12/2021 5,– Euro, Österreichische Post AG,  P.b.b. Abs.: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift ZUKUNFT,   Kaiser-Ebersdorfer-Straße 305/3, 1110 Wien, MZ 14Z040222 M, Nr. 12/2021 BILDPOLITIK SEIT  1946 On the Road Marie-Theres Stampf „Wir müssen mit dem  Herzen schauen …“Interview mit Pamela Rendi-Wagner „Ich verliere bei jedem Film ein paar Tropfen Herzblut“Interview mit Veit Heiduschka KohlweißlingLinda Achberger


 2 | ZUKUNFT    Dass Bilder und Filme auf verschiedenen Ebenen mit  Fragen nach der Politik und dem Politischen in Verbindung  stehen, beschäftigte uns schon in der Ausgabe 11/2021 zu  Film und Politik. Wie angekündigt setzen wir mit der Aus- gabe 12/2021 nach und fokussieren diesmal mit den letzten Schwerpunktbeiträgen dieses Jahres auf die Formen der Bild-politik, um dem sog. iconic turn breiten Raum zu geben. In diesem Kontext beginnt der Bogen mit einer Analyse der Bildstrategien von Literaturverfilmungen und reicht über ein  Interview zu den Produktionsbedingungen des (österreichi- schen) Films bis hin zur Rolle von Science-Fiction-Filmen im digitalen Zeitalter von YouTube und Co. Insgesamt geht es auch um historische und filmische Zeitperspektiven, finanzi- elle Aspekte des Filmbetriebs sowie um eine allgemeine Re-flexion auf das Genre und die Grenzen der Science-Fiction.  So steht mit der Analyse von Marie-Theres Stampf die  Literaturverfilmung des Romans The Road von Cormac Mc-Carthy aus dem Jahr 2006 am Beginn unserer Schwerpunkt- ausgabe. Die Autorin legt angesichts der Verfilmung von John  Hillcoat (2009) den Schwerpunkt auf die dort gezeichneten  dystopischen sowie (post-)apokalpytischen Szenarien und analysiert, wie sie im Rahmen der kinospezifischen Bildpo-litik dargestellt werden. Dabei reiht sich The Road einerseits in eine Reihe von Endzeiterzählungen ein, geht aber ande-rerseits in vielerlei Hinsicht wortwörtlich eigene Wege – hier  verweist Stampf auf die Verbindung zwischen Irreversibilität  und Unerklärtheit der gezeigten Zerstörung. Auch der Faktor  Zeit – etwa im Sinne einer zyklischen Verknüpfung von An- fang und Ende – erfährt in The Road eine Aufwertung, bei- spielsweise hinsichtlich des Aussetzens von Geschichtszeit in- nerhalb der (Post-)Apokalypse oder der Valenz von Zeit für die Vorstellung von Fortschritt und (Weiter-)Entwicklung.  Insgesamt bricht The Road, so wie diese Analyse, mit dem Fortschrittsglauben und führt uns in eine vergangene Zukunft  der Gegenwart. Angesichts unseres Schwerpunktthemas Bildpolitik freut es  uns besonders, dass wir ein Interview mit Veit Heiduschka präsentieren können, dem Doyen der österreichischen Film-produktion und Chef der Wega Film. Im Austausch mit un- serer Redakteurin Hemma Prainsack und dem Chefre-dakteur  Alessandro Barberi reflektiert Heiduschka seinen  bisherigen Werdegang und soziale Kontexte der Kunstform Film im Rahmen der österreichischen Zeitgeschichte. In diesem Zusammenhang geht es auch um die gegenwärtigen Möglichkeiten des österreichischen Films im internationalen Feld, die Anlass für Denk-Anstöße dafür bieten, zu verstehen,  wie Filmproduktion und Filmförderung in Österreich funk- tionieren und vor allem verbessert werden könnten. Das Ge- spräch gibt einen breiten Einblick in die Mechanismen und  Produktionsbedingungen des Filmbetriebs, der in Österreich  auch mit politischen Funktionsträger*innen der Sozialde-mokratie verbunden war und ist. Im Rahmen des Interviews  werden die Rolle von Auszeichnungen genauso diskutiert wie  die Zukunft der gesamten Filmbranche. Die Zukunft ist auch für den Beitrag von Dominik   Irtenkauf von wesentlicher Bedeutung, widmet er sich doch in seinem Essay den Angeboten der Plattform DUST, die für In- Bildpolitik BIANCA BURGER, THOMAS BALLHAUSEN UND ALESSANDRO BARBERI EDITORIAL


