ist also in diesen Tagen äußerst spannend, dass sich das Team um Michael Ludwig bereits ent-schieden hat. Damit ergab sich im Verhältnis von Demokratie und Wahl(en) für die Sozialdemokratie eine Konstellation, die ideologisch von Interesse und programmatisch von Brisanz ist. Denn welches Verhältnis gehen im Rahmen des österreichi-schen politischen Systems Sozialdemokratismus, Ökologismus und (Wirtschafts-)Liberalismus in ZUKUNFT ein?In diesem koalitionären Zusammenhang präsentierte Lud-wig seinen weiteren Fahrplan und traf die Entscheidung, dass die SPÖ mit den Neos sehr wohl Koalitionsverhandlungen auf-nehmen kann. Damit stand erstmals – auch angesichts der Ge-schichte des Liberalen Forums (lIF) – die Tatsache im Raum, dass die ehedem sozialistische Partei bereit ist, gegenüber der ökosozialen Politik der Grünen eine Koalition mit einer libe-ralen und eben auch wirtschaftsliberalen Partei einzugehen. Wird damit aber die SPÖ ihre legitime Kritik am (Neo-)Libe-ralismus infrage stellen müssen? Wird sie in den sensiblen Be-reichen der Wirtschafts – und Bildungspolitik Zugeständnisse machen müssen? Fragen, die auch in den Reihen der Sozialis-tischen Jugend (SJ) deutlich gestellt wurden, wodurch die Ko-alition mit den Neos bereits zu Beginn mehr als kritisch be-trachtet wurde. Mitte bis Ende November soll auf jeden Fall die neue Stadtregierung stehen. Der Kampf gegen den Kli-mawandel, der Bildungsbereich mittels Ausbau der kosten-freien Ganztagsschulen und die Auswirkungen des Corona-Problems auf die Wirtschaft stehen dabei auf jeden Fall im Mittelpunkt der kommenden Kommunalpolitik.LUDWIG SIEGT BEI SEINEM ERSTEN ANTRETEN VON PETER PRÖLL Ludwig siegt bei seinem ersten AntretenDie Sozialdemokratie konnte bei den Wiener Gemeinderatswahlen einen großen Erfolg verbuchen, der das politische System der Landeshauptstadt in eine neue Konstellationen eintreten lässt. PETER PRÖLL berichtet und analysiert.IEine Nachbetrachtung zur Wiener Gemeinderatswahl


 ZUKUNFT | 17 Entscheidend wird dabei sein, dass eine Koalition in Wien auf jeden Fall die gesamte Legislaturperiode halten sollte und nicht so wie im Bund alle eineinhalb bis zwei Jahre platzt. Sicher ist dabei, dass der gestärkte Bürgermeister nicht auf Querrufer*innen hören muss, so wie er sich in dieser Situ-ation in aller Ruhe aussuchen konnte, mit welcher der drei Koalitionsvarianten die meisten sozialdemokratischen Wahl-versprechen am ehesten umgesetzt werden können. So wird alles darauf ankommen, welches ideologische und program-matische Profil sich die Sozialdemokratie in dieser neuartigen Situation auf dem Weg in die ZUKUNFT geben wird.PETER PRÖLList pensionierter Bankangestellter, stellvertretender Leiter der  Sektion ohne Barrieren im Wildganshof und auf verschiedenen Ebenen in der SPÖ Landstraße aktiv.© Alexander Müller


 18 | ZUKUNFT I. EINLEITUNG11. Oktober 2020 um 17:00 Uhr … Die Wahl ist geschla-gen und es geht en gros eine Welle des Jubels durch die österrei-chische Parteienlandschaft. Fast fühlen wir uns an die Schul-zeit erinnert, wo nach einer Schularbeit nur ein/e Schüler*in mit einem Nicht Genügend nach Hause ging und alle ande-ren soweit zufrieden waren. Die Wiener Sozialdemokratie, mit Michael Ludwig an der Spitze, konnte endlich aufatmen und auf kommunalpolitischer Ebene einen „großartigen“ Er-folg feiern. Warum aber nur unter Anführungszeichen? Keine Frage, dass es höchst erfreulich ist, wie die Wiener Gemein-deratswahl für die österreichische Sozialdemokratie ausgegan-gen ist. Aber es gibt gerade in den Reihen der SPÖ – vor allem auf Bundesebene – keinen Grund zu überschwänglichem Ju-bel und Eigenlob. Denn auch dieses Ergebnis zeigt aufs Neue, in welchen Dilemmata die Sozialdemokratie stecken geblie-ben ist. Im Spannungsfeld von Neoliberalismus und ökologi-scher Wendepolitik ist eine klare Rückbesinnung auf die so-zialistischen Grundwerte eine immanente Notwendigkeit für eine erfolgreiche Politik der SPÖ. II. CORONA UND/ALS GLOBALE KRISE?Das neue Narrativ, nachdem Corona unsere herkömmli-che Art des Lebens auf den Kopf stellt, mag auf den ersten Blick seine Richtigkeit haben. Bei genauerer Betrachtung je-doch zeigt sich ein spezielleres Bild: Die (un-)bewusste Nega-tion der Krise im Großen und die Dramatisierung der persön-lichen und jahrelang aufoktroyierten Individualisierung durch die neoliberale Hegemonie offenbaren nun – auch im Sinne Pierre Bourdieus – das Elend unserer gesamten (westlichen) Welt. Ein Elend, von dem gerade die Lokal- und Kommunal-politik nicht frei ist, weil die soziale Ungleichheit auf diesem Planeten buchstäblich universell geworden ist. Denn Corona löste nichts aus, sondern ist – analysieren wir genauer – nur der Brandbeschleuniger für ein vor unser aller Augen zusam-menstürzendes Wirtschaftssystem, dessen grundlegende Kri-senanfälligkeit nur wieder deutlich wird. Denken wir dabei nur an die Dotcom-Blase von 2000 und die Finanzkrise von 2007/2008. Dabei rufen alle nach Solidarität und Zusammen-WIENER GEMEINDERATSWAHL 2020 – (K)EIN GRUND ZUM FEIERN? VON BENJAMIN ENZMANN Die Wiener Gemeinderatswahl hat der SPÖ einen „großartigen“ Erfolg eingebracht, der uns indes nicht einfach zum Jubeln bringen sollte. Denn angesichts der globalen Wirtschaftskrise und COVID-19 muss die Sozialdemokratie darauf achten, ihren eigenen Untergang abzuwenden, meint BENJAMIN ENZMANN.(K)ein Grund zum Feiern?Wiener Gemeinderatswahl 2020Michael Ludwig nach dem Wahlsieg der SPÖ Wien© Alexander Müller


 ZUKUNFT | 19 halt, nach Zuneigung und Vernunft. Aber eigentlich können wir angesichts dieser Krise nur den Kopf schütteln, war sie doch auf allen Ebenen erwartbar. Die Ignoranz auf der einen und die Hilflosigkeit auf der anderen Seite sind deshalb die beiden Hauptfaktoren unserer schwierigen Zeit.III. EIN SPALT GEHT DURCH DIE GESELLSCHAFTGehen wir also noch einmal zurück zum 11. Oktober und rufen wir uns die Bilder der jubelnden Parteien und die strah-lenden Gesichter der Parteifunktionär*innen ins Gedächtnis. Im Grunde stand damit erneut eine Negation des Elends im Großen vor Augen. Die hochschießenden Balken und die da-raus resultierenden Ergebnisse waren dennoch eine gravieren-de Niederlage, eine Niederlage der Demokratie. Denn das Wahlergebnis der Wiener Gemeinderatswahl 2020 verweist im Grunde auf eine zutiefst gespaltene Gesellschaft. Ein Ver-gleich: Wenn das Budget, wie es so schön heißt, eine in Zah-len gegossene Politik ist, dann ist dieses Ergebnis genau ge-nommen nur eine in Zahlen gegossene kollektive Niederlage. Denn die allgemeine Neigung zur Selbstdemontage des Drit-ten Lagers ist über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und mittlerweile ein weltweites Phänomen. Demgegenüber breitet sich aber gleichzeitig die Ratlosigkeit des linken La-gers aus, wo mit Fassungs- und Orientierungslosigkeit die Verschmelzungen von Bürgerlichen und Rechten hingenom-men wird. Die vielgerühmte Zivilgesellschaft zersplittert sich – wie die Linke insgesamt – und sieht machtlos der formie-renden rechten Einheitsfront zu, weil ihr die gesellschaftliche ökonomische, ideologische und institutionelle Basis zur Gän-ze abhandengekommen ist. Und so stellt sich erneut die Fra-ge: Was tun?IV. SOZIALDEMOKRATIE UND/ALS DEMOKRATI-SCHER SOZIALISMUSEines scheint dabei sicher zu sein: Die Sozialdemokratie muss endlich in Richtung ZUKUNFT blicken und entschlossen gegen die Zersetzung der Demokratie durch (sozial-)staatszer-störende Elemente des rechten Lagers kämpfen. Die 100.000 Wähler*innen des rechten Lagers, die zuhause blieben und nicht zur Wahl gingen, müssen eine Mahnung für die kom-menden Jahre sein. Offen und ehrlich muss in den Reihen der Sozialdemokratie über unsere Art des Zusammenlebens diskutiert werden, um aktiv an der Verbesserung bzw. Ver-änderung unserer Demokratie arbeiten zu können. Das po-litische Ziel sollte eigentlich klar sein, muss aber der Sorgfalt halber nochmals genannt werden: Eine sozialistische Demo-kratie! Eine Demokratie, die uns mitreißt, uns verbindet und den Menschen Gehör verschafft. Eine Demokratie, in der die ökonomischen und sozialen Bedingungen allen Menschen ein gutes Leben ermöglichen, an der alle Menschen beteiligt sind und nicht in einzelne Stände und Gruppen auseinanderdivi-diert werden. Dazu braucht es Mut und Kraft, um die Visi-on eines Demokratischen Sozialismus Wirklichkeit werden zu lassen.V. SCHLUSSDeshalb zeigt gerade der (scheinbare) Erfolg der Wien-Wahl, dass noch viel Arbeit ansteht. Denn die Demotivierung eines Großteils der Wähler*innenschaft einer anderen Par-tei darf nie der Indikator für den Erfolg der eigenen Partei sein. Vielmehr sind Dialogbereitschaft innerhalb der Linken und das Aufzeigen von Alternativen notwendig. Ganz in die-sem Sinne soll dieser Artikel ein Weckruf sein, ein Weckruf für politisches und zivilgesellschaftliches Engagement. Denn wenn wir uns nicht organisieren und breit aufstellen, wird das den Tod der Sozialdemokratie bedeuten, wie Oliver Schei-ber schon vor geraumer Zeit prognostizierte. In diesem Zu-sammenhang zeigen die Demokratie und ihre Geschichte, wie schnell der Schritt von der bürgerlichen Freiheit in den bür-gerlichen Totalitarismus gesetzt werden kann. Und dies darf nie wieder passieren. Deshalb erinnern wir zum Ende hin an eine passende Gedichtstrophe von Erich Mühsam:Schlagt zwanzig Freiheitstheorieneuch gegenseitig um die Ohrenund singt nach hundert Melodien doch gilt es in den Kampf zu ziehen,dann sei der gleiche Eid geschworen!Erich Mühsam, Streit und Kampf! BENJAMIN ENZMANNist Student der Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Wien, Funktionär der SPÖ Wien und in der SPÖ Döbling aktiv.LiteraturBourdieu, Pierre et al. (1997) (Hg.): Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft, Konstanz: UVK.Mühsam, Erich (1978): Streit und Kampf, in: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stü-cke, Berlin: Volk und Welt, 117–118, online unter: https://tinyurl.com/y4oclmlw (letzter Zu-griff: 20.10.2020).Scheiber, Oliver (2019): Sozialdemokratie: Letzter Aufruf! Der Weg in den Tod: 10 Vorschläge / Der Weg zur Auferstehung: 10 Vorschläge, Wien: bahoe.


