Edith Rohr




Igoma liegt im Norden von Tansania, direkt angrenzend an den  Viktoriasee.  In  der  Region  leben  etwa  80.000  Men-schen,  die  meisten  von  ihnen  weit  unterhalb  der  Armuts-grenze.   Die größte Stadt in der Region ist Mwanza. Dort sind auch die  nächstgelegenen  Krankenhäuser,  die  von  den  Men-schen aus der Region Igoma kaum genutzt werden können. Zum  einen  íst  der  Weg  zu  weit  und  zum  anderen  ist  eine Behandlung  für  die  meisten  Menschen  aus  der  Region nicht bezahlbar.   Deshalb haben wir, zusammen mit der schwedischen Orga-nisation  HumanBridge,  Aufbau  und  Renovierung  des  Ge-meindekrankenhauses,  MOAS  New  Life  Hospital,  unter-stützt.   Wasser  muss  mühsam  den  Berg  hinaufgeschleppt  werden.  Durch  den felsigen Untergrund ist es auch schwer funktionierende Toilettenanlagen aufzubauen.   Um nach Mwanza zu gelangen nutzen die Menschen den boda-boda-Service.  Damit  es  günstiger  wird  fahren  so viele Menschen wie möglich auf einer Fahrt mit. Die boda-boda-Fahrer, in der Regel junge Männer, wollen natürlich  so  viele  Fahrten  wie  möglich  pro  Tag  durchführen  und fahren dementsprechend schnell. Unfälle kommen täglich mehrfach vor.    Bis ein Krankenwagen und medizinische Hilfe vor Ort sind dauert  es  oft  sehr  lange.  Aus  Knochenbrüchen,  die  leicht zu versorgen gewesen wären, werden lebenslange Behin-derungen  und  schwer  betroffene  Unfallopfer  überleben oft nicht.   Ein  Schwerpunkt  im  Krankenhaus  wird  deshalb  auch  auf die Unfallversorgung gelegt werden.   Um möglichst günstig in die Stadt zu kommen werden boda-boda für die Fahrt  benutzt.  Je  mehr  Menschen  auf  dem  Motorrad  mitfahren  desto billiger wird die Fahrt.  Kommt es zu einem Unfall gibt es  häufig schwer verletzte  Unfallopfer.  Am  schlimmsten  trifft  es  meistens  die  Kinder,  die oft nur leicht gehalten werden und bei einem Unfall in hohem Bogen auf die Straße fliegen.  


Für  den  Kauf  von  Baumaterialien  haben  wir    Unterstützung von  zwei  Baustofffirmen  bekommen,  die  einen  sehr  guten Preis  gemacht  haben  und  auch  einiges  an  Baumaterial  als Spende eingebracht haben.   Die  ortsansässigen  Kirchengemeinden  haben  zur  Mithilfe aufgerufen und viele  Freiwillige sind gekommen und haben kostenlos mitgearbeitet.  


Während die   Bau- und Reno- vierungsarbeiten  weiter voran- schreiten ist  der  Container mit  den medizini- schen Hilfs- gütern aus  Schweden bereits  auf dem Weg.  


Die schwedische Organisation    HumanBridge   hat einen Container voll mit   medizinischen Geräten und  Hilfsgütern zur Verfügung   gestellt.   Wir bedanken uns ganz herzlich  für die gute Zusammenarbeit! 


Es war eine gewaltige Anstrengung und hat auch sehr viel von unseren Resour-cen  verbraucht—aber  einschließlich  dem  ersten  Stock    ist  alles  renoviert  und bezugsfertig.  Die  restlichen  Bau–  und  Renovierungsarbeiten  sollen  bis  Ende März 2022 abgeschlossen sein, rechtzeitig zur Eröffnung Anfang April.    HumanBridge hat eine  weitere Lieferung  medizinischer Hilfsgüter bis zur Eröff-nung im nächsten Jahr versprochen, worüber wir uns alle sehr gefreut haben.   Die größte Herausforderung ist die Radiologie. Hier wird wenigstens ein digi-tales  Röntgengerät  benötigt.  Die  Anschaffung,  selbst  eines  gut  erhaltenen gebrauchten  Gerätes,  übersteigt  unsere  finanziellen  Möglichkeiten.  Wir  sind daher auf der Suche nach weiteren Partnern, die uns bei der Anschaffung der notwendigen Geräte unterstützen.  


