11/2021 5,– Euro, Österreichische Post AG,  P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT,   Kaiserebersdorferstrasse 305/3, 1110 Wien, MZ 14Z040222 M, Nr. 11/2021 FILM UND POLITIK Angelo – Misstraue dem Narrativ! Johanna Lenhart Das Gespenst von Graz Werner Wintersteiner Arbeitslos und glücklich? Nicht erlaubt! Erkan Osmanovic Titanic gegen England: Antibritische Propaganda im Dritten Reich Hemma Prainsack SEIT  1946


 2 | ZUKUNFT    Einem Diktum Jean-Luc Godards zufolge ist der Film die  einzige Spur, der einzige Zeuge. Damit ist auf den Punkt ge-bracht, dass Filme und die Produktionsbedingungen der Ki-nematografie in ihrer audiovisuellen Multimedialität nicht nur äußerst relevante historische Quellen darstellen. Denn die Geschichten des Kinos stellen immer auch Dokumen-te zeitgeschichtlicher Ereignisse dar und sind mehrfach mit der Politik und dem Politischen verbunden. Filme sind also politisch, wobei gerade die gegenwärtige Politik wie ein  schlechter Film wirken kann. Die Kunst des Films kann da- bei auch nicht nur auf ihre Bilder reduziert werden, weil sie auf verschiedenen Ebenen (Schriftlichkeit des Scripts, Hör-barkeit des Soundtracks, kultursoziologische Komponenten der Rezeption usw.) viel mehr bedeutet und also auch gesell- schaftspolitisch viel mehr Macht hat, als auf den ersten Blick  erkennbar ist. Deshalb richten wir in dieser und der nächs-ten Ausgabe der ZUKUNFT den Fokus darauf, wozu der Film im Verhältnis zur Politik imstande ist … verstören, aufklären,  wachrütteln etc. Erkan Osmanovic widmet sich deshalb zu Beginn unse- rer Ausgabe anhand einer Reihe von Filmbeispielen unserem gesellschaftlichen und damit hoch politischen Verhältnis zur  Arbeitslosigkeit. Dabei geht es u. a. um die filmische Umset- zung eines Klassikers der Soziografie, nämlich Die Arbeitslosen von Marienthal (1933), der im Jahr 1988 von Karin Brandauer unter dem Titel Einstweilen wird es Mittag eindrucksvoll ver-filmt wurde. Den damit verbundenen Medienwechsel sucht  Osmanovic u. a. auch im bedeutendsten Roman John Stein-becks auf, der mit The Grapes of Wrath (dt. Früchte des Zorns) und der nicht nur in Amerika weithin bekannten Figur des  Tom Joad das Elend von Wanderarbeiter*innen eindringlich  beschrieben hat. 1940 hat John Ford mit Henry Fonda in der Hauptrolle diesen Klassiker der Literaturgeschichte verfilmt.  Insgesamt geht es in diesem Beitrag aber nicht nur um die  breit dokumentierte (verschriftlichte und visualisierte) Er-fahrung von Ausschlussmechanismen, sondern auch um die Frage, wie wir sozial und demokratisch das Problem der Ar-beitslosigkeit vonseiten der Politik angehen können. Viel-leicht durch ein sozialstaatlich abgesichertes bedingungsloses  Grundeinkommen? Einem anderen politischen und historischen Feld wid- met sich anschließend Johanna Lenhart, wenn sie mit ih-rem Beitrag den Film Angelo (2018) von Markus Schleinzer in den Mittelpunkt der Analyse rückt. Der Film nimmt sich der Geschichte des schwarzen Angelo Soliman an, der im  18. Jahrhundert u. a. als Kammerdiener an europäischen Hö- fen diente und dessen Geschichte mehrfach erzählt und tra-diert wurde. Eingehend wird dabei von der Research group on  Black Austrian History berichtet, die es sich zur Aufgabe ge- macht hat, Darstellungstraditionen schwarzer Biografien auf-zuarbeiten und rassistische Stereotype in der österreichischen  Geschichte sicht- und kritisierbar zu machen. Mit Lenharts Beitrag und ihrer Aufbereitung von Angelo  wird des Weite- ren deutlich, wie groß die Gefahren sind, Biopics oder His-torienfilme als objektive Wahrheiten zu lesen. Schleinzer ver- sucht dieser Tatsache zuvorzukommen, in dem er etwa durch  verfremdende Kameraeinstellungen das Publikum zu antiras- sistischer Reflexion bewegen will. Insgesamt kann Lenharts  Aufruf Misstraue dem Narrativ! für jede kommende Filmsich- tung gelten. Film und Politik BIANCA BURGER, THOMAS BALLHAUSEN UND ALESSANDRO BARBERI EDITORIAL


 ZUKUNFT | 3    Mit  Michael Burgers Beitrag zu David Finchers Film  Mank (2020) werfen wir dann einen Blick auf die politische  Macht Hollywoods. Denn Mank handelt nicht nur vom Dreh-buchautor Herman J. Mankiewicz, sondern vor allem von  seinem Script für Orson Welles’ Citizen Kane, einem der be-merkenswertesten Streifen der Filmgeschichte, der auch acht-zig Jahre nach seiner Uraufführung kaum an Aktualität ein-gebüßt hat. Dabei bringt Fincher mit einer reflexiven Geste die Produktionsbedingungen der Traumfabrik auf die Lein- wand. Der Filmwissenschaftler Burger zeichnet die im Film  erzählte Geschichte nach und stellt sie den realen filmpoliti- schen Gegebenheiten gegenüber, wobei deutlich wird, dass der eigentliche Hauptdarsteller des Films das Studiosystem der  1930er-Jahre ist. Im Blick auf dieses Produktionssystem wird  mithin deutlich, dass der Mythos und das System Hollywood bis in die heutige Zeit von maßgeblicher politischer Bedeu-tung ist, wie sich anhand der spätkapitalistischen Distributi-onspolitik von Netflix  und Co. zeigt: Denn durch geschick-tes Marketing und die Verpflichtung von Hollywoodgrößen für ihre Formate gelingt es den heutigen Streaming-Anbie-tern mehr und mehr, am Markt zu partizipieren und etablier-ten Filmstudios den Rang abzulaufen. Die Traumfabrik von  Mank wurde demgemäß auch von Netflix produziert … Seit dem Untergang der Titanic am 14. April 1912 wurde  dieses Schiff zu einem wirkmächtigen gesellschaftspolitischen Symbol, das ebenfalls in der Literatur- und Filmgeschichte mehrfach bearbeitet wurde. Wie diese Schiffkatastrophe von der nationalsozialistischen Führung gezielt für politische Pro-pagandazwecke missbraucht wurde, schildert dann die Film- wissenschaftlerin und Redakteurin der ZUKUNFT  Hemma  Prainsack. Sie skizziert die beispiellose Entstehungsgeschich-te der von Herbert Selpin verfilmten Titanic (1943) und die damit verbundenen ruchlosen Machinationen im NS-Pro- pagandaministerium. Dabei verweist die Autorin auch an-gesichts von Geschichtsdidaktik auf die politische Notwen-digkeit, Filmgeschichte und Medienpädagogik von früh an in unserem Bildungssystem zu verankern. Denn nicht zu-letzt zeugen die jüngsten politischen Ereignisse in Österreich,  wie unverschämt dreist noch gegenwärtig Medien beeinflusst,  Meinung verordnet und Denkweisen der Bürger*innen mani- puliert werden. Daher muss es ein dringliches Anliegen wer-den, die Edukation auch auf die Herstellung und (Wechsel-) Wirkung zwischen Bewegtbildern und progressiver Politik  auszurichten. Die Redaktion der ZUKUNFT freut es ganz besonders, dass  wir auch in diesem Heft zwei herausragende literarische Bei- träge abdrucken können. Den Auftakt macht der Dialogtext unseres stellvertretenden Chefredakteurs und Schriftstellers  Thomas Ballhausen mit der Künstlerin Elisa Asenbaum.  Sie buhlen nicht nur um die Gunst der Schirmfrau©, sondern  verhandeln Fragen rund um Kunst, Anpassungsdruck sowie  kapitalistischer Marktlogik und verwenden dabei zahlreiche filmische Referenzen, womit der Bezug zu unserem Schwer-punktthema mehr als deutlich wird. Mit starken sprachli-chen Bildern und rhetorischen Formen arbeitet auch die Nachwuchsautorin Lorena Pircher in ihrer Kurzerzählung   Alles an ihm ist Mond. Sie knüpft damit an ihre in der ZUKUNFT  08/2021 abgedruckte Erzählung Revenir an und verknüpft da- bei die erzählerischen Fäden zu einem dichten Stück Literatur. Pircher stellt in diesem Text Fragen nach Übersetzbarkeit, Er-innerung, tatsächlichem Verstehen und Selbstbestimmung ins  Zentrum, womit ein bemerkenswerter (und politischer) Ge- genwartsbezug deutlich wird. Auch ist es uns ein Anliegen, unseren Leser*innen im  Rahmen dieser Ausgabe einen Kommentar von Werner  Wintersteiner, seines Zeichens Friedenspädagoge und Frie- densforscher, zum Wahlausgang in Graz mitgeben zu können.  Dieses Plädoyer für eine gerechtere Welt beruft sich dabei auf  die sozialistischen, anarchistischen und sozialrevolutionären  Bewegungen seit dem 19. Jahrhundert und fordert eine buch- stäblich soziale und demokratische Politik ohne Ausbeutung  von Mensch und Natur. Damit wollen wir auch unabhängig von unserem Schwerpunktthema aktuelle politische Ereignis- se – durchaus kontrovers – diskutieren. Denn Wintersteiner analysiert, kommentiert und visioniert angesichts einer mög- lichen Rot-Rot-Grün-Koalition in Graz das gegenwärtige politische Feld Österreichs und wirft dabei einen gelungenen Blick auf eine neue politische Zukunft der steirischen Landes-hauptstadt, deren Sozialpolitik nur als vorbildlich bezeichnet  werden kann. Dabei geht es sicher auch um eine progressive ZUKUNFT im ganzen Land. Ein Gespenst geht um in Graz … Die Bildstrecke dieser Ausgabe ist auch diesmal reich be- stückt: Denn mit seiner Serie Vessels of International Migration,  Cooperation and Exchange 1910s-2010s thematisiert der internatio- nal renommierte Maler Fabian Erik Patzak vom Cover weg mit dreizehn Arbeiten die Migrationsgeschichte seiner Groß-eltern im Rahmen der hier präsentierten Kunstwerke. Was 


 4 | ZUKUNFT  Schiffe – wie eben auch die Titanic – und Flugzeuge für den Künstler, der in einem internationalen Umfeld aufgewach- sen ist, bedeuten und welche Sinnverschiebung er durch den  Lockdown zwischen Österreich und den USA erfahren hat, er- zählt er im Interview mit der ZUKUNFT-Redakteurin  Hem-ma Prainsack, die mit ihm darüber diskutiert, dass Kunst immer ein Produkt der Zeit ist. Mit einem kleinen abschlie-ßenden Projektbericht gewährt der Künstler weitere Einbli-cke in seine Arbeitsweise und erläutert am Ende unserer Aus-gabe sowohl die Bildstrecke als auch die Verarbeitung von geopolitischen Ereignissen in seinem Kunstschaffen. Diesbe-züglich lässt Patzak uns auf den letzten Seiten unserer Ausgabe auch durch seine Fenster, seine Windows schauen … Insgesamt hoffen wir, unseren Leser*innen wieder eine  interessante Ausgabe erstellt zu haben und verweisen darauf, dass auch die kommende ZUKUNFT 12/2021 mit dem Titel  Bildpolitik das Thema der Film- und Mediengeschichte aus ei- ner eigenen Perspektive aufnehmen wird. Freuen Sie sich also auf ein abgerundetes Bild am Ende des Jahres 2021… Mit herzlichen und freundschaftlichen Grüßen BIANCA BURGER, THOMAS BALLHAUSEN und ALESSANDRO BARBERI BIANCA BURGER ist Redaktionsassistentin der ZUKUNFT und hat sich nach ihrem   geisteswissenschaftlichen Studium der Frauen- und Geschlechter- geschichte sowie der historisch-kulturwissenschaftlichen Europa- forschung in den Bereichen der Sexualaufklärung   und der Museologie engagiert. THOMAS BALLHAUSEN lebt als Autor, Kultur- und Literaturwissenschaftler in Wien und   Salzburg. Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator   tätig. Zuletzt erschien sein Buch  Transient. Lyric Essay  (Edition Melos, Wien).  ALESSANDRO BARBERI ist Chefredakteur der ZUKUNFT, Bildungswissenschaftler, Medien- pädagoge und Privatdozent. Er lebt und arbeitet in Magdeburg und Wien.  Politisch ist er in der SPÖ Landstraße aktiv. Weitere Infos und Texte online  unter: https://lpm.medienbildung.ovgu.de/team/barberi/


 ZUKUNFT | 5  Inhalt 6     Arbeitslos und glücklich? Nicht erlaubt!    VON ERKAN OSMANOVIC 12    Angelo – Misstraue dem Narrativ!     VON JOHANNA LENHART 20     Mank – Die politische Macht Hollywoods und     Netflix’     VON MICHAEL BURGER 28     Titanic gegen England – Antibritische Propaganda     im Dritten Reich     VON HEMMA PRAINSACK 34    Wir buhlen um die Gunst der  Schirmfrau©     VON ELISA ASENBAUM & THOMAS BALLHAUSEN 38    Alles an ihm ist Mond    VON LORENA PIRCHER 42    Das Gespenst von Graz    VON WERNER WINTERSTEINER 48    „Kunst ist immer ein Produkt ihrer Zeit“    VON FABIAN ERIK PATZAK & HEMMA PRAINSACK Fabian Erik Patzak (2021) Titanic30x40cm IMPRESSUM Herausgeber: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift »Zukunft«, 1110 Wien, Kaiser-Ebersdorfer-Straße 305/3 Verlag und Anzeigenannahme: VA Verlag GmbH, 1110 Wien, Kaiserebersdorferstraße 305/3, Mail: office@vaverlag.at Chefredaktion: Alessandro Barberi Stellvertretende Chefredaktion: Thomas Ballhausen Redaktionsassistenz: Bianca Burger Redaktion: Julia Brandstätter, Hemma Prainsack, Katharina Ranz, Constantin Weinstabl Online-Redaktion: Bernd Herger Mail an die Redaktion: redaktion@diezukunft.at Cover: Fabian Erik Patzak (2021) Titanic – Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind urheberrechtlich geschützt und stellen nicht immer die Meinung von Redaktion, Herausgeber*innen und Verlag dar.


 6 | ZUKUNFT  In dieser und der nächsten Ausgabe der ZUKUNFT blickt  ERKAN OSMANOVIC  auf ein alltägliches und doch für viele  schwieriges Thema: Arbeitslosigkeit. Wie verändern sich Menschen in ihrem Handeln, Denken und Fühlen, wenn sie nicht mehr arbeiten können oder dürfen? Warum ist es wichtig, nicht nur über Statistiken und Studien zu arbeitslosen Menschen zu sprechen, sondern auch Spielfilme zu diesem Thema zu drehen? Was können Filme in dieser Hinsicht leisten? Und müssen sie das überhaupt? Arbeitslosigkeit belastet die Menschheit – doch vielleicht gibt es da eine Lösung und genau die könnten wir alle mithilfe von Filmen besser verstehen. Arbeitslos und glücklich? Nicht erlaubt! Zum Verhältnis von Arbeitslosigkeit, Filmen und uns ARBEITSLOS UND GLÜCKLICH? NICHT ERLAUBT!  VON ERKAN OSMANOVIC I.  STATISTIK UND HERZEN Arbeitslosigkeit ist unbeliebt, schlecht für die Wirtschaft  und die Laune. Man muss nicht lange überlegen, um zu die-ser Feststellung zu kommen. Wenn wir in der glücklichen Si-tuation sind, einen Job zu haben, den wir im weitesten Sinne gerne machen, dann halten wir uns fern von diesem Thema. Doch warum ist das eigentlich so? Es kann doch schließlich jede Person unfreiwillig treffen. Einsparungen, Firmenpleite oder Pandemie – und schon sind Angehörige oder man selbst arbeitslos. Und was würde dann folgen? Isolation und Stigma-tisierung? Freude und Freiheit?  Viele arbeitslose Personen schämen sich und ziehen sich  aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Ein Blick in die Nachrichten lässt vermuten, warum das so ist: Arbeitslose tau-chen entweder auf als Drückeberger*innen, Gefahr für unsere Wirtschaft oder Zahlen in Studienergebnissen und Grafiken. Arbeitslosigkeit bleibt so eine Nummer, eine Fußnote oder ein Bild – abstrakt und nicht-menschlich. Doch hinter den Zah-len stecken Menschen und Schicksale. Denn arbeitslose Per-sonen in Österreich leben in beklemmenden ökonomischen Verhältnissen, wie eine Studie vom Herbst 2021 von SORA im Auftrag des sozialliberalen Momentum Instituts zur wirtschaftli- chen Situation von Arbeitslosen in Österreich zeigt. Für die Untersuchung wurden 1214 arbeitslose Menschen repräsenta-tiv ausgewählt und zu ihrer Lebenssituation befragt: 97 % der Befragten müssen mit einem monatlichen Einkommen unter 1400 Euro netto auskommen und 10 % der Befragten gar mit unter 1200 Euro netto im Monat. Zur Erinnerung: In Öster-reich liegt die Armutsgrenze für einen Ein-Personen-Haushalt im Jahr 2021 bei 1328 Euro. Ein Großteil der Arbeitslosen lebt also an oder unter dieser Schwelle. Die Ergebnisse sind er-schütternd, allerdings auch schnell vergessen: Zahlen und Sta-tistiken finden keinen Eingang in unsere Herzen. II.  DIE ARBEITSLOSEN VON MARIENTHAL Was hat Arbeitslosigkeit für Folgen auf den Menschen?  Verändert sie die Art, wie wir handeln? Was bedeutet es für unsere Psyche, das Etikett arbeitslos zu bekommen? Um das herauszufinden, begab sich im November 1931 ein siebzehn-köpfiges Forschungsteam unter der Leitung des Soziologen Paul Felix Lazarsfeld zur im niederösterreichischen Gramat-neusiedl und Reisenberg gelegenen Arbeiter*innenkolonie  Marienthal. Angeregt durch den Führer der österreichischen Sozialdemokratie, Otto Bauer, waren die Sozialforscher*innen 


auf das Schicksal der Fabriksarbeiter*innen aufmerk-sam gemacht worden, die in Folge der Weltwirtschaftskrise 1929/1930 ihre Stellen verloren hatten.  Die Ergebnisse dieser ersten modernen empirischen Stu- die der psychosozialen Auswirkungen von Langzeitarbeits-losigkeit lauteten: Das Zeitgefühl war strukturiert durch die vierzehntätige Auszahlung des Arbeitslosengeldes, ansonsten beherrschte lähmende Leere und Langeweile den Alltag der Personen. Viele Betroffene lebten in Armut. Auch die festge-stellte Entpolitisierung eines Großteils der Arbeitslosen wur-de mit Schrecken festgestellt. Außerdem fühlten sich die Ar-beitslosen hilflos und hoffnungslos und gingen deswegen auch alltäglichen Herausforderungen aus dem Weg – das For-schungsteam sprach von einer müden Gemeinschaft. Obwohl die Marienthal-Studie bereits 1933 publiziert  worden war, machte sie erst ihre Neuausgabe 1960 popu-lär. Mit der 1971 erschienen englischen Übersetzung gelang ihr dann schließlich der internationale Durchbruch und die Untersuchung avancierte zum Klassiker der weltweiten em-pirischen Sozialforschung: einerseits wurden Statistiken und Beobachtungen ausgewertet, andererseits wurden Betroffene befragt und Aktionsforschung betrieben. Doch was die Rezeption der Untersuchung am meisten  unterstützte, war die Sprache. Denn die damals fünfundzwan-zigjährige Sozialpsychologin Marie Jahoda griff in ihren Be-schreibungen auf einen narrativen Ton zurück und orientierte sich stark am Stil von Sozialreportagen. Jahoda wusste, dass das Schicksal arbeitsloser Personen nicht allein mit Zahlen zu ver-mitteln war, es braucht Geschichten – oder gar Filme. III.  ARBEITSLOSIGKEIT UND FILM Mit Einstweilen wird es Mittag unternahm Karin Brandauer  1988 den Versuch Die Arbeitslosen von Marienthal zu verfilmen. Das bewegte Bild zeigt Wirkung: in die Leere blickende Vä-ter und Mütter, in Armut spielende Kinder und verwahrlos-te Häuser. Der Film zeigt, dass auch wissenschaftliche Unter-suchungen eine Basis für Spielfilme sein können. Es wird aber auch deutlich vor welcher Zwickmühle ein solches Vorhaben steht. Denn im Kino gelten für gewöhnlich andere Regeln als in wissenschaftlichen Abhandlungen. Doch wie kann etwas politisch Brisantes wie Arbeitslosig- keit einer breiten Öffentlichkeit nahegebracht werden? Wie  können Filme sensibilisieren ohne zu belehren? Auf welche Art kann das Politische in Filmen betrachtet werden? Es gebe, so die Kulturwissenschaftlerin Sandra Nuy in ihrem Buch Die Politik von Athenes Schild, „drei Betrachtungsperspektiven“ auf dieses Spannungsverhältnis: •  „der politische Film im Sinne einer Funktionalisierung des  Films – sei diese nun kritisch, pädagogisch oder persuasiv – innerhalb politischer Kommunikationszusammenhänge  •  das Politische des Films, das sich, verkürzt formuliert, aus  dispositiven Wahrnehmungsstrukturen und daraus resul-tierenden sozialen Effekten zusammensetzt •  das Politische im Film als narrative Ausgestaltung politi- scher Themen, Ereignisse und Konfliktkonstellationen ggf. unter Einbezug politischer Akteure im Figurenensemble.“ Eine solche „narrative Ausgestaltung politischer Themen“  interessierte im Jahr 2018 auch das Filmarchiv Austria, das die Filmschau Suche Arbeit, mache alles auf die Beine stellte. Dort wurden Filme wie etwa die österreichische Sozialutopie Son-nenstrahl (1933) oder der Dokumentarfilm Über die Jahre (2015) ausgestrahlt. Beide Filme erzählen auf ihre jeweils eigene Art über das Leben von Arbeitslosen. Beide Filme haben ihre Be-rechtigung, doch leider gelang es ihnen nicht, das Thema an prominenter Stelle anzubringen. Einem anderen Film der Schau gelang dies allerdings schon bei seiner Erstaufführung und das mit Erfolg: Früchte des Zorns. IV.  AUF REISEN WIDER WILLEN Tom Joad will zurück zu seiner Familie nach Oklahoma.  Nachdem er die letzten vier Jahre wegen Totschlags im Ge-fängnis verbracht hat, sehnt er sich nach der familieneigenen Farm. Doch auf dem Weg dorthin erlebt er eine Überraschung: Der frühere Prediger Casy und der Nachbar Muley berichten Joad vom Verfall der Farm. Nachdem Staubstürme und Dür-ren das Land heimgesucht haben, wurde die Familie ebenso wie andere Farmer*innen von Großgrundbesitzer*innen um ihre Grundstücke erleichtert. Nun trifft die Familie bei Toms Onkel John Vorbereitungen, um Oklahoma Richtung Kali-fornien zu verlassen. Arbeit, Geld und Hoffnung locken nicht nur Toms Großfamilie, sondern Scharen von Menschen. Der Film kam 1940 in die Kinos und beruht auf dem  gleichnamigen Roman des Nobelpreisträgers John Steinbeck. Der Roman wiederum nahm seinen Anfang in Recherchen Steinbecks für eine Artikelserie aus dem Jahr 1936. Während   ZUKUNFT | 7 