 20 | ZUKUNFT I. EINLEITUNGDemokratie ist gegenwärtig ein sehr breiter Begriff und an-gesichts seiner Mehrdeutigkeit in seiner Ausführung und sei-nem subjektiven Verständnis nie einheitlich zu verstehen. Denn genau genommen kann Demokratie unter den derzei-tigen (austrofaschistischen) Bedingungen nur an den Gren-zen des politischen Raumes agieren. In den meisten Fällen wird dieser durch den Staat verkörpert, weshalb die Probleme der derzeitigen Linken auch in der Heterogenität der Staats-auffassung zu sehen ist. Daher muss man demokratische Ent-wicklungen immer im Zusammenhang mit den Institutio-nen innerhalb des derzeitigen Staatsgebildes betrachten und definieren.II.  VON DER VERGÄNGLICHKEIT DES WOHLSTANDSHistorisch betrachtet kam es in den letzten dreißig Jah-ren zu einem eminenten Abbau oder vielmehr zu einer Zer-störung der Demokratie. Denn in der Nachkriegszeit – also dem „Goldenen Zeitalter“, wie Eric Hobsbawm sagte – ent-standen in etlichen Ländern Europas relativ stabile Sozial- und Wohlfahrtsstaaten. So realisierte sich annäherungsweise eine Idee der Demokratie, die den Anschein erweckte Kapitalis-mus und soziale Gerechtigkeit im Sinne der sozialen Markt-wirtschaft und durch leichte Regulation in Einklang bringen zu können. Dies ging mit dem Aufbau sozialer Sicherungs-systeme mithilfe wohlfahrtsstaatlicher Bürokratien und der Idee einer repräsentativen Demokratie einher, welche indes nach Dieter Hesselberger (2001) eine Mischform von Demo-kratie (die Herrschaft aller) und Aristokratie (die Herrschaft einiger) darstellt. Im Rahmen des repräsentativen Demokra-tieverständnisses bekam die Bevölkerung durch den Mecha-nismus des Wahlgangs die Möglichkeit das politische Gesche-hen innerhalb der herrschenden Klasse (z. B. verkörpert durch Beamt*innen des Politapparates) zu beeinflussen und verlieh gleichzeitig durch die Stimmabgabe dem vorherrschenden System seine Legitimation. Demokratiepolitisch derart orga-nisierte Staaten schafften es auch sozial unerwünschte Folgen eines hoch produktiven Wirtschaftssystems unter Kontrolle zu bringen und durch eine Steigerung der Kaufkraft auszu-gleichen. In der Retrospektive steht dabei deutlich vor Au-gen, dass die in diesem Zusammenhang propagierten Ideen und Vorhaben nur bis zu einem bestimmten Punkt inner-halb des nationalstaatlichen Rahmens möglich waren, denn alle Metaebenen eines Staates sind regulierbar, die weltwei-ten Marktinteressen hingegen unter den heutigen Produkti-onsbedingungen nicht. Daraus resultierte die Vergänglichkeit des Wohlstands, wobei die rigorose Globalisierung des Welt-wirtschaftssystems im Sinne eines aggressiven Neoliberalis-mus die Leistungsfähigkeit des Nationalstaates an seine Gren-zen brachte. So wurde spätestens mit Reagan und Thatcher die Einbettung von Staaten in deregulierte globale Märkte viel mehr betrieben als die Einbettung der Volkswirtschaften in staatliche und regulierende Grenzen (Habermas 1999). Im Zuge dieses Prozesses kam es zur Herausbildung neuer sozi-aler Schichten (Prekariat und Kognitariat), zu einem gesell-schaftlichen Vertrauensverlust hinsichtlich der Realpolitik, zum Aufbau unbändiger globaler Großkonzerne – denken wir nur an die  Google, Amazon, Facebook, Microsoft und Apple –und zur beschleunigten Zerstörung der Umwelt durch den exponentiellen Abbau natürlicher Ressourcen.III.  ÜBER DEN STAATJoachim Hirsch (1998) spricht in diesem Zusammenhang von der Transformation des Staates, dessen innere Struktu-ren und Politik auf funktionaler und struktureller Ebene nun-mehr von den Zwängen der internationalen Standortkonkur-renz bestimmt wird:  „(1) In funktionaler Hinsicht hört der Staat auf, die na-tionale Ökonomie auf der Basis administrativ organisierter Klassenkompromisse zu regulieren. Sein vorrangiges Ziel ist nun vielmehr die Optimierung der Kapitalverwertungsbedin-gungen auf nationaler Ebene in Bezug auf den globalisierten Akkumulationsprozess in fortwährender Konkurrenz mit an-deren nationalen »Standorten«.  (2) Strukturell vollzieht sich damit eine Entdemokrati-sierung innerhalb des institutionellen Rahmens der liberalen Demokratie. […] Staatliche Politik unterwirft sich unmittel-bar den sogenannten »Sachzwängen« des Weltmarkts. (Hirsch 1998: 33)“DIE NEOLIBERALE AUSHÖHLUNG DER DEMOKRATIE UND DIE POLITISCHE ENTFREMDUNG DES INDIVIDUUMS VON JULIAN KROYERDie neoliberale Aushöhlung der Demokratie und die politische Entfremdung des IndividuumsJULIAN KROYER versucht anhand marxistischer Theorien die Entdemokratisierung der kapitalistischen Demokratie durch den Neoliberalismus zu analysieren, beschreibt die daraus resultierende Entfremdungsdynamik politischer Partizipation und deren Folgen für den Menschen als (staatsbürgerliches) Subjekt. Am Ende steht dabei ein Ausblick auf die Möglichkeit das uns beherrschende krisengebeutelte Wirtschaftssystem zu verändern.


 ZUKUNFT | 21 Daraus entsprang ein Staatsgebilde, welches in seiner Grundlage eine Vermengung aus Restbeständen des sozial-demokratischen Staatsinterventionismus, des Neoliberalismus und verschiedener libertärer Strömungen darstellt (Emtmann 1998). Dieses heute vor Augen stehende Gebilde wird in sei-ner Außenwirkung stets von kapitalistischen und kommerzi-ellen Hegemonialapparaten im Sinne Gramscis beeinflusst.So stellte bereits Herbert Marcuse in seinem Werk Der ein-dimensionale Mensch (1967) die Gefangenschaft des Individu-ums zwischen wirtschaftlicher, politischer und geistiger Un-freiheit fest. So fanden Diskursverschiebungen abseits der zivilgesellschaftlichen Interessen statt, da ihre Transformatio-nen stets eine reaktionäre Antwort auf gegenwärtige Wider-sprüche und eine homogene profitorientierte Agenda sind. Aushöhlungen demokratischer Partizipation lassen sich auch an Hand der gegenwärtigen Protestkultur (z. B. black lives mat-ter  oder fridays for future) ableiten. Der revolutionäre Reflex der Bevölkerung, der sich aus Befreiungsdrang und Überle-bensinstinkt nährt und durch zivilen Ungehorsam zum Aus-druck gebracht wird, wurde durch die Rolle des Wohlfahrt-staates und den Mangel materieller Bedürfnisse bereits in der Nachkriegszeit auf ein Minimum beschränkt. So lässt sich ge-sellschaftliche Beteiligung an demokratischen Prozessen auf ei-nen sehr begrenzten und – dem Neoliberalismus zur Gänze entsprechenden – individuellen Handlungsspielraum herunter-brechen und damit unterdrücken.IV.  DEMOKRATIE UND WAHL(EN)Demokratie muss demgemäß als ein Prozess gesehen wer-den, welcher den Wahlzettel als erschaffenes Produkt der Wähler*innen im Sinne eines Mosaikstücks in ein gesell-schaftliches Gesamtbild projiziert. Die Wähler*innen werden somit zu den Produzent*innen ihres ideologischen und emo-tionalen Überbaus, welcher durch den Akt der Stimmabga-be an der Urne verkörpert wird. Der Grund für den fort-laufenden Vertrauensverlust in die Politiker*innen lässt sich so marxistisch durch eine individuelle Entfremdungsdynamik zwischen Produzent*innen und Produkt erklären, die in ei-nem Ausdruck von subjektiver Enttäuschung in die scheinba-re Machtlosigkeit gegenüber den Regierenden mündet. Die Identifikation mit dem eigenen Produkt fällt somit aus, da-her geht durch diesen Vorgang die emotionale Wertigkeit und Verbundenheit verloren. Der Gegenstand der politischen Ver-drossenheit, der im zivilgesellschaftlichen Diskurs thematisiert wird, ist also nur ein Resultat, welches sich aus der Entfrem-dung der bürgerlichen Scheindemokratie von den subjektiven Erfahrungswelten der konkreten Menschen ergibt.Das Fortbestehen dieser ausgehöhlten Demokratie stellt somit zugleich die letzte Barriere dar, welche es zu überwin-den gilt, um die neoliberale Wirtschaftsdiktatur und ihren bürgerlich-aristokratischen Repräsentationsapparat abzulösen. Dieses System enthält aber trotz seiner unzähligen Widersprü-che die Möglichkeit es zu verändern, da Demokratie sich in diesem Sinne eben nur durch Wahl(en) legitimieren kann, um ihre Macht ausüben zu können. Die hier diskutierte Proble-matik besteht mithin darin, dass sich Macht durch ihre allei-nige Existenz nicht selbst legitimieren kann, weshalb sie auf andere gewaltengetrennte Instanzen innerhalb der demokrati-schen Zivilgesellschaft und des Staates (Bourdieu 2001; 2014) angewiesen ist.V. CONCLUSIODer globale Wettbewerbsstaat ist nach Antonio Gramsci u. a. gezwungen, die natürlichen Intellektuellen als kulturelle Untermauerung der neoliberalen Ideologie für sich zu gewin-nen. Durch den Mechanismus des Zugestehens von „relativer Autonomie“ innerhalb des Staates wird damit auch ein Bild der (scheinbaren) Freiheit in die Gesellschaft projiziert, wel-ches wiederum das hegemoniale und kapitalistisch organisier-te perpetuum mobile in Bewegung halten soll. Dieser Prozess der zunehmenden Autonomisierung birgt jedoch das Risiko, dass die genannten Instanzen die ihnen verliehene Autonomie nur zur Selbstlegitimation verwenden und somit einzig „organi-sche Intellektuelle“ (individuelle Kopfarbeiter*innen) konträre Gesellschaftsbilder entwerfen könn(t)en, um die gegenwärtige politische Macht zu überwinden. Diese Rolle muss gleichzei-tig von einer Bewegung (kollektive Handarbeiter*innen) ein-genommen werden, welche es schaffen könnte, mit Hilfe der kulturellen Hegemonie (Gramsci) – und gestützt auf wissen-schaftliche Theorie – die gefestigten theoretischen und prak-tischen Dogmen des Neoliberalismus frontal zu attackieren. Wünschenswert wäre deshalb auch die Erhöhung der Schlag-kraft von Partei und Gewerkschaft. Denn die Geschichte hat uns mehrfach gelehrt, dass andernfalls faschistische Kräfte den gesamten sozialen Raum bis in die letzte (neoliberale) Nische hinein besetzen können.JULIAN J. ERNESTO KROYERist Student am Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien und Angestellter.Literatur:Bourdieu, Pierre (2001): Meditationen – Zur Kritik der scholastischen Vernunft, Berlin: Suhr-kamp.Bourdieu, Pierre (2014): Über den Staat. Vorlesungen am Collège de France 1989–1992, Berlin: Suhrkamp.Gramsci, Antonio (1999): Gefängnishefte, 10 Bände, Hamburg: Argument.Hesselberger, Dieter (2001): Das Grundgesetz. Kommentar für die politische Bildung. Lizenz-ausgabe für politische Bildung, München: Luchterhand.Habermas, Jürgen (1999): Der europäische Nationalstaat unter dem Druck der Globalisierung, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 44, Heft 4/99, 425–436, online unter: https://tinyurl.com/yxpobu77/ (letzter Zugriff: 20.10.2020).Hirsch, Joachim (1998): Vom Sicherheits- zum nationalen Wettbewerbsstaat, Berlin/Amsterdam: ID Verlag.Hobsbawm, Eric (1995): Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Aus dem Englischen von Yvonne Badal, München/Wien: Hanser.Emtmann, Anette (1998): Zivilgesellschaft zwischen Revolution und Demokratie, Berlin/Ham-burg: Argument.Marcuse, Herbert (1967): Der eindimensionale Mensch, München: Luchterhand.