Besonders  stolz  sind  wir  auf  unsere  Medizinstudentin Perez.  Nicht  nur  das  sie  ambitioniert  Vorträge  hält  und unermüdlich  Aufklärungsarbeit  leistet  hat  sie  es  auch  ge-schafft,  dass  sich  der  Fernsehsender  LTN  mit  dem  Thema auseinandersetzt.   In der Jugendsendung TWAK hat sie auf die Probleme der Mädchen aufmerksam gemacht. Nach der Sendung haben sich viele Mädchen und junge Frauen sowohl beim Sender als  auch  bei  Perez  gemeldet,  die  sich  zum  ersten  mal  ge-traut  haben  sich  zu  outen  und  über  ihre  Probleme  und missliche Lage zu berichten.   LTN hat versprochen die Campagne weiter zu unterstützen und zu Spenden aufzurufen, damit mehr Mädchen kosten-lose Hygieneartikel bekommen können.   Auch in diesem Jahr ist die Aufklärungsarbeit für Mäd-chen und Jungen an den Schulen  fortgeführt  worden.  Und  selbstverständlich  haben  wir  wieder  kostenlos Hygieneartikel an die Mädchen verteilt.   An der Spendenaktion für kostenlose Hygieneartikel im Tortola  Children  Rescue  Center  hat  sich  dieses  Jahr auch  die  Fellowship    Gemeinde  der  CITAM  Kirche  in Nairobi beteiligt.   Die Mitglieder der Fellowshipgemeinde CITAM Nairobi brin-gen jede Menge Hygieneartikel  für die Mädchen der Tortola Schule und ins Tortola Rescue Center.  




In diesem Jahr gab es keine Katastrophen für unsere Bäum-chen.  Sie  sind  alle  super  fleißig  gewachsen  und  haben  so-wohl an Höhe als auch an Umfang gut zugelegt.   Wir haben ja nicht mehr nachgepflanzt, nach den Katastro-phen 2019 / 2020, und so gibt es nur noch den Altbestand der 2018 gepflanzten Setzlinge. Etwa 2/3 davon haben sich durchgekämpft und sind jetzt ziemlich widerstandsfähig.   Die  Kinder  haben  damals  auch  ein  paar  Mangokerne  vergra-ben und siehe da, einige davon sind bereits zu kleinen Mini-Mangobäumchen  geworden.  Bis  die  ersten  Früchte  tragen wird es allerdings noch eine ganze Weile dauern.  Wir haben uns einfach alle nur super gefreut, dass überhaupt etwas aus den Kernen gewachsen ist.       Das  Wasser  aus  dem  Brunnen  wird  für  die  Bäumchen  nicht mehr  gebraucht.  Sie  sind  jetzt  widerstandsfähig  genug  um auch  die  Trockenzeit  ohne  Schaden  zu  überstehen.    Jetzt kommen vor allem die Dorfbewohner um sich Wasser zu ho-len. Aber vor allem kommen die Kinder mit ihren Lehrern aus der Ihemalo-Schule. Sie holen Wasser um damit die Pflanzen auf dem Schulhof zu bewässern.  


12  An allen Schulen gelten die gleichen Regeln:  Wer kein Schul-geld bezahlen kann wird nach Hause geschickt. Nicht so in der Tortola School, die gleichzeitig auch eine Anlaufstelle für Kin-der in Not ist.   Ohne  Bildung  haben  die  Kinder  keine  Chance  aus  dem  Slum rauszukommen,  sagt  Direktor  Cornelius  Onyango.  Deshalb schicken wir niemanden weg.   Aber ohne Schulgeld fehlt auch das Geld für notwendige An-schaffungen,  die  den  Schülern  ein  gutes  Lernen  und  damit einen guten Schulabschluss ermöglichen.   Deshalb unterstützen wir die Tortola School und Rescue Cen-ter so gut wie möglich.   Hier in Tortola bekommen die Kinder eine Chance. Der Direktor, Cornelius Onyango, hat auch immer ein offenes Ohr für die Nöte der Kinder.   Ein besonderer Wunsch des Direktors war Hilfestellung in der Ausstattung für die naturwissenschaftlichen Fächer. So haben wir  in  2021  Mikroskope  und  Präzesionswaagen  angeschafft sowie einige Reagenzien für den Chemieunterricht.   Vor  jedem  Unterricht  stellt  der  Direktor    höchst  persönlich die  Mikroskope  für  die  Schüler  auf.  Am  Ende  der  Stunde werden  sie  auch  wieder  vom  Direktor  abgeholt  und  jedes einzelne  diebstahlsicher  wieder  verpackt  und  aufgeräumt. Das  gleiche  passiert  auch  mit  den  Präzesionswaagen.  Die Gerätschaften sind einfach zu teuer und zu wichtig um sorg-los  damit  umzugehen,  sagt  der  Direktor.  Da  kümmere  ich mich lieber selbst, damit nichts passiert, meint er.   Besonders  die  Jugendlichen  in  den  Abschlussklassen  sind  froh  über  die neue Ausstattung. Wir können uns jetzt besser vorbereiten und einen bes-seren Abschluss schaffen, ist die einhellige Meinung.  


Für die Schulkinder von Tortola aus Lucky Summer ist die Schul-speisung  oft  die  einzige  warme  Mahlzeit  des  Tages,  meistens sogar die einzige Mahlzeit. Um so wichtiger ist es für uns dafür zu  sorgen,  dass  die  Schulspeisung  mangels  Lebensmittel  nicht ausfallen muss. Deshalb haben wir auch dieses Jahr die Schule wieder mit Mais, Bohnen und Reislieferungen unterstützt.   Eine besondere Freude für uns war es, dass wir eine Fellowship-Gruppe  der  CITAM  Kirche  für  Tortola  begeistern  konnten.  Le-bensmittel wurden gebracht und viele haben auch privat Gemü-se, Reis und Kartoffeln gespendet.   Die Kinder stellen sich gerne an, denn alle wissen: Jetzt gibt es eine große Portion Mittagessen.   Die Schulspeisung ist für viele der Kinder oft die einzige Mahlzeit des Tages.  Um so wichtiger für uns die Unterstützung durch Lebensmittellieferungen.   CITAM hat dieses Jahr großzügig Tortola mit unterstützt. Wir haben uns sehr gefreut die Fellowship Gruppe dafür gewinnen zu können.   


14    Seit  Schuleröffnung  im  letzten  Jahr  kommen  immer  mehr Kinder,  die  in  Ihemalo  die  Schule  besuchen  wollen.  Es  ist einfach die nächstgelegene Schule in einer sehr großen Regi-on.   Eigentlich sollten es nicht mehr als 40 Kinder pro Klasse und Klassenzimmer werden. Aber jetzt sind es auch hier mindes-tens  doppelt  so  viele  Schüler*innen  pro  Klasse.  Also  haben wir auch in diesem Jahr die Schule mit weiteren Schulbänken und auch mit Schulbüchern unterstützt.   Die offene Fläche vor und rund um das Schulgebäude ist per-fekt durch das Anpflanzen von Obstbäumen genutzt worden. Sobald die Bäumchen und Bananenstauden die ersten Früch-te tragen, wird die Schulspeisung durch Vitamine aus dem eigenen Garten aufgewertet.   Das notwendige Wasser für die Bäumchen und Stauden holen die Kinder aus dem Baumprojekt-Brunnen. Der Brunnen liegt ja nicht weit weg und die Kinder gehen vor Schulbeginn zum Brunnen um dort das Wasser zu holen. Und ebenfalls noch vor Schulbeginn muss jedes Kind dabei helfen die Bäumchen und Stauden zu bewässern.   Mittlerweile haben wir schon gute Beziehungen angeknüpft und bekommen sehr günstige Preise für die Bücher angeboten.   Auf den offenen Flächen vor und rund um die Schule sind Obstbäume und Ba-nanenstauden angepflanzt. Eine perfekte Ergänzung zur Schulspeisung, sobald die Bäumchen Früchte tragen.   Jeden Morgen bringen die Kinder Wasser aus dem Baumprojekt-Brunnen in die Schule mit.  Noch vor Beginn des Unterrichts werden die Bäumchen von den Kindern gegossen.  


Na ja, ganz so ist es nicht, aber fast.  Die meisten Jungen sind  fußballbegeistert.  Von  klein  auf  wird  gespielt,  meistens  mit zusammengedrehten alten Lappen. Deshalb sind wir auch um Fußbälle  und  Sporttrikots  gebeten  worden,  was  wir  gerne gemacht  haben.  Und  sofort  haben  sich  auch  gleich  zwei Teams  gebildet  und  der  Direktor  hat  das  erste „Freundschaftsspiel“ angepfiffen.   Natürlich  haben  wir  auch  für  die  Mädchen  Sportausrüstung mitgebracht, die sich allerdings mehr für Volleyball interessie-ren.   Das  man  auch  viel  Spaß  ohne  Fußball  haben  kann  zeigt  uns Allen  mit  seinem  Känguru-Tanz,  der  auch  gleich  die  ganze Gruppe animiert mitzumachen.  


  16  Eigentlich  war  gar  kein  Budget  für  eine  Neuaufnahme  von Secondary-Internatsschülern  vorhanden.  Doch  für  die  Mäd-chen  Monicha,  Esther  und  Naomi  stand  sehr  viel  auf  dem Spiel. Also haben wir es möglich gemacht, nachdem uns Pas-tor Charles Koyoo  eindringlich auf die Notsituation der Mäd-chen hingewiesen hat.   Monicha und Esther sollten zwangsverheiratet werden. Bei-de Mädchen sínd schon seit vielen Jahren Halbwaisen. Jetzt ist  auch  noch  die  Mutter  gestorben.  Damit  sie  dem  Onkel nicht auf der Tasche liegen hat er die Zwangsheirat angeord-net.  Nur  durch  sehr  viel  Überredungskunst  und  der  Ver-pflichtung  Monicha  und  Esther  in  Internate  aufzunehmen, hat die Mädchen davor bewahrt.   Nicht die Zwangsehe hat Naomi gedroht sondern die häusli-chen  Übergriffe  ihres  Stiefvaters  haben  das  Leben  von Naomi  zur  Hölle  gemacht.  Ihre  Mutter  konnte  sie  nicht schützen,  so  hat  sie  über  Pastor  Koyoo  Planet-Children  um Hilfe gebeten.   Wenn man die jungen Mädchen persönlich kennt, kann man einfach nicht nein sagen und sie ihrem Schicksal überlassen. Wir haben also unser  Budget für die  Schulspeisung gekürzt um  die  Mädchen  sicher  in  den  Internaten  unterbringen  zu können.  Wir  brauchen  aber  dringend  Paten  für  die  Mäd-chen, damit ihnen ein sicherer Platz erhalten bleibt und wir auch  die  Ausbildung  für  die  Mädchen  gewährleisten  kön-nen.  


  Auch  in  diesem  Jahr    haben  wir  wieder  mit  Lebensmittelspenden  ausgeholfen. Vor allem die Situation der Waisenkinder aus den Kinderfamilien in Kenia hat sich durch die Corona-Pandemie dramatisch verschärft. Durch die Lockdowns sind die Möglichkeiten  der  Tagelöhner  ein  bisschen  Geld  zu  verdienen  vielerorts  wegge-brochen.  Besonders stark davon betroffen waren die Kinderfamilien. Die älteren Geschwister  hatten  keine  Möglichkeit  ihre  jüngeren  Geschwister  mit  Essen  zu versorgen.   Verschiedene  Kirchengemeinden  haben  ihre  Mitglieder  aufgefordert  Lebens-mittelspenden zur Messe mitzubringen. Sehr viele haben sich daran gehalten und mitgemacht.  Und  so  konnten  immer  wieder  Lebensmittel  an  die  Kinder  verteilt werden.     Die Anschaffung der Posho-Mühle (Maismühle) hat sich vor allem für die Kinder-familien als großer Segen herausgestellt. Die Kinder dürfen den auf den Feldern eingesammelten Mais kostenlos zu Mehl malen und für sich und ihre Geschwister mit  nach  Hause  nehmen.  Die  älteren  Kinder  erhalten  manchmal  auch  die  Gele-genheit beim Maismahlen mitzuhelfen und dadurch ein kleines bisschen Geld zu verdienen. Jeder Schilling den die Älteren verdienen bedeutet Essen für die jün-geren Geschwister.  


Wir  bedanken  uns  bei  allen  Patinnen  und  Paten,  allen  Unter-stützern,  helfenden  Händen,  Kreativen  und  allen  Menschen, die unsere Arbeit tatkräftig unterstützt haben.  Nur durch eure Hilfe konnte vieles umgesetzt werden, was sonst nicht möglich gewesen wäre.  Neben  Schule  und  Weiterbildung  war  in  die-sem  Jahr  die  medizinische  Versorgung  der zweitgrößte  Posten.  Der  Aufbau  des  MOAS New  Life  Hospital  fällt  ebenfalls  in  diesen Bereich.   Bei  Schule  und  Weiterbildung  ist  auch  die Schulspeisung  integriert.  Hier  haben  wir  et-was  mehr  Geld  ausgegeben  als  im  letzten Jahr.  Grund  dafür  ist  die  Neueinführung  für ein  Frühstück  für  die  Kleinsten  der  Grund-schule, sowohl in Ihemalo als auch im Tortola Children Rescue Center.   Die Aufklärungsarbeit und die Verteilung kos-tenloser  Hygieneartikel  fällt  ebenfalls  in  den Bereich medizinische Versorgung.   Der größte Teil der Spenden im Bereich Not-hilfe  /  Rescue  wurde  für  sichere  Notunter-künfte ausgegeben.   Projektausgaben  Schule / Weiterbildung             48,50 %  Med. Versorgung                        28,50 %  Familienunterstützung                8,50 %  Nothilfe / Rescue                          8,00 %                                                Administration                              7,50% 


 


1 www.planet-children.de