 8 | ZUKUNFT  ARBEITSLOS UND GLÜCKLICH? NICHT ERLAUBT!  VON ERKAN OSMANOVIC der Großen Depression in den 1930er–Jahren war in einigen US-Staaten über mehrere Sommer hinweg der Regen ausgeblie-ben – betroffen waren hauptsächlich Staaten der Great Plains: Oklahoma, Texas, Kansas, Colorado, New Mexiko, Nebraska und South Dakota. Die Siedlungsgebiete hatten das Präriegras gerodet und somit den Böden jegliche Feuchtigkeit entzogen. In Folge von Stürmen verwandelte sich das Land in den Jah-ren 1935 bis 1938 in eine Wüste – man sprach auch von der Dust Bowl (Staubschüssel). Für die San Francisco News hatte Steinbeck über die  Wanderarbeiter*innen aus Oklahoma berichtet. Sie hatten in Kalifornien nach Arbeit und ihrem Glück gesucht. Er besuch-te Obstplantagen und Auffanglager. Auch mit dem Lagerper-sonal kam er so in Kontakt. All das war in den Film einge-flossen und begeisterte Kinobesucher*innen aller Welt. Dazu trug einerseits die hochkarätige Besetzung mit Henry Fon-da bei, aber auch die gelungene Struktur des Films. Ford hat-te Steinbecks dokumentarische Geschichte in eine klassische Filmdramaturgie gegossen: Anfang – steigende Handlung und Spannung – Klimax – fallende Handlungsspannung – Ende und Auflösung. In Kalifornien erwartet die Familie weder Ar- beit noch Geld, stattdessen erlebt sie Ausbeutung, Ge-walt und Hunger. Im Laufe der Geschichte trifft Tom in ei-ner Arbeiter*innenkolonie auf Casy, der inzwischen in einer Gruppe von Streikenden agitiert. Als ebendieser bei einem Tumult mit Hilfstruppen der Grundbesitzer*innen erschlagen wird, tötet Tom einen der Wachmänner und muss flüchten. Angesteckt durch die Ideen des verstorbenen Casy will er sich fortan dem Kampf für die Rechte der Arbeitsmigrant*innen widmen. Das Buch und der Film ließen die Vereinigten Staaten in  Aufruhr kommen. Während sich große Teile der Bevölkerung fragten, wie derartige Zustände im Land der Freiheit herr-schen konnten, gingen einige konservative Politiker*innen auf die Barrikaden und brandmarkten Steinbeck als Kommu-nisten. Auch Teile der Industrie zeigten sich irritiert. So er-wirkte etwa der Landwirtschaftsverband ein kurzfristiges Ver-kaufsverbot des Buches. Dem Film war ein Meisterstück gelungen: er hatte die  Menschen in die Kinos gebracht – bei einem Budget von rund 800 000 US-Dollar konnte der Film 2,5 Millionen US-Dol-lar einspielen – und gleichzeitig das existierende Leid der Ar- beitslosen artikulieren. In Österreich sind uns solche Zustände fremd, doch das bedeutet keinesfalls, dass arbeitslose Personen bei uns nicht auch Schikanen und enormem Druck ausgesetzt wären. Es braucht nicht gleich Plantagenbesitzer*innen, um den Leuten das Leben als arbeitssuchender Mensch schwer zu machen. Dafür reicht oft schon unsere Bürokratie. V.   ZWISCHEN REALITÄT UND FIKTION –    ICH, DANIEL BLAKE 272 – so viele Fragen sollten arbeitslose Menschen in ei- nem Programm einer Partnerfirma des AMS beantworten. Es ging um Stärken und Schwächen, aber auch Geschlechts-krankheiten und psychische Störungen der Befragten, wie ös-terreichische Medien berichteten. Das Tool, so das AMS, diene der Erhebung des Arbeitsfähigkeitsindex (Work Ability In-dex): Der WAI wurde in Finnland in den 1980er-Jahren entwi-ckelt und gibt Auskunft über die eigene Einschätzung der Be-fragten, für wie leistungs- und arbeitsfähig sie sich halten. Das Programm sollte nur unter Freiwilligkeit der Klient*innen eingesetzt werden, was allerdings, so die Annahme, nicht im-mer eingehalten wurde. Trotz dessen stellt sich die Frage: Warum sollten Arbeitslo- se überhaupt in die Verlegenheit kommen, intimste Informa-tionen von sich preiszugeben? Hat man vor der Arbeitslosig-keit seine Abgaben korrekt gezahlt, sollte es keinerlei Belege benötigen, um finanzielle und beraterische Unterstützung des AMS zu erhalten. Abb. 1: I, Daniel Blake (2016) Ken Loach© One Films/Why Not Productions/Wild Bunch/BBC Films


 ZUKUNFT | 9  Ob er auf Telefontasten drücken könne, möchte man wis- sen. 50 Meter ohne Unterstützung zu gehen schaffe? Liege Inkontinenz vor? Weshalb all diese Fragen? Erklärungen gibt es keine – Gegenfragen nicht erlaubt. Daniel ist Witwer, hat keine Kinder und arbeitete bis zu einem schweren Herzinfarkt als Tischler, woraufhin ihm seine Ärztin verbietet, zu arbei-ten. Daher auch die Befragung eines Call-Centers. Denn sei-ne Gesundheit soll überprüft werden. Das Ergebnis? Für die Behörden ist er gesund genug, um nach Arbeit zu suchen. So beginnt sein Martyrium. In seiner 2006 erschienen Komiktragödie I, Daniel Blake  nimmt uns der britische Regisseur Ken Loach mit in das nor-denglische Newcastle. Ganz in der Tradition des italienischen Neorealismus verzichtet er auf Sozialromantik und zeichnet ein kühl-dokumentarisches Bild. Ähnlich, wie auch bei Früch-te des Zorns ist die bewusst gewählte Distanz, das mächtigste Mittel, um die schreiende Stille im Leben arbeitsloser Perso-nen zu artikulieren. Ebenso kalt wie der Blick auf Daniel ist auch der Compu- terbildschirm, vor dem er nun zum ersten Mal in seinem Le-ben sitzt, um Formulare auszufüllen und nach Stellenanzeigen zu suchen. Er bemüht sich, bleibt jedoch für die Angestellten des Jobcenters bloß ein Tunichtgut. In unserer Gesellschaft bedeutet Arbeitslosigkeit, dass man belehrt wird, ständig bit-ten muss, und immer auf jemand Anderen angewiesen ist – man wird vom Menschen zum Objekt seiner Umwelt und ist einem Machtgefälle unterworfen: während man selbst freund-lich sein muss und sich von der besten Seite zeigen soll, ma-chen die Betreuer*innen das Gegenteil. Dies wird vor allem deutlich als Daniel eines Tages im  Warteraum des Jobcenters auf die alleinerziehende Mut-ter Katie trifft. Sie ist neu in der Stadt und ist wegen eines verpassten Busses eine halbe Stunde zu spät zu ihrem Ter-min dran. Damit die Frau nicht auf ihr Geld verzichten muss, wollen Blake und die anderen Wartenden die Frau vorlassen, doch das verhindert das System in Gestalt des Jobcenter-Lei-ters. Menschlichkeit verliert im Angesicht der Bürokratie und so muss Katie auf ihre Arbeitslosenhilfe verzichten, während Blake von der Security rausgeworfen wird. VI.  NEUE WEGE WAGEN Arbeitslosigkeit ist ein dunkles, ein stilles Thema – egal  ob in der Realität oder im Film. Doch warum ist das eigent-lich so? Das ist doch klar, meinen nun einige: weil arbeitslose Menschen unglücklich sind. Wie oben schon erläutert, haben sie öfter mit Krankheiten und in vielen Fällen auch mit Ar-mut zu kämpfen. Doch liegt das an der fehlenden Beschäfti-gung? Oder nicht vielmehr an dem Umstand, dass ein Groß-teil der Menschen gezwungen ist, Arbeiten zu erledigen, die sie unglücklich und krank machen? Denn Menschen, die ar-beiten, sind ja nicht automatisch gesünder oder führen ein zu-friedeneres Leben. Ein Blick in das eigene Umfeld reicht, um diese These zu bejahen. Es ist das Etikett arbeitslos, das man umgehängt bekommt  als Person und die an bestimmte Bedingungen geknüpften Transferleistungen des Arbeits- und Sozialamts, die längere und unfreiwillige Arbeitslosigkeit zu einer Zerreißprobe für viele macht. Eine Lösung dieses Dilemmas? Vielleicht ein be-dingungsloses Grundeinkommen? Immerhin würde damit die soziale Abgrenzung abgedämpft, die man als Arbeitslose/r an-sonsten zu spüren bekommt. Wie ein solches Grundeinkommen aussehen könnte, ist  schwer zu sagen: es gibt liberale, progressive und konservative Modelle – eines haben sie alle gemein: Sie sind abstrakt. Wa-rum also nicht einmal Spielfilme nutzen, um solche Lebens-weisen und -realitäten abzubilden? Weshalb nicht Blockbuster auf die Leinwand bringen, die ein solches Modell durchspie-len? Die Ideen liegen am Tisch, es gilt nur die Kameras und Mikrofone auszupacken und die Geschichten in die Köpfe der Menschen zu bringen. ERKAN OSMANOVIC ist Literaturwissenschaftler und leitet die Publikationsservices der   TU Wien Bibliothek. Er lebt und arbeitet in Wien und Brno.   Zuletzt erschien u. a.:  Wer man gewesen war. Untersuchungen zum Suizid  in der österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts anhand von   ausgewählten Werken (2018).


 10 | ZUKUNFT  Fabian Erik Patzak (2020) Alitalia


 ZUKUNFT | 11  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) Arabic


 12 | ZUKUNFT  ANGELO – MISSTRAUE DEM NARRATIV!  VON JOHANNA LENHART Angelo – Misstraue dem  Narrativ! Anhand des Films  Angelo (2018), der die historische Figur Angelo Solimans verarbeitet, wirft  JOHANNA LENHART  einen  Blick auf Darstellungstraditionen Schwarzer Biografien zwischen Kitsch und Rassismuskritik. I.   MMADI MAKE AKA ANGELO SOLIMAN Das Verhältnis von Film und Geschichte ist ein trickrei- ches. Vollständige Umsetzungen gibt es nicht: Historienfilme sind immer eine Interpretation von Geschichte. Sie perspek-tivieren und spitzen zu, sind nicht zwingend den Fakten ver-pflichtet und nutzen das mitunter zugunsten der Dramatur-gie auch leidlich aus. Historische Akkuratesse ist meist auch nicht das (ausschließliche) Ziel der Übung, viel mehr gilt es – zumindest bei ambitionierten Historienfilmen – Denkpro-zesse anzustoßen und Mechanismen der Geschichte und Ge-schichtsschreibung sichtbar zu machen. Ein hehres Ziel, das auch die Filmbiografie Angelo (Abb. 1) von Regisseur Markus Schleinzer aus dem Jahr 2018 verfolgt.    Filmplakat: Angelo (2018) Markus Schleinzer© Novotny & Novotny Filmproduktion, AMOUR  FOU Luxembourg und Markus  Schleinzer Jahrelang als Casting Director u. a. für Michael Haneke tätig,  ist Angelo die zweite Regiearbeit Schleinzers. Während sein Debüt Michael (2011) sich mit einer fiktionalen Missbrauchs-geschichte aus der Täterperspektive beschäftigt, nimmt der Nachfolgefilm eine historisch verbürgte Person in den Fo-kus: Angelo Soliman. Soliman ist das wohl bekannteste his-torische Beispiel für Schwarzes Leben in Wien. Wenn seine Geschichte auftaucht, ist sie allerdings meist von Mythen und Legenden sowie zwei Haltungen begleitet: Zum einen, so der Tenor, ging es Soliman in Wien „eh gut“, er hat „sogar“ Kar-riere gemacht, und zum anderen wird seine Geschichte ange-sichts seines Nachlebens als Wiener Geistergeschichte erzählt. Dabei ist die Geschichte von Angelo Soliman bzw. Mmadi Make, wie er vermutlich eigentlich hieß, weder Anlass für das eine noch das andere. Aus den wenigen Quellen rekonstruiert, liest sich sei- ne Biografie so: Mmadi Make, ca. 1720 geboren, als Kind in seiner Heimat – vermutlich dem Emirat Kanem-Bornu im heutigen Grenzgebiet von Niger und Tschad – versklavt und nach Europa verschleppt. Von einer namentlich nicht bekann-ten Marchesa in Messina gekauft, in Angelo Soliman umbe-nannt, getauft und „europäisch“ erzogen. Als ca. 13–Jähriger diente Angelo Soliman bei Fürst Georg Christian von Lobko-witz und begleitete ihn 20 Jahre lang auf dessen militärischen Unternehmungen. Anschließend diente er wahrscheinlich ab 1754 als Kammerdiener bei Fürst Wenzel von Liechtenstein, später bei dessen Neffen Fürst Franz Josef, wo er unter ande-rem „Gesellschafter“ des Erbprinzen Alois war und wohl auch Verbindungen zum Hof der Habsburger hatte. Dabei war Angelo Soliman 1754 wahrscheinlich bereits aus der Sklave-rei entlassen worden, begegnet man ihm bei den Fürsten von Liechtenstein doch auf Gehaltslisten und er scheint auch ei-nen Dienstvertrag gehabt zu haben – was allerdings nicht mit 


 ZUKUNFT | 13  einem Leben in „Freiheit“ zu verwechseln ist: Weder war er in der Berufswahl, noch im Aufenthaltsort noch in der Fami-lienplanung oder auch nur seiner Kleiderwahl frei (was auch für andere Bedienstete des Fürsten galt). Mit einer Unter-brechung wegen einer nicht genehmigten Heirat war er im Dienst der Fürsten von Liechtenstein, bis er 1783 in Pension ging. Im Laufe seines Lebens bewegte sich Soliman durchaus auch in der „besseren“ Wiener Gesellschaft, war Mitglied bei den Freimaurern, wo er auch die Bekanntschaft von Mozart machte – ein für die Mythenbildung besonders nachhaltig fas-zinierendes Detail. Was die zweifelhafte Prominenz Solimans allerdings mehr anspornte als sein Leben, war sein Tod 1796: Sein Leichnam wurde als Schauobjekt präpariert, als afrikani-scher „Eingeborener“ mit Muschelketten und Federschmuck ausstaffiert und von 1796–1806 im Wiener k. und k. Naturalien-kabinett, dem heutigen Naturhistorischen Museum Wien, ausge-stellt. Das Präparat verbrannte schließlich während des Wiener Oktoberaufstands 1848 (Blom: 13–23). Schwarze Personen, die versklavt an europäischen Höfen  lebten, waren zu der Zeit keine Seltenheit. Afrikanische oder auch türkische Sklavenkinder waren ein gern gesehenes Ge-schenk für befreundete Herrscher*innen und Statussymbol; repräsentierten Macht, Wohlstand, Modernität und Weltof-fenheit (Bono: 42). Der Großvater des russischen Autors Alexander Puschkin  etwa war der (wahrscheinlich) aus Eritrea verschleppte Ab-raham Petrowitsch Hannibal, der als Geschenk an den Hof Peters des Großen kam. Wie Hannibal wurde Soliman eine Ausbildung zuteil, die ihm eine höfische „Karriere“ ermög-lichte– so zumindest ist Solimans Leben lange gelesen wor-den. Eine Deutung jedoch, der sich etwa die Recherchegrup-pe zu Schwarzer Österreichischer Geschichte, die sich dafür einsetzt Schwarzes Leben und Geschichte in Österreich zu erforschen und sichtbarer zu machen, verwehrt:  „Was üblicherweise in der Geschichtsschreibung als res- pektabler Beruf dargestellt wird, wird hier [von der Recherche-gruppe, Anm.] als Ausbeutung und Reduzierung zum Objekt geschildert, die mit dem Raub der eigenen Identität verknüpft waren.“ (Unterweger: 186) Auch Philipp Blom, der 2011 für das Wien Museum ge- meinsam mit Wolfgang Kos die Ausstellung Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien kuratierte, steht der vermeintlichen „Kar-riere“ Solimans kritisch gegenüber: „Seine Karriere bestand  darin, dass er eine Serie von Rollen spielte, die für Menschen seiner Hautfarbe vorgesehen waren“ (Blom: 15).  Was Angelo Soliman selbst von seinem Leben beim euro- päischen Hochadel hielt, ist nicht bekannt. Es sind außer ein paar Briefen von und über ihn kaum Zeugnisse erhalten und die wenigen, die es gibt, sind eher legaler Natur: Verträge und Rechnungen. Ein gefundenes Fressen also für Fremdzuschrei-bungen aller Art und derer gab es viele. II.  WIEDERHOLUNG EINES MYTHOS Sich mit der Geschichte Angelo Solimans zu beschäftigen  ist so nicht nur eine Suche nach verwertbaren Quellen, son-dern die aktive Hinterfragung einer Geschichtsschreibung, die in „einen Kontext von Herrschaftsverhältnissen und macht-vollen Darstellungstraditionen eingebettet“ (Unterweger: 93) ist. Denn der Mythos Angelo Solimans wurde in den letz-ten 200 Jahren nicht nur in mündlicher Tradierung, sondern auch in Wissenschaft und Kunst immer wieder perpetuiert: Vom Faszinationsobjekt zur Erfolgsgeschichte werden unter-schiedlichste Interpretationen und Funktionen auf ihn proji-ziert, meist ohne kolonialistische und rassistische Mechanis-men mitzudenken. Die Mythenbildung rundum Angelo Soliman beginnt be- reits mit seiner ersten Biografin Caroline Pichler. Bereits 1807 – 10 Jahre nach dessen Tod – verfasste die Wiener Salondame und Autorin für den französischen Theologen und Politiker Henri Grégoire einen biografischen Beitrag zu Angelo So-liman. Grégoire wollte als erklärter Gegner der Sklaverei mit seiner Sammlung von Lebensläufen von „herausragenden“ Schwarzen der Zeit deren intellektuellen Fähigkeiten und moralische Qualitäten unter Beweis stellen – ein heute äußerst problematisches, damals aber recht fortschrittliches Unterfan-gen. Pichlers Biografie Solimans ist allerdings ein Amalgam aus gesichertem Wissen, Hörensagen und freier Ausschmü-ckung und macht viele Probleme des Umgangs mit Angelo Solimans Biografie überdeutlich. Unter anderem dichtet sie Soliman eine herrschaftliche Genealogie an: Er sei Sohn eines afrikanischen Herrschers, ein von Geburt an „außergewöhnli-cher Schwarzer“ gewesen. Diese frei erfundene Beschreibung hatte natürlich weniger den Zweck Soliman mehr Bedeutung zu verleihen, als die Macht jener zu unterstreichen, denen er als Statussymbol diente (vgl. Sauer: 133). So wurde ihm bereits in dieser ersten Biografie eine Rolle zugewiesen, die mit ihm als Person nur wenig zu tun hatte.