 22 | ZUKUNFT Atelieransicht Sophie Esslinger © Rainer KrieschSiebdruckwerkstattv. l. n. r. Andreas Nader, Projektleiter Manuel Gras und Markus Raffetseder© Rainer Kriesch


 ZUKUNFT | 23 RED CARPET ART AWARDAtelieransicht Pia Lattanzi© Rainer KrieschGemeinschaftsatelier im Schlingerhof, ehemalige Bibliothek Brünner Straße 34–38© Rainer Kriesch


 24 | ZUKUNFT er Spalt war eines Tages da, einfach da. Niemand von uns hatte ihn kommen sehen.Wir hatten auch nicht wirklich darauf geachtet, waren doch jeden Tag hastig unterwegs gewesen, zur Arbeit gehetzt, zur Verabredung gehetzt, nach Hause gehetzt. Schnellen Schrit-tes, weil wir so das Gefühl hatten, als sei die Stadt unser. Wir mussten ihr keine besondere Aufmerksamkeit mehr schenken, wir waren niemandem etwas schuldig und obwohl wir so hochnäsig waren, blickten wir doch nie nach oben, wir hiel-ten die Nase nie oben, bewunderten nie die Häuserfassaden, sondern hetzten bloß gesenkten Hauptes vor uns hin.Es ist ein Rätsel, wieso wir nicht bemerkten, wie der Spalt langsam entstand, wenn wir doch immer nur nach unten blickten bei unseren Erledigungen.Vielleicht entstand er auch nicht. Vielleicht war er wirk-lich einfach nur eines Tages da. Wir waren uns nicht einmal sicher, ob wir ihn sofort gesehen hatten. Vielleicht war er schon länger da gewesen.Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, wem er zuerst auf-fiel und wann. Das ist auch nicht wichtig. Nichts von all dem ist mehr wichtig.Von Bedeutung ist vielmehr, dass der Spalt von Tag zu Tag größer wurde. Am Anfang noch eine kleine Unebenheit im Asphalt, ein winziger Riss, aus dem schnell kleine Blumen und Wildpflanzen wuchsen. In den eigenen vier Wänden star-ben sie innerhalb weniger Wochen. Aber in der Stadt kämpf-ten sie sich durch Beton, durch Teer, durch Asphalt, durch Kopfsteinpflaster. Als dürfte im Leben nichts zu einfach sein, sonst wäre es nichts wert.Die Ersten rupften die Blumen aus, sie zerstörten das Stadtbild. Bald kamen sie nicht mehr hinterher. Gärtnereien rückten an, jäteten jeden Tag – mit dem Ergebnis, dass sich die Pflanzen nur noch stärker zu vermehren schienen. Eine einzige grüne Linie, die mitten durch die ganze Stadt führte. In der Tat, durch die ganze Stadt, von einem Ortseingangs-schild bis zum anderen und wir konnten noch nicht einmal sagen, ob die Linie von Nord nach Süd oder von West nach Ost verlief, weil sie sich so sehr schlängelte, dass kaum eine Richtung auszumachen war.Wir machten uns Sorgen, als mit den Pflanzen auch die Marienkäfer kamen. Sie krabbelten aus dem Spalt, bildeten kleine Straßen in unsere Häuser hinein. Wir besorgten uns Köder gegen die Tiere. Irgendwann waren sie verschwun-den, aber dadurch wurde nichts einfacher. Vielleicht waren sie wieder zurück in den Spalt gekrabbelt; in den Spalt, der nun größere Ausmaße angenommen hatte, einen Finger breit, bald zwei Finger breit.   Wir leuchteten mit Taschenlampen hinein und entdeckten nichts als Erde. Wir nahmen Proben von der Erde, sie war ganz norma-ler Humus. Nichts brachte einen Hinweis darauf, was diesen Spalt verursacht hatte.Wir beauftragten die größten Expertinnen und Experten des Landes. Einige von ihnen meinten, das Problem würde sich von allein lösen, wir sollten uns nicht aufregen und nur genügend Zeit verstreichen lassen, es würde sich alles klären. DER SPALT VON ZARAH WEISSDer SpaltDie Autorin ZARAH WEISS reflektiert den Schwerpunkt Demokratie und Wahl(en) vorsätzlich auf poetische Weise: In ihrer Erzählung Der Spalt wird die titelgebende Bedrohung zum Ausdruck gesellschaftlicher Zustände und dystopischer Perspektiven …D


Andere waren besorgt, sagten, dass sie so etwas seit Beginn der Stadtgeschichtsschreibung noch nie gesehen hatten. Sie rieten dazu, diesen Spalt ernst zu nehmen, darauf zu achten, ob er sich vergrößerte. Sie rieten dazu, Gremien einzurichten, die sich mit dem Spalt befassten. Sie rieten dazu, nicht panisch und emotional zu werden, sondern einen Umgang damit zu finden. Lange Zeit glaubten wir den Ersten. Lange Zeit ver-suchten wir zu ignorieren, was sich da vor unseren Augen auftat, was da vor unseren Augen immer größer wurde.Als aber die Marienkäfer verschwunden waren, als der Spalt zu groß geworden war, um noch Lebensraum für Pflan-zen zu bieten, weil auch die Erde sich in der Mitte spaltete, weil dazwischen einfach nichts war, ein dunkles, leeres Void – erst als das passiert war, dachten wir darüber nach, ob wir etwas unternehmen mussten. Und erst dann realisierten wir, dass auch wir uns bereits gespalten hatten, dass es unter uns schon immer Menschen gegeben hatte, die diesen Fall unter-suchen lassen wollten, die übervorsichtig waren, die an nichts anderes mehr denken konnten und sich in ihrem Alltagsleben unfassbar gestört fühlten. Und diejenigen, die alles abtaten, die die anderen als Mimosen bezeichneten, die das norma-le Leben aufrechterhalten wollten, die am liebsten alles igno-riert hätten.Noch konnten wir mit einem normalen Schritt über den Spalt treten. Manchmal sahen wir dann flüchtig hin, manch-mal blieben wir stehen, um zu untersuchen, ob sich etwas verändert hatte. Meistens gingen wir einfach weiter, den Blick stur geradeaus gerichtet. Oft waren es die Jungen, die anders dachten als die Alten. Oft waren es die Reichen, die anders dachten als die Armen. Oft wurde sogar innerhalb der Fami-lien diskutiert, am Frühstückstisch, beim Abendessen. Eltern und Kinder entfremdeten sich voneinander. Jugendliche und Lehrpersonen in der Schule fanden keine gemeinsame Dis-kussionsgrundlage mehr. Manche versuchten, die Harmonie zu bewahren, indem sie das Thema einfach vermieden. Als ob es damit verschwinden würde. Als ob es nicht über unseren Köpfen hängen würde, uns jeden Tag begegnen würde. Denn es war ja so: Den Spalt nicht zu sehen, ihn zu ignorieren, war eine Unmöglichkeit. Er schlängelte sich so verworren durch die Stadt, dass es unmöglich war, selbst beim kleinsten Spa-ziergang nicht auf ihn zu stoßen. Das irritierte uns. Wir ver-suchten uns einen Überblick zu verschaffen, wir versuchten ihn zu kartografieren. Aber mit jeder Messung, die wir anfer-tigten, schien er sich uns nur weiter zu entziehen, als würde er sich unter unseren High-Tech-Geräten winden und verän-dern. Prüften wir eine Annahme am nächsten Tag, so stimmte sie selten noch. Das Einzige, dessen wir uns sicher sein konn-ten: Er wurde größer. Der Spalt wurde mit jedem Tag größer. Mal ein starker Unterschied, mal ein kaum merkbarer, aber er wurde größer.Inzwischen waren über 100 Tage vergangen. Niemand von uns konnte den Spalt mehr ignorieren. Wir mussten auf-passen, sobald wir uns ihm näherten. Kinder wurden gewarnt, nicht in seiner Nähe zu spielen. Es mehrten sich Geschichten von Übermütigen, die blind darüber gerannt waren und sich böse das Bein verstaucht hatten. Die Ersten von uns verlore-nen Dinge im Spalt: Handys, die aus der Hand fielen, Geld-börsen, die aus der Tasche rutschten, Pumps, die nicht fest ge-nug saßen. All das, verloren in den Tiefen. Wir begannen Bohrungen, direkt neben dem Spalt, doch noch bevor wir unsere Messgeräte in die Erde einlassen konn-ten oder noch während die Erde vom Bohren vibrierte, brach der Spalt weiter auf, immer genau an dieser Stelle. Damit wurde er streckenweise um einen so großen Teil breiter, dass wir die Bohrungen unterließen. Nahmen wir die Messungen weit genug weg vor, gab es überhaupt keine Daten, die aus-wertbar gewesen wären.Es dauerte nicht lange, bis der Spalt zum ausgewachse-nen Problem für die Schwächsten unserer Stadt wurde. Kin-der, Kranke und Alte schafften es kaum noch, den großen Schritt über den Spalt zu machen. Wir bauten Brücken, schlechte Brücken, Übergangsbrücken, Brücken, die weit über den Spalt hinausgingen, die lange halten sollten und die dann doch schnell zu kurz wurden oder auf Dauer einfach zu teuer waren. Irgendwann ging uns das Geld für die Brücken aus. Wir investierten es in die Gesellschaft, in den Schutz der Schwachen, in Workshops, die sich mit Umgangsmöglichkei-ten befassten. Irgendwann ging uns auch das Geld dafür aus.Bald hieß es: Wähle, auf welcher Seite Du sein willst. Entscheide Dich, auf welcher Seite Du leben willst. Es gab kaum noch Möglichkeiten, die eigene Seite zu verlassen, wir trennten uns. Familien und Bekannte sahen sich nicht mehr. Freundschaften wurden kaum noch geführt. Menschen ver-loren ihre Jobs, weil die Firma auf der anderen Seite lag oder weil Transportwege von Waren nicht mehr gewährleistet wer-den konnten. Kleinere Betriebe gingen bankrott, es bildeten sich Monopole, Menschen nahmen plötzlich jede Arbeit an, die sie bekommen konnten, es wurde darüber entschieden,  ZUKUNFT | 25 


 26 | ZUKUNFT welche Branchen wichtiger waren als andere. Wir misstrau-ten der Regierung, wir misstrauten einander. Die Entschei-dungen trafen nicht wir, erst recht nicht die Minderheiten, die Entscheidungen wurden getroffen und wir waren nicht daran beteiligt. Wir gingen auf die Straße, mal die einen, mal die anderen, mal alle. Fast immer endete es gewaltvoll. Die-jenigen, die vorher schon alles gehabt hatten, nutzten die be-stehenden Abhängigkeiten und erweiterten ihren Reichtum.Der Spalt war so groß geworden, dass wir einander laut zurufen mussten, um uns zu verstehen, wenn wir an beiden Seiten seines Abgrunds standen. Manche von uns taten das noch. Sie bemühten sich, wenigstens einen Hauch von ech-tem, ursprünglichem Kontakt zueinander zu haben. Es war anstrengend und frustrierend. Sie verstanden sich nicht, selbst, wenn sie Megafone benutzten, der Wind verzerrte alles. Die meisten hatten es längst aufgegeben.Wenn es gewitterte, sammelte sich so viel Regenwasser im Spalt, dass es an einigen Stellen über die Ufer trat. Es gab erste Wahlen darüber, Dämme zu bauen, auch diese nicht einstim-mig. Wir versuchten das Hochwasser zu nutzen, um mit klei-nen Booten auf die andere Seite zu fahren, aber wurden im-mer wieder abgetrieben, es war zu gefährlich. Meistens sank das Wasser wieder so schnell, wie es gekommen war. Es war unvorhersehbar.Wir mussten den Spalt nicht entlanggehen, um zu se-hen, wo er endete. Durch die Nachrichten wussten wir schon seit Monaten: Er endete nirgendwo. Mittlerweile zog er sich durch andere Städte, andere Länder. Wir hatten keine Wahl mehr, auf welcher Seite wir sein wollten. Gesetze, die für die einen zutrafen, trafen für die anderen wieder nicht zu. In manchen Ländern wurden die Regierungen gestürzt. In manchen blieben sie wackelnd. Wir wählten eine neue Re-gierung, wir versuchten die Stimmzettel von beiden Seiten gleichzeitig auszuwerten. Das Ergebnis war so geteilt wie wir. Mächtige drängten sich in den Vordergrund, drängten alles andere in den Hintergrund. Sie begannen streng zu überwa-chen, sie schafften die Wahlen ab, weil ja doch so gespaltene Meinungen hervortraten. Wir hatten alles verloren.Wir sind keine Gruppe mehr. Wir gehören nicht zusam-men, wir sind befremdet voneinander. Wir kämpfen einzeln, wir bleiben einsam. Der Spalt ist geblieben. Wenn wir Glück haben, wird er manchmal wochenlang nicht größer, wenn wir Pech haben, drückt er wieder an einer anderen Stelle Häuser und Bäume auseinander. Kleiner wird er nie. Es ist kein Spalt mehr. Es ist ein riesiger Abgrund.ZARAH WEISSlebt als Autorin und Literaturwissenschaftlerin in Wien. Demnächst erscheint ihre Erzählung „Die Kemenate“ (Czernin Verlag 2020).DER SPALT VON ZARAH WEISS


 ZUKUNFT | 27 Naomi Devil, Girl with pearl earring,Acryl auf Leinwand, 110 x 130


 28 | ZUKUNFT Michèle Yves Pauty, Body Sculpture 04–01Fine Art Print, 60 x 80 cm, 2019


 ZUKUNFT | 29 RED CARPET ART AWARDMichèle Yves Pauty, Body Sculpture 04–01Fine Art Print, 60 x 80 cm, 2019


 30 | ZUKUNFT 1.Die Künste sind in der Lage auf gesamtgesellschaftliche Ent-wicklungen zu reagieren, diese zu reflektieren oder auch mögli-che zukünftige Tendenzen vorzuformulieren und zur Diskussion zu stellen. Die sogenannten großen Fragen sind in die Geschich-te der Künste eingeschrieben – und nicht zuletzt die Literatur der Spät- und Postmoderne bietet zahlreiche Beispiele, die einen Blick auf die katastrophalen Entwicklungen der jüngsten Vergangen-heit, der Gegenwart und eben auch einer möglichen Zukunft an-schaulich darstellen. Die Konjunkturen des Apokalyptischen und der entsprechenden dystopisch geprägten literarischen Beispie-le gehen mit einem, angesichts der Unübersichtlichkeit der soge-nannten Wirklichkeit nur zu verständlichen, verstärkten Wunsch nach Prognosen einher, ganz unabhängig davon, wie schockie-rend diese ausfallen: So findet sich eine Reihe niveauvoller, brei-tenwirksam wahrgenommener Arbeiten, die in der Verhandlung eines letzten „Goldenen Jahrzehnts“ zwischen dem Fall der Ber-liner Mauer und 9/11 den sich abzeichnenden, überaus spürbaren allgemeinen Ausnahmezustand, entropische Gesellschaftsentwick-lungen und radikale Spaltungen im Sozialen thematisieren. Die-sen Werken ist nicht nur ein poetologischer Unterton des Unge-mütlichen gemein, sondern auch eine Aufwertung der Themen von Raum und Geschichte. Im Spiel aus Fiktiv und Fiktional, also dem Ausdruck medialer Gemachtheit und der Qualität des Ver-weises über die gängigen Wirklichkeitsvorstellungen hinaus, ent-falten diese Texte – zu denen auch graphic novels gezählt werden sollen – ihr gesellschaftskritisches Potenzial.2.Fiktion stiftet Geschichten und Bilder, die in ihrem pro-duktiven Verpassen einerseits der Behauptung von Akkurates-se entgehen, andererseits die sogenannte geschichtliche Wirk-lichkeit überhaupt erst (neu) verhandelbar machen – und zwar weit über die Einschreibungen von jeweiliger Produktionsge-genwart hinaus. Die gestifteten Bilder sind nicht selten als neu oder erneuert einzustufen, sie sammeln sich zu neuen, durch-aus auch zu problematisierenden Referenzoptionen an. De-pot und Gedächtnis stehen somit in unmittelbarer Wechselbe-ziehung – nicht zuletzt, wenn Literatur, die Künste und Film Bilder stiften, die zwischen dokumentarischem Anspruch und fiktivem Eigencharakter changieren. Die Erzählung tritt in die Leerstelle der Geschichte, narrationsgebundene Momente der Historiografie machen das Unterschlagene, das Verworfe-ne und das Verheimlichte evident: Das Dokumentarische und seine Annäherung an die sogenannte Wirklichkeit scheinen von der Fiktion, als deren mehrdeutiges dépôt wirksam, hin-terlegt. Die geschichtsstiftende Funktion der Medien, das not-wendigerweise reflektierte Umgehen mit der Trias Geschich-te – Geschichtlichkeit – Geschichtsschreibung, lässt nach dem (Spiel-)Einsatz fragen, dem nicht minder wortwörtlichen mi-se-en-dépôt. Die Fiktion ist in unterschiedlichster Ausprägung und Intensität als das Depot, die Hinterlegung des Dokumen-tarischen denkbar – immer dann auch, wenn es eine Leerstel-le zu adressieren gilt. Die Strategien des Dokumentarischen erlauben Geschichtsentwürfe ebenso wie Gegengeschichts-ZUR WÄHLBARKEIT DES KÜNFTIGEN VON THOMAS BALLHAUSENZur Wählbarkeit des KünftigenEnki Bilals Trilogie Alexander Nikopol ist ein Klassiker des Mediums Comic, der nicht zuletzt durch Zeitlosigkeit und einen einzigartigen Stil überzeugt. Heute lässt sich dieser Meilenstein der Mediengeschichte unter den Vorzeichen von Ecocriticism und literarischer Phantastik neu kennenlernen oder erneut genießen – und nicht zuletzt als böse Parabel über politische Ma-nipulation lesen. THOMAS BALLHAUSEN untersucht angesichts unseres Themas im literarischen Feld die Wählbarkeit der ZUKUNFT …Versuch einer Relektüre von Enki Bilals Alexander Nikopol


 ZUKUNFT | 31 schreibungen, sie ermöglichen die Darstellung von Lebens-entwürfen, reizen zu Raumnahmen – sie sind aber in ihrer prinzipiellen Struktur nicht selten von Fiktion hinterlegt. Die Sinnstiftungsprozesse der Historiografie, in welcher Medien-form sie auch immer sich manifestieren, sind Erzählimperati-ven verpflichtet, fallweise sogar unterworfen. Die Fassbarkeit der Ereignisse verweist uns auf das Arrangieren, das Struktu-rieren der Welt, auf das eingeschriebene Spannungsverhältnis aus Realem/Erfasstem und kreativer Zugabe/Prozess. Es ist aber die neue Fassbarkeit, die einen ethischen und nicht zu-letzt politischen Raum öffnen und erschließen hilft.3.Der aktuellen deutschsprachigen Ausgabe von Enki Bilals (*1951) Trilogie um den melancholischen Alexander Ni-kopol ist eine Einleitung vorangestellt, in der der Autor der Leser*innenschaft seines Klassikers viel, aber bestimmt nicht zu viel verspricht: „Die Nikopol-Trilogie ist (wie bei den alten Griechen?) eine zugleich freie wie gebundene Trilogie. Frei ist sie für mich, ihren Autor, in vieler Hinsicht. Ich nenne nur mal: frei in der Inspiration, der Erzählweise, frei von zeitlichen Be-schränkungen, von Beschränkungen der Rationalität, der Doku-mentation und sogar frei in der Wahl der Edition. Aber nicht frei von Bindungen, sondern klar verbunden über eine Chronolo-gie, Figuren und eine ständige Lust – in jeder der drei Etappen –, bei der Ähnlichkeit der Zeitverschiebung am Zeitgenössischen zu kleben. Und so reihen sich, in den drei Büchern, zwanghaf-te und groteske Versatzstücke unserer Welt an schändlich malträ-tierte ägyptische Götter, einen Mann mit dem Namen einer uk-rainischen Stadt und dem Gesicht eines großen deutschschweizer Schauspielers, eine emblematische und irrwitzige Frau mit wei-ßer Haut und von Natur aus blauen Haaren, Tiere, echte, unech-te, sowie Zeitungen (die Presse ist immer dabei!), eine fliegende Pyramide, sportliche Auseinandersetzungen, Zugabteile, Hotel-zimmer und sogar Liebesgeschichten und Kinoträume.“ Schon diese Zeilen lassen vermuten, dass Bilals moderne Strategie auf Momenten der Zusammenführung an sich widersprüchlicher Elemente fußt, auf der Gleichzeitigkeit des an sich Ungleichzeiti-gen. Inhaltlich wie auch formal ist seine Trilogie ein rasantes Ver-wirrspiel, ein Ausdruck phantastischen Erzählens ohne die aufge-rufenen Konventionen einfach nur einzulösen.4. Im Zentrum der drei zwischen 1980 und 1992 erschiene-nen komplexen Teilbände steht die symbiotische Verbindung zwischen dem titelspendenden Protagonisten Alexander Ni-kopol und dem altägyptischen Gott Horus, die wenig zufäl-lig auch elf Jahre währt. Zu Beginn, in der angenommenen Zukunft von 2023, landen (im wortwörtlichen Sinne) sowohl Nikopol als auch Horus in einem faschistisch regierten Pa-ris, einem männerdominierten Stadtstaat. Die Exposition der Trilogie lässt sich dabei als Moment des Strandens fassbar ma-chen: Die ägyptischen Götter schweben in ihrem pyramiden-förmigen Raumschiff über der Metropole und verhandeln mit Diktator Weißkohl über Treibstoff, den sie dringend benö-tigen – und tragen gleichzeitig auch interne Machtkonflikte aus. Horus, aufgrund seiner gescheiterten Ambitionen auf der Flucht vor Anubis und den anderen Deitäten, begegnet wie-derum Alexander, der nach einem strafweisen dreißigjährigen Kälteschlaf in einer völlig veränderten Gegenwart wieder zu sich kommt. Horus rettet Alexander und schlüpft in seinen Körper, ausgerechnet in der stillgelegten Pariser Metro findet diese eigenwillige Symbiose ihren nicht ganz freiwilligen Be-ginn. Nikopol, der mit dem Tod seiner Geliebten und dem Umstand, einen mittlerweile gleichaltrigen, zum Verwechseln ähnlich sehenden Sohn zu haben, konfrontiert ist, wird vom Vehikel des ruchlosen Gottes nach und nach zu seinem Part-ner: Gemeinsam unterlaufen sie die Wiederwahl des Diktators und übernehmen kurzerhand die Macht. Horus erweist sich dabei trotz seiner vielen charakterli-chen Mängel als moderner und offener als die Gesellschaft, die Bilal entwirft, etwa auch in Bezug auf Geschlechterrollen. Die von Horus und Nikopol ausgelöste Revolution bringt Bilal, Enki (2018): Alexander Nikopol© Casterman


 32 | ZUKUNFT ZUR WÄHLBARKEIT DES KÜNFTIGEN VON THOMAS BALLHAUSENbeispielsweise in einem ersten Schritt die Befreiung der Frau-en mit sich, die unter Weißkohl als „Gebärerinnen“ in un-terirdischen Sanatorien gehalten worden waren – ein Aspekt, der wohl nach einer eigenen Untersuchung verlangen wür-de. Die Geschäfte des Unsterblichen, so der Titel des ersten Teils, erzählen darüber hinaus aber auch von Medien und Propa-ganda, von Gewaltbereitschaft und Segregation. Demokratie ist zu einer Farce verkommen, zur Maske einer Diktatur – der aber wiederum, so Bilals düsterer Ausblick, nur mehr eine weitere folgen kann. Dass die politischen Umwälzungen, die Bilal bildstark und unter Integration von unterschiedlichsten Zeitungsausschnitten ausgestaltet, kein glückliches Ende fin-den können, ist dabei nur konsequent: Horus wird gefangen-genommen, Nikopol in eine Anstalt eingewiesen, sein Sohn als Marionette der neu etablierten, sogenannten „Räterepub-lik“ missbraucht.5. Wenn Die Frau der Zukunft zwei Jahre später einsetzt, ist die erzählte Welt nicht unbedingt eine bessere geworden. Jill Biscop, Journalistin mit sprechendem Namen, berichtet mit-tels eines „Script Walkers“, einer Form von Telex, in die Ver-gangenheit von 1993. Diese kurzen Prosapoeme finden sich als beigelegtes Faltblatt in der vorliegenden Edition; Jills De-peschen aus einer möglichen Zukunft erweitern dabei textlich bzw. objekthaft aber nicht nur Bilals Comic als Erzählange-bot, sie bieten damit zugleich auch ein prinzipielles Lektü-re- und Verständnisangebot für die gesamte Trilogie. In einer Wirklichkeit unablässig miteinander konkurrierender Macht-blöcke entspinnt sich ihre tragische Geschichte, inklusive ro-mantischer Beziehung zu einem lichtempfindlichen Alien, somit vor einem von Verunsicherung und Zerstörung gepräg-ten Hintergrund, einem visuell ausgestalteten Echo des realen Kalten Krieges: Ihr Weg führt sie von London nach Berlin, wo sie über die Rückkehr der Mission „Europa I“ eine Re-portage verfassen will.Jill ist – mit der Signalfarbe ihrer blauen Haare und den sich auf ihrer Rechten ausbreitenden, blutroten Spuren einer Gewalttat – eine weitere Figur am Rande des Entgleisens, die perfekte Ergänzung zu Horus und Nikopol. Die Konstante der Berichterstattung, die durch Jill eine Form von Personifi-zierung erfährt, trägt dabei richtigerweise aber eher zur weite-ren Verrätselung der symbolisch stark aufgeladenen Wirklich-keit denn zu ihrer Aufklärung bei – das ungleiche Trio tritt, das Chaos der Alten Welt als auch ihrer individuellen Schick-sale zumindest vorerst hinter sich lassend, die Flucht nach Kai-ro an. Nikopol und Horus, beide auf ihre Weise Einzelgän-ger in einer fremd gewordenen Wirklichkeit, finden zu einer neuen Einigung, die auch Jill Bioscop miteinschließt.6.Mit Äquatorkälte kommt Bilals Trilogie an ihr Ende: Niko-pol jr., diskreditiert und ebenfalls die Wirren der politischen Kämpfe hinter sich lassend, sucht nach seinem Vater, der un-ter dem anagrammatischen Namen Loopkin in Zentralafrika untergetaucht ist. Mediale Spur dieser fortgesetzten Schnit-zeljagd ohne wirkliches Ziel ist ein unfertiger Biopic über Alexander und Jill, ein gezeichneter Filmstreifen begleitet als Taktgeber die Panels der Reise nach „Äquator City“. Im Zug begegnet Nikopol jr. der Genetikerin Jelena, die wenig zufäl-lig über Jill und deren Schwangerschaft Nachforschungen an-stellt – freilich erneut ohne Erfolg zu haben. Die vielen Fa-cetten des dritten Teils formieren sich zu einer Beschreibung verschlimmerter Zustände, einer Verschärfung des gesamten Settings: So jagen somalische Piraten in schweren Jagdflug-zeugen ihre Beute, reisen Raubtiere im Zug durch einen kli-matisch belasteten Kontinent oder trennt eine korrupte Ge-sellschaft soziale Klassen nach Gesundheitszuständen. Der Zustand der permanenten Unruhe, der die dramatis personae von Bilals Werk so grausam prägt, wird durch das Wiederauf-tauchen und den dramaturgisch wohl unvermeidlichen Ab-sturz der fliegenden Pyramide erzählerisch vervollständigt.In Bilals Entwurf des künftigen Kairo finden und tren-nen sich die Wege erneut gestrandeter Götter mit Weltherr-Bilal, Enki (2018): Alexander Nikopol© Casterman


 ZUKUNFT | 33 schaftsplänen und verwechselter Generationen ohne große Perspektiven: Nikopol jr. wird irrtümlich anstelle seines Va-ters entführt und in Kälteschlaf versetzt; Jills Sohn, eine flir-rende, undeutliche Gestalt, die gleichermaßen Züge von Ho-rus als auch von Nikopol aufweist, steht emblematisch über dem Auserzählen der Geschichten. Die Leben der Figuren werden, nicht zuletzt bedingt durch medikamentöses Verges-sen, in letzter Konsequenz ohneeinander sein. Auch wenn die Option auf einen weiteren Zyklus angelegt ist, das Ende der Trilogie mehr ein Öffnen denn ein klassisches Abschlie-ßen ist, bleibt die verbildlichte Konstante aus Einsamkeit und Existenz spürbar. Mit Jills an Nikopol gerichteten Verabschie-dung „Die Illusion, sie kennengelernt zu haben, war schön ...“ reicht Bilal ein Motto für seine Trilogie nach, die bei al-len narrativen Verwicklungen vor allem auf Atmosphäre, auf tableauhafte Darstellungen und das Befragen der Paradigmen grafischen Erzählens setzt. Zwischen kühler Schönheit und unvermindertem Schrecken siedelt Enki Bilal seine sprung-hafte Auseinandersetzung mit Fiktion und Fakt an, die die Verbindungen von Medien, Gewalt und Politik, von Identi-tät, Ökologie und Zusammenleben wie beiläufig mitverhan-delt. In seiner Trilogie rund um Horus und Alcide Nikolopol, so der Vorname des Protagonisten im französischen Original, belebt er nicht nur altägyptische und altgriechische Mythen neu; er bemüht sich auf einer größeren Ebene um eine Dar-stellung von und Kritik an Gegenwart, die nichts von ihrer Intensität eingebüßt hat.7.Hier gilt es deshalb eine zentrale Frage zu wiederholen: Diskutieren wir bereits, was die Künste leisten können – oder reden wir immer noch darüber, was sie, im Sinne einer zäh-menden Indienstnahme, zu leisten haben? Man verharrt, so ist zu befürchten, bei der Option des (Wahr-)Sprechens der Künste, insbesondere der Literatur, zumeist im Bezirk des Wirklichen. Was aber ist mit dem Möglichen, mit dem (ver-meintlich) Unmöglichen? Die aktuellen Verhandlungsstrate-gien der veränderten gesamtgesellschaftlichen Bedingungen in den Kunstwerken und den sie begleitenden kritischen Paral-leldiskursen ist wohlbelegt; es gibt relevante, über das Kunst-feld hinaus wirksame, freimütige künstlerische Erwiderun-gen in Bezug auf unsere Wirklichkeit. Mit der von Michel Foucault und auch von Jacques Derrida wieder stark gemach-ten Figur der parrhesia wird die Form ungeschützter, riskan-ter Sprache der Offenheit an ein Subjekt gekoppelt, das die-sen Weg einschlagen kann (oder eben auch nicht). Zwischen LiteraturAgamben, Giorgio (2017): Die Erzählung und das Feuer, Frankfurt am Main: Fischer.Alison, Jane (2019): Meander, Spiral, Explode. Design and Pattern in Narrative, New York: Catapult.Ballhausen, Thomas (2015): Signaturen der Erinnerung. Über die Arbeit am Archiv, Wien: Edi-tion Atelier.Barberi, Alessandro (2000): Clio verwunde(r)t. Hayden White, Carlo Ginzburg und das Sprach-problem der Geschichte, Wien: Turia + Kant.Bilal, Enki (2018): Alexander Nikopol, Hamburg: Carlsen.Blumenberg, Hans (1997): Schiff bruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher, Frankfurt am Main: Suhrkamp.Calvino, Italo (2012): Sechs Vorschläge für das nächste Jahrtausend, Harvard Vorlesungen, Frankfurt am Main: Fischer.Canetti, Elias (2011): Masse und Macht, München: Carl Hanser.Castoriadis, Constantin (1990): Gesellschaft als imaginäre Institution. Entwurf einer politischen Philosophie, Frankfurt am Main: Suhrkamp.Dath, Dietmar (2020): Niegeschichte. Science Fiction als Kunst- und Denkmaschine, Berlin: Matthes & Seitz.Derrida, Jacques (2015): Diese seltsame Institution genannt Literatur, Berlin: Brinkmann & Bose.Fisher, Mark (2018): k-punk. The Collected and Unpublished Writings of Mark Fisher (2004–2016). Edited by Darren Ambrose. Foreword by Simon Reynolds, London: Repeater.Fœssel, Michaël (2019): Nach dem Ende der Welt. Kritik der apokalyptischen Vernunft, Wien: Turia + Kant.Foucault, Michel (2012): Die Regierung des Selbst und der anderen. Vorlesungen am Collège de France 1982/83, Berlin: Suhrkamp.Foucault, Michel (2012): Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen II. Vorlesungen am Collège de France 1983/84, Berlin: Suhrkamp.Foucault, Michel (2014): Die Regierung der Lebenden. Vorlesungen am Collège de France 1979/1980, Berlin: Suhrkamp.Werckmeister, Otto K. (1989): Zitadellenkultur. Die schöne Kunst des Untergangs in der Kultur der achtziger Jahre, München: Carl Hanser.ENKI BILALALEXANDER NIKOPOLHamburg: Carlsen VerlagISBN: 978-3-551-73878-3Erscheinungstermin:  Oktober 2018Erzählimperativ und Fiktionsbedürfnis siedelt die Sagbarkeit. Die einzugestehende aristotelische Schlagseite dieser Ausfüh-rungen einrechnend, erscheint es eine unbedingte Notwen-digkeit, die Kategorie der Imagination wieder verstärkt in den gesamtgesellschaftlichen Kreislauf hinzutreten zu lassen: Bei-spielsweise in der von Constantin Castoriadis beschriebenen wechselseitigen Formung von Individuum und Gemeinschaft bzw. Gesellschaft wird ein Imaginäres angesetzt, das Voraus-setzung und Mitbedingung für das Entstehen bzw. den Be-stand ebendieser Gesellschaft darstellt.THOMAS BALLHAUSENlebt als Autor, Kulturwissenschaftler und Archivar in Wien und Salzburg.  Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator tätig. Jüngste Publikation: „Das Mädchen Parzival“ (Limbus Verlag 2019).


 34 | ZUKUNFT Auch mit der 2012 gestarteten Initiative Healthcare hat Red Carpet Art Award begonnen junge Kunst in die größten Kran-kenhäuser des Landes zu bringen. Die Platzierung von Kunst-werken in den Wartebereichen diverser Ambulanzen, Not-aufnahmen, Onkologien und Geriatriebereichen dient den Patient*innen und deren Begleitpersonen, Besucher*innen sowie dem Personal der Häuser. Der  Future Award hat wiederum die Aufgabe unter den Schüler*innen Wiens die Lust an höherer Bildung, Kunst und Kultur, aber vor allem der freien Meinungsäußerung zu ver-stärken. Mittels großer öffentlicher Aufmerksamkeit, finan-zieller Anerkennung ihrer Leistung und der Schaffung einer Wettbewerbssituation zwischen den Schulen und den einzel-nen Schulstufen wird ein Spannungsfeld geschaffen, in dem die Meinungen der Schüler*innen auf analogem und digita-lem Wege Gehör finden sollen.Der in Wien gegründete Kunstpreis Red Carpet Art Award feierte 2019 sein 10-jähriges Jubiläum. Er widmet sich der langfristigen Förderung junger Künstler*innen mittels geziel-ter Pr- und Marketingkampagnen, um diesen ein hohes Maß an öffentlicher Wahrnehmung zu verschaffen. Darüber hin-aus werden Arbeiten der Künstler*innen in die eigene Samm-lung angekauft und an diverse private Sammlungen vermittelt.Die Maßnahmen gegen die Verbreitung von COVID-19 treffen die heimische Kunstszene besonders hart. Der in Wien 2009 gegründete Verein Red Carpet Art Award widmet sich der langfristigen Förderung junger Künstler*innen mittels ge-zielter  Pr- und Marketingkampagnen, um diesen ein hohes Maß an öffentlicher Wahrnehmung zu verschaffen.Einen besonderen Schwerpunkt innerhalb der Maßnah-men zur Stärkung der österreichischen Kunstszene setzt Red Carpet Art Award mit dem neu gegründeten Arbeits- und Aus-stellungsort Atelierhof Schlingermarkt in Floridsdorf. Dabei handelt es sich um drei Ateliers für bis zu vier Künstler*innen, welche in dieser Ausgabe vorgestellt werden. Darüber hin-aus errichtet der rCaa im Schlingerhof einen weiteren Kunst- und Kommunikationsknotenpunkt in Form eines 280 m² großen Raumes, dessen Programm von den acht dort schaf-fenden Künstler*innen erstellt wird. Eines der fünf Haupttätigkeitsfelder von Red Carpet Art Award  stellen die Showrooms im Wiener U-Bahnnetz dar. Dabei handelt es sich um Ausstellungsräume an verschiede-nen Orten in Wien (Karlsplatz, Volkstheater, Altes Landgut und Schottentor). Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der öf-fentlichen Wahrnehmung junger Kunst im Wiener Stadtbild und erreichen in der Woche zwischen 70.000 und 350.000 Passant*innen. Während des Lockdowns war und ist es der Einzige für die Öffentlichkeit zugängliche Kulturbetrieb in Österreich!


 ZUKUNFT | 35 RED CARPET ART AWARDAusstellungsansicht Michaela Putz © Eva Kelety


 36 | ZUKUNFT Ausstellungsansicht Michaela Putz © Sonja Duernberger


 ZUKUNFT | 37 RED CARPET ART AWARD


 38 | ZUKUNFT I. EINLEITUNGDie Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie ist untrennbar mit dem Begriff der Bildung verbunden. Denn mit der Entwicklung der ersten Arbeiter*innenbildungsvereine und weiterer Nachfolgeorganisationen vor über 130 Jahren konstituierte sich die österreichische Arbeiter*innenklasse noch vor dem Gründungsprogramm von Hainfeld (1888/1898) von Beginn an als (analoge) Bildungsbewegung. Viele Ideen und Visionen, die schlussendlich zum Erfolg des Roten Wien und des Austromarxismus geführt haben, wurden bereits im 19. Jahrhundert in diesen Vereinen und später in neu gegrün-deten Parteistrukturen diskutiert, entwickelt und schlussend-lich politisch umgesetzt. Dabei ging es von Beginn an darum, die bürgerliche und die proletarische Bildung anzunähern, um allen Menschen ein egalitäres Bildungsniveau zu garantie-ren. In der Folge waren es Denker*innen der sozialdemokra-tischen Partei, etwa Rosa Jochmann oder Max Adler, die be-sonders unter den beiden Faschismen der 1930er und 1940er Jahre gelitten haben. Einige von ihnen, wie beispielswei-se Robert Danneberg, Gründungssekretär der Sozialistischen Bildungszentrale, haben diese Zeit nicht überlebt.Überlebt hat aber das politische Erbe und damit auch der Bildungsgehalt der Arbeiter*innenbewegung, die gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgreich weitergeführt wurden. Davon zeugen die Errichtung einer neuen Bildungs-organisation, die Neugründung einer Parteischule sowie die Entwicklung von zahlreichen neuen Ausbildungsmethoden. Die Wiener SPÖ-Bildung verfügt nach wie vor über zahlrei-che Beispiele der politischen Kommunikation aus diesen Jahr-zehnten, die beeindruckend belegen, wie fortschrittlich diese Vorgänger*innen waren. Hätten sie über ähnliche technolo-gische Möglichkeiten verfügt, die heute angesichts der CO-VID-19-Krise und angesichts aktueller Produktionsbedingun-gen vor Augen stehen, hätte sie wohl nichts mehr aufhalten können.II. MEDIENGESCHICHTE(N)Vor home pages und social media gab es im Rahmen der pro-letarischen Bildungsbewegung zahlreiche Druckwerke und Publikationen (Bücher, Broschüren, Zeitungen etc.) sowie die Einführung von Fernlehrgängen, die eben nicht in der digi-talen Onlinewelt stattfanden, sondern mithilfe von analogen Ordnern umgesetzt wurden, die postalisch verschickt wur-den. Statt Webinaren waren die Menschen noch in den 1970er und 1980er Jahren auf Tonaufzeichnungen (Langspielplatten und Kassetten) sowie zahlreiche Videoaufzeichnungen auf Su-per 2000 oder VHS angewiesen. Mit Beginn der 1990er Jah-re öffnete sich die Wiener Bildungsorganisation nach außen hin, wodurch zahlreiche Symposien und Gedenkveranstaltun-gen entwickelt und neue Zielgruppen angesprochen wurden. DIE BILDUNGSORGANISATION DER DIGITALEN ZUKUNFT ANGESICHTS DER COVID-19-KRISE VON MARCUS SCHOBER Die Bildungsorganisation der digitalen Zukunft angesichts der COVID-19-Krise Die ZUKUNFT hat MARCUS SCHOBER, den Direktor der Wiener Bildungsakademie, darum gebeten, seine Erfahrungen mit der Digitalisierung angesichts der COVID-19-Krise zusammenzufassen. Mit seinen Ausführungen wird deutlich, dass aus medialer Sicht die entscheidenden Maßnahmen erst durch die Krise gesetzt wurden und wir uns alle auf dem Weg in eine digitale ZUKUNFT befinden ...Das Beispiel der Wiener Bildungsakademie