 ZUKUNFT | 3    dependent-Filmmacher*innen und Drehbuchschreiber*innen eine Möglichkeit zur Veröffentlichung ihrer Werke bietet und gleichzeitig für Forscher*innen ebenso interessant ist. Sie bie-tet einen Ideenpool an, der verschiedene Themen der Zu-kunft anspricht. Daher untersucht Irtenkauf DUST auf ihre erzählerischen und (bild-)politischen Potenziale – und entfal-tet dabei wie nebenbei eine neue theoretisch-reflexive Pers-pektive auf das Genre der Science-Fiction, die aufgrund ih-rer Vorliebe für seriöse Spekulation ein großes Spielfeld für die Entwicklung von Zukunft bietet. Mit „seriöser Spekulati-on“ meint der Autor, die Freiheit zwar argumentativ überzeu-gend entwerfen zu können, aber letztlich Dinge anzudenken, die noch in weiter Ferne liegen. Irtenkaufs Resümee, wonach die Halluzinatorik des Science-Fiction-Films einen wichtigen  Beitrag zur Bildpolitik leisten könnte, kann nach Lektüre sei-nes Essays sicherlich zugestimmt werden. Bereits in der vorangegangenen Ausgabe widmete sich  Erkan Osmanovic dem Thema Arbeit und Arbeitslosigkeit. Deshalb schließt er nun den Bogen unseres Doppelschwer- punkts und fragt auch in der letzten Ausgabe des Jahres 2021:  Warum ist Arbeiten gut? Ist es das überhaupt? Und warum ha- ben sich die Menschen in der Antike weniger Sorgen um Ar-beitsplätze gemacht als wir? Der Autor präzisiert seine Aus-führungen zu diesem Themenkomplex und legt diesmal den Schwerpunkt auf die historisch unterschiedlichen Formen der  Arbeitsauffassung. Macht uns ein Dienstvertrag eigentlich zu  einem besseren Menschen? Osmanovic kommt in diesem Zu- sammenhang auch auf die aktuellen Problemlagen von Ar- beitslosen zu sprechen, die nicht als Menschen, sondern nur mehr als Nummern wahrgenommen werden und zeichnet nach, warum niedrige Löhne auch die Arbeitsmotivation sen-ken. Vor dem Hintergrund der antiken Arbeitsauffassung re-kapituliert der Autor insgesamt die historische Entwicklung unserer Einstellung der Arbeit gegenüber und hält ein Plädo- yer für das bedingungslose Grundeinkommen (BGE). Linda Achberger lässt dann in ihrer feinfühligen Erzäh- lung  Kohlweißling den/die Ich-Erzähler*in sich an ein Zu- sammentreffen mit der Großmutter erinnern, wie es wahr-scheinlich viele von uns ebenfalls erlebt haben. Dabei stellen sich Fragen über Fragen an die ältere Generation, die darauf meist nicht direkt antwortet, sondern mit Schilderungen ver-schiedenster Gegebenheiten reagiert. Zwischen die Schilde- rungen des/der Ich-Erzähler*in mischen sich detaillierte Er- innerungen der Großmutter – z.  B. an ihre Lieblingsspeise.  Achberger verwendet durchwegs sprachliche Bilder, die einen  in den Bann ihrer Geschichte ziehen und das Lieblingsessen der Großmutter fast schon riechbar machen – und nicht zu-letzt dem Medium Fotografie eine besondere Rolle zuweisen. Auch freut es uns ganz besonders zum Ende hin ein Inter- view mit Pamela Rendi-Wagner präsentieren zu können,  das die ZUKUNFT-Redakteur*innen Hemma Prainsack und  Thomas Ballhausen mit ihr geführt haben. Im Rahmen des  Gesprächs werden „Message Control“ und das „System Kurz“  ebenso diskutiert, wie die Aufgaben und Zukunft der Sozi-alpolitik. Rendi-Wagner plädiert unter anderem für Steuer- senkungen, eine Pflegeoffensive und