 14 | ZUKUNFT  ANGELO – MISSTRAUE DEM NARRATIV!  VON JOHANNA LENHART Dieser erste Text über Angelo Soliman hinterließ nach- haltige Spuren in der weiteren Rezeption. Der erste wissen-schaftliche Biograf Solimans, Wilhelm A. Bauer, beruft sich in  Angelo Soliman, der hochfürstliche Mohr. Ein exotisches Kapitel Alt-Wien 1922 etwa stark auf Pichlers Skizze, bemüht sich allerdings auch Archivalien heranzuziehen und ein möglichst differen-ziertes Bild von Soliman zu zeichnen. Aber auch Aspekte, die Pichler unterschlagen hatte, tauchen in den unterschiedlichen Erzählungen über Soliman auf: Einmal ist die Mitgliedschaft bei den Freimaurern, dann die Bekanntschaft mit Mozart, oder sein Ende als museales Objekt interessant – Umstände, die Pichler wohl aus politischer Rücksichtnahme unterschla-gen hatte. Auch literarisch wurde sein Schicksal immer wie-der verarbeitet: In Der Mann ohne Eigenschaften taucht Angelo  Soliman als Page von Dr. Arnheim auf, im Stück Soliman (1991) des Wiener Theaterautors Ludwig Fels wird er zum Opfer ei-nes rassistischen Mobs, während Felix Mitterer in seinem 2020 erschienenen Roman Keiner von euch Solimans Biografie in der Manier eines Hollywood-Melodrams aufgreift – um nur einige wenige Verarbeitungen zu nennen. Auch in der Wissenschaft sind bis beinahe in die Gegen- wart immer wieder eigenartige Beschäftigungen mit dem So-liman-Stoff zu finden. Die Historikerin Monika Firla machte etwa 2001 Aufsehen, mit der als „Provokation“ überschrie-benen (inzwischen widerlegten) These, dass Soliman seinen Körper selbst der Wissenschaft zur Ausstopfung geschenkt habe. Firla liest dies als Hinweis auf Solimans „Integration“ im Sinne einer vorbildlichen Assimilation, wie sie bereits Ca-roline Pichler, als Ideal dargestellt hatte. Eine Idee, die „die diskriminierenden Tendenzen einer zweihundertjährigen So-liman-Rezeption auf ein Minimum“ reduziert und so „letzt-lich die Fiktion einer europäischer [sic] Offenheit gegenüber Fremden historisch legitimier[t]“ (Sauer: 142), wie Wal-ter Sauer im Katalog zur Ausstellung des Wien Museums tref-fend bemerkt. Der Katalog stellt auch eine der wenigen um-fassenden und rassismuskritischen Beiträge der Forschung zu Soliman dar. Er legt seinen Fokus auf Aspekte der europäi-schen Kolonialisierung und des Sklavenhandels, anstatt Wien als weltoffene Stadt in der es „sogar“ Schwarze gab hochzusti-lisieren. Ist es doch gerade diese „Mythologisierung des Dis-kurses“ (ebd.), die die Geschichte Angelo Solimans anstatt als Ausgangspunkt zur kritischen Selbstuntersuchung zu inspirie-ren, immer wieder zu einer exotisierten urban legend infan-tilisiert. Einer Geistergeschichte, deren Erwähnung Kindern Angst einjagt und Erwachsenen einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln lässt. Roland Girtler etwa erzählt in seiner Sammlung von Rei- seerzählungen  Der vagabundierende Kulturwissenschaftler. Eine Radtour durch Österreich, Tschechien und Deutschland (2014) die Geschichte Solimans als gruselige Anekdote. Rassistische Mo-tive oder Tradierungsmuster reflektiert er nur minimal in ei-nem Halbsatz, der ausgerechnet auch noch auf das „Exoti-sche“ Solimans verweist: Das Leben Angelo Solimans sei typisch gewesen für „eine Zeit, in der man sich exotische Menschen als Vorzeigeexemplare neben Elefanten und Pfer-den an fürstlichen Höfen hielt“ (Girtler: 229). Die tschechi-sche Gastgeberin, für die er diese Geschichte zum Besten gibt, kann sich darüber nur wundern. Diese Formen der Erinnerung haben in den letzten Jahren  natürlich auch kritische Reaktionen provoziert, die nicht nur eine rassismuskritische Einordnung von Solimans Biografie anstreben, sondern es sich auch zum Ziel gesetzt haben, die lange unterschlagene Schwarze Geschichte ans Licht zu brin-gen und für das Schwarze Leben in Österreich Handlungs-spielräume zu finden und für sich zu reklamieren. Beispiels-weise setzt sich die erwähnte künstlerisch, wissenschaftlich und aktivistisch tätige Recherchegruppe zu Schwarzer österreichi-scher Geschichte, die 2005 aus dem Ausstellungsprojekt Verborge-ne Geschichte/n – remapping Mozart entstand, unter diesen Vor-zeichen mit Angelo Soliman auseinander: Ihr Ziel ist es, sich der Romantisierung von Solimans Schicksal zu widersetzen und ihn innerhalb von „koloniale[n] Herrschaftsverhältnisse[n] und rassistische[n] Praktiken in Österreich“ (Unterweger: 77) neu zu kontextualisieren. Diese kritischen Ansätze verfolgen dabei die Frage, wie und wem Angelo Soliman als Projekti-onsfläche dient und diente, zwischen Exotismus, Kuriosum und falschverstandener „Weltoffenheit“. III.  WIDERSTÄNDIG ERZÄHLEN: NEUE ANSÄTZE  IN LITERATUR, FILM UND ANDEREN KÜNSTEN Die Auseinandersetzung mit Schwarzen Biografien und  besonders der Sklaverei, wird aus europäischer Perspektive häufig im US-amerikanischen Kontext verortet. In letzter Zeit häufen sich allerdings in der Literatur und im Film verstärkt rassismuskritische Ansätze, die die kolonialistische Vergangen-heit Europas im Blick haben. Jüngst haben sich etwa der fran-zösische Autor Joseph Andras in Kanaky: Auf den Spuren von Alphonse Dianou (dt. 2021) oder Kathrin Döbler in Dein ist das Reich (2021) der kolonialen Vergangenheit Europas und – be-sonders in Döblers Fall – auch der eigenen Familiengeschichte angenommen. Sklaverei, Kolonialismus und Rassismus sind, 


 ZUKUNFT | 15  das wird spätestens hier klar, kein Problem der USA, sondern fängt vor der eigenen Haustür an. Allerdings haben sich ge-rade im Bereich Film in den USA neue Formen der Narration für rassismuskritische Inhalte etabliert. So verbindet die Se-rie Them (USA 2021) etwa das von offenem, brutalem Rassis-mus begleitete Leben einer schwarzen Familie im Los Angeles der 50er-Jahre mit Horrormotiven, die nicht sensationalistisch und effekthaschend sind, sondern in denen dem Trauma ras-sistischer Diskriminierung und Verfolgung ein Bild gegeben wird. Ähnlich funktioniert auch die Serie Underground Railroad (USA 2021), in der die Flucht von Sklav*innen von den ame-rikanischen Süd- in die Nordstaaten Anfang des 19. Jahrhun-derts in einem surrealistisch anmutenden, tatsächlich unterir-disch angelegtem Netz von Fluchtrouten mündet, so Fakt und Fiktion mischt und sich den klischeebehafteten Bildern von Sklav*innen entzieht. Beide Serien bemühen sich – und das haben sie mit Schleinzers Angelo gemeinsam – um Antikitsch: Es gibt keine Held*innen in diesen Geschichten, die das mo-ralisch Gute für sich gepachtet haben. Es gibt keine moralin-sauren Abschlussplädoyers und die Schwarzen Figuren werden nicht als ausschließlich passiv leidende Opfer dargestellt, son- dern reklamieren ihre Handlungsmacht zurück – auch wenn das mitunter in Mord und Totschlag seinen Ausdruck findet. Spielraum für eigenmächtiges Handeln zurückzugewin- nen ist auch ein zentrales Anliegen der Recherchegruppe, wie eine zentrale künstlerische Arbeit des Projekts zeigt. Durch eine als widerständig verstandene Praxis des Imaginierens ver-knüpft sie Angelo Soliman mit ermächtigenden Symbolen: Das weitverbreitete Porträt von Angelo Soliman (1760/65) von Johann Gottfried Haid, auf dem er, der seit seiner Kind-heit in Europa lebt, exotisch ausstaffiert vor Palmen und Py-ramiden gezeigt wird, wird in der Arbeit Angelo X (Abb. 2) überschrieben und so die Handlungsmacht zurückreklamiert. Durch ein Montageverfahren wird Soliman ausgestattet  mit Symbolen des Widerstands der afroamerikanischen Bür-gerrechts- und der Black Panther-Bewegung der 1960er- und 70er-Jahre. Ein Bezug, der sich bereits im Titel des Bildes er-kennen lässt. Er verweist natürlich auf Malcolm X, der seinen Nachnamen, der seiner Familie von Sklavenhalter*innen ge-geben wurde, ablegte und ihn durch ein „X“ ersetzte, um so auch auf „koloniale Praktiken der Verschleppung und Verskla-vung“ (Unterweger: 188) hinzuweisen. Vor dem österreichi-schen Parlament stehend, umringt von Gleichgesinnten, de-monstriert Angelo X hier entsprechend „für Selbstbehauptung gegen rassistische Unterdrückung und Ausbeutung“ (Unter-weger: 188). Das Verfahren des Imaginierens, auf das sich die Recherchegruppe in dieser Arbeit stützt, stellt dabei eine Ver-schränkung von Utopie und Geschichtsschreibung her, die eine Ermächtigung marginalisierter Existenzen ermöglicht. Sie bezieht sich dabei auf das Konzept des Eigen-Sinns der Historikerin Nicola Lauré al-Samarai, die – auch für ihre eige-ne Forschungspraxis – kleine Handlungen und Nicht-Hand-lungen des Widerstands imaginiert, die Schwarze Individuen jenseits von exotisierenden Stereotypen und kriminalisieren-den Klischees als „Subjekte mit eigenständigem Denken und Entscheidungsspielraum“ (Unterweger: 205f.) darstellt. Dem-entsprechend ist Soliman in Angelo X nicht mehr der ange-passte Migrant, der sich scheinbar nahtlos dem Hofleben ein-ordnet, sondern er ist hier widerständig und reklamiert seinen rechtmäßigen Platz in der österreichischen Gesellschaft und Geschichtsschreibung. IV.  GESCHICHTE, BIOGRAFIE UND FILM  Der Darstellung von Schwarzer Geschichte abseits von  Klischees und Zuschreibungen hat sich in seinem eingangs er- Angelo X (2006/2011) Robert Sturm in Kooperation mit Research group on Black Austrian History © Novotny & Novotny Filmproduktion, AMOUR  FOU Luxembourg und Markus  Schleinzer


 16 | ZUKUNFT  ANGELO – MISSTRAUE DEM NARRATIV!  VON JOHANNA LENHART wähnten Film Angelo auch Markus Schleinzer angenommen. Er verfolgt die Biografie von Angelo Soliman nach und be-gibt sich dabei auf Pfade abseits herkömmlicher Biopics. Nar-rativ wie visuell vielschichtig zeigt Schleinzer in drei Akten das Leben Angelo Solimans: Von seiner Verschleppung nach Europa bis zu seinem Tod und darüber hinaus – dem Prä-parieren und Verbrennen seiner Leiche im Naturalienkabi-nett. Was Schleinzers Film umtreibt, ist dabei keine faktische Nacherzählung eines Lebens, sondern der Versuch den Me-chanismen von Rassismus, Ausschluss und Machtmissbrauch ein Bild zu geben. Angespornt von den zahlreichen Legen-den im öffentlichen Bewusstsein zu Angelo Soliman, denkt Schleinzer in seinem Film über das Verhältnis von Geschich-te und Erinnerung und ihrer Repräsentation nach. Die Ge-schichtsschreibung und in weiterer Folge die Erzählungen und Darstellungen über Angelo Soliman nehmen nämlich die Perspektive der Mächtigen ein – nicht umsonst gibt es das geflügelte Wort, dass Geschichte von den Sieger*innen ge-schrieben wird. Und das gilt für Solimans Geschichte in po-tenzierter Form: Seine Geschichte wurde nicht nur im Rück-blick, als Erinnerung, inszeniert, sondern bereits zu Lebzeiten gekapert und von seinen „Besitzer*innen“ im Sinne ihrer ei-genen Agenda interpretiert. Solimans Weg von der Marquise über die Fürsten von Liechtenstein zum Hof der Habsburger wird begleitet von einer exotisierenden Inszenierung von Be-sitz und Macht: Ein Statussymbol. Schleinzer geht in seinem Film nun der Frage nach, wel- che Verfahren man einsetzen kann, ohne die Geschichte durch einseitige Perspektiven zu vereinnahmen, oder in die Falle von eindimensionaler Charakterisierung, Romantisierung und Historisierung eines Einzelschicksals – „Sklav*innenkitsch“ sozusagen – zu tappen. V.  BIOPIC UND HISTORIENFILM: JENSEITS VON   SCHINDLER'S LIST Als Paradebeispiel für die eindimensionale Darstellung von  Geschichte und Biografie gilt inzwischen Steven Spielbergs Film Schindler’s List (1993). Über emotionalisierende, melodra-matische Narrative und Ausstattungsorgien, die über die his-torische Komplexität hinwegtäuschen, wird hier genussvolles Sehen ermöglicht, das es sich auf der moralisch richtigen Sei-te gemütlich machen kann. Man verdrückt eine Träne oder zwei angesichts der schlimmen Schicksale, wird aber nicht in  der eigenen Position herausgefordert: Holocaustkitsch, der historische Realität vereinfacht und die ideologische Dimen-sion von Geschichtsschreibung ausblendet. Der Filmwissen-schaftler George F. Custen vergleicht das Verhältnis von Ge-schichte und Hollywood Biopic  (dessen Verfahren natürlich auch in zahlreichen anderen Filmindustrien rege angewen-det werden) mit der monströsen Architektur des Hotelcasinos  Ceasars Palace in Las Vegas: „Hollywood biography is to his-tory what Caesar’s [sic] Palace is to architectural history: an enormous, engaging distortion, which after a time convinces us of its own kind of authenticity“ (Custen: 7). Ähnliche Mechanismen lassen sich auch in der Darstel- lung von Sklaverei finden, besonders in US-amerikanischen Filmbiografien. Filme über die Geschichte der Sklaverei in den  USA sind häufig und ebenso häufig ist die Reprodukti-on visueller Konventionen, bestehend aus Südstaaten-Herren-häusern, Southern Belles und Spanish Moss, und den jeweiligen Sklav*innenquartieren. Die Erzählungen von traumatischen Erlebnissen sind meist verbunden mit dem Aufbegehren von Sklav*innen und werden – wie im Holocaustkitsch – erzählt als Held*innengeschichte, die auf die Tränendrüse des Publi-kums spekuliert. Nicht, dass diese Schicksale nicht Anlass für Tränen wären, aber die Konzentration auf die Emotion er-möglicht ein einfaches Cop-out: Wir trauern angesichts der Schicksale, verlassen das Kino und leben weiter wie bisher. Erkenntnisprozesse, die sich auf die Gegenwart oder eigene, sowie gesellschaftlich vorhandene, (noch) unreflektierte rassis-tische Verhaltensweisen oder Einstellungen beziehen, werden mit Filmen wie The Birth of a Nation (2016) oder Harriet (2019) kaum ausgelöst.  VI.  MISSTRAUE DEM NARRATIV! Historienfilme und Biopics bieten keinen objektiven, neut- ralen Blick auf Ereignisse, sondern eine Interpretation der Ge-schichte. Diese Interpretation kann glätten, vereinfachen und kohärenter machen, sie kann aber auch Brüche zeigen, ab-sichtlich Verwirrung stiften und Denkprozesse anregen – so wie Schleinzers Angelo: In beinahe brechtschem Sinne ver-sucht der Film Distanz zwischen der Figur und dem Publikum aufzubauen und Raum für analytische Zugänge zu schaffen. Dass man es hier mit der Inszenierung eines Schicksals zu  tun hat und dass Angelo Zeit seines Lebens diverse Rollen zu-


 ZUKUNFT | 17  geschrieben wurden, wird in einer ganzen Reihe von filmi-schen Verfahren überdeutlich. Eines der auffälligsten Instru-mente, die Schleinzer hierzu einsetzt, ist die inhaltliche und visuelle Thematisierung von Theater und Schauspielerei. An-gelo wird von Schleinzer als Schauspieler in Szene gesetzt, der die ihm zugewiesene Rolle ausführt. Bereits der kindli-che Angelo (Kenny Nzogang) wird im Film als Flöte spielen-der Programmpunkt im Unterhaltungsprogramm der Marqui-se vorgeführt – vorgeführt wird gleichzeitig natürlich auch die erfolgreiche „Domestizierung“ des Sklavenkindes durch die Gastgeberin. Eine Rolle, die ihm große Teile des Films er-halten bleibt: Als Erwachsener (Makita Samba) tritt er immer wieder bei unterschiedlichsten Soireen und Anlässen auf, um „seine“ Geschichte zu rezitieren. Er erzählt darin (auf Fran-zösisch, Übersetzung lt. Untertiteln) von Afrika als Märchen-landschaft, wo „die Sonne so nah [steht], man kann sie mit einem Pfeil vom Himmel holen“ (Min. 37:41). Dieser Mo-nolog ist eine in einer endlosen Schleife vorgetragene Fremd-zuschreibung, die Angelo hier in den Mund gelegt wird. Be-sonders eindrücklich in einer Szene in der Mitte des Films (Abb.3):   Filmstill: Angelo (2018) Markus Schleinzer© Novotny & Novotny Filmproduktion, AMOUR  FOU Luxembourg und Markus  Schleinzer Zunächst ist nur Solimans Oberkörper zu sehen, wie er  seine Geschichte einmal mehr rezitiert: „Bevor ich hierher-kam, dem Fürsten zu dienen, lebte ich in einem fernen Land Afrikas“ (Min. 37:16; Abb. 3). Dann fährt die Kamera aller-dings zurück und macht die Situation, in der er sich befindet, sichtbar. Soliman steht in einem Prunkraum in exotisch an- mutenden Kleidern auf einem Podest. Vor ihm stehen wohl-geordnet Mitglieder des Hofs, die seiner von gestelzten Ges-ten begleiteten Darbietung beiwohnen (Abb. 4). Ein Theater im Theater also – oder in diesem Fall ein Theater im Film –, das den Vorgang der Inszenierung sowohl selbstreferenzi-ell als auch historisch problematisiert. Gleichzeitig macht sie dem/der Zuschauer*in den eigenen Blick bewusst: Durch die Erweiterung des Bildes im Laufe der Szene, wird der/die Zuschauer*in mit dem höfischen Publikum gleichgesetzt, überrascht und auf die eigene Perspektive gestoßen. Auch in der nächsten Szene geschieht dies nicht weniger deutlich: Der/die Zuschauer*in nimmt hier die Perspektive Angelos, der weiter seine Geschichte erzählt, ein und sieht sich einem neugierig starrenden Publikum gegenübergestellt.  Einen ähnlichen Effekt hat im Film die Inszenierung  von Tableaus, die gegen die narrative Kohärenz in langen Einstellungen gezeigt werden. Fast wie Stillleben stellen sie nicht nur Praktiken der historischen rassistischen visuellen Inszenierung dar, sondern werfen erneut den eigenen Blick zurück und leiten den/die Zuschauer*in zur Hinterfragung des eigenen Schauens an. Gegen die narrative Kohärenz wenden sich auch die historischen „Unkorrektheiten“, die Schleinzer zulässt. Grundsätzlich historisierend inszeniert, sind immer wieder moderne Einsprengsel als Irritationsmo-mente zu finden. Beispielsweise findet bereits zu Beginn der Verkauf der Sklavenkinder in einer halogenbeleuchteten La-gerhalle statt, dieselbe Lagerhalle, in der die Leiche Angelos gegen Ende des Films auch präpariert wird. Schleinzer dis-tanziert so das Publikum, das dadurch Raum für analytische Zugänge finden kann, emotional vom Geschehen. Durch diese Verfahren wird man sich auch der Zudringlichkeit des eigenen und historischen Blicks bewusst, die vom Bild in 4:3 Format noch verstärkt wird: Wie eine Guckkastenbüh-ne schaut man in dem verengten Bild auf Angelo, auf den der Fokus der Kamera oft unerbittlich gerichtet ist (Abb.4). Die Bildkomposition erklärt so dem Publikum ohne, dass es je explizit ausgesprochen würde, wie wenig Handlungsspiel-raum Angelo hatte und man fragt sich als Zuschauer*in, was es hier eigentlich warum zu sehen gibt: Die Ausstellung ei-nes Menschen. Was natürlich nicht heißen soll, dass überhaupt keine  Emotionen dargestellt oder geweckt werden. Schwer zu er-tragen ist etwa die Szene gegen Ende des Films, in der Jose-


 18 | ZUKUNFT  ANGELO – MISSTRAUE DEM NARRATIV!  VON JOHANNA LENHART phine Soliman (Nancy Mensah-Offei) auf die Leiche ihres Va-ters im Museum stößt. Aber auch hier gilt: die Distanziertheit – es gibt in dieser Szene etwa keine Close-ups von Josephines Gesicht, wie man es vielleicht erwarten würde – und Beharr-lichkeit der Kameraführung mit ihren langen Einstellungen, gepaart mit dem morbiden Interesse und distinguierten Lan-geweile der umstehenden Museumsbesucher*innen, drängen die Zuschauer*innen dazu, nicht beim Entsetzen stehen zu bleiben. Das Publikum wird auf Abstand gehalten: Der Film bricht die Illusion, der emotionale Nachvollzug ist auf ein Minimum reduziert. Er ermutigt die Zuschauer*innen die oft erzählten Geistergeschichten über Angelo Soliman zu hinter-fragen und ihrer scheinbaren Lückenlosigkeit zu Misstrauen. Gerade die Lücken sind nämlich zentral, verweisen sie doch auf jenen Teil der Geschichte, der von den „Sieger*innen“ nicht erzählt wird. In diesem Sinne ist Angelo ein Aufruf zum Ungehorsam, zum Weiterdenken, zum Eigen-Sinn.  JOHANNA LENHART ist Literaturwissenschaftlerin und Redakteurin der Fachzeitschrift  MEDIENIMPULSE. Sie hat zahlreiche Publikationen zur österreichischen  Gegenwartsliteratur vorgelegt. Literatur Schleinzer, Markus (2018): Angelo, AT: Novotny & Novotny Filmproduk- tion, Amour Fou Luxembourg, Markus Schleinzer. Blom, Philipp (2011): Solimans Körper, Angelos Geist. Anmerkungen zur  Erschließung eines Einzelschicksals, in: Blom, Philipp/Kos, Wolfgang (Hg.): Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien, Wien: Wien Muse-um/Christian Brandstätter Verlag, 13–23. Bono, Salvatore (2011): Sklaven in der mediterranen Welt. Von der ersten  Türkenbelagerung bis zum Wiener Kongress (1529–1815), in: Blom, Philipp/Kos, Wolfgang (Hg.): Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien, Wien: Wien Museum/Christian Brandstätter Verlag, 35–47. Custen, George F. (1992): Bio/Pics: how Hollywood constructed public  history, New Brunswick (NJ): Rutgers UP. Girtler, Roland (2014): Der vagabundierende Kulturwissenschaftler. Eine  Radtour durch Österreich, Tschechien und Deutschland, Wien: Böh-lau. Sauer, Walter (2011): Von der Erinnerung zum Mythos. Angelo Soliman  und die Projektionen der Nachwelt, in: Blom Philipp/Kos, Wolfgang (Hg.): Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien, Wien: Wien Muse-um/Christian Brandstätter Verlag, 133–143. Unterweger, Claudia (2016): Talking Back. Strategien Schwarzer österrei- chischer Geschichtsschreibung, Wien: Zaglossus. Abb. 4: Filmstill: Angelo (2018) Markus Schleinzer© Novotny & Novotny Filmproduktion, AMOUR  FOU Luxembourg und Markus  Schleinzer


 ZUKUNFT | 19  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) Athenic


 20 | ZUKUNFT  I. VORGESCHICHTE Hollywood liebt Hollywood. Die Erkenntnis dieser Bin- senweisheit manifestiert sich jährlich bei der Verleihung der Academy Awards; haben dort ja Filme, die die Traumfabrik thematisieren und an der filmisch aufbereiteten Geschichte Hollywoods partizipieren, erfahrungsgemäß sehr gute Chan-cen, zumindest einen der begehrten Goldjungen einzuheim-sen und an der Legendenbildung der Filmstadt weiterzuar-beiten. Auch die Veranstaltung 2021 war diesbezüglich keine Ausnahme: mit insgesamt zehn Nominierungen ging das von Netflix produzierte Drama Mank unter der Regie von David Fincher als heißer Titelaspirant ins Rennen, konnte letztlich aber nur in zwei Kategorien triumphieren. Mank handelt von Orson Welles’ Citizen Kane, des ver- meintlich besten Filmes aller Zeiten und rollt die Gescheh-nisse im Filmgeschäft der frühen 1930er-Jahre auf, die Dreh-buchautor Herman J. Mankiewicz („Mank“) kreativ im Skript verarbeitet hat. Dabei kämpft Finchers Film ein wenig mit dem Umstand, dass zu den Produktionsbedingungen von  Citizen Kane ausgiebig und durchaus kontrovers publiziert worden ist. Diesem Tatbestand kann Mank nur dann entge-gensteuern, wenn sich der Film inhaltlich relativ weit von Citizen Kane entfernt. So nimmt der Großteil der Hand-lung ebenjene Situationen und Umstände ein, die Mank als Grundlage und Inspiration für das Skript dienten. Fincher selbst wiederum greift für seinen Film auf das  Drehbuch seines Vaters Jack Fincher zurück, der die Ge-schichte akribisch recherchiert haben soll. So steht bei-spielsweise die viel diskutierte Frage, welchen Anteil Orson  Welles am Drehbuch hatte, gar nicht so sehr im Vordergrund. Die Bitte Manks, in den Credits genannt zu werden, was letztlich zum Bruch zwischen Mank und Welles führt, wird  MANK  VON MICHAEL BURGER Mank – Die politische  Macht Hollywoods und  Netflix’ Der Filmwissenschaftler  MICHAEL BURGER  beschäftigt sich in seinem Essay zum oscarprämierten Film  Mank, der ei- gentlich die Entstehung des Drehbuch von  Citizen Kane zum Gegenstand hat, mit der (Film-)Politik in den goldenen Zeiten  Hollywoods. Burger geht dem Mythos und System Hollywood auf den Grund und zieht Parallelen zur heutigen Zeit, indem er deutlich macht, wie sich Studio- und Vertriebssystem von damals jenen der Streaming-Anbietern von heute ähneln. Mank (2020) David Fincher© Netflix International Pictures/Flying Studio/Panic Pictures/Blue Light