 ZUKUNFT | 39 Vorerst wurde dabei auf eigene Plattformen im Internet ver-zichtet, vielmehr wurden eher spärliche Informationen über die damalige Homepage der SPÖ Wien veröffentlicht.Zu diesem Zeitpunkt war die Frage der digitalen Präsenz in den Medien dem Bildungssekretär der SPÖ Wien, Micha-el Ludwig, bereits ein großes Anliegen, weshalb eine Neuaus-richtung der Bildungsarbeit unternommen wurde. Die Ange-bote und die Kommunikation der Wiener SPÖ-Bildung sollten auf neue „digitale Beine“ gestellt werden. Seit Juli 2005 war es eine maßgebliche Aufgabe, diese neue Homepage, welche nun gut programmiert worden war, mit Leben und Inhalten zu befüllen.Viele Jahre lang konnten dann die bildungspolitischen An-gebote im Rahmen dieser medialen Infrastruktur beworben und inhaltlich Informationen weitergeleitet werden. Es gab zur damaligen Zeit sehr innovative Projekte wie das von der SPÖ Wien mitentwickelte Campa – eine interne Austausch-plattform im Stil von Facebook – und einige mehr … alle im Grunde Vorstufen der heutigen social media. Das Haupt-schwergewicht im Ausbildungsbereich lag zu diesem Zeit-punkt auf der Vermittlung von Internetkompetenzen sowie der Durchführung von Seminaren zum Thema „Wie erstelle ich meine erste Homepage?“, welche die Medienkompetenz der Teilnehmer*innen auf einfachster Ebene erhöhen sollten. Es gab in diesem Bereich hohen Nachholbedarf, welcher mit zahlreichen Angeboten abgedeckt werden sollte. Im Februar 2007 übernahm der Autor dieses Beitrags dann die Funktion des Bildungssekretärs der Wiener SPÖ-Bildung, wobei digi-tale Überlegungen und Visionen einen zentralen Stellenwert bekamen. Denn es wurde immer deutlicher, wie schnell sich unsere Gesellschaft durch technologische Errungenschaften vor neue Herausforderungen gestellt sah.III.  BILDUNGSPOLITIK ZWISCHEN DIGITALEM ANGEBOT UND NACHFRAGEAb 2009 kam Facebook ins Spiel, im selben Jahr produzier-te die Wiener Bildungsakademie ihre ersten YouTube-Filme, erstellte neue Homepages und versuchte sich in der besseren Bewerbung ihrer analogen Angebote mit digitalen Möglich-keiten. Kurz gesagt: E-Mail, Newsletter und einige Werbe- und Ankündigungsfilme, welche eher unregelmäßig produ-ziert wurden, waren hier der Stand der Dinge. Rückblickend gesehen, lag das inhaltliche Schwergewicht auf der Entwick-lung neuer Bildungsangebote. Die Umgestaltung der Par-teischule, die Schaffung neuer medienspezifischer Lehrgänge wie „Politik und Journalismus“, „Fotografie und Politik“ oder die Mitentwicklung des Fh-Lehrgangs „Führung, Politik und Management“ standen so im Mittelpunkt. Mit der Gründung der Wiener Bildungsakademie (htt-ps://wienerbildungsakademie.org/) im Jahr 2016 war in der Folge allen Beteiligten bewusst, dass diese politisch ausgerich-tete Bildungsinstitution von nun an vermehrt auf die digita-le Zukunft hin orientiert werden muss. Die gesetzten Schritte waren klein aber durchwegs bedacht. So haben alle Beteilig-ten damit begonnen, zahlreiche Veranstaltung des Wiener Bil-dungszentrums auf Facebook zu streamen, eine neue Home-page mit zahlreichen Möglichkeiten wurde umgesetzt und auf die Bildsprache in digitalen Räumen wurde mehr und mehr Wert gelegt. So konnten auch ab 2018 Angebote zu den Be-reichen „Digitalisierung und Politik“ sowie „Digitales Füh-ren“ entwickelt werden, was auch heute noch darauf hinweist, dass die geänderten Produktionsbedingungen langsam, aber Auftritt der Digitalen Wiener Bildungsakademie© wba


 40 | ZUKUNFT DIE BILDUNGSORGANISATION DER DIGITALEN ZUKUNFT ANGESICHTS DER COVID-19-KRISE VON MARCUS SCHOBER doch, reflektiert wurden. Die (bildungspolitische) Nachfrage nach diesen Angeboten war bis ins Frühjahr 2020 aber eher dürftig.IV.  COVID-19 UND DIE DIGITALISIERUNGAm 13. März 2020 setzte dann die COVID-19-Krise ein und alle bisherigen Konzepte der Wiener Bildungsakademie wa-ren von einem auf den anderen Tag hinfällig. Denn das ge-samte Bildungsangebot war zur Gänze auf analoge Veranstal-tungen ausgerichtet. Kurze Verzweiflung machte sich in der Wiener Bildungsakademie breit, doch konnte ab dem 15. März 2020 die gesamte Akademie auf digitale Beine gestellt werden. Dadurch, dass alle beteiligten Institutionen bis dahin einen großen Bogen um Themen wie Digitalisierung, social media oder distance learning gemacht haben, mussten schnelle Entscheidungen getroffen werden, um das gesamte Programm zu „digitalisieren“.In den darauffolgenden Wochen musste das Team der Wiener Bildungsakademie – wie wohl viele andere Menschen und Institutionen im globalen Maßstab – die breite Palette an Videokonferenzsystemen kennenlernen und austesten. Ausge-hend von der vorhandenen Infrastruktur (das Bildungszent-rum der Wiener Bildungsakademie läuft auf Windows-Rech-nern) und lizenzrechtlichen Vorteilen fiel die Entscheidung dann auf Microsoft Teams als Basis für das sich langsam aufbau-ende Onlineangebot. MS Teams bietet u. a. mit seinen hohen Sicherheitsvorkehrungen eine gute Infrastruktur für den (in-ternen und externen) Seminarbetrieb der Bildungsakademie.Die ersten Tage waren absolutes Neuland für die gesam-te Akademie: registrieren, anmelden, verbinden und dann die wichtigste Medienkompetenzfrage per Handy: Wie können wir eigentlich das Mikrofon einschalten? Es waren echte Pi-oniertage, da jedes auftauchende Problem die Institution um einen Schritt weitergebracht hat. Das erste Webinar fand dann am Dienstag, den 16. März, um 18.00 Uhr statt, ein (inter-ner) Abend der Wiener Parteischule. Noch in derselben Wo-che fiel die Entscheidung, angesichts der COVID-19-Krise im Zweiwochenrhythmus digitale Veranstaltungen zu wichtigen Themen anzubieten. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch nie-mand wissen, wie lange diese Phase des home office wirklich dauern würde. So ist auch angesichts des zweiten Lockdowns gegenwärtig nicht klar, wann und wie analoge Veranstaltun-gen erneut stattfinden können. Ganz klar erkennbar war aber in diesen ersten digitalen Tagen und Wochen – auch angesichts der politischen Kon-kurrenz – dass sehr viele Menschen und Institutionen rasch auf diese neue Situation reagiert haben. Es war allen Betei-ligten bewusst, dass sie sich in dieser digitalen Fülle an An-geboten erkennbar machen müssen. Dabei fand die Wiener Bildungsakademie vor allem drei Ansatzpunkte, um in den Herausforderungen der Krise digital zu bestehen:1. wurde eine sehr schlichte und einfache corporate identity für alle digitalen Angebote entwickelt, die gerade in den ers-ten Wochen sehr auffällig war,Digitale Veranstaltung der Wiener Bildungsakademie© wba


 ZUKUNFT | 41 2. wurden auch konkurrierende Angebote analysiert, wo-bei im unmittelbaren Umfeld eine Lücke der digitalen Mög-lichkeiten entdeckt wurde: Webinare rund um den Globus. So ist es gelungen, Diskussionen live aus den USa, China, Süd-amerika, Afrika und selbstverständlich aus sehr vielen europä-ischen Ländern zu ermöglichen, und3. war es von Beginn an wichtig, sich technologisch stetig weiterzuentwickeln. Anfänglich ging es vor allem um Hard-ware (Kameras, Mikrofone und Co.), ab der Hälfte der Coro-na-Krise nur mehr um Software. Entscheidend ist dabei, neue Möglichkeiten bei der Vermittlung von digitalen Angeboten aufzuzeigen.Mit  Open Broadcaster Software (OBS) und Co. konnten in der Folge die Übertragungsmöglichkeiten enorm erhöht wer-den. Die Einrichtung eines neuen Studios im Bildungszent-rum ist abgeschlossen und die Vorteile einer neuen 180-Grad-Kamera warten derzeit auf ihre Entdeckung …V.  CONCLUSIO: EIN BLICK IN DIE DIGITALE ZU-KUNFT …Bei allen offenen Fragen geht es daher auch künftig dar-um, im Rahmen einer aktiven Bildungsinstitution die Grund-lage dafür zu schaffen, Medienkompetenz in allen Facetten (Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Medien-gestaltung) zu begreifen und den User*innen digitaler Ange-bote zu vermitteln. Wohin die digitale Reise führen wird, ist dabei keineswegs ausgemacht. Sicher aber ist, dass es auch an-gesichts des digital divide und im Rahmen des zweiten Lock-downs darum geht, niemanden zurückzulassen und im Sinne der Mediensynchronie – und der Arbeiter*innenbewegung – sowohl analog als auch digital beweglich zu sein. Dabei sind Themen wie Freiheit, Gleichheit und Solidarität genauso bin-dend wie Gendersensibilität, Barrierefreiheit oder Internatio-nalismus. So ist derzeit – nach dem Vorbild von Steven Spiel-bergs Shoa Foundation – ein Projekt in Planung, bei dem ältere Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Arbeiterinnen*bewegung interviewt, transkribiert und dann im Rahmen eines digitalen Archivs auch online präsentiert werden sollen. Analoge Pub-likationen sollten dabei sukzessive durch digitale (etwa Lehr-filme) erweitert werden, um eine moderne Bildungsakademie wirklich werden zu lassen. Alles in allem befindet sich auch das politische System Österreichs gerade angesichts des zwei-ten Lockdowns wahrlich auf dem Weg in eine herausfordern-de digitale ZUKUNFT.MARCUS SCHOBERist Gemeinderat, Direktor der Wiener Bildungsakademie und in der SPÖ Landstraße aktiv.Dieser Text erschien in einer älteren Version zuerst in MEDIENIMPULSE 02/2020 und ist als solcher auch online verfügbar: https://tinyurl.com/y6bxmada (letzter Zugriff: 20.10.2020)


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ZUKUNFT ABONNEMENTKupon ausschneiden & einsenden an:VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 WienIch bestelle  ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro  ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– EuroName:Straße:Ort/PLZ:Tel.:E-Mail:    Unterschrift:4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2013Was vom Tage übrig bliebBarbara BlahaWährend des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar EinemAus Fehlern lernen Ludwig DvořakWege aus der EurokriseWolfgang EdelmüllerDer Dritte WegErnst Gehmacher2/2013Kunstkammer WienKunsThisTorischEs musEum  WiEn4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 3/2013Die EU-Konzessionsrichtlinie Alice WagnerFür eine offensive Wohnpolitik Wolfgang MoitziLeistbares Wohnen – eine Frage sozialer Fairness Michael LudwigEurokrise und kein Ende – Spanien im freien FallGünther Grunert3/2013BRIAN ADAMS – EXPOSEDNRW-FoRuM DüsseLDoRF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 4/2013Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel LehnerEuropas Entwicklung Oskar NegtDer Antisemit Karl Renner? Ludwig DvořákWohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims4/2013The Real eighTies Österreichisches Filmmuseum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 5/2013Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja AblingerEuropas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde MattheisWir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert MisikJulius TandlerHerwig Czech5/2013Alle MeSCHUGGe?JüdischEs MusEuM WiEn 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 6/2013Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi SchickerStadt fair teilen Eva KailMobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian FölzerMali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza6/2013WIEN AUSSENEIN FOTOPROJEKT VON DIDI SATTMANN Wien MuseuM ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 7 & 8/2013SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied Stagnation der Völkischen? Andreas PehamEin Volk von Eigentümern? Artur StreimelwegerVom KlubzwangLudwig Dvořák7&8/2013ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORFALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2013Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland Claudia Weinkopf & Thomas KalinaDie Troika und der Flächentarifvertrag Thorsten SchultenKinderkarenz und Wiedereinstieg Gerlinde HauerWendezeit des Kapitalismus?Armin Pullerk9/2013 WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT. 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2013Die SPÖ neu gründen!  Albrecht K. KonečnýEin modernes Strafrecht Hannes JarolimRot-Blau ante portas? Ludwig Dvořák Die EU gemeinsam verteidigenCaspar Einem10/2013KOKOSCHKA LeopoLd MuseuM4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2013Welcher Fortschritt?  Barbara BlahaVom Elend der PolitikverdrossenheitKarl CzasnyTunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi11/2013DIE 70ER JAHRE. MUSA4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12 / 2013Die extreme Rechte vor der EU-Wahl Andreas PehamMarokko nach dem arabischen FrühlingMuna DuzdarMachtwechsel in NorwegenJens GmeinerZwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner12/2013Edith tudor-hartWiEn musEum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2014Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang KatzianSozialdemokratische Handschrift?Sonja AblingerDas sozialdemokratische Jahrhundert     hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt1/2014DEBORAH SENGLDIE LETZTEN TAGE  DER MENSCHHEITESSL MUSEUMDer Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra StricknerDer Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger»Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl2/2014Unsere stadt!jüdisches MUseUM wien4,50 euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2014Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich TálosUkraine – zwischen  Ost und West?   Christina PlankGründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan BroczaIrrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz4/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.4/2014BÖSE    DINGE     HofmobiliEndEpotBesteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz Europa am Scheideweg   Eugen FreundTTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva LöwBudget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer5/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.5/2014EYES WIDE OPENBANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIENDie Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen RechtsSchumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf StepanAbwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela SchmidtMehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz6/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.6/2014VORBILDER150 JAHRE MAKDas Ende einer Ära  Thomas NowotnyAntimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-UriÜber Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael AmonHandel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza7– 8/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.7 – 8/2014GARRY WINOGRANDWOMEN ARE BEAUTIFUL WESTLICHT Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang EdelmüllerOtto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin PullerJenseits von »mitgemeint«  Stefanie VasoldDie Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart9/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2014Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp MetzgerDie Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. OberndorferSozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al.Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer10/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2014WIEN IM ERSTEN WELTKRIEGWIENMUSEUMWir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz FischerEine ZivilisationshautChristine NöstlingerDirekt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel LehnerEin Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke5/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 5/201512. WESTLICHT FOTO-AUKTIONFrauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid MumDie außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot StimmerFlüchtlingsfragen Caspar Einem1/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 1/2016DAS PARADIES DER UNTERGANGHARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITENUNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZFür Identität, gegen BeliebigkeitCaspar EinemWien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi SchickerKeine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia HerrNeutralität systematisch verletztThomas Riegler6/20154,50 Euro P.b.b. 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Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2015ROMANE THANA.ORTE DER ROMA UND SINTIWIEN MUSEUMWird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad LacevicOberösterreich ist andersJosef WeidenholzerAnmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem»Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler10/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 10/2015STEIERMARK IM BLICK UNIVERSALMUSEUM JOANNEUMSteuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth KlatzerVon Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias MicusWie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller3/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2015DIE ACHZIGER JAHREMUSASolidarität statt Ausgrenzung Laura SchochEU in Auflösung?Albrecht von LuckeArgentinische Vergangen-heitspolitik am ScheidewegGeorg KrizmanicsZum Erfolg der Programm- länder des EuroraumsElisabeth Blaha11/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 11/2015LIEBE IN ZEITEN DER REVOLUTIONBANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIENWas will Varoufakis eigentlich?Philipp MetzgerWahlen in GroßbritannienArmin PullerDie Vereinbarkeit von Islam und ModerneMuna DuzdarBudgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekord arbeitslosigkeit vergessenMarkus Marterbauer4/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2015MYTHOS GALIZIENWIEN MUSEUMHoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara BlahaHillary – what else?Grössing & BroczaPolitische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard HeinzlmaierUnternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer12/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 12/2015Margot PilzMeilensteine MUSAZUKUNFT ABONNEMENTKupon ausschneiden & einsenden an:VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 WienIch bestelle  ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro  ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– EuroName:Straße:Ort/PLZ:Tel.:E-Mail:    Unterschrift:4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2013Was vom Tage übrig bliebBarbara BlahaWährend des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar EinemAus Fehlern lernen Ludwig DvořakWege aus der EurokriseWolfgang EdelmüllerDer Dritte WegErnst Gehmacher2/2013Kunstkammer WienKunsThisTorischEs musEum  WiEn4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 3/2013Die EU-Konzessionsrichtlinie Alice WagnerFür eine offensive Wohnpolitik Wolfgang MoitziLeistbares Wohnen – eine Frage sozialer Fairness Michael LudwigEurokrise und kein Ende – Spanien im freien FallGünther Grunert3/2013BRIAN ADAMS – EXPOSEDNRW-FoRuM DüsseLDoRF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 4/2013Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel LehnerEuropas Entwicklung Oskar NegtDer Antisemit Karl Renner? Ludwig DvořákWohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims4/2013The Real eighTies Österreichisches Filmmuseum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 5/2013Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja AblingerEuropas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde MattheisWir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert MisikJulius TandlerHerwig Czech5/2013Alle MeSCHUGGe?JüdischEs MusEuM WiEn 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 6/2013Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi SchickerStadt fair teilen Eva KailMobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian FölzerMali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza6/2013WIEN AUSSENEIN FOTOPROJEKT VON DIDI SATTMANN Wien MuseuM ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 7 & 8/2013SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied Stagnation der Völkischen? Andreas PehamEin Volk von Eigentümern? Artur StreimelwegerVom KlubzwangLudwig Dvořák7&8/2013ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORFALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERTNRW-FORUM DÜSSELDORF4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2013Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland Claudia Weinkopf & Thomas KalinaDie Troika und der Flächentarifvertrag Thorsten SchultenKinderkarenz und Wiedereinstieg Gerlinde HauerWendezeit des Kapitalismus?Armin Pullerk9/2013 WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT. 4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2013Die SPÖ neu gründen!  Albrecht K. KonečnýEin modernes Strafrecht Hannes JarolimRot-Blau ante portas? Ludwig Dvořák Die EU gemeinsam verteidigenCaspar Einem10/2013KOKOSCHKA LeopoLd MuseuM4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2013Welcher Fortschritt?  Barbara BlahaVom Elend der PolitikverdrossenheitKarl CzasnyTunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi11/2013DIE 70ER JAHRE. MUSA4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12 / 2013Die extreme Rechte vor der EU-Wahl Andreas PehamMarokko nach dem arabischen FrühlingMuna DuzdarMachtwechsel in NorwegenJens GmeinerZwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner12/2013Edith tudor-hartWiEn musEum4,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2014Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang KatzianSozialdemokratische Handschrift?Sonja AblingerDas sozialdemokratische Jahrhundert     hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt1/2014DEBORAH SENGLDIE LETZTEN TAGE  DER MENSCHHEITESSL MUSEUMDer Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra StricknerDer Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger»Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl2/2014Unsere stadt!jüdisches MUseUM wien4,50 euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 2/2014Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich TálosUkraine – zwischen  Ost und West?   Christina PlankGründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan BroczaIrrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz4/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.4/2014BÖSE    DINGE     HofmobiliEndEpotBesteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz Europa am Scheideweg   Eugen FreundTTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva LöwBudget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer5/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.5/2014EYES WIDE OPENBANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIENDie Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen RechtsSchumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf StepanAbwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela SchmidtMehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz6/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.6/2014VORBILDER150 JAHRE MAKDas Ende einer Ära  Thomas NowotnyAntimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-UriÜber Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael AmonHandel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza7– 8/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr.7 – 8/2014GARRY WINOGRANDWOMEN ARE BEAUTIFUL WESTLICHT Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang EdelmüllerOtto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin PullerJenseits von »mitgemeint«  Stefanie VasoldDie Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart9/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 9/2014Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp MetzgerDie Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. OberndorferSozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al.Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer10/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 10/2014WIEN IM ERSTEN WELTKRIEGWIENMUSEUMWir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz FischerEine ZivilisationshautChristine NöstlingerDirekt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel LehnerEin Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke5/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 5/201512. WESTLICHT FOTO-AUKTIONFrauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid MumDie außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot StimmerFlüchtlingsfragen Caspar Einem1/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 1/2016DAS PARADIES DER UNTERGANGHARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITENUNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZFür Identität, gegen BeliebigkeitCaspar EinemWien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi SchickerKeine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia HerrNeutralität systematisch verletztThomas Riegler6/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 6/2015PIPILOTTI RISTKUNSTHALLE KREMSWaldheim – wie es wirklich warInterview mit Georg TidlTunesien – Demokratie braucht sozialen FortschrittMuna Duzdar100 Jahre Josef HindelsErwin LancMauern an den Grenzen führen zu Mauern in den KöpfenNurten Yılmaz2/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2016AUGEN AUF! 100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIEWestLicht / OstlichtHöchste Zeit für Schritte nach vornCaspar EinemDas Trennbankensystem der USA – eine Alternative?Josef FalkingerBusbahnhof, Flughafen und Fußball-WMBernhard LeuboltIst Deutschland das bessere Österreich?Markus Marterbauer7&8/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 7&8/2015HyperAmerikaKunsthaus GrazBildung fortschrittlich denkenGabriele Heinisch-HosekGeldregen aus dem HelikopterElisabeth BlahaDas Europa der ZukunftWolfgang EdelmüllerMindestsicherung – nur für InländerInnen?Marko Miloradović3/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 3/2016LENTOS DIE SAMMLUNGTanzt den Corbyn!Ludwig DvořákEurope no more?Wolfgang EdelmüllerBritische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?Sandra BreitenederRecht – Familie – EheHelga Hieden-Sommer9/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 9/2015WORLD PRESS PHOTO 15 GALERIE WESTLICHTMit den Tabus der Linken brechenSlavoj Žižek»Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-AttentatThomas RieglerAushöhlung von Rechten für FlüchtlingeLeila Hadj-AbdouNeoliberaler Feldzug auf Gewerk-schaftsrechte im Schatten der Krise W. Greif & S. Breiteneder4/20164,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2016 Alles neu! 100 Jahre   Frankfurter  Schule Museum für  angewandte  KunstDie Quote der Glaubwürdigkeit Sonja Ablinger Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest Interview mit Oliver RathkolbSteueroasen: Wo Vermögen parken Stefan Brocza und Andreas BroczaZukunft Rauchverbot  Sabine Oberhauser11/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 11/2014JEFF WALL KUNSTHAUS BREGENZEin Blick in  den Spiegel Stephan Schimanowa Vom System zur Alternative Max LercherZu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden Max LercherDas Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz Ruth Becher12/20144,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 12/2014SchauLuSt Die eRotiSche FotoGRaFie VoN aLFoNS WaLDeFotomuseum   WestlichtNeustart für Europa? Ulrich Brand Was will SYRIZA?Euclid TsakalotosZum Kern des Problems Ludwig DvořákDie Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen WeltMuna Duzdar1/20154,50 Euro P.b.b. GZ 02Z033338 M, Verlagspostamt 1010 Wien, Nr. 1/2015PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen Michael Lühmann Österreichs kalte KriegerThomas RieglerWie die europäische Sozial demokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kannMarkus MarterbauerKeine Angst vor der eigenen CourageMuna Duzdar2/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 2/2015ROMANE THANA.ORTE DER ROMA UND SINTIWIEN MUSEUMWird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad LacevicOberösterreich ist andersJosef WeidenholzerAnmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem»Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler10/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 10/2015STEIERMARK IM BLICK UNIVERSALMUSEUM JOANNEUMSteuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth KlatzerVon Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias MicusWie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller3/20154,50 Euro P.b.b. 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Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 4/2015MYTHOS GALIZIENWIEN MUSEUMHoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara BlahaHillary – what else?Grössing & BroczaPolitische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard HeinzlmaierUnternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer12/20154,50 Euro P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT, Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, 14Z040222 M, Nr. 12/2015Margot PilzMeilensteine MUSA