den Ausbau der Ganz- tags-Kinderbetreuung. Zentral sind für sie die Fragen, wie die  Politikverdrossenheit der Bevölkerung bekämpft werden kann, welche Parallelen es zwischen dem Beruf als Ärztin und Poli- tikerin gibt und welche Rolle der Bildung in der Etablierung eines politischen Bewusstseins zukommt. Am Ende unserer Ausgabe erinnert dann Alfred „Ali“  Kohlbacher an einen Genossen, der uns nach wie vor fehlt. Denn als der demokratische Sozialist Hugo Pepper am 1. Sep-tember 2011 verstorben ist, verloren die jungen und alten so-zialistischen Freiheitskämpfer*innen, die SPÖ und der ÖGB einen bedeutenden Widerstandskämpfer gegen den Austrofa- schismus, das terroristische Naziregime und dessen verbreche- rischen Krieg. Deshalb freut es die Redaktion der ZUKUNFT, dass unser Heft mit diesen Erinnerungen an einen großen und wichtigen Weggefährten der österreichischen Sozialde-mokratie das (schwierige) Jahr 2021 abschließen kann. Ganz besonders möchten wir aber noch auf die Bildstre- cke der vorliegenden Ausgabe hinweisen, die sich aus den Ar-beiten der diesjährigen Schwerpunktausstellung der G.A.S-Station Berlin zusammensetzt: Rund um das Thema Die  Kunst ist ToT∞ wurden Künstler*innen zur Auseinanderset- zung mit dieser provokanten These eingeladen – eben um die Vitalität der Künste unter Beweis zu stellen. 2021 wurde dieser thematische Schwerpunkt von Thomas  Ballhausen, dem stellvertretenden Chefredakteur der ZUKUNFT, mitgestal-tet und auch um ein Sonderformat ergänzt: Gemeinsam mit der renommierten Autorin Elisa Asenbaum hat er den Pro-grammteil TANDEM – Literatur und Bildende Kunst in Dialog entwickelt und gestaltet. Bildnerische Arbeiten aus allen Tei-


 4 | ZUKUNFT  len des gesamten Schwerpunkts sind in die Auswahl einge-gangen, die sich alle auch unter bildpolitischen Perspektiven produktiv lesen lassen. Eine solch produktive und anregende Lektüre hoffen wir  mit dem aktuellen Heft ganz generell wieder anbieten zu kön-nen und verbleiben wie immer mit herzlichen und freund-schaftlichen Feiertags- und Neujahrsgrüßen BIANCA BURGER, THOMAS BALLHAUSEN und ALESSANDRO BARBERI BIANCA BURGER ist Redaktionsassistentin der ZUKUNFT und hat sich nach ihrem   geisteswissenschaftlichen Studium der Frauen- und Geschlechter- geschichte sowie der historisch-kulturwissenschaftlichen Europa- forschung in den Bereichen der Sexualaufklärung   und der Museologie engagiert. THOMAS BALLHAUSEN lebt als Autor, Kultur- und Literaturwissenschaftler in Wien und   Salzburg. Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator   tätig. Zuletzt erschien sein Buch  Transient. Lyric Essay  (Edition Melos, Wien).  ALESSANDRO BARBERI ist Chefredakteur der ZUKUNFT, Bildungswissenschaftler, Medien- pädagoge und Privatdozent. Er lebt und arbeitet in Magdeburg und Wien.  Politisch ist er in der SPÖ Landstraße aktiv. Weitere Infos und Texte online  unter: https://lpm.medienbildung.ovgu.de/team/barberi/


 ZUKUNFT | 5  Inhalt 6     „The clocks stopped at 1:17.“       Stillstand und Verfall in  The Road    VON MARIE-THERES STAMPF 14    „Ich verliere bei jedem Film ein paar       Tropfen Herzblut“      Interview mit Veit Heiduschka    GEFüHRT VON HEMMA PRAINSACK UND ALESSANDRO BARBERI 24    Staub aufwirbeln! oder …      Die traumwandlerische Politik aktueller Science-     Fiction-Kurzfilme    VON DOMINIK IRTENKAUF 30    Ohne Fleiß, kein Preis – und kein Brot?       