 ZUKUNFT | 21  nur am Rande diskutiert. Implizit beantwortet der Film die-se Frage dahingehend, indem der Schreibprozess Manks aus-führlich dargestellt wird, wohingegen Welles zu einer Rand-figur, der sich lediglich nach dem Stand des Skripts erkundigt und auf diese Weise zeitlichen Druck auf Mank ausübt, ver-kommt. Ästhetisch arbeitet sich Mank jedoch eindeutig an  Citizen Kane ab.   II.  VOM SCHREIBEN EINES DREHBUCHS  Mank  erzählt vordergründig die Geschichte des Dreh- buchschreibens von Citizen Kane, ist aber letztlich eine Stu-die über den Zustand der Filmstudios in den frühen 1930er-Jahren. Der durch einen Unfall mit gebrochenem Bein ans Bett gefesselte Mank, soll innerhalb von 60 Tagen ein Dreh-buch für den aufstrebenden Jungstar Orson Welles schreiben, dem für sein Filmprojekt bei den RKO Pictures absolute krea-tive Freiheiten zugesagt wurden und der sich Mank selbst als Drehbuchautor ausgesucht hat. Zunächst unter Schreibhem-mungen leidend, wird durch eine Lieferung von Alkohol die Kreativität angefacht und der so träge begonnene Schreib-prozess kann innerhalb von wenigen Tagen, noch vor Ende der Frist, abgeschlossen werden. Zwischen diesen Szenen, die Mank mit seiner Assistentin zeigen, gibt es immer wie-der Rückblenden, die sein kreatives und politisches Umfeld zeigen und in das Drehbuch von Citizen Kane eingearbeitet werden. Naturgemäß dient Citizen Kane als Blaupause für Mank.  Schon die Einblendung von Netflix  als produzierendes Stu-dio kopiert das Logo von RKO Pictures mit dem charakte-ristischen Funkturm. Mank  ist in einem nachträglich stark bearbeiteten Schwarz-Weiß abgefilmt, blendet sehr oft auf schwarz ab und auch die für Welles’ Film so charakteristi-sche Schärfentiefe kommt sehr oft zum Einsatz. Dass einzelne Szenen fast schon kopiert werden – hingewiesen sei hier auf die Neuinterpretation von Kanes Ableben und der aus sei-ner Hand gleitenden Schneekugel, die in Mank zu einer Fla-sche Alkohol wird –, lässt sich als Verbeugung vor dem Vor-bild interpretieren. Ebenso versucht Mank  in großen Teilen die Erzählform  von Citizen Kane zu übernehmen, kann jedoch, allein schon aufgrund des behandelten Stoffs, nicht die Komplexität des filmischen Referenzwerkes aufweisen. Zwar springt Finchers Film, markiert durch das Insert „Flashback“, auch immer  wieder in der Zeit und legt auf diese Weise zentrale Momen-te des Entstehungsprozesses des Drehbuchs offen, wohingegen bei Citizen Kane ein Geflecht biografischen Erzählens im Vor-dergrund steht, der polyperspektivisch organisiert ist. Unter diesem Gesichtspunkt ist Mank geradezu konventionell-anti-quiert in seiner Erzählweise, zumal man von Fincher andere Formen filmischen Erzählens kennt, erwähnt sei hier neben seinem mindgame movie Fight Club, die Literaturverfilmung The Curious Case of Benjamin Button sowie die Facebook- Abrechnung The Social Network. Die starke Bezugnahme auf Citizen Kane ist Segen und  Fluch zugleich: gerade durch den Umstand, dass Mank  ei-nen zentralen Aspekt der Filmgeschichte filmisch aufberei-tet, dürfte er ein größeres Publikum erreichen, setzt aber zu-gleich zu viel an Wissen voraus. Denn wer Welles’ Film nicht gesehen hat und wenig über die Studio-Ära der 1930er-Jah-re weiß, wird mit den zahlreichen visuellen wie inhaltlichen Anspielungen sowie den Namen einzelner Protagonist*innen nicht viel anfangen können. Mank bleibt letztlich ein Film für Nostalgiker*innen und Wissende. Auch greifen die schein-baren Parallelen nicht immer: Mank befindet sich auf Reha, scheint jedoch nach wie vor gut in der Branche vernetzt zu sein, während Kane am Ende seines Lebens vereinsamt in sei-ner riesigen Villa verstirbt. Auch sind beide Filme nach ih-rer Hauptfigur benannt: wo aber Mank nur einen Ausschnitt des Lebens zeigt, rollt Citizen Kane gleich die gesamte Vita des Protagonisten auf. Das zeigt schon ein wenig, woran der Film letztlich krankt: er nimmt sich Citizen Kane zum Vorbild, inszeniert eine nostalgische Verklärung dieses Vorbildes, was formal teilweise gelingt, inhaltlich jedoch weniger. Der gro-ße Verdienst von Mank ist es vielmehr, dass er schlaglichtartig die Strukturen und Machtmechanismen des klassischen Stu-diosystems beleuchtet. III.  DIE POLITISCHE MACHT HOLLYWOODS Der eigentliche Protagonist von Mank  ist das Studiosys- tem der 1930er-Jahre. Diese Zeit war davon geprägt, dass sich einige wenige große Filmstudios den Markt aufgeteilt haben, darunter die auch heute noch bekannten Paramount, Warner Brothers, MGM, 20th Century Fox und RKO. Den Studios ge-lang es hierbei, kreative Köpfe langfristig per Vertrag an sich zu binden und die Produktionsweise arbeitsteilig zu organi-sieren, wofür der Terminus „Traumfabrik“ noch immer Pate steht. Die Angestellten bezogen ein monatliches Gehalt, was 


 22 | ZUKUNFT  MANK  VON MICHAEL BURGER dazu führte, dass die Studios permanent Filme produzieren und ins Kino bringen konnten. So zeigt Mank gleich zu Be-ginn, wie die angestellten Drehbuchautoren [nach jetzigem Forschungsstand waren es nur Männer, Anm.] bei Paramount im Beisein von Produzent David O. Selznick gemeinsam den Stoff für einen Film von Josef von Sternberg entwickeln. Spä-ter wird auch Louis B. Mayer hervorheben, dass das Filme-machen bei MGM ein Teamsport sei. So zeigt Mank ganze Bü-ros voller Schreibkräfte, die Reinschriften von Drehbüchern erstellen. Die Macht der Studios erstreckte sich auch auf die Distri- bution der Filme. Die großen Studios unterhielten viele Ki-nos, in denen ausschließlich die von ihnen produzierten Fil-me gezeigt wurden. Diese spezifische Wirtschaftsform wird auch „vertical integration“ genannt: die Studios kontrollier-ten nicht nur jeden einzelnen Aspekt der Produktion, sondern konnten auch die Distribution durch den Besitz von Kinos bestimmen. Dies führte zu einer monopolartigen Konzent-ration am Filmmarkt. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass kleine Produktionsfirmen oder auch Kinos keine Konkurrenz darstellten, da ihnen oft die finanziellen und infrastrukturellen Möglichkeiten fehlten, zumal es nahezu unmöglich war, einen unabhängig produzierten Film in einem der Studios gehören-den Kinos unterzubringen.  Herman Mankiewicz ist Teil dieser „vertical integrati- on“ und arbeitet zunächst bei Paramount, wo er im Verbund mit vielen anderen Drehbuchautoren an Ideen für Filme ar-beitet. Nach einem geistreichen Austausch mit dem Medien-mogul William Randolph Hearst, der sich als Mäzen vieler MGM-Filme herausstellt und eine enge Verbindung zu Inha-ber und Produzent Louis B. Mayer unterhält, wird Mank von Paramount abgeworben und bekommt einen lukrativen Ver-trag bei MGM. Hearst, der die reale Vorlage für Charles Fos-ter Kane bildet, ist Besitzer mehrerer Zeitungen und Magazi-ne, die maßgeblich an der öffentlichen Meinungsbildung in den 1930er-Jahren partizipierten und ein großes Publikum er-reichten. Er hat zudem eine spezifische Ausrichtung von MGM im Kopf und kauft für horrende Summen Stoffe für das Stu-dio ein. Dass die arbeitsteilige Arbeitsorganisation jedoch stark  hierarchisch ausgerichtet ist, zeigt sich an der Allmacht von Louis B. Mayer, der über jeden Film die Kontrolle hat und MGM als „Mayers ganze Mischpoke“ – Mayers gesamte Fa-milie – bezeichnet. In einer der zentralen Szenen des Films  zeigt sich deutlich, wie Mayer seine eigene Funktion inter-pretiert: nicht nur, dass das Studio jährlich mehr als eine Mil-lion Dollar für Stoffe ausgibt, die nie gedreht werden, da sie ihn emotional nicht berühren würden; es gelingt ihm sogar, während der Großen Depression einen Großteil der Beleg-schaft davon zu überzeugen, auf die Hälfte des Gehalts zu verzichten und trotzdem Teil dieser Familie zu bleiben. In-nerhalb des Systems der „vertical integration“ konzentriert sich die Macht in der Person von Mayer, der quasi im Al-leingang über Produktion, Gagen sowie Mitarbeiter*innen entscheidet. Wie eng der Konnex zwischen Filmstudio, publizistischen  Medien und Politik ist, wird in Mank bei Mayers Geburtstags-party offensichtlich. Diese wird von Hearst auf seinem An-wesen ausgerichtet, neben Hollywoodgrößen gehört auch Rexford Tugwell, der im Kabinett von Präsident Franklin D. Roosevelt tätig ist, zu den Gästen. Es entspinnt sich nicht nur ein Gespräch darüber, wie ernst Nazi-Deutschland als Bedro-hung für die USA zu nehmen ist, sondern auch über die anste-hende Gouverneurswahl in Kalifornien, bei der sich der De-mokrat Upton Sinclair und der Republikaner Frank Merrian gegenüberstehen. Sowohl Mayer als auch Hearst stößt vor al-lem sauer auf, dass Sinclair viele Firmen verstaatlichen und die Macht privater Konzerne massiv beschneiden möchte. Die beiden bekennenden Republikaner unternehmen in weiterer Folge alles, um Sinclair als Sozialisten zu diffamieren, seine Glaubwürdigkeit zu untergraben und den Ausgang der Wahl maßgeblich zu beeinflussen. Diese Maßnahmen resultieren in einem studioeigenem  Anti-Sinclair-Fonds sowie in der Produktion einer gefälsch-ten Wochenschau, die Hearst bei Mayer in Auftrag gibt. Teilweise mit eigenen Schauspieler*innen umgesetzt, wird in dieser Wochenschau suggeriert, dass vor allem Arbeitslose und Zugezogene für Sinclair votieren, da er ihnen Arbeit, ei-nen Sozialplan und eine gerechte Verteilung verspricht. Hier zieht  Mank bewusst eine Parallele zu gegenwärtigen Wah-len und die Funktion von „Fake News“ innerhalb der po-litischen Meinungsbildung. Durch die Mehrdeutigkeit von Bildern, die durch Montage in einen spezifischen Zusam-menhang gebracht werden, werden sie manipulativ verein-nahmt. Mank sagt am Wahlabend in Richtung Mayer, dass man Unwahres nur so lange propagieren muss, bis es die Leute eines Tages glauben. Der Film lässt dann auch keinen Zweifel daran, dass die gefälschte Wochenschau Sinclair die Wahl gekostet hat.


 ZUKUNFT | 23  IV.  DISTRIBUTIONSPOLITIK – NETFLIX UND   „VERTICAL INTEGRATION“ Geht man nun einen Schritt zurück und schaut sich die  Distributionswege von Mank  an, dann taucht auch hier die Frage der Macht in einem veränderten Kontext auf, der aber starke Parallelen zu den 1930er-Jahren aufweist. Bei Produk-tionskosten von 25 Millionen Dollar hat der Film, der nur als „limited theatrical release“ veröffentlicht wurde, gerade ein-mal gut 100.000 Dollar eingespielt und würde von den meis-ten Produktionsfirmen als finanzielles Fiasko gewertet wer-den. Der „limited theatrical release“ diente letztlich jedoch nur der Erfüllung der Auflagen der Academy, um den Film ins Oscarrennen schicken zu können. Die Hauptverwertung erlebt der Film durch die Streaming-Plattform Netflix, de-ren Bewertungskriterien für den Erfolg eines Films nicht in der Box Office Performance gründen, sondern in den Zu-griffszahlen. Da Netflix spärlich mit Informationen zum Nut-zungsverhalten umgeht, muss die Frage nach dem Erfolg von Mank letztlich unbeantwortet bleiben. Mank stellt die insgesamt vierte Arbeit von Fincher für  Netflix dar, der wie kaum ein anderer Regisseur mit dem Streaming-Anbieter verbunden ist. Neben der Polit-Serie House of Cards, mit der Netflix eine erste Hochphase erlebte, sind dies die True-Crime-Serie Mindhunter und die Anima-tionsanthologieserie Love, Death & Robots. Für Mank, der die erste Filmregiearbeit für den Streamingdienst darstellt, genoss Fincher absolute kreative Freiheiten, zumal das Drehbuch lan-ge Zeit in Hollywood zirkulierte, jedoch kein Studio bereit war, die finanziellen Mittel hierfür zur Verfügung zu stellen. Auch das nächste Filmprojekt Finchers – eine filmische Ad-aption der Graphic-Novel The Killer – wird von Netflix pro-duziert. Der Regisseur scheint sich, ähnlich wie die Film-schaffenden der klassischen Studio-Ära, langfristig an Netflix gebunden zu sehen. Auch die immer wieder geschlossenen Exklusivverträge, die Netflix  beispielsweise mit Barack und Michelle Obama oder Prinz Harry und Meghan Markle ge-schlossen hat, zeugen vom Versuch, kreatives Potenzial und große Namen langfristig an sich zu binden. So wie früher be-stimmte Schauspieler*innen oder Regisseur*innen untrenn-bar mit einem Studio verbunden waren, sollen auch bestimme Prominente für die Qualität der Streaming-Inhalte, für die sie sich selbst verantwortlich zeichnen, bürgen. Das Wirtschaftsmodell von Netflix weist zudem sehr gro- ße Ähnlichkeiten zur „vertical integration“ auf, transformiert  dieses jedoch ins digitale Zeitalter. Anstatt fünf großer Stu-dios, die sich den Markt quasi unter sich aufteilten, sind dies nun im Wesentlichen die drei Streaming-Anbieter Netflix, Amazon Prime Video und Disney+, die um die Vormachtstel-lung am Markt wetteifern. Wie auch Filme von MGM nur in Kinos von MGM gesehen werden konnten, setzt die Rezeption von Mank nun ein kostenpflichtiges Netflix-Abo voraus, da der Film exklusiv hier abrufbar ist. Die Streaming-Anbieter, die die Inhalte produzieren, sind auch für deren Verwertung und Zugänglichkeit zuständig. Auch die ökonomische Strategie ist mit jener der klassi- schen Hollywood-Zeit durchaus vergleichbar: wo es den Stu-dios noch mühelos gelang, finanziell schwache Filme durch einige wenige lukrative Streifen auszugleichen, steht Net-flix gar nicht so sehr vor diesem Problem, da der permanen-te Zahlungsfluss durch die Abogebühren prinzipiell schlecht laufende Formate – die schlicht nicht fortgesetzt werden – ausgleichen kann. Während in den Hollywoodstudios der 1930er-Jahre kreatives Personal vertraglich angestellt war und für ständig neue Filme sorgte, ist bei Netflix durch das Abo-Modell gewährleistet, das wöchentlich neue Inhalte produ-ziert werden können. In einer zentralen Szene in Mank schildert Mayer die wah- re Magie des Films, die darin bestünde, Erinnerungen an die Leute zu verkaufen, denn die Ware Film bleibe immer beim Verkäufer. Diese kapitalistische Logik treiben die Streaming-Anbieter auf die Spitze: anders als bei einem Kinobesuch, der von seinem Ereignischarakter lebt, oder einer BluRay, die in den Besitz einer Person übergeht, suggerieren die Plattfor-men durch das Ereignis den immateriellen Besitz von Filmen und Serien, die jedoch nie wirklich besessen werden kön-nen. Zudem behalten sich die Plattformen vor, gewisse In-halte zu kürzen – wie beispielsweise die aufgrund von anhal-tender Kritik nachträglich stark geschnittene Selbstmordszene in 13 Reasons Why – oder gar gänzlich aus dem Angebot zu nehmen. Bei der Kündigung des Abos erlöschen zudem die möglicherweise mühsam erstellten Watchlists. Die Möglich-keit, den Lieblingsfilm oder eine lieb gewonnene Serie noch-mals zu sehen, besteht abseits des Portals nicht mehr. Die „vertical integration“ des klassischen Studiosystems  wurde durch eine Reihe von Gerichtsurteilen in den spä-ten 1940er-Jahren sukzessive beschränkt und aufgelöst. Initi-alstoß für diese Entwicklung war das sogenannte Paramount-Urteil, das das Studio zwang, Produktion und Distribution 


 24 | ZUKUNFT  MANK  VON MICHAEL BURGER zu trennen. Ob Netflix und Co. dieses Schicksal auch ereilt, scheint angesichts des veränderten Nutzungsverhaltens – per-manent neue Inhalte immer und überall verfügbar zu haben – in nächster Zeit sehr unwahrscheinlich. Vielmehr werden die Streaming-Anbieter ihre Macht weiter manifestieren und konsolidieren. So steht beispielsweise in Kürze die Übernah-me des MGM-Archivs mit mehr als 4.000 Produktionen durch Amazon Prime Video an. Durch geschicktes Marketing und die Verpflichtung von  Hollywoodgrößen für ihre Formate gelingt es den Strea-ming-Anbietern sukzessive, am Markt zu partizipieren und etablierte Filmstudios zurückzudrängen. Gerade anhand der Oscarnominierungen wird diese Entwicklung immer ersicht-licher und wird in den nächsten Jahren wohl noch stärker zunehmen. Denn eine Devise gilt immer: Hollywood liebt Hollywood.  MICHAEL BURGER hat Theater-, Film-, und Medienwissenschaften sowie Philosophie in  Wien studiert. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften  vorgelegt und ist derzeit Mitarbeiter in der  Wienbibliothek im Rathaus. 


 ZUKUNFT | 25  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) AUA


 26 | ZUKUNFT  Fabian Erik Patzak (2020) Concorde


 ZUKUNFT | 27  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) Jerusalem


 28 | ZUKUNFT  TITANIC GEGEN ENGLAND: ANTIBRITISCHE PROPAGANDA IM DRITTEN REICH  VON HEMMA PRAINSACK I. EINLEITUNG Anhand der deutschen Spielfilmproduktion Titanic  aus  dem Jahr 1942/43 arbeitet dieser Beitrag den Stellenwert von Film für das nationalsozialistische Terrorregime heraus und zeigt umgekehrt Einflussnahme und Wirkung nationalsozi-alistischer Filmpolitik auf das Filmschaffen im Dritten Reich. Die beispiellose Produktionsgeschichte von Titanic  und sei-nem Regisseur Herbert Selpin liefern ein bemerkenswertes Abbild der Bedingungen innerhalb der Kulturindustrie, über Zensurentscheidungen, Machtverhältnisse und Einflussnahme in einer Diktatur und gleichgeschalteten Gesellschaft. Ebenso bietet die Entstehungsgeschichte des Films Einblicke über die abstrusen antibritischen Propagandaabsichten der nationalso-zialistischen Führung. Schließlich soll verdeutlicht werden, dass Filme als wichtige Zeitzeugnisse ihrer Entstehungszeit herangezogen werden können und eine seriöse wissenschaftli-che Auseinandersetzung mit Film ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung werden muss, in einer Zeit, in der Bewegtbil-der einen unverhältnismäßigen Zeitkonsum markieren. Mit dieser Fallstudie wird auf die politische Notwendigkeit  verwiesen, Filmgeschichte und Medienpädagogik von früh an in unserem Bildungssystem zu verankern. Nicht zuletzt zeugen die jüngsten Ereignisse innerhalb einer österreichischen Regie-rungspartei, wie unverschämt dreist Medien beeinflusst, Mei-nung verordnet und Denkweisen der Bürger*innen darüber manipuliert werden. Daher muss es ein dringliches Anliegen  werden, die Edukation auch auf die Herstellung und (Wech-sel-)Wirkung von Bewegtbildern und Politik auszurichten. II. JAHRHUNDERTEREIGNIS Es geschah in der Nacht des 14. April 1912, dass sich im  Nordatlantik die bekannteste Schiffskatastrophe der Geschich-te ereignete. Kein anderes Schiffsunglück hat je so viel Auf-sehen erregt und Menschen weltweit und anhaltend mitge-nommen. Die Titanic, der ikonische Dampfer der Reederei  Titanic gegen England: Antibritische Propaganda  im Dritten Reich Wie das geschichtliche Ereignis des Untergangs der Titanic von der nationalsozialistischen Führung gezielt für Propaganda-zwecke missbraucht wurde, schildert die Filmwissenschaftlerin und Redakteurin der ZUKUNFT,  HEMMA PRAINSACK .  Dabei skizziert sie die beispiellose Entstehungsgeschichte von  Titanic und die ruchlosen Machinationen im NS-Propagan- daministerium. DVD-Cover: Titanic (1943) Herbert Selpin © UFA


 ZUKUNFT | 29  White Star Line, war bislang nicht nur das größte Schiff der Welt, sondern auch ein Sinnbild für höchste menschliche Schaffenskunst, Erfindungsreichtum, Technikfertigkeit und die Überwindung naturgegebener Grenzen. Bereits vor ihrer Jungfernfahrt wurde die RMS Titanic vom Mythos der Un-besiegbarkeit begleitet, als jenes Fortbewegungsmittel, wel-ches Geschwindigkeit, absolute Perfektion und die Erhaben-heit der Menschen über die Natur darstellte. Dies spiegeln auch die zahllosen Berichte der internationalen Presse wider, das Medieninteresse am Luxusdampfer und seinem Auslaufen in Southampton am 10. April 1912 mit über 2200 Menschen an Bord war enorm. Nur viereinhalb Tage sollte es dauern, bis der Mythos des unsinkbaren Schiffes ein für alle Mal aus-gelöscht und die menschliche Hybris durch die Kollision mit Unterwassereis vermeintlich bestraft wurde. Die Nachricht über den Untergang der Titanic und den  Tod von über 1500 Passagieren sowie Besatzungsmitgliedern wurde weltweit mit ungebrochener Anteilnahme verfolgt und dominierte tagelang die Zeitungsblätter. Dieser unglaubli-che Schiffbruch der Titanic lieferte ungemeinen Stoff für Er-zählungen; in Literatur und Film findet sich die Geschichte über den Untergang des Luxusdampfers in zahlreichen Wer-ken wieder. Besonders bemerkenswert erscheint hier, dass in Deutschland Ende der 1930er-Jahre gleich drei Romane über die Titanic veröffentlicht wurden: Titanensturz  von Robert Prechtl (Wien: Saturn-Verlag 1937), Das blaue Band von Bern-hard Kellermann (Berlin: Fischer 1938) und Titanic. Die Tragö-die eines Ozeanriesen von Josef Pelz von Felinau (Berlin: Bong 1939). III. FILMVORLAGE Der 1895 in St. Pölten geborene Schriftsteller und Schau- spieler Josef Ritter Pelz von Felinau, verfasste im Alter von knapp 20 Jahren die Erzählung Der Untergang der ‚Titanic‘ – Ein melodramatisches Epos (Pelz v. Felinau ca. 1915), in deren Vorwort er angibt, die Erlebnisse der Schreckensnacht von Bord der Carpathia aus miterlebt zu haben. Jenem Schiff also, welches in den Morgenstunden des 15. April 1912 zur Un-glücksstelle geeilt war und 705 Überlebende der Titanic auf-nahm. In seinem Roman Titanic. Die Tragödie eines Ozeanriesen nimmt Felinau Abstand von der Behauptung, in der besag-ten Nacht selbst an Bord eines Schiffes im Nordatlantik gewe-sen zu sein, jedoch schreibt er dem Protagonisten seines Ro-mans die Rolle des Augenzeugen zu. Max Dittmar-Pittmann nennt Felinau den Deutschen, der gleich zu Beginn angibt,  einer der Offiziere an Bord der Titanic gewesen zu sein. Im Geleitwort zum Roman bezeugt Dittmar-Pittmann das dar-in Beschriebene als wahre Begebenheiten und die Dialoge als getreue Wiedergabe stattgefundener Gespräche an Bord des Schiffes. Es ist davon auszugehen, dass die Leser*innenschaft in der Entstehungszeit des Romans, also knapp dreißig Jahre nach dem Schiffsunglück, nicht mehr alle Namen der Offizie-re von der Titanic erinnerte. Einen Offizier deutscher Her-kunft oder namens Dittmar-Pittmann gab es auf der Titanic nicht, lediglich ist eine Namensgleichheit mit dem dritten Offizier Herbert Pitman zu erkennen. Felinaus Roman stellt die Jungfernfahrt der Titanic als eine von anglo-amerikani-schen Aktienspekulant*innen getriebene Wettfahrt dar, die den gewinnsüchtigen Plutokrat*innen ein Vermögen einbrin-gen sollte, sobald die Titanic den Weltrekord aufstellen und für die White Star Line das „Blaue Band“ gewinnen würde. Als gierige und herzlose Wesen zeichnet Felinau die rei- chen Amerikaner*innen und Engländer*innen der ersten Klas-se, die nur ihr Geld im Sinn haben. Kapitän Smith wird von ihnen angewiesen, die Geschwindigkeit der Titanic zu steigern und auf Kurs zu bleiben. Einzig der Offizier Dittmar-Pittman tritt als deutsches Korrektiv gegen die englischen und ameri-kanischen Millionär*innen auf und warnt beständig vor den katastrophalen Folgen, sollte die Titanic in den gefährlichen Gebieten des Eismeeres ihre Geschwindigkeit nicht drosseln. Zudem verweist Dittmar-Pittman auf düstere Vorhersagungen, die das Schiff unaufhörlich begleiten würden und nicht außer Acht gelassen werden dürften. Durch die Figuren Lord Can-terville und Eva Stevenson werden diese Verschwörungstheo-rien im Roman beständig untermauert. Bei Felinau wird der Untergang des Ozeanriesen zweifelsfrei als Folge von Fehlern und Vergehen der englischen Führung dargestellt und die Ver-antwortlichen der White Star Line sowie die Aktionär*innen am Tod von über 1500 Menschen als Schuldige ausgemacht. Mit diesen eindeutig antibritischen Motiven und verschwöre-rischen Zwischentönen passte Felinaus Roman ins Schema ge-nau jener nationalsozialistischen Prädestinationsfantasien, die sich auf Vorhersagen des Nostradamus über den Untergang Großbritanniens stützten. Somit lieferte der Roman von Feli-nau Stoff für die nationalsozialistische Filmversion der Titanic. IV. „PROMI“ Im Jahre 1926 richtete die NSDAP eine Reichspropagandalei- tung ein, um die Bevölkerung gezielt auf die Vorhaben der Par-tei einzustellen und mithilfe der NS-Propaganda das kritische 


 30 | ZUKUNFT  Bewusstsein der Öffentlichkeit zu lähmen. Öffentliche Medi-en wurden sukzessive der Kontrolle der NS-Führung unterstellt und ab 1933 in das aus der Reichspropagandaleitung entstandenen Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP) ein-gegliedert. Innerhalb der Filmbranche wurde dieses Ministeri-um als das „ProMi“ bezeichnet. Joseph Goebbels, der die Pro-pagandaleitung seit 1931 innehatte, wurde im März 1933 zum Reichsminister des RMVP und ab deren Eröffnung zum Präsi-denten der Reichskulturkammer (RKK), welcher die Reichsfilmkam-mer  (RFK) angehörte, erklärt. Goebbels war durch und durch von der NS-Ideologie überzeugt und vehementer Verfechter der antisemitischen Weltanschauung. In der nationalsozialistischen Propaganda sah er „die Kunst, zu vereinfachen, zu wiederho-len und niemand merken zu lassen oder gar zu zeigen, wie es gemacht wird“ (Hippler 1982: 194). Sein Zielpublikum war die durchwegs mittel- und bildungslose Masse, die er hoffte mit seiner „Kunst“ manipulieren zu können: „Die nationalsozialis-tische Propaganda hat von Anfang an sich stets an den einfachen Mann im Volk gewandt und nicht den Versuch unternommen, den Intellektuellen zu bekehren“ (Boeckle 1969: 389). An dieser Stelle ist es von Bedeutung zu unterstreichen,  dass Goebbels keineswegs „Propagandagenie“ genannt werden darf, wie es heute noch oft in der Literatur über den Propagan-disten zu lesen ist. Denn jegliches von ihm selbst oder durch das von ihm kontrollierte RMVP produzierte Material über Goebbels lässt dessen zwanghafte Anstrengungen erkennen, sich als omnipotenten und unerreichten Führer der Propagan-da zu inszenieren. Nicht zuletzt ist der Verkauf der Rechte seiner Tagebücher an den Zentralverlag der NSDAP, die Franz Eher Nachfolger-Verlags-GmbH im Jahr 1936 und eine für spä-ter bestimmte Veröffentlichung, ein Indiz dafür, dass Goebbels bestrebt war, ein Bild von sich, seiner Macht und seiner un-bedingten Nähe zu Hitler, die er sich in seinen Tagebüchern ausführlich zuschrieb, zu schaffen, wie er es in der Öffentlich-keit wahrgenommen haben wollte. In seinen Tagebüchern, in denen er fast jeden Tag zwischen 1923 und 1945 aufzeichnete, finden sich auch unzählige Einträge über Filme und die Film-industrie. Diese geben Aufschluss über Goebbels’ Besessenheit vom bewegten Bild. Themenvorgaben, Einmischungen in lau-fende Produktionen, oder Beanstandungen nach Sichtungen der Rohfassungen durch den Minister, waren keine Seltenheit. Ebenso zeigen die Aufzeichnungen Goebbels’ Inkonsequenzen und Widersprüchlichkeiten beim Beurteilen von Filmen. Als Reichsminister, Präsident der RKK und selbsternannter  „Schirmherr“ des deutschen Films war Goebbels der faktische  Vorgesetzte aller Filmschaffenden. Mit seinen vermessenen Zukunftsplänen und Versprechungen, dass der deutsche Film „eine Weltmacht“ werden würde (Albrecht 1979: 26), sollte den Filmkünstler*innen ein Anreiz geboten werden, sich um den deutschen Film und die Propagandaabsichten des Regimes verdient zu machen. Jedoch müsse „die innere Größe der Ge-sinnung mit den äußeren Mitteln übereinstimmen“ (Albrecht 1979: 26) und Filmschaffende nur dann eine Arbeitserlaubnis erhalten, wenn sie sich als Mitglied eignen und der Reichsfilm-kammer angehören. Künstler*innen jüdischer Herkunft konn-ten somit keine Anstellung mehr bekommen, nur im Sonder-fall wurde eine Genehmigung durch das RMVP ausgestellt. Die neuen Anforderungen und das Arbeitsverbot für alle „nicht-arischen“ Filmschaffenden hinterließen eine erhebliche künst-lerische Lücke in der deutschen Filmindustrie, welche die Produktionsfirmen in gehörige Schwierigkeiten bei der Beset-zung von Filmen brachte.  V.  TITANIC In der Verfilmung nach der Romanvorlage Felinaus sollte  das Publikum genau dreißig Jahre nach der Schiffskatastrophe von der Charakterlosigkeit und Habgier der Engländer*innen in einer nationalsozialistischen Lesart überzeugt werden. Mit dem von Goebbels als Prestigeprojekt gehandelten Filmvorha-ben sollte auch das Können der deutschen Kinoindustrie un-ter Beweis gestellt werden. Für die Regie der Filmversion von Titanic wurde Herbert Selpin engagiert, seine Fähigkeiten im Umgang technisch schwieriger Filme hat er mehrfach unter Beweis gestellt und sich als Regisseur von Propagandafilmen wie Wasser für Canitoga und Carl Peters mit Hans Albers in der Hauptrolle oder Geheimakte WB1 neben die führenden Regis-seure Veit Harlan, Wolfgang Liebeneiner, Gustav Ucicky oder Karl Ritter gereiht. Die Produktionsfirma Tobis stellte für Ti-tanic mit drei Millionen Reichsmark ihr höchstes Produktions-budget während des Krieges zur Verfügung und warb damit, viele Stars für den Film zu verpflichten. Darunter Hans Niel-sen, als der deutsche Offizier an Bord – in der Filmversion Petersen genannt – Sybille Schmitz, Kirsten Heidberg, Otto Wernicke und Walter Steinbeck. Als Drehbuchautor wurde auf Wunsch Selpins dessen Freund Walter Zerlett-Olfenius un-ter Vertrag genommen, der bereits mehrmals mit Selpin zu-sammengearbeitet hatte. Herbert Selpin beharrte einer möglichst realen Darstel- lung wegen darauf, die Außenaufnahmen der Titanic auf ei-nem Dampfer und nicht im Studio zu drehen, was von der   TITANIC GEGEN ENGLAND: ANTIBRITISCHE PROPAGANDA IM DRITTEN REICH  VON HEMMA PRAINSACK


 ZUKUNFT | 31  Tobis jedoch nicht vorgesehen war. Dennoch setzte Selpin, der als ehemaliger Boxer für seine Durchsetzungskraft und chole-rischen Ausbrüche in der Branche bekannt war, seinen Willen durch und fand gemeinsam mit dem Architekten Fritz Mau-rischat in der in Gotenhafen (heutiges Gdynia) stationierten Cap Arcona ein passendes Schiff, welches während des Krieges der Kriegsmarine und einer U-Lerndivision als Wohngelegen-heit diente. Als Selpin im Mai 1942 die Dreharbeiten auf der Cap Ar- cona begann, mussten diese wegen Schlechtwetter und schau-lustigen Marinesoldaten immer wieder unterbrochen werden. Zudem konnten Nachtaufnahmen nur bei Tag mit entspre-chenden Filtern gedreht werden, da aufgrund der Gefahr von Fliegerangriffen ein Nachtdreh, bei dem etliche Scheinwer-fer nötig gewesen wären, verboten war. Der Regisseur mach-te seinem Unmut über die Störungen bei einem Abendessen wütend Luft, er äußerte sich abwertend über Ritterkreuzträ-ger und U-Bootoffiziere, die mit Manövern die Aufnahmen störten und machte Zerlett-Olfenius für das Chaos beim Dreh mitverantwortlich. Zerlett-Olfenius, der sich davor bereits wiederholt mit Selpin zerworfen hatte, nahm diese Aussagen zum Anlass, Selpin bei seinem Freund Hans Hinkel zu denun-zieren. Hinkel war SS-Obersturmbannführer und höchstrangi-ger Offizier im RMVP. Im Laufe seiner Karriere häufte er eine Vielzahl an Positionen und Einfluss an: Leiter der Abteilung für Kulturpersonalien, Kulturverwalter Hitlers, Sondertreuhänder der Arbeit für die kulturschaffenden Berufe, ab 1940 Ministeri- aldirigent und später Ministerialdirektor, von 1938–1941 Leiter der Abteilung II A des RMVP, auch „Judenreferat“ genannt, ab 1941 Generalreferent für Reichskulturkammersachen, Haupt-geschäftsführer der Reichskulturkammer, ab 1944 Reichsfilmin-tendant und Vizepräsident der RKK. Nachdem Hinkel von der Angelegenheit erfahren hatte, sollte es nicht lange dauern, dass sich der Zwist zwischen dem Regisseur und Drehbuchautor innerhalb der Filmproduktion herumsprach und zur Angele-genheit im RMVP wurde. Sich mehrfach über ungehorsame Filmschaffende be- schwerend und diesen mit heftigen Konsequenzen drohend, war Goebbels bestrebt, auf dem Filmsektor ein Exempel zu statuieren. Selpin wurde am 30. Juni 1942 zu Goebbels ins „ProMi“ beordert, um dort zu seinen defaitistischen Aussa-gen Stellung beziehen. Als Selpin einem aufgebrachten Goe-bbels gestand, sich abwertend über die Kriegsmarine geäußert zu haben, ließ dieser Selpin wutschnaubend verhaften und in Untersuchungshaft stecken. In dieser erhielt der Regisseur die Mitteilung über den Ausschluss aus der Reichsfilmkammer, was ein Berufsverbot für den Künstler und schließlich Kriegsdienst bedeutete. Selpin setzte daraufhin seinem Leben durch Er-hängen in der Zelle ein Ende. Nach dem Bekanntwerden des Selbstmordes, der von vielen angezweifelt und als Mord aus-gelegt wurde und eine Empörungswelle unter Filmschaffenden auslöste, ließ Goebbels verlautbaren, dass der Name des Regis-seurs weder am Set noch in der Presse genannt werden dür-fe und eine Missachtung mit Strafverfolgung geahndet wer-den würde. Ende August 1942 übernahm Werner Klingle die Regie von Titanic und stellte den zur Hälfte durch Selpin ge-drehten Film fertig. Im Frühjahr 1943 wurde Titanic von der Filmprüfstelle mit den Prädikaten „staatspolitisch wertvoll“ und „künstlerisch wertvoll“ ausgezeichnet. Dennoch, eine Premi-ere in Deutschland sollte  Titanic nicht erleben, der Film wur- de vorerst für die Aufführung in Deutschland zurückgestellt. Eine Mutmaßung, weshalb Titanic  während des Krieges  nicht zur Uraufführung in Deutschland gelangte, war, dass die Panikszenen am Ende dem Publikum bei der immer aussichts-loser werdenden Kriegslage, nicht zugemutet werden konn-ten. Dem widerspricht jedoch, dass die Filmzensurbehörde die knapp drei Minuten dauernden Szenen panischer Menschen, die das sinkende Schiff verlassen wollen, hätte herausschnei-den lassen können, wie es bei anderen Filmen mit Szenen ge-schah, die dem Publikum als nicht zuträglich erachtet wurden. Zudem kommt die antibritische Propaganda den ganzen Film lang zu tragen und in der Person des pflichtbewussten deut- Portrait von Herbert Selpin  © Österreichische Natonalbibliothek


 32 | ZUKUNFT  schen Offiziers an Bord sollte das Publikum ein den Werten der Nationalsozialisten entsprechendes Vorbild finden. Auch ist zu berücksichtigen, dass Titanic im Herbst 1944 in den von Deutschland besetzten Gebieten in Europa in die Kinos kam und die Panikszenen dem Publikum hier sehr wohl zugemu-tet wurden. Titanic wurde sogar einer der erfolgreichsten deut-schen Produktionen in Europa. Eine Aufführung in Deutsch-land hätte den monetären Erfolg vervielfacht und der Tobis hohe Einspielergebnisse gebracht und das aufgewendete Pro-duktionsbudget eingespielt. Ende 1944 versuchte die Tobis-Lei-tung, die Freigabe für Titanic innerhalb Deutschlands zu erwir-ken, jedoch wurde durch den Reichsfilmintendanten Hinkel mit 5. Dezember 1944 das Aufführungsverbot bestätigt. Herbert Selpins Name war weder auf Kinoplakaten, An- kündigungen, Werbematerialien oder Programmheften an-geführt. Dass Hinkel, der maßgeblich an der Verhaftung von Selpin beteiligt war, den Film nicht zu einer Premiere in Deutschland zulassen wollte und damit Erinnerungen an den Regisseur Selpin wecken würde, dürfte kein Zufall gewesen sein. Noch bemerkenswerter hinsichtlich des Filmverbotes er-scheint, dass Felinau 1944 eine stark erweiterte Fassung seines Titanic-Romans als Wehrmachtausgabe verfasste und hierin seinen Protagonisten, den deutschen Offizier an Bord der Ti-tanic, nicht mehr Dittmar-Pittmann nennt, sondern entspre-chend der Filmfigur als Offizier Petersen auftreten lässt und damit der Filmversion nachkommt. Eine deutsche Urauffüh-rung von Titanic fand erst nach dem Krieg im Februar 1950 in Stuttgart statt. VI. CONCLUSIO  Selpins letzter Film ist empfehlenswert, vor allem vor dem  Hintergrund seiner Entstehungsgeschichte und dem Wissen über die beabsichtigte Propaganda in Titanic. Dieses filmge-schichtliche Beispiel zeugt von der Notwendigkeit, Filme im Entstehungskontext zu betrachten und auch als eine Art Zeug-nis ihrer Zeit, welche über politische, soziale, wirtschaftliche und ästhetische Wechselwirkungen Auskunft geben können, zu lesen. Gerade heute, wo eine Vielzahl von Filmen gesehen wird, sollten wir uns vermehrt der Wirkung von Filmen be-wusstwerden und ein Verständnis über Film und seine mögli-chen Absichten aneignen.  „Solange nicht alle Lehrbücher der allgemeinen Kunstge- schichte und der Ästhetik das Kapitel über die Filmkunst auf-genommen haben, solange diese Kunstgattung nicht auf den  Universitäten und in den Mittelschulen als Pflichtgegenstand gelehrt wird, haben wir eine entscheidende Wendung der Ent-wicklungsgeschichte des Menschen in unserem Jahrhundert nicht in die Sphäre des Bewußten erhoben.“ (Balázs 1949: 9) Diese Forderung von Bela Balázs behält auch Jahrzehnte  später ihre Aktualität. 126 Jahre nach der ersten Filmvorfüh-rung sollte es eine politische Notwendigkeit sein, Film zum Gegenstand der Ausbildung zu machen. Literatur Albrecht, Gerd (1979): Film im Dritten Reich, Karlsruhe: Schauburg Fri- cker. Balázs, Béla (1949): Der Film. Werden und Wesen einer neuen Kunst,  Wien: Globus. Boeckle, Willi A. (1969): Wollt Ihr den totalen Krieg? Die geheimen Goe- bbels-Konferenzen 1939–1943, München: dtv. Pelz v. Felinau, Josef Ritter (ca. 1915): Der Untergang der Titanic. Ein me- lodramatisches Epos, Wien: Währinger Druck. Pelz v. Felinau, Josef Ritter (1939): TITANIC. Die Tragödie eines Ozean- riesen, Berlin: Bong. Fröhlich, Elke: Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmen- te. Teil I 1924–1941 und Teil II 1941–1945, München: K.G.-Saur. Hippler, Fritz (1982): Die Verstrickung. Einstellungen und Rückblenden  von Fritz Hippler, ehemaliger Reichsfilmintendant unter Joseph Goe-bbels. Auch ein Filmbuch …, Düsseldorf: Verlag Mehr Wissen.  Prainsack, Hemma M. (2013): So sank die Titanic. Antibritische Propa- ganda im nationalsozialistischen Spielfilm, Diplomarbeit, Universität Wien.  HEMMA PRAINSACK  ist Film- und Theaterwissenschaftlerin. Im Rahmen ihrer Dissertation  forscht sie derzeit zum Sensationsfilm im Umbruch zwischen   Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Zuvor arbeitete sie in der  General direktion  des  Österreichischen Rundfunk und war bei zahlreichen  Produktionen am  Burgtheater Wien im Bereich Regie und Video tätig. TITANIC GEGEN ENGLAND: ANTIBRITISCHE PROPAGANDA IM DRITTEN REICH  VON HEMMA PRAINSACK


 ZUKUNFT | 33  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) Titanic


 34 | ZUKUNFT  WIR BUHLEN UM DIE GUNST DER  SCHIRMFRAU©  VON ELISA ASENBAUM & THOMAS BALLHAUSEN I. DIESSEITS A: Lange Zeit war niemand hier im Raum. Hier im realen. Zwar ist der Reale nur ein Fall von dreifach ausgedehn- ten Größen. Raum ist nicht aus allgemeinen Größenbegrif-fen, Werten ableitbar. Eigenschaften sind es, die diesen unter-scheidbar machen, diese entnehmen wir unserer Erfahrung.  Wahrnehmung. Niemand da? Hallo ... B: Aber ja, da könnte ich doch schon sein. Mich einspre- chen, hereinsprechen, einklinken. Spät, zu spät, aber doch. Zum Raum wird hier die Wartezeit. A: Zu welch Versprechen hat man sich versprochen, das  insgeheim meine Heimat unter den Toten war. An tot war man schon fast gewöhnt, das sind viele. Allein in Wartepositi-on spricht man mit sich. Sei mein Echolot! B: Auch auf die letzten Silben verkürzt kann ich mich  ganz kunstvoll versprechen, manchmal auch, ohne an das Ti-cken der eigenen Uhr zu denken. Zumeist aber, da gerät es mir weit weniger kunstvoll und ich denke mich, während ich spreche und verspreche, eingeklemmt zwischen zwei Pausen-tasten. Da beantwortet sich die vielzitierte Bühnenfrage ver-meintlich leicht als Reihung, als Aufzählung, als die wissen-schaftliche These, dass wir nicht nur ordinär, sondern auch binär sind. Also, 0, 1, 0, Nicht-Sein, Sein, Nicht-Sein. An manchen Tagen wäre ich gerne komplexer. A: Sprichst Du aus meinem Munde? Traue Dir vertraut mit Dir? Als wäre das Ich ein Du. Doch  meist einseitig. Aber, wenn wir nun unter uns sind, unter dem Deckmantel der Kunst, der Gunst der Schirmfrau©, frage ich dich, sind wir wirklich existent, auch wenn niemand kommt, uns sieht? Ungesehen, unbeobachtet? B: Das Ohr spricht mit. Ich mag die Zweiseitigkeit der  Muschel, ihre Windungen. Da finde ich Platz in mir selber, nehme mir Raum, niste wie ein giftiges Tierchen. Und so-lange ich mich schreibe, vorspreche, ausspreche, kleine Bot-schaften absetze, existiere ich vielleicht auch außerhalb davon. Du machst mich neugierig. Wie ist es denn außerhalb der  Muschel? Was ist das für eine Zumutung von Welt? A: In Isolation zeigen sich andere Muster, das weißt du  doch! Gift und Scham sind virtuell in dieser Domäne. Zum Schaum wird der Raum von dem du sprichst. Zum Platzen! Keine Zeitverzögerung: Die Drehtüre geht auf und da ist  es das, Antiteilchen. Es ist beliebig, aber eins. Löschung folgt. Außen kann man es Gleichgewicht nennen ohne Minus und Plus. Ohne Minderung und Mehrung. So bleibt es eine in-terne Affäre. B: Wir bleiben zurückgeworfen, gebunden. Die Zeit ver- geht selbst hier, sie verrinnt als hätten wir sie verschüttet. La-cken aus Zeit, da wird es rutschig und schnell gleitet man durch die Türe wieder hinaus, drehend und drehend, immer in der Hoffnung auf das Außen. Da könnte man atmen, heißt es, die internen Affären hinter sich lassen. Kühle Luft und schon glaubt man, sich neu erfinden zu können.  Wie jämmerlich, lächerlich und schön. Wir buhlen um die Gunst  der Schirmfrau© In ihrem Dialogtext nutzen die Künstlerin  ELISA ASENBAUM  und der Schriftsteller  THOMAS BALLHAUSEN  zahlrei- che filmische Referenzen, um mit ihrer Beschreibung einer unheimlichen Szenerie ihre literarische Kritik an den Mechanis-men des Kunstmarkts als auch des Literaturbetriebs zu formulieren. 


 ZUKUNFT | 35  A: Die Zumutung hat mich erwischt, die Schlinge um  mein __________ (setze ein Körperteil ein, danach wird das Ende, die Endung von __________ erst sichtbar). Mehr noch ist es eine Behauptung – die Kunst sei tot. Ist sie gar enthaup-tet worden? Dann wäre die Todesursache vorerst zu eruieren. Ordnungs- halber; soweit ich weiß, ist die Versicherungsnummer und die Todesursache wichtiger als wer_oder_was als Leiche gilt. B: Müßig fragen wir nach Körperteilen, wo sie abge- blieben sind, wo sie stecken. Klingt wie etwas, das ich ein-mal gelesen, irgendwo aufgeschnappt habe. Vielleicht irgend-ein Edutainment online? So etwas wie: Wer tötete die Kunst? Und alle kommen zu Wort, wir sehen den Leichnam, die Ver-letzungen, dann auch die Obduktion, Interviews, alle sind sehr betroffen.  Wer tötete die Kunst? Was waren die Motive? War es ein  Serienmörder? Ich bin mir nicht mehr sicher, ob der Fall wirklich aufgeklärt worden ist. II.  BLACK BOX [Boxen: Diese Black Box ist kein Nebenschauplatz, hier  passiert ein Umschlagen, hinter das nicht zurückgetreten wer-den kann. Uhhhh … Irritation stellt sich ein. Die Ärgernisse der diskursiven Stumpfheit, der Wunsch nach seriellen Grau-samkeiten, die immer wieder neu faulenden Äpfel auf dem Tisch – was für eine Rolle.] III.   JEN-SEITS A: Lange Zeit war ständig jemand im Raum. Hier auf  dem Felsen. Als wäre selbst hier das Reale nur ein Fall von dreifach ausgedehnten Größen. Aber Raum ist nicht aus all-gemeinen Größenbegriffen, Werten ableitbar. Eigenschaften sind es, die diesen unterscheidbar machen. Wir machen Erfahrungen, wir setzen immer noch auf die  Wahrnehmung. Jemand da? Hallo … B: Aber ja, da könnte doch schon Kunst sein. Künstlich  einspeicheln, hereinbrechen, sich einklinken. Spät, zu spät, aber doch.  Zum Gegenstand wird hier die Schwundform Historie, mit  Betonung auf O. A: Zu welchen Geständnissen hat man sich hinreißen las- sen, alles für ein wenig Heimat bei den Untoten. An tot war  man schon gewöhnt, das sind ja viele. Allein, in Warteposi-tion, spricht man tippend mit. Ein Emoji macht Dich mein. B: Auch auf die letzten Silben verkürzt kann ich halb- tot zur Ware werden; manchmal auch, ohne an das Ticken des eigenen Apparats zu denken. Zumeist aber, da gerät es mir weit weniger kunstvoll und ich lenke mich, während ich dich sprichwörtlich verspreche, eingeklemmt zwischen zwei Pau-sentasten. Da beantwortet sich die vielzitierte Anpassung an den Markt vermeintlich leicht als Reihung, als Aufzählung, als die wissenschaftliche These, dass wir nicht nur käuflich, sondern auch verkäuflich sind. Also, 0, 1, 0, Sein, Nicht-Sein. An manchen Tagen wäre ich gerne apparatöser. A: Sprichst Du schon wieder durch meinen Mund? Als  wärst Du auch Ich, immer weniger einseitig. Hier sind wir nun ganz unter uns, auf der anderen Seite des Mantels, der Schirmfrau© völlig ausgeliefert. Waren wir je existent, weil doch niemand gekommen ist, uns gesehen hat? Ich vermute die Antwort schon, sie macht mir Angst. B: Das Gehör ist nicht zu finden. Auch nicht in der Zwei- seitigkeit der Muschel, sie windet sich. Da findet die Kunst Platz in Gesellschaft, sie nimmt sich Raum, nistet wie ein tod-geweihtes Tierchen. Und solange sie sich schreibt, vorspricht, ausspricht, kleine Botschaften absetzt, existiert sie vielleicht auch außerhalb davon. Das macht uns neureich. Wie ist es denn außerhalb des Mangels? Was ist das dort für eine Zumu-tung von Welt? A: In dieser Abgeschiedenheit zeigt sich ein letztes Mus- ter, das hätten wir ahnen können. Was waren die Schamtei-le der Aufklärung, sondern sie nicht Gift ab? Wir schäumten, bis wir wohl geplatzt sind. Keine Verzögerung, kein Verdäm-mern, einfach Blackout. Auslöschung folgt.  Es folgt ein Aufrechnen, Auszählen und Auszahlen, we- nig mehr als eine interne Affäre. Das Ende bleibt in der Familie. B: Müßig fragen wir nach dem Abzählbaren, dem Ge- zähmten, wo sind die zahllosen Zähne geblieben? Klingt wie etwas, das man zyklisch gelesen irgendwo aufgeschnappt hat. Vielleicht war’s irgendein Hirschfaktor online? So etwas wie! Und alle singen im Chor, alle maskiert. Wir halten das Datum fest, gliedern es in eine Linie ein wie bei einer Obduktion. Zweidimensional sind wir schon, und alle sind betroffen. Wer hechelt hinterher? Zwar ist der Reale nur ein Fall von drei-


 36 | ZUKUNFT  WIR BUHLEN UM DIE GUNST DER  SCHIRMFRAU©  VON ELISA ASENBAUM & THOMAS BALLHAUSEN fach ausgedehnten Größen. Doch die Geschwindigkeit dabei ist maßgebend.  Der Fall ist nicht wirklich aufgeklärt worden. EDITORISCHE NACHBEMERKUNG Der vorliegende Text entstand auf Einladung von Eli- sa Asenbaum an Thomas Ballhausen, sich an einem offen an-gelegten Lesedramolett zu versuchen, um gemeinsame Fragen rund um Wirkung von Kunst, Anpassungsdruck und Marktlo-gik literarisch aufzugreifen und zu reflektieren. Inspiriert von den Arbeiten der Gruppe Oulipo und Ansätzen aus der Kon-zeptkunst entstand in einem dialogischen Spiel aus Frage und Antwort der erste Abschnitt (A wie Asenbaum, B wie Ball-hausen), die Passage des Übergangs und schließlich der drit-te Abschnitt, wobei hier Reihenfolge und Überarbeitung der einzelnen Dialogteile getauscht wurde (Asenbaum überarbeitet die Texte Ballhausens und umgekehrt). Mit der Übertragung und Aneignung der aus dem ersten Abschnitt gegebenen Text-bausteine entsteht dabei eine Form literarischen Versionings. Der vorliegende Text ist als geloopte Audiospur auch Teil der gemeinsam erarbeiteten Mixed Media Rauminstallation Die Schirmfrau, die noch bis Ende 2021 im Rahmen der Ausstel-lung Die KUNST ist ToT ∞ Positionen aus Kunst, Literatur und Wissenschaft. Das 10. internationale, themenspezifische und sparten-übergreifende Ausstellungsprojekt der G.A.S-station, Tankstelle für Kunst und Impuls, Berlin zu sehen ist. Mehr zu dieser Ausstel-lung und Beispiele der gezeigten Arbeiten in Form einer Bild-strecke werden sich in ZUKUNFT 12/2021 finden. ELISA ASENBAUM Autorin, Künstlerin, Kuratorin und Art-Direktor der  G.A.S-station in  Berlin. Sie initiiert und unterstützt Projekte an der Schnittstelle zwischen  Kunst, Literatur und Wissenschaft seit 2008. Ihre Werke schlagen   Brücken zwischen Literatur, Kunst und Performance – so auch in ihrem  Roman  AUGUSTINAselbst. Eine Erzählung mit kontextuellen Spuren im  Netz (Passagen Verlag, Wien).  THOMAS BALLHAUSEN lebt als Autor, Kultur- und Literaturwissenschaftler in Wien und Salz- burg. Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator tätig.  Zuletzt erschien sein Buch  Transient. Lyric Essay (Edition Melos, Wien). 


 ZUKUNFT | 37  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) PanAm


 38 | ZUKUNFT  ALLES AN IHM IST MOND  VON LORENA PIRCHER I. Ich brauche Raum. Ich brauche Zeit. Zu viel inneres Le- ben im Allgemeinen. Meine Ideen schwitzen, meine Hän-de liegen still. Ich atme langsam: Das System der Welten, die Tiefe ihrer Abgründe, die Geheimnisse der Geworfenheit der Existenzen. Ich habe Schubladengedanken, die sich gegensei-tig überlagern. Sie haken sich an den Wänden meiner Gedan-ken fest, wie zerreißende Seide, die aschgrau in wartenden Iriden treibt. Ich schaue dich an und denke, es liegt alles an den kollektiven Versuchen des Nicht-Auseinanderbrechens. Wie Max Frisch: Was wichtig ist, ist das Ungesagte, die wei-ßen Stellen zwischen den Worten, das Zwischen im Innen-raum. Wo fängt der Mensch an und wo hört er auf? So sind wir: Umgeben von einer Welt, die uns nicht ausdrückt, die uns fremder ist, als wir uns es selbst sind. Die Bäume sind immer noch gelbe Zähne im Mund des  Abends und der Horizont lächelt an seidenen Fäden. Ich frage mich, ob es noch einen Sinn hat. Ich frage mich, was passie-ren würde, wenn ich jetzt gehen würde. Für immer. Ich wür-de wieder an verschiedenen Kreuzungen stehen, aber an allen lauert eine Sphinx. Im Zufallsprinzip dieser fallenden Welten wissen wir beide nicht, ob wir weiter sein werden. Ich stehe auf und gehe.  II. Ich denke daran, wie du später sein wirst. Wie du sein  wirst, wenn du entweder zu weichen Erinnerungen gewor-den bist, die sich von meinen rötenden Augen schälen oder  zu einem großen Ganzen. Es wird langsam Nacht und blau-rote Monde pressen sich an das Zahnfleisch des Himmels. Du redest immer, als wüsstest du nicht, wie viel Zeit du noch hast, wie viel Zeit zu sprechen und als hättest du Angst, dass man dir nicht lange genug zuhören wird. Ich denke viel über die Wahrheit nach. Über den schmalen Grat zwischen Wahr-heit und Lüge und ab welchem Zeitpunkt eine Aussage sich von einer impulsiv empfundenen, verzweifelten, sich hoff-nungsvoll an die sehnigen Lettern des Ausdrucks klammern-den Wahrheit in eine Unwahrheit, in eine Lüge verwandelt. Mich beschäftigt der Zeitpunkt, an welchem Worte zu ster-ben beginnen. Schälen sich die Worte ganz langsam und einzeln aus ih- rer vorherigen Form? Oder schütteln sie die alte Haut in ei-nem drastischen Wurf plötzlich ab, Opfer einer weitgehenden Erleuchtung geworden? Verkleben sie die eiternden Lügen-wunden immer wieder mit begrenzt haltbaren Halbwahrhei-ten? Ich weiß es nicht. Zeilenfetzen meiner Gedichte schälen sich von meinen rötenden Augen. Kristallener Regen fällt vor meine Brust, der Mond hängt an den Wolken wie an bauchi-gen Augenkelchen. Meine Träume bleiben wach wie mage-re Sonnenblumen. Ich trenne mich langsam von mir selbst. Ich sehe dich an,  wie du sprichst. Ich höre deine Worte von weit her. Mit je-dem Laut lösen sich meine Schichten auf. Meine Hautfetzen hängen wie Fotografien an Schmetterlingsfäden in der Eis-luft. Wir sehen Falken am Metallhimmel nach, die nach unten schneien und mir ist, als würde ich Erinnerungen trinken. Was  Alles an ihm ist Mond Mit  Alles an ihm ist Mond schließt die Nachwuchsautorin  LORENA PIRCHER  an ihre Erzählung  Revenir – die wir unlängst  in der ZUKUNFT veröffentlichen durften – an und erweitert ihre Auseinandersetzung mit dem Verhandeln von Identität um ein deutlicheres Nachspüren über die Erzählbarkeit eines starken weiblichen Selbst. Ganz im Sinne aktueller Entwicklungen literarischen Schreibens verschränkt die Autorin vorsätzlich einen lyrischen Stil mit biografischen Einsprengseln und einer integrierten Verhandlung theoretischer und stark bildhafter Elemente. Nicht zuletzt deshalb stehen in der vorliegenden Erzäh-lung Fragen nach Übersetzbarkeit, Erinnerung, tatsächlichem Verstehen und Selbstbestimmung im Zentrum.


 ZUKUNFT | 39  passiert eigentlich, wenn sogar Erinnerungen sterben? Wohin verflüchtigen sie sich? Woran kleben ihre kleinen, warmen Glieder? Ich werde zu Bartholomäus. Ich bin ein Selbstbildnis meiner Erinnerungen und mir fällt auf: Mir wird die Erinne-rung an dich sein. Für immer. III. Ich richte mich langsam auf und halte meine Hände un- ter blasses Kalkwasser. Die Finger sind durchscheinend, sie ver-quellen vor meinen Augen, ich kann sie nicht mehr fassen, ich verschränke sie ineinander. Ich kann sie nicht mehr zählen. Es sind zu viele geworden in der lauen Gedankenbrühe, in der ich seit Tagen wate. Ich hole weit aus, ich setzte meinen Fuß vorsichtig ab, als müsste er sich durch Nebelschichten tasten. Er schaut aus dem Fenster, dem der Regen an den bläulichen Schläfen herabläuft, ich atme und werfe mir den grauen Man-tel über die Schultern. Du lässt mein Bild aus dem mittleren Fenster segeln, der Rachen des Hauses speit es aus wie etwas, das seine Organe von innen verätzt hat. Ich blicke mich nicht danach um. Ich drehe mich nach hinten, schließe die Tür auf und betrete die dichte Schneedecke, die der Welt vergessene Wärme aufnäht. Ich setzte mich auf den Randstein und atme. Zeilen schweben mir im Kopf, es ist ein zu weites Feld.  Ich sehne mich danach, mich selbst erneut zu gebären, mich meinem kleinen, sich in zwirbelnden Tropfen drehenden Ich langsam zu nähern, und aus freiem Unbewusstsein oder be-wusster Unfreiheit zu erwachen. Du stehst immer noch am Fenster, den Blick auf die Bahnhofshäuser gerichtet, klein wie Insektenstiche. Es liegt Dunst in der Luft und deine Füße werden kalt. Ich sitze unten auf der Bordsteinkante und rau-che zähe Wünsche in den triefenden Lichtschein, blicke mit dampfenden Kieselsteinaugen in die warmen Graudecken der schmalen Himmel und strecke dir ein letztes Mal meine Arme entgegen. IV. Ich fühle mich so, als würde die einfache Existenz nicht  ausreichen, um einem aufzuzeigen, dass man am Leben ist. Ich habe geträumt: Ich stehe in einem weiß zerfließenden Raum und kann mich von allen Seiten sehen. Ich überlege, wie es wäre, wenn ich einen anderen Namen hätte. Mensch sucht ohne zu wissen, dass jede Sekunde ein Ich gefunden und ein anderes wieder verloren werden kann. Ich versinke in waberndem Asphalt, mein Körper wird flüssig. V. Er: Seine Existenzen fasern so oft warm über den Nebel- halden zusammen, er ist weit gereist und immer wieder war ihm, als wäre er ein bisschen mehr zu sich selbst zurückge-kommen. Er hat Briefe geschrieben mit dem Satz „A mi me duele también“. Er ist auf kaltem Boden gelegen, die Son-ne über ihm, ihre Strahlen krankende Scherenschnitte in hel-le Himmel zeichnend. Ich denke, als ich ihn sehe (zum ers-ten Mal): Alles an ihm ist Mond. Er lebt für die Nacht, für die Dunkelheit. Er ist eine stolpernde Giacometti-Statue, die Träume aus ihm brechend wie weiche Knospen aus kramp-fenden Apfelbäumen. Sein Lachen ist schwer. Es sättigt Um-gebungen, es blickt auf ihn, der schlafwandelt in der Stadt, Sa-xofon über der Schulter, Armbänder am Handgelenk. Wenn er spricht, krümmt sich seine Stimme wie etwas Lebendiges in meinen Organen und legt sich leise in meinen Gedärmen zur Ruhe. Er zündet sich Zigaretten im sich ziehendem Stundentakt  an und betrachtet, wie der Rauch seine milchigen Gedanken in den Raum tropft. Und deshalb wundert er sich auch nicht, als wir aufeinander treffen. An einem Nachmittag. VI. Er geht langsam zur Tür, setzt die Füße durch den fal- lenden Staub auf den Boden. Sand in den Augen. Wir ge-hen nebeneinander, meine Blicke suchend im schwebenden Sonnenschein. Ich spüre wie seine Gedanken sich winden. Er hält die Tür auf, fahrige Hände, ich warte. Ich wundere mich nicht über seine Augen, die die grauen Knie des Mee-res halten, die dunklen Punkte auf seinem Gesicht, los luna-res, ein großer auf seinem Rücken, ein kleiner auf seinem linken Bein. Ich wundere mich nicht, dass er aussieht wie je-mand, der jeden Abend seine Erlebnisse ausatmet wie bluten-de Hoffnungen, wie jemand, der sich Eins mit allem fühlt. Er bewegt sich nachdenklich, eine große, warme Silhouette, die langen Finger bedächtig vor seinem Gesicht, adrige Worte, feines Lächeln, strauchelnde Kopfbilder. Für mich ist er schö-ner als die dämmernde Straßenkunst in Medellín, als die äthe-rische Gitarrenmusik in Lima. Wir bahnen uns den Weg durch entgegenkommende  Massen, Menschen, die herumirren, wie fallen gelassene Ato-me in weitem Raum. Wir sind nicht da. Wir haben uns in ein eigenes Atommodell verflüchtigt, wir sind zwei Bestandteile einer weiten, einer entfernten Welt, wir hören nur uns. Wir 


 40 | ZUKUNFT  ALLES AN IHM IST MOND  VON LORENA PIRCHER sprechen Worte, die sich nicht verfestigen, sie zerfließen im-mer wieder im weichen Zwischenraum unserer beiden Au-gen. Unsere Blicke suchend durch die Zweifel. Ich atme ihn ein, seine ganze Person, auf diesem kurzen  gemeinsamen Weg. Am Busbahnhof bleiben wir stehen. Die leichten Berührungen graviert am Inneren der Schädelwän-de, steige ich ein. Ich bin anders geworden, seit ich ihn ken-ne. Etwas in meinem Inneren wächst unaufhörlich. Ich sehe mich nicht mehr aufhören vor meinen eigenen Händen, ich sehe mich beginnen. LORENA PIRCHER wurde 1994 in Südtirol, Italien, geboren. Studium der Vergleichenden  Literaturwissenschaft sowie der Anglistik und Romanistik. Sie schreibt  Kurzprosa und Lyrik. Ihr erster Gedichtband  Irrende Welten wurde 2018  veröffentlicht; derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Lyrikband. 


 ZUKUNFT | 41  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) QueenMary


 42 | ZUKUNFT  I. EINLEITUNG Dass die Grazer KPÖ bei den Gemeinderatswahlen bei- nahe 30 Prozent der Stimmen erhalten hat, erklärt Manfred Prisching in der Kleinen Zeitung (28. 9.) damit, dass sich die Wähler*innen geirrt hätten: Sie hätten quasi die Caritas ge-wählt und Politik mit Sozialarbeit verwechselt. Die Spit-zenkandidatin Elke Kahr sei einfach sehr nett und immer bemüht, die Not von Bedürftigen zu lindern. „Fürsorgein-tensität dieser Art ist etwas Sichtbares, heute sagt man: Nie-derschwelliges, während politisches Management oft im Ver-borgenen oder Komplexen bleibt.“ Das klingt respektvoll und ist dennoch eine sehr problematische Aussage: Erstens wird Politik auf Management reduziert, d. h. es gibt keine Richtungsentscheidungen mehr. Und zweitens wird die tat-sächliche Komplexität politischer Prozesse in einen Topf ge-worfen mit dem Faktum, dass die Motive und Ziele der poli-tischen Klasse vor dem einfachen Volk oft verborgen gehalten werden. So sei Politik eben, ist der Tenor des Artikels, und die Wähler*innen sollten sich gefälligst danach richten. Statt-dessen aber seien sie in ihrer „Unernsthaftigkeit“ so weit ge-gangen, es „lustig“ zu finden, „die Etablierten zu ärgern“. Sie hätten die Wahlen als unpolitische Angelegenheit gese-hen und mit ihrem Wahlverhalten bloß einen „Gag“ liefern wollen. II.  DIE GRAZER WAHL: EIN POLITISCHES STATEMENT Was Manfred Prisching – und andere, die in eine ähnli- che Kerbe schlagen – offenbar nicht wahrhaben wollen, ist, dass die KPÖ gewählt wurde, weil sie eine konsequente So-zialpolitik gemacht hat. Der Autor kann sich nicht vorstel-len, dass Menschen von den Folgen einer neoliberalen Poli-tik einfach genug haben. Diese Blindheit ist erstaunlich, denn seit einigen Jahrzehnten erleben wir die sozialen und öko- logischen Folgen eines entfesselten „Raubtierkapitalismus“. Gespart wird am liebsten bei den Ärmeren und Ärmsten. Dass der Sozialabbau oft gezielt den ausländischen Teil der Werktätigen in Österreich trifft (Stichwort Sozialleistungen für im Ausland lebende Kinder), macht ihn vielleicht we-niger sichtbar, doch sind Spaltungsmanöver ja nicht gerade eine neue Strategie. Kürzlich aber wurde gefordert, das Ar-beitslosengeld zu kürzen, was Menschen mit und ohne ös-terreichischen Pass gleichermaßen treffen würde. Zugleich hämmern uns Meinungsmacher*innen ein, dass dies zu un-serem eigenen Besten sei und es dazu keine Alternative gäbe. Nun haben Menschen aber, zumindest auf lokaler Ebene, eine im Grunde sozialdemokratische Alternative angeboten bekommen, und sie haben sie ergriffen. Sie haben eine Par-tei gewählt, deren Spitzenkandidatin mit einiger Glaubwür-digkeit von sich behauptet: „Was mich antreibt? Der Glaube an eine gerechtere Welt.“¹ Das ist doch ein klares politisches Statement. Aber vielleicht hat die vehemente Kritik, die in verschie- denen Medien nach den Grazer Wahlen aufkam, gar nichts mit Blindheit zu tun. Vielleicht ist es eher die Abwehr ei-ner Entwicklung, die nicht gewollt wird. Man fühlt sich ja beinahe an den pathetischen ersten Satz des Kommunistischen  Manifests  über „das Gespenst des Kommunismus“ erinnert. Deswegen liegt der Journalist und neue KP-Gemeinderat in Graz, Max Zirngast, wohl nicht falsch, wenn er meint:  „Wäre die Politik der KPÖ tatsächlich ‚nur‘ die finanziel- le Unterstützung von Menschen in Notlagen, dann wäre das für den etablierten Politikbetrieb nicht so ein Problem. Was stört, ist die konsequente Arbeit mit den Menschen für die Menschen, die langfristige Aufbauarbeit, der direkte Kontakt und permanente Austausch mit der Bevölkerung.“² DAS GESPENST VON GRAZ  VON WERNER WINTERSTEINER Das Gespenst von Graz Das dumme Wahlvolk und die klugen Kommen tatoren – oder doch umgekehrt?


III.  WOVOR WARNEN DIE WARNER*INNEN EIGENTLICH? Prisching (wie auch andere Kommentator*innen) meint,  als Demokrat vor einem stalinistischen Kommunismus war-nen zu müssen, der das Endziel auch der Grazer KP sei. Und da kommt natürlich die Meldung gerade recht, dass der Le-obner KPÖ-Stadtrat und Landtagspolitiker Werner Murgg ei-nen Auftritt im Staatsfernsehen von Weißrussland hatte, in dem er sich sehr unkritisch gegenüber dem dortigen Regime geäußert hat. Die Irritation darüber war stark und allgemein – natürlich zu Recht. Was aber erwähnt werden muss, ist, dass sich Elke Kahr von Murgg klar distanziert hat. Und alle, die jetzt ein Urteil über die KPÖ fällen, sind m. E. nur dann glaubwürdig, wenn sie zumindest ebenso vehement verurteilt haben, dass die amtierende Außenministerin der türkis-blau-en Regierungskoalition zu ihrer Hochzeit Wladimir Putin eingeladen hat. Schließlich ist Russland, wegen der Annexi-on der Krim, mit Sanktionen der Europäischen Union be-legt. Das war ein Akt, der politisch wohl wesentlich schwerer wiegt. „Der Besuch schürt das Misstrauen, dass das Land ein trojanisches Pferd Russlands in der EU ist,“ stellte damals der Innsbrucker Politikwissenschaftler Gert Mangott fest.³ Wenn über Murgg geredet und zu Kneissl geschwiegen wird, wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Auch werden in der Kritik an der KPÖ offenbar zwei Din- ge systematisch miteinander vermengt – die Frage der De-mokratie und die Frage des kapitalistischen Systems. Dass die KPÖ dieses System verändern will, ist auf jeden Fall legitim. Es ist in meinen Augen auch notwendig, um uns allen eine gedeihliche Zukunft zu sichern. Wer allerdings dieses System mit undemokratischen Mitteln und mit dem Ziel, ein unde-mokratisches Regime zu errichten, transformieren möchte, dem muss entschieden entgegengetreten werden. Durch die Vermengung dieser beiden Fragen ist es aber sehr leicht, jede Systemänderung als undemokratisch abzutun und sogar ein ernsthaftes Nachdenken darüber zu verhindern.  Bedeutet diese Feststellung umgekehrt, dass der KPÖ ein  demokratischer Persilschein auszustellen wäre? Das ist da-mit noch keineswegs gesagt. Ich kritisiere aber, dass versucht wird, die KPÖ weiter in eine totalitäre Ecke zu drängen – ge-rade dort und gerade zu dem Zeitpunkt, wo in ihr Kräfte er-starken, die sich aus dieser Ecke herauszubewegen trachten. Schließlich ist die Grazer KPÖ wohl auch deswegen so stark geworden, weil die anderen Parteien als Vertreter*innen der Schwachen keine sehr glaubwürdige Figur machen. IV.  IN RICHTUNG SOZIAL-ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION Im konkreten Fall ist meines Erachtens nicht das Verhal- ten der KPÖ Graz, sondern das mancher Kommentator*innen demokratiepolitisch bedenklich, wenn sie die Wähler*innenschaft einfach für dumm erklären, da sie nicht das gewünschte Wahlverhalten an den Tag legt. Doch offen-bar sind die Menschen aus dem Volk mitunter doch klüger als die Meinungsmacher*innen. Wir sollten daher das Gra-zer Wahlergebnis als Ermutigung empfinden. Denn es be-deutet: Eine gesellschaftskritische, klar an den Interessen der Mehrheit der Menschen ausgerichtete Politik, kann auch ho-noriert werden, wenn sie glaubwürdig und hartnäckig ver-folgt wird. V. SCHLUSS Ein weiteres Zeichen, das in diese Richtung deutet: Zwei  Tage vor der Grazer Wahl hat Fridays For Future demonst-riert. Es ging nicht nur um den Klimawandel, sondern auch um soziale Gerechtigkeit, um einen fairen Umgang mit Ge-flüchteten, um die Wertschätzung aller Minderheiten und an den Rand Gedrängten und um globale Solidarität. Es ging ganz offen um eine sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft. Das aber ist tatsächlich die Aufgabe, die ansteht, wenn  wir den Planeten Erde weiter bewohnen wollen. Wir müs-sen, wie es der Philosoph Edgar Morin ausdrückt, sowohl die Ausbeutung des Menschen wie die Ausbeutung der Natur in unserem „Heimatland Erde“ überwinden. Ein Ziel, so groß oder noch größer als jenes, zu dem sich die sozialistischen, anarchistischen und sozialrevolutionären Bewegungen im 19. Jahrhundert aufgemacht haben …   ZUKUNFT | 43 


 44 | ZUKUNFT  DAS GESPENST VON GRAZ  VON WERNER WINTERSTEINER  1  KPÖ Bezirksorganisation Bruck/Mur – Kapfenberg: Elke Kahr: „Was  mich antreibt? Der Glaube an eine gerechtere Welt“, online unter: htt-ps://www.kpoe-steiermark.at/die-die-das-radl-am-laufen-halten-ha-ben-am-wenigsten-zu-sagen-das-gehoert-umgedreht-1.phtml (letzter Zugriff: 15.10.2021). 2  Max Zirngast: Den eigenen Weg gehen, online unter: https:// www.kpoe-graz.at/den-eigenen-weg-gehen.phtml (letzter Zugriff: 15.10.2021). 3   Spiegel Online Ausland: Prominenter Gast: Warum kommt Putin zu  einer Hochzeit nach Österreich?, online unter: https://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreich-wladimir-putin-bei-der-hochzeit-von-karin-kneissl-a-1223649.html (letzter Zugriff: 15.10.2021). WERNER WINTERSTEINER  ist Universitätsprofessor i. R., Friedensforscher und Friedens- pädagoge. Seine jüngste Publikation  Die Welt neu denken lernen.   Plädoyer für eine planetare Politik erschien open access 2021 bei  Transcript, online unter: https://tinyurl.com/3cvsk62h   (letzter Zugriff: 15.10.2021).


 ZUKUNFT | 45  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) Scythia


 46 | ZUKUNFT  Fabian Erik Patzak (2020) Lufthansa


 ZUKUNFT | 47  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2020) TWA


 48 | ZUKUNFT  Hemma Prainsack: Lieber Fabian, wir freuen uns, Dei- ne Bildstrecke in der ZUKUNFT abbilden zu dürfen. Mit Ves-sels of International Migration, Cooperation and Exchange 1910s-2010s (Fortbewegungsmittel der internationalen Migration, Koope-ration und des Austauschs) hast Du in Deiner Arbeit direkten Bezug auf Deine Familiengeschichte genommen. Welche Be-deutung hat die Migration Deiner Großeltern für Dich und gab es einen Auslöser, dass Du Dich eingehend mit dieser per-sönlichen Geschichte auseinandergesetzt hast? Fabian Erik Patzak: Die Migrationsgeschichte meiner  Großeltern (und auch die meiner Mutter) war immer ein sehr präsentes und häufiges Gesprächsthema. Meine Verwandten in New York trugen Wien immer in ihren Herzen und Ge-danken mit sich, und meine Mutter erzählte uns regelmäßig Geschichten darüber, wie sie in der Bronx unter jüdischen Einwanderern aufwuchs. Dies und die Tatsache, dass ich in der American International School in Wien aufgewachsen bin – einer Institution, in der Kinder und Erwachsene zusammen-treffen, die in einem Land nicht zu Hause sind – hat bei mir das Gefühl hinterlassen, weder einzig in Österreich noch in den USA daheim zu sein, ein Gefühl, das mein Großvater ger-ne als „das Dilemma der Immigranten*innen“ bezeichnete. Dieses Phänomen ist seit langem ein vorherrschendes Thema in meiner Kunst. Aber erst in den letzten Jahren habe ich be-gonnen, behutsam die Schichten darüber abzutragen, wie und warum ich die Welt auf diese Weise sehe und so eine sehr per-sönliche Geschichte in meine Arbeit einfließen zu lassen. H. P.: In Vessels of International Migration, Cooperation and Ex- change 1910s-2010s sehen wir Schiffe und Flugzeuge. Fortbe-wegungsmittel, die die Menschen vom Land in die Lüfte und über die Meere und somit über sich selbst hinausgetragen ha-ben. Der von Dir gewählte Zeitraum stellt auch einen Auf-bruch dar, große Ozeandampfer waren Sinnbild für menschli-ches Schaffen, neue Technologien und die Möglichkeit, große Distanzen in atemberaubender Zeit zu überbrücken. Wie ist es für Dich als Maler, dieses Moment der Bewegung darzu-stellen und hilft Dir dabei das Serielle? F. E. P.: Diese Bilder von Schiffen und Flugzeuge, die für  mich das positive Potenzial für die menschliche Entwicklung in der internationalen Migration, der Zusammenarbeit und dem Austausch darstellen, drücken auch den Zustand aus, sich auf der Durchreise zu befinden, zwischen zwei Orten zu sein, in Zeit und Raum zu schweben. Ich stelle oft fest, dass ich auf Reisen die Dinge mit einer klareren Perspektive sehen kann und eher in der Lage bin, über das große Ganze nachzuden-ken. Auch der Wechsel zwischen Ländern erweitert im Allge-meinen den Blickwinkel und macht einen empfänglicher für neue Ideen. In anderen Fällen sind die Menschen jedoch gezwungen,  ihre Heimat gegen ihren Willen zu verlassen, so wie meine Großeltern, als sie Ende der 1930er-Jahre als unbegleitete Ju-gendliche in die USA auswanderten. Das erste Schiff, das ich in der Serie malte, war die RMS Scythia, der Ozeandampfer, mit dem meine Großmutter 1939 nach New York auswanderte.  „KUNST IST IMMER EIN PRODUKT IHRER ZEIT“  INTERVIEW MIT FABIAN ERIK PATZAK „Kunst ist immer ein  Produkt ihrer Zeit“ Ein Interview mit Fabian Erik Patzak   Begleitend zur aktuellen Bildstrecke hat ZUKUNFT-Redakteurin  HEMMA PRAINSACK  ein Interview mit dem interna- tional renommierten Künstler  FABIAN ERIK PATZAK  geführt – ein intensiver Austausch über Identität, Familie, (Inter-) Nationalität und die Angebote der Künste in Zeiten politischer Herausforderung.


Foto: J ulian Shar p Die gemalten Hintergründe lassen die Grenze zwischen oben und unten verschwimmen und fügen der desorientierenden Wirkung, die Migration haben kann, eine weitere Dimen-sion hinzu. Die stürmische Umgebung erinnert außerdem an die verschiedenen turbulenten Zeiten in der Geschich-te, die durchschritten werden mussten, um sicherere Ufer zu erreichen. H. P.: Wie ist Deine Wahl auf die Materialien und die  Größe Deiner Bilder gefallen? F. E. P.: Ich fand, dass die Darstellung dieser gigantischen  technischen Meisterleistungen in einem so kleinen Maßstab eine gewisse Spannung erzeugt. Da bis auf eine Ausnahme alle Schiffe der Serie nicht mehr in Betrieb sind, werden sie mit der für Pinseln der Größe Null und der erforderlichen Sorg-falt und Zartheit behandelt, was ihre fast geisterhafte Aura als Relikte vergangener Zeiten und in einigen Fällen als Opfer von Katastrophen noch verstärkt. Bei der Auswahl der darzu-stellenden Fluggesellschaften habe ich mich bewusst für solche entschieden, die einen historischen Bezug haben, einige sogar eine persönliche Geschichte. Dazu gehören die ständig bank-rotte Alitalia, die ihrer Zeit vorausgehende Concorde, die iko-nische Pan Am und die vom Pech verfolgte Trans Word Airlines. Die alchemistischen Hintergründe sind eher zufällig zu- stande gekommen: Die Untermalungen für meine Stuck-wände entstehen durch das Mischen von Gesso mit Tusche. Als ich dieselbe Technik auf Holzplatten anwandte, reagier-ten Tusche und Gesso jedoch anders als auf der Leinwand, was mir wie wunderbare Meereslandschaften und Atmosphä-ren vorkam und mich dazu veranlasste, den Kurs zu ändern  und statt der Wände Fahrzeuge zu malen. Was den Prozess be-trifft, so ist dies ein Beispiel dafür, dass die Technik das The-ma bestimmt. H. P.: Im Schaffen bist Du als Maler allein mit Deinem  Bild, dem Motiv. Du trägst Schichten auf und malst mit Ge-schichtetem eine Geschichte. Wie bezieht sich das unmittel-bare Geschehen in Deine Arbeit ein? Würdest Du es als eine politische Handlung bezeichnen? F. E. P.: Wie ich bereits erwähnte, wurde ich in einen bi- nationalen und bikulturellen Haushalt hineingeboren und be-suchte bis ins Erwachsenenalter eine internationale Schule. Dieser Hintergrund hat zweifellos meine Überzeugung ge-prägt, dass gute Dinge aus dem Geist der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen Ländern entstehen und dass glo-bale Probleme so am produktivsten gelöst werden. Daher bin ich ein starker Befürworter von – wenn auch unvollkomme-nen – internationalen Projekten wie der UNO und der EU. Es macht mich zutiefst traurig, dass Millionen englischer Jugend-licher das Recht verloren haben, in 27 Ländern frei zu leben und zu arbeiten, und damit auch die Möglichkeit, sich als eu-ropäische Bürger*innen zu identifizieren. Meine Arbeit war für mich auch immer ein Ventil, um ak- tuelle geopolitische Ereignisse zu verarbeiten und zu reflektie-ren. Kunst ist immer ein Produkt ihrer Zeit. In meinem Fall wurde ich in der Woche nach dem 11. September 2001 an der Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen; ich er-öffnete meine erste Einzelausstellung in einer kommerziellen Galerie, als sich die globale Finanzkrise entfaltete; die europä-ische Flüchtlingskrise veranlasste mich, mich eingehender mit meiner eigenen familiären Migrationsgeschichte zu befassen; und ich erlebte einen transatlantischen Umzug mitten in der Corona-Pandemie, was mich dazu brachte, zum Thema Fens-ter zurückzukehren, als sich alle Aktivitäten der Welt ins Haus verlagerten. H. P.: Du bist mit einer amerikanischen Mutter und ei- nem österreichischen Vater aufgewachsen, hast in Österreich und in den USA gelebt. Im November bist Du mit Deiner Frau Brooke Penaloza-Patzak und Eurer Tochter nach Philadelphia gezogen. Somit hast Du das vergangene Ausnahmejahr, einen Lockdown in Österreich und Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in den USA unmittelbar miterlebt. Was waren hierbei Deine Beobachtungen und was die Unterschiede in der Handhabung?  ZUKUNFT | 49  Fabian Erik Patzak


 50 | ZUKUNFT  F. E. P.: Wir verließen Wien in Richtung USA am Morgen  des 4. November 2020, zwei Tage nach dem Terroranschlag in Wien, am Morgen nach dem zweiten Lockdown in Ös-terreich und den US-Präsidentschaftswahlen. In den USA kon-zentrierten sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Aus-breitung des Corona-Virus hauptsächlich auf die Arbeit und den digitalen Schulbesuch von zu Hause aus. Im Nordosten wurden die meisten Schulen von März 2020 bis September 2021 geschlossen. In diesen 18 Monaten ohne schulische Inf-rastruktur und Unterstützung sind die Eltern im ganzen Land überfordert gewesen, da sie mit den ständigen Anforderungen von Arbeit, Familie und Online-Lernen jonglieren mussten – und das alles innerhalb der Grenzen des eigenen Zuhauses. Im Gegensatz dazu waren Geschäfte und Restaurants größtenteils geöffnet während Museen und Bibliotheken zu den letzten Orten gehörten, an denen Besucher wieder Zutritt hatten. Ich denke, dass einige der in Österreich geltenden Maßnah-men wie Ausgangssperren und FFP2-Maskenpflicht die US-amerikanische Öffentlichkeit weiter polarisiert und wütend gemacht hätten. Abgesehen davon waren die Beschränkun-gen von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr unterschiedlich, da es bei der Eindämmung der Pandemie und der Verhinderung einer Überbelegung der Krankenhäuser keine große nationa-le Einigkeit gab. H. P.: Du bist zweisprachig aufgewachsen, in einer sehr  offenen Familie mit der Sicht auf mehrere Kulturen und im Geist des Internationalen. Kulturen kooperieren, schaffen et-was miteinander. Wie siehst Du die Entwicklung in Öster-reich, wo politische Entscheidungsträger*innen mitunter eine vehemente ablehnende Haltung gegen Migration vorleben und das humanitäre Bleiberecht mit Schlagworten und -phra-sen torpedieren? F. E. P.: Mit ihrer Rhetorik und einer zunehmend restrikti- ven Einwanderungspolitik ist es der Politik offenbar gelungen, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Einwanderer im Allgemeinen eine Belastung oder Bedrohung für die Gesell-schaft darstellen, anstatt eine Bereicherung zu sein. Maßnah-men zur Begrenzung der Zuwanderung haben Auswirkungen auf alle Mitglieder der Gesellschaft. Österreich ist ein Land, das Kindern nicht-österreichischer Eltern nicht die Staatsbürger-schaft verleiht. Ich kenne viele Menschen, die in Österreich geboren und aufgewachsen sind und dort leben, ohne die vol-len Rechte zu genießen oder sich ihrem Heimatland zugehö-rig fühlen zu dürfen. Die Tatsache, dass Österreich von jedem, der die österreichische Staatsbürgerschaft annimmt, verlangt,  dass er seine Geburtsstaatsbürgerschaft aufgibt, stellt eine wei-tere Hürde dar. Einwanderer oder Menschen, die in Öster-reich geboren und aufgewachsen sind und nicht die österrei-chische Staatsbürgerschaft besitzen, müssen sich entscheiden, ihre nationale Identität aufzugeben und stattdessen eine öster-reichische anzunehmen – eine große Aufgabe für jeden, der eine Verbindung zu seinem Staatsbürgerschaftsland hat. Außer-dem wird Ihnen jeder Einwanderer oder binationale Mensch sagen, dass es durchaus möglich ist, stolze*r Bürger*in zwei-er Länder zu sein. Meiner Meinung nach könnte Österreich eine umfassende Staatsbürgerschaftsreform gebrauchen, die die doppelte Staatsbürgerschaft zulässt und es mehr Einwohner Österreichs ermöglicht, stolze Bürger*innen zu werden. H. P.: Was kann Kunst – bildende Kunst – und die  Künstler*innen Deines Erachtens nach hier leisten? Foto: J ulian Shar p Fabian Erik Patzak „KUNST IST IMMER EIN PRODUKT IHRER ZEIT“  INTERVIEW MIT FABIAN ERIK PATZAK


 ZUKUNFT | 51  F. E. P.: Künstler*innen nehmen ihre Umgebung auf, ver- arbeiten ihre Eindrücke durch die Linse ihres Hintergrunds und ihrer Erfahrungen und bringen ihre eigenen einzigartigen Positionen zum Ausdruck, die das Bewusstsein für alle mög-lichen Themen schärfen. Wir sollten nicht erwarten, dass die Kunst alle Antworten bereithält, sondern stattdessen Fragen stellt und uns unterschiedliche Sichtweisen vorlegt. Am 13. Jänner 2022 wird Fabian Erik Patzak eine Aus- stellung in der Wiener Galerie Steinek eröffnen. Informatio-nen dazu und zu weiteren künstlerischen Aktivitäten finden sich hier: https://www.galerie.steinek.at/artists/FABIAN_ERIK_PATZAK.php https://fabianerikpatzak.com FABIAN ERIK PATZAK ist ein österreichisch-amerikanischer Künstler, der die Meisterklasse  von Muntean/Rosenblum an der  Akademie der bildenden Künste in Wien  absolvierte. Er wurde mit dem  Theodor Körner Preis, dem Naomi Anolic  Early Career Award und dem Erste Bank ExtraVALUE Art Award   ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und   befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. Patzaks   künstlerisches Schaffen ist geprägt von einer generationenübergreifen- den Migrationserfahrung, insbesondere zwischen Österreich und den  Vereinigten Staaten, und setzt sich mit ineinandergreifenden Themen wie  Erbe, Dislokation und Erinnerung auseinander.  HEMMA PRAINSACK ist Film- und Theaterwissenschaftlerin. Im Rahmen ihrer   Dissertation forscht sie derzeit zum Sensationsfilm im Umbruch zwischen  Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Zuvor arbeitete sie in der  General direktion  des  Österreichischen Rundfunk und war bei zahlreichen  Produktionen am  Burgtheater Wien im Bereich Regie und Video tätig.  Die Serie begann mit zwei Darstellungen von Schif-fen, mit denen meine Großeltern Ende der 1930er-Jahre von Europa in die Vereinigten Staaten flüchteten und entwickelte sich zu einer Serie von 12 Bildern von meist ausgedienten Fortbewegungsmittel die Men-schen und Güter durch verschiedene turbulente Zei-ten in der Geschichte transportierten— daher die stür-mischen, alchemistische Kulissen, die sie durchqueren. Die Serie, die nur wenige Wochen vor Inkrafttreten der weltweiten Lockdown Verordnungen im März 2020 abgeschlossen wurde, nahm unheimliche Kon-notationen an, als internationales Reisen abrupt zum Erliegen kamen. Die turbulenten Zeiten, die die Serie ursprünglich aufrufen sollte, wurden plötzlich zu unse-rer heutigen Realität. Die Schiffe und Flugzeuge wur-den nun zu Symbolen internationaler Migration und Kooperation in einer Zeit, in der es zu wenig davon zu geben scheint. Darüber hinaus hat die Gegenüberstel-lung von Ozeandampfern der 1910er- bis 1950er-Jahre mit Flugzeugen der 1960er- bis 2010er-Jahren dazu beigetragen, letztere zu historisieren und wirft die Fra-ge auf: Wie und wann wird sich die Welt so zugänglich und vernetzt fühlen, wie sie einmal war? Vessels of International Migration, Cooperation and Exchange  1910s-2010s (Fortbewegungsmittel der  internationalen Migration,  Kooperation und Austauschs)


 52 | ZUKUNFT  Fabian Erik Patzak (2021) Modular-Windows


 ZUKUNFT | 53  FABIAN ERIK PATZAK


 54 | ZUKUNFT  FABIAN ERIK PATZAK Fabian Erik Patzak (2021) Window with Rainbow


 ZUKUNFT | 55  BESTELLUNG Kupon ausschneiden& einsenden an: VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorfer-Straße 305/31110 Wien ICH BESTELLE "EIN LIED BEWEGT DIE WELT"7,90 € INKL. MWST ZZGL. VERPACKUNG UND VERSAND 2,00 € NAME: _________________________________________________________________ STRASSE: _______________________________________________________________ ORT/PLZ: _______________________________________________________________ TEL.: ______________________________ E-MAIL: _____________________________UNTERSCHRIFT: _______________________ ODER BESTELLUNG PER E-MAIL AN DEN VERLAG: OFFICE@VAVERLAG.AT SOLANGE DER VORRAT REICHT KAUM EIN ANDERES SyMBOL EINT DIE INTERNATIONALE ARBEITERBEWEGUNG SO STARK, WIE DIE 1871 IM NACH-REVOLUTIONäREN PARIS VERFASSTE „INTERNA-TIONALE“. IM ANGESICHT DER NIEDERLAGE DES FRANZÖSISCHEN PROLETARIATS, WäHREND TAUSENDE KäMPFERINNEN UND KäMPFER DER COMMUNE VON DER REAKTION ERMORDET WURDEN, MACHTE SICH, äNGSTLICH IM VERSTECK SITZEND, EUGENE POTTIER DARAN EIN TROTZIGES, HOFFNUNGSFROHES KAMPFLIED ZU SCHREIBEN. SO ENTSTAND NICHT NUR DIE WELTWEITE HyMNE EINER STOLZEN BEWEGUNG, SONDERN EIN KAMPFLIED VON MILLIONEN BEWUSSTER ARBEITNEH-MERINNEN UND ARBEITNEHMER AUF DER GANZEN WELT.


ZUKUNFT ABONNEMENT Kupon ausschneiden & einsenden an: VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 Wien Ich bestelle   ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro    ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– Euro Name: Straße: Ort/PLZ: Tel.: E-Mail:     Unterschrift: 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 13 Was vom Tage übrig bliebBarbara Blaha Während des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar Einem Aus Fehlern lernen Ludwig Dvořak Wege aus der EurokriseWolfgang Edelmüller Der Dritte WegErnst Gehmacher 2/2013 Kunstkammer Wien KunsThisTorischEs musEum  WiEn 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 3/20 13 Die EU-Konzessionsrichtlinie  Alice Wagner Für eine offensive Wohnpolitik  Wolfgang Moitzi Leistbares Wohnen –  eine Frage sozialer Fairness  Michael Ludwig Eurokrise und kein Ende –  Spanien im freien Fall Günther Grunert 3/2013 BRIAN  ADAMS –  EXPOSED NRW-FoRuM DüsseLDoRF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 4/20 13 Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel Lehner Europas Entwicklung Oskar Negt Der Antisemit Karl Renner? Ludwig Dvořák Wohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims 4/2013 The Real  eighTies  Österreichisches Filmmuseum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 5/20 13 Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja Ablinger Europas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde Mattheis Wir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert Misik Julius TandlerHerwig Czech 5/2013 Alle MeSCHUGGe? JüdischEs MusEuM WiEn  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 6/20 13 Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi Schicker Stadt fair teilen Eva Kail Mobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian Fölzer Mali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza 6/2013 WIEN  AUSSEN EIN FOTOPROJEKT  VON DIDI SATTMANN  Wien MuseuM  ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 7  &  8/20 13 SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied  Stagnation der Völkischen? Andreas Peham Ein Volk von Eigentümern? Artur Streimelweger Vom KlubzwangLudwig Dvořák 7&8/2013 ALAÏA .  A ZZED INE  A LA ÏA  IM  2 1.  J A HRHUND ER T N R W -F OR U M  DÜ SSE LDOR F ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 13 Niedriglohnbeschäftigung  in Deutschland  Claudia Weinkopf & Thomas Kalina Die Troika und der Flächentarifvertrag  Thorsten Schulten Kinderkarenz und Wiedereinstieg  Gerlinde Hauer Wendezeit des Kapitalismus? Armin Pullerk 9/2013  WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT.  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 13 Die SPÖ neu gründen!   Albrecht K. Konečný Ein modernes Strafrecht  Hannes Jarolim Rot-Blau ante portas?  Ludwig Dvořák  Die EU gemeinsam verteidigen Caspar Einem 10/2013 KOKOSCHKA  LeopoLd MuseuM 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 13 Welcher Fortschritt?  Barbara Blaha Vom Elend der PolitikverdrossenheitKarl Czasny Tunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar  Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi 11/2013 DIE 70ER JAHRE.  MUSA 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12  / 2 013 Die extreme Rechte vor der EU-Wahl   Andreas Peham Marokko nach dem arabischen FrühlingMuna Duzdar Machtwechsel in NorwegenJens Gmeiner Zwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner 12/2013 Edith tudor-hart WiEn musEum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 14 Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang Katzian Sozialdemokratische Handschrift?Sonja Ablinger Das sozialdemokratische Jahrhundert       hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda  Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt 1/2014 DEBORAH SENGL DIE LETZTEN TAGE   DER MENSCHHEIT ESSL MUSEUM Der Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra Strickner Der Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger »Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch  Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl 2/2014 Unsere  stadt! jüdisches MUseUM wien 4,5 0  eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 14 Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich Tálos Ukraine – zwischen  Ost und West?   Christina Plank Gründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan Brocza Irrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz 4/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .4/20 14 BÖSE     DINGE      HofmobiliEndEpot Besteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz  Europa am Scheideweg   Eugen Freund TTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva Löw Budget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer 5/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .5/20 14 EYES  WIDE  OPEN BANK AUSTRIA  KUNSTFORUM WIEN Die Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen Rechts Schumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf Stepan Abwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela Schmidt Mehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz 6/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .6/20 14 VORBILDER 150 JAHRE MAK Das Ende einer Ära  Thomas Nowotny Antimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-Uri Über Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael Amon Handel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza 7– 8/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .7  –  8/20 14 GAR RY  W INOG RA N D W O MEN  A RE  B EA UTI FU L  WES TL IC HT   Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang Edelmüller Otto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin Puller Jenseits von »mitgemeint«  Stefanie Vasold Die Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart 9/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 14 Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp Metzger Die Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. Oberndorfer Sozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al. Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer 10/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 14 WIEN IM ERSTEN  WELTKRIEG WIENMUSEUM Wir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz Fischer Eine ZivilisationshautChristine Nöstlinger Direkt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel Lehner Ein Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke 5/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 5/20 15 12. WESTLICHT FOTO-AUKTION Frauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr  Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid Mum Die außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot Stimmer Flüchtlingsfragen Caspar Einem 1/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1/20 16 DAS PARADIES  DER UNTERGANG HARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITEN UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZ Für Identität, gegen BeliebigkeitCaspar Einem Wien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi Schicker Keine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia Herr Neutralität systematisch verletztThomas Riegler 6/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 6/20 15 PIPILOTTI  RIST KUNSTHALLE KREMS Waldheim – wie es wirklich warInterview mit Georg Tidl Tunesien – Demokratie braucht sozialen FortschrittMuna Duzdar 100 Jahre Josef HindelsErwin Lanc Mauern an den Grenzen führen zu Mauern in den KöpfenNurten Yılmaz 2/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 16 AUGEN AUF!  100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIEWestLicht / Ostlicht Höchste Zeit für Schritte nach vornCaspar Einem Das Trennbankensystem der USA – eine Alternative?Josef Falkinger Busbahnhof, Flughafen und Fußball-WMBernhard Leubolt Ist Deutschland das bessere Österreich?Markus Marterbauer 7&8/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 7&8/20 15 HyperAmerika Kunsthaus Graz Bildung fortschrittlich denkenGabriele Heinisch-Hosek Geldregen aus dem HelikopterElisabeth Blaha Das Europa der ZukunftWolfgang Edelmüller Mindestsicherung – nur für InländerInnen?Marko Miloradović 3/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 16 LE NT OS   D IE  S AM M LU N G Tanzt den Corbyn!Ludwig Dvořák Europe no more?Wolfgang Edelmüller Britische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?Sandra Breiteneder Recht – Familie – EheHelga Hieden-Sommer 9/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr .  9/20 15 WORLD PRESS  PHOTO 15   GALERIE WESTLICHT Mit den Tabus der Linken brechenSlavoj Žižek »Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-AttentatThomas Riegler Aushöhlung von Rechten für FlüchtlingeLeila Hadj-Abdou Neoliberaler Feldzug auf Gewerk-schaftsrechte im Schatten der Krise W. Greif & S. Breiteneder 4/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 16  Alles neu! 100 Jahre    Frankfurter   Schule  Museum für   angewandte   Kunst Die Quote der Glaubwürdigkeit Sonja Ablinger  Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest Interview mit Oliver Rathkolb Steueroasen: Wo Vermögen parken Stefan Brocza und Andreas Brocza Zukunft Rauchverbot  Sabine Oberhauser 11/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 14 JEFF WALL  KUNSTHAUS BREGENZ Ein Blick in  den Spiegel Stephan Schimanowa  Vom System zur Alternative Max Lercher Zu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden Max Lercher Das Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz Ruth Becher 12/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12/20 14 SchauLuSt  Die eRotiSche  FotoGRaFie VoN  aLFoNS WaLDe Fotomuseum   Westlicht Neustart für Europa? Ulrich Brand  Was will SYRIZA?Euclid Tsakalotos Zum Kern des Problems Ludwig Dvořák Die Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen WeltMuna Duzdar 1/2015 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 15 PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen Michael Lühmann  Österreichs kalte KriegerThomas Riegler Wie die europäische Sozial demokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kannMarkus Marterbauer Keine Angst vor der eigenen CourageMuna Duzdar 2/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 15 ROMANE THANA. ORTE DER ROMA UND SINTI WIEN MUSEUM Wird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad Lacevic Oberösterreich ist andersJosef Weidenholzer Anmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem »Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler 10/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1 0/20 15 STEIERMARK IM BLICK   UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM Steuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth Klatzer Von Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias Micus Wie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller 3/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 15 DIE ACHZIGER JAHRE MUSA Solidarität statt Ausgrenzung Laura Schoch EU in Auflösung?Albrecht von Lucke Argentinische Vergangen-heitspolitik am ScheidewegGeorg Krizmanics Zum Erfolg der Programm- länder des EuroraumsElisabeth Blaha 11/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 11/20 15 LIEBE IN ZEITEN  DER REVOLUTION BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN Was will Varoufakis eigentlich?Philipp Metzger Wahlen in GroßbritannienArmin Puller Die Vereinbarkeit von Islam und ModerneMuna Duzdar Budgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekord arbeitslosigkeit vergessenMarkus Marterbauer 4/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 15 MYTHOS GALIZIEN WIEN MUSEUM Hoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara Blaha Hillary – what else?Grössing & Brocza Politische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard Heinzlmaier Unternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer 12/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 12/20 15 Margot Pilz Meilensteine  MUSA ZUKUNFT ABONNEMENT Kupon ausschneiden & einsenden an: VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 Wien Ich bestelle   ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro    ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– Euro Name: Straße: Ort/PLZ: Tel.: E-Mail:     Unterschrift: 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 13 Was vom Tage übrig bliebBarbara Blaha Während des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar Einem Aus Fehlern lernen Ludwig Dvořak Wege aus der EurokriseWolfgang Edelmüller Der Dritte WegErnst Gehmacher 2/2013 Kunstkammer Wien KunsThisTorischEs musEum  WiEn 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 3/20 13 Die EU-Konzessionsrichtlinie  Alice Wagner Für eine offensive Wohnpolitik  Wolfgang Moitzi Leistbares Wohnen –  eine Frage sozialer Fairness  Michael Ludwig Eurokrise und kein Ende –  Spanien im freien Fall Günther Grunert 3/2013 BRIAN  ADAMS –  EXPOSED NRW-FoRuM DüsseLDoRF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 4/20 13 Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel Lehner Europas Entwicklung Oskar Negt Der Antisemit Karl Renner? Ludwig Dvořák Wohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims 4/2013 The Real  eighTies  Österreichisches Filmmuseum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 5/20 13 Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja Ablinger Europas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde Mattheis Wir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert Misik Julius TandlerHerwig Czech 5/2013 Alle MeSCHUGGe? JüdischEs MusEuM WiEn  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 6/20 13 Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi Schicker Stadt fair teilen Eva Kail Mobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian Fölzer Mali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza 6/2013 WIEN  AUSSEN EIN FOTOPROJEKT  VON DIDI SATTMANN  Wien MuseuM  ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 7  &  8/20 13 SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied  Stagnation der Völkischen? Andreas Peham Ein Volk von Eigentümern? Artur Streimelweger Vom KlubzwangLudwig Dvořák 7&8/2013 ALAÏA .  A ZZED INE  A LA ÏA  IM  2 1.  J A HRHUND ER T N R W -F OR U M  DÜ SSE LDOR F ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 13 Niedriglohnbeschäftigung  in Deutschland  Claudia Weinkopf & Thomas Kalina Die Troika und der Flächentarifvertrag  Thorsten Schulten Kinderkarenz und Wiedereinstieg  Gerlinde Hauer Wendezeit des Kapitalismus? Armin Pullerk 9/2013  WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT.  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 13 Die SPÖ neu gründen!   Albrecht K. Konečný Ein modernes Strafrecht  Hannes Jarolim Rot-Blau ante portas?  Ludwig Dvořák  Die EU gemeinsam verteidigen Caspar Einem 10/2013 KOKOSCHKA  LeopoLd MuseuM 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 13 Welcher Fortschritt?  Barbara Blaha Vom Elend der PolitikverdrossenheitKarl Czasny Tunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar  Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi 11/2013 DIE 70ER JAHRE.  MUSA 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12  / 2 013 Die extreme Rechte vor der EU-Wahl   Andreas Peham Marokko nach dem arabischen FrühlingMuna Duzdar Machtwechsel in NorwegenJens Gmeiner Zwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner 12/2013 Edith tudor-hart WiEn musEum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 14 Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang Katzian Sozialdemokratische Handschrift?Sonja Ablinger Das sozialdemokratische Jahrhundert       hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda  Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt 1/2014 DEBORAH SENGL DIE LETZTEN TAGE   DER MENSCHHEIT ESSL MUSEUM Der Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra Strickner Der Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger »Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch  Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl 2/2014 Unsere  stadt! jüdisches MUseUM wien 4,5 0  eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 14 Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich Tálos Ukraine – zwischen  Ost und West?   Christina Plank Gründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan Brocza Irrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz 4/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .4/20 14 BÖSE     DINGE      HofmobiliEndEpot Besteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz  Europa am Scheideweg   Eugen Freund TTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva Löw Budget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer 5/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .5/20 14 EYES  WIDE  OPEN BANK AUSTRIA  KUNSTFORUM WIEN Die Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen Rechts Schumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf Stepan Abwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela Schmidt Mehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz 6/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .6/20 14 VORBILDER 150 JAHRE MAK Das Ende einer Ära  Thomas Nowotny Antimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-Uri Über Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael Amon Handel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza 7– 8/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .7  –  8/20 14 GAR RY  W INOG RA N D W O MEN  A RE  B EA UTI FU L  WES TL IC HT   Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang Edelmüller Otto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin Puller Jenseits von »mitgemeint«  Stefanie Vasold Die Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart 9/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 14 Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp Metzger Die Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. Oberndorfer Sozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al. Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer 10/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 14 WIEN IM ERSTEN  WELTKRIEG WIENMUSEUM Wir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz Fischer Eine ZivilisationshautChristine Nöstlinger Direkt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel Lehner Ein Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke 5/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 5/20 15 12. WESTLICHT FOTO-AUKTION Frauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr  Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid Mum Die außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot Stimmer Flüchtlingsfragen Caspar Einem 1/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1/20 16 DAS PARADIES  DER UNTERGANG HARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITEN UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZ Für Identität, gegen BeliebigkeitCaspar Einem Wien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi Schicker Keine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia Herr Neutralität systematisch verletztThomas Riegler 6/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 6/20 15 PIPILOTTI  RIST KUNSTHALLE KREMS Waldheim – wie es wirklich warInterview mit Georg Tidl Tunesien – Demokratie braucht sozialen FortschrittMuna Duzdar 100 Jahre Josef HindelsErwin Lanc Mauern an den Grenzen führen zu Mauern in den KöpfenNurten Yılmaz 2/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 16 AUGEN AUF!  100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIEWestLicht / Ostlicht Höchste Zeit für Schritte nach vornCaspar Einem Das Trennbankensystem der USA – eine Alternative?Josef Falkinger Busbahnhof, Flughafen und Fußball-WMBernhard Leubolt Ist Deutschland das bessere Österreich?Markus Marterbauer 7&8/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 7&8/20 15 HyperAmerika Kunsthaus Graz Bildung fortschrittlich denkenGabriele Heinisch-Hosek Geldregen aus dem HelikopterElisabeth Blaha Das Europa der ZukunftWolfgang Edelmüller Mindestsicherung – nur für InländerInnen?Marko Miloradović 3/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 16 LE NT OS   D IE  S AM M LU N G Tanzt den Corbyn!Ludwig Dvořák Europe no more?Wolfgang Edelmüller Britische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?Sandra Breiteneder Recht – Familie – EheHelga Hieden-Sommer 9/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr .  9/20 15 WORLD PRESS  PHOTO 15   GALERIE WESTLICHT Mit den Tabus der Linken brechenSlavoj Žižek »Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-AttentatThomas Riegler Aushöhlung von Rechten für FlüchtlingeLeila Hadj-Abdou Neoliberaler Feldzug auf Gewerk-schaftsrechte im Schatten der Krise W. Greif & S. Breiteneder 4/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 16  Alles neu! 100 Jahre    Frankfurter   Schule  Museum für   angewandte   Kunst Die Quote der Glaubwürdigkeit Sonja Ablinger  Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest Interview mit Oliver Rathkolb Steueroasen: Wo Vermögen parken Stefan Brocza und Andreas Brocza Zukunft Rauchverbot  Sabine Oberhauser 11/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 14 JEFF WALL  KUNSTHAUS BREGENZ Ein Blick in  den Spiegel Stephan Schimanowa  Vom System zur Alternative Max Lercher Zu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden Max Lercher Das Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz Ruth Becher 12/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12/20 14 SchauLuSt  Die eRotiSche  FotoGRaFie VoN  aLFoNS WaLDe Fotomuseum   Westlicht Neustart für Europa? Ulrich Brand  Was will SYRIZA?Euclid Tsakalotos Zum Kern des Problems Ludwig Dvořák Die Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen WeltMuna Duzdar 1/2015 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 15 PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen Michael Lühmann  Österreichs kalte KriegerThomas Riegler Wie die europäische Sozial demokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kannMarkus Marterbauer Keine Angst vor der eigenen CourageMuna Duzdar 2/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 15 ROMANE THANA. ORTE DER ROMA UND SINTI WIEN MUSEUM Wird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad Lacevic Oberösterreich ist andersJosef Weidenholzer Anmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem »Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler 10/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1 0/20 15 STEIERMARK IM BLICK   UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM Steuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth Klatzer Von Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias Micus Wie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller 3/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 15 DIE ACHZIGER JAHRE MUSA Solidarität statt Ausgrenzung Laura Schoch EU in Auflösung?Albrecht von Lucke Argentinische Vergangen-heitspolitik am ScheidewegGeorg Krizmanics Zum Erfolg der Programm- länder des EuroraumsElisabeth Blaha 11/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 11/20 15 LIEBE IN ZEITEN  DER REVOLUTION BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN Was will Varoufakis eigentlich?Philipp Metzger Wahlen in GroßbritannienArmin Puller Die Vereinbarkeit von Islam und ModerneMuna Duzdar Budgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekord arbeitslosigkeit vergessenMarkus Marterbauer 4/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 15 MYTHOS GALIZIEN WIEN MUSEUM Hoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara Blaha Hillary – what else?Grössing & Brocza Politische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard Heinzlmaier Unternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer 12/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 12/20 15 Margot Pilz Meilensteine  MUSA