Was Arbeit zu Arbeit macht     VON ERKAN OSMANOVIC 34     Kohlweißling    VON LINDA ACHBERGER  38   „Wir müssen mit dem Herzen schauen …“      Interview mit Pamela Rendi-Wagner      GEFüHRT VON HEMMA PRAINSACK UND THOMAS BALLHAUSEN 44   „Denken und Handeln auf eigene Gefahr“     Erinnern an Genossen Professor Hugo Pepper     VON ALFRED „ALI“ KOHLBACHER Die Schirmfrau, 2021, Mixed Media RauminstallationObjekt/Konzeption: Elisa Asenbaum, Metall, Holz, Schnüre, Glasperlen,  Tuch, 120 cm Ø x 225 cm, Notenständer, Textblätter, Text: Wir buhlen um die  Gunst der Schirmfrau © Thomas Ballhausen & Elisa Asenbaum. Audio: Loop  13:55 min, Stimme: Elisa Asenbaum, Tonbearbeitung: Thomas M. Stuck. Foto: G.A.S-station IMPRESSUM Herausgeber: Gesellschaft zur Herausgabe der Zeitschrift »Zukunft«, 1110 Wien, Kaiser-Ebersdorfer-Straße 305/3 Verlag und Anzeigenannahme: VA Verlag GmbH, 1110 Wien, Kaiser-Ebersdorfer-Straße 305/3, Mail: office@vaverlag.at Chefredaktion: Alessandro Barberi Stellvertretende Chefredaktion: Thomas Ballhausen  Redaktions assistenz:  Bianca Burger Redaktion: Julia Brandstätter, Hemma Prainsack, Katharina Ranz, Constantin Weinstabl Online-Redaktion: Bernd Herger  Mail an die Redaktion:  redaktion@diezukunft.at Cover: Elisa Asenbaum/Thomas Ballhausen (2021) Die Schirmfrau  – Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind urheberrechtlich geschützt und stellen nicht immer die Meinung von Redaktion, Herausgeber*innen und Verlag dar.


 6 | ZUKUNFT  Insbesondere im wirkmächtigen Medium Film zeigt sich eine aktuelle Tendenz zu dystopischen und (post-)apokalyptischen Szenarien, die auch mit der Darstellung bzw. Ausgestaltung entsprechender Bildwelten einhergehen:  MARIE-THERES  STAMPF , die ab dem kommenden Jahr als Junior Editor die Redaktion der ZUKUNFT unterstützen wird, hat die Literatur- verfilmung  The Road einer entsprechenden, kontextualisierenden Lektüre unterzogen. „The clocks stopped at 1:17.“   Stillstand und Verfall in The Road „THE CLOCKS STOPPED AT 1:17.“ STILLSTAND UND VERFALL IN  THE ROAD  VON MARIE-THERES STAMPF I.  ZERFALL UND UNORDNUNG Ein namenloser Vater zieht mit seinem namenlosen Sohn  in einem post-apokalyptischen Nordamerika Richtung Süden. Es ist eine leblose Welt, über die die letzten wenigen Menschen wandeln. Flora und Fauna existieren nur mehr als Erinnerung und nicht einmal die Himmelskörper drin-gen durch die dichte Asche der Zerstörung, es herrscht grau-es Zwielicht – Tag und Nacht nur durch ihre Abstufungen an Grau unterscheidbar. In gewissermaßen verkehrter Reihen-folge des Schöpfungsmythos (vgl. Edwards 2008: 59) ist der Mensch der letzte, der auf dieser in ein prähistorisches Zeit-alter zurückgefallenen Erde übriggeblieben ist. Wärme und Nahrung bilden die zentralen Bedürfnisse derer, die überleben wollen. Doch die Konserven sind rar, und der Mensch wird des Menschen größter Feind. Dies ist das Setting von Cormac  McCarthys mehrfach ausgezeich-netem Roman The Road (erschie-nen 2006) und seiner behutsamen Filmadaption von John Hillcoat aus dem Jahre 2009, das das Publikum mit einem ruined-world-Szenario konfrontiert, das wohl als eines der konsequentesten  dystopischen un- serer Zeit bezeichnet werden kann.  Während andere post-catastrophe novels des 21. Jahrhunderts eine ebenso technologiearme Welt abbilden, ist deren Ursa- che in der Regel die Folge entfesselter Technologie (vgl. Har-bach 2008), wie bspw. in Margaret Atwoods MaddAddam-Tri-logie. Die irreversible Zerstörung in The Road wirkt besonders beunruhigend durch die Abwesenheit einer Erklärung – sel-ten liefern Dystopien so wenige Anhaltspunkte. Aus dem Off schildert die Stimme des Vaters in Hillcoats Verfilmung von The Road die Krise in wenigen Worten: „The clocks stop-ped at 1:17. There was a long shear of bright light and a series of low concussions“ (Hillcoat 2009: 00:03:16–00:03:26). Häu-fig mit The Road verglichene, post-apokalyptische Romane wie On the Beach von Neville Shute oder A Canticle for Leibo-witz (Walter M. Miller, Jr.) behandeln die Folgen einer Atom-katastrophe; auch die Rezipient*innen von The Road legen diese knappe Beschreibung überwiegend als solche aus. Be-wusst wird jedoch die Ursache im Dunkeln belassen – selbst der Autor äußerte in einem Interview, er habe keine Mei-nung dazu (Jurgensen 2009). Ein Vulkanausbruch oder Mete-oriteneinschlag wäre ebenso plausibel – und wirft damit schon zu Beginn die Frage nach der Macht der Menschheit über ihr eigenes Schicksal auf.  Neben dem ungebrochenen Glauben des Vaters findet  sich auch im Rätsel um die Ursache der Katastrophe ein Ver-weis auf das Metaphysische. Die Endzeiterzählungen des 21. Jahrhunderts stehen gewissermaßen in der Tradition jahrtau-sendealter Eschatologie, trotz ihrer Verschiebung vom Glau-ben an Gott zum Glauben an die Menschheit (Tate 2014: 17). The Road unterscheidet sich an diesem Punkt von rezenten Dystopien und beschreibt nicht nur die Regression in eine  Filmposter: John Hillcoat (2009) © Senator Home Entertainment


prä-technologisierte Welt, sondern auch in eine post-anthro-pozentrische. Darauf verweist – neben der unerklärten Ursa-che der Katastrophe – auch ein Gespräch zwischen dem Vater und dem alten Ely, eine der seltenen friedlichen Begegnun-gen in The Road: [Vater:] „How would you know that, that you were the  last man alive?“ [Alter Mann:] „Well, I don’t guess you’d know it. You’d  just be it.“ [Vater:] „Maybe God would know.“ (Hillcoat 2009:  01:10:22–01:10:38) Der Vater setzt eine übergeordnete metaphysische Instanz  voraus, um dem Geschehen in dieser Endzeitwelt Sinn zu ver-leihen. Die Erzählung hält zudem keine menschengemach-te, ‚säkulare‘ Errettungsmöglichkeit bereit. Science-Fiction-Elemente, die häufig als Vehikel für utopische, aber auch als negativer Ausgangspunkt dystopischer Vorstellungen dienen, fehlen: Ein Raumschiff, das die „good guys“ zu einem neu-en Planeten bringt, ein Wissenschaftler-Team, das die Erde wieder bewohnbar macht. Jegliche Hoffnung stützt der Vater auf den Gottesbeweis in Form des Sohnes: „All I know is the child is my warrant. And if he is not the word of God, then God never spoke“ (Hillcoat 2009: 00:05:44–00:05:53). Deut-lich verweist das Zitat auf die Verkehrung des Schöpfungsmy-thos, der Sohn als „letztes“ Wort Gottes lässt die sprechend erschaffene Welt noch als Gottes Werk erkennbar sein. Im Roman nimmt der Vater auf die Rückwärtsbewegung der Schöpfung Bezug: „Perhaps in the world’s destruction it would be possible  at last to see how it was made. Oceans, mountains. The pon-derous counterspectacle of things ceasing to be. The sweep-ing waste, hydroptic and coldly secular. The silence.“ (Mc-Carthy 2006: 274) Die Welt zerfällt in ihre profanen Ursprünge („coldly se- cular“) vor dem Eingreifen Gottes. Die Ordnung löst sich auf. Tag und Nacht vermischen sich wieder in eintönigem Grau, das Leben verschwindet. Als von der Sonne beinahe abgeson-dertes System bewegt sich der Planet auf einen Zustand der Unordnung zu, für den der aus der Naturwissenschaft ent-lehnte Begriff der Entropie benutzt werden kann. Im philo-sophischen Kontext beschreibt er das Andere zur Ordnung und – analog dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik – die unaufhaltsame Bewegung zur Unordnung hin. Dieser  „Abwärtstrend“, der auch auf gesellschaftliche Kontexte um-gelegt wurde und auf das Universum bezogen zur Theorie des „Wärmetods“ führte (vgl. Feustel 2014), wird in The Road mit einer von der Sonne abgekapselten Erde ebenso aufgegriffen. Sie kühlt kontinuierlich ab: „It is cold and growing colder as the world slowly dies“ (Hillcoat 2009: 00:03:53–00:03:58). In der Theologie wird bisweilen das Entstehen komplexer Ord-nungen entgegen dem Prinzip der Entropie als Gottesbeweis angeführt – eine Argumentationslinie, die die Gottverlassen-heit in The Road zu bekräftigen scheint. Die Abkühlung führt zu einer Zunahme der Unordnung, nicht nur auf materiel-ler Ebene.  II.  VERFALL AUF ALLEN EBENEN Mit dem Verfall der Ordnung scheint auch die Zeit der  Menschheit – synchron zu den Uhren – stehen geblieben zu sein: „Ever is a long time. But the boy knew what he knew. That ever is no time at all“ (McCarthy 2006: 28). Für den Menschen gibt es keine Hoffnung auf Vorwärtsbewegung mehr, wodurch sich das Konzept der Zukunft auflöst – vom Fortschritt in den Stillstand. Dadurch offenbart sich ein zyni-scher Kommentar zum Fortschrittsglauben heutiger Indust-riegesellschaften, dieses Erbe der Aufklärung, der „verborge-ne Plan der Natur“ (Kant) erweist sich als gescheitert. Auf der Metaebene der Erzählung geraten auch Narrative in Stillstand. Die klassischen Funktionen des dystopischen Narrativs wer-den nicht erfüllt, die Post-Apokalypse steckt in der Apokalyp-se fest und die Straße führt nirgendwohin. Der Stillstand zum einen und der daraus resultierende Ver- fall werden nicht nur auf materiell-inhaltlicher Ebene wirk-sam, sondern auch auf der sprachlichen und narrativen. Auf der sprachlichen Ebene ist die Dekonstruktion in den kar-gen Dialogen zwischen Vater und Sohn, den knappen Sätzen des Vaters sichtbar. Im Roman fällt die Abwesenheit von In-terpunktion ins Auge. Wörter verlieren in der sich leerenden Welt ihre Referenzen, Signifikanten ihre Signifikate. Platons Ideenlehre wird auf den Prüfstand gestellt durch die implizi-te Frage, ob mit den Gegenständen die Ideen verloren gingen:  „He tried to think of something to say but he could not.  […] The world shrinking down about a raw core of parsible entities. The names of things slowly following those things into oblivion. Colors. The names of birds. Things to eat. Fi-nally the names of things one believed to be true. […] The sa-cred idiom shorn of its referents and so of its reality.“ (McCar-thy 2006: 89)   ZUKUNFT | 7 


 8 | ZUKUNFT  „THE CLOCKS STOPPED AT 1:17.“ STILLSTAND UND VERFALL IN  THE ROAD  VON MARIE-THERES STAMPF An einer anderen Stelle heißt es: „The last instance of a  thing takes its class with it“ (ebd.: 28). Als besonders herausfordernd erweist sich dabei die onto- logische Frage nach dem Guten, das bei Platon grundsätzlich der Ordnung (die gerade in The Road in Auflösung begriffen ist) zugrunde liegt. Auch der Vater ordnet so die Welt für den Sohn: Er bildet ein sinnstiftendes Narrativ für ihn, indem er sie als „good guys“ mit einer Mission („Carrying the Fire“) bezeichnet; so wird eine Sicht der Welt als gut und bedeut-sam aufrechterhalten, trotz der Abwesenheit von beidem (vgl. Rambo 2008: 105). Die Fragilität der Konzeption des „Gu-ten“ scheint auch dem Vater bewusst zu sein:  „There were times when he sat watching the boy sleep  that he would begin to sob uncontrollably but it wasn’t about death. He wasn’t sure what it was about but he thought it was about beauty or goodness. Things that he’d no longer any way to think about at all.“ (McCarthy 2006: 129f)  Dieses Narrativ des Vaters spiegelt das Grundsche- ma des „American Redemption Narrative“, durch das US-Amerikaner*innen häufig in der Wiedergabe von Schick-salsschlägen diesen durch eine gute Wendung am Ende Sinn verleihen (vgl. Rambo 2008: 104f.). Auch The Road ist nicht frei von guten Wendungen: Der Fund der unangetasteten Vorratskammer lässt den Sohn ein spontanes Gebet sprechen: „Thank you for food and cheetos and all this stuff. Amen“ (Hillcoat 2009: 00:54:49–00:55:02). „Good guys“ finden „good stuff“. Das versöhnliche Ende von The Road scheint das Wertesystem des Vaters zu bestätigen. Im Roman äußert dieser, bezogen auf einen fremden Jungen, um dessen Schick-sal sich der Sohn sorgt: „Goodness will find the little boy. It always has. It will again“ (McCarthy 2006: 281). Auch der Sohn findet das Gute und ein fast schon utopi- sches Ende, gemessen an der brutalen Realität des Romans. Im letzten, kryptischen Absatz des Romans jedoch verweist der Autor auf die Unmöglichkeit der Wiedergutmachung beim erinnerten Blick auf Bachsaiblinge im Bergstrom: „On their backs were vermiculate patterns that were maps of the world in its becoming. Maps and mazes. Of a thing which could not be put back. Not be made right again“ (McCarthy 2006: 287). Durch diese Widersprüche bleibt die Erlösungsfrage un-entschieden, wird durch die temporäre Rettung bzw. Erlö-sung des Sohns wieder in die Zukunft verschoben. Erlösung,  nicht zuletzt auch für die Zuseher*innen bzw. Leser*innen, liegt dadurch in der Hoffnung auf diese selbst, die „Fähig-keit, anzunehmen, dass das, was man jetzt sieht, nicht alles ist“, die zu einer Verweigerung des Endes und zum Weiterle-ben führt (vgl. Skrimshire 2011: 10–12). Damit scheint auch dieses Narrativ stillzustehen in einer Art Selbstreferenzialität, bei der eine konkrete Zukunftshoffnung unvorstellbar bleibt. Man verweilt in der Apokalypse. III.  APOCALYPSE NOW Im Gegensatz zum westlichen Geschichtsverständnis des  Fortschrittsdenkens steuert die Apokalypse dem Ende der Geschichte zu. Den Überlebenden in klassisch-deterministi-schen, vor allem jüdisch-christlichen Apokalypse-Vorstellun-gen wird nach dem Weltgericht das Heilsversprechen einer besseren Welt geboten. In ihren säkularen Ausformungen prä-sentieren post-apokalyptische Erzählungen meist alternative Gesellschaftsentwürfe, die sozialkritische Referenzen auf ak-tuelle Tendenzen unserer Gegenwart beinhalten. Diese Funk-tion wird häufig der Dystopie an sich attestiert, die in die Zukunft versetzt etwas über ihren historischen Entstehungs-kontext aussagt. The Road jedoch erzählt vom Ende unserer Welt und spricht ihr weder davor noch danach eine Zukunft zu. Das heißt, es kommt zu keiner Art „Klimax des Fort-schritts“ einer technologisch weiterentwickelten Welt, von dem aus dann der Verfall imaginiert wird. Die Relikte der al-ten Welt sind die unserer Gegenwart: Telefone, Tankstellen, Einkaufswägen, Reklametafeln. Dabei sind besonders die Em-bleme unserer Konsumgesellschaft immer wieder im Fokus, durch die der Übergang vom Hyper-Konsumismus zum ihm entgegengestellten Anti-Konsumismus symbolisch dargestellt wird (vgl. Kaminsky 2018: 5). Diese Relikte des ehemaliges Überflusses, der Überpro- duktion und des ausschweifenden Konsums stehen in star-kem Kontrast zum permanenten Mangel der „neuen Welt“. Während die Coca-Cola-Szene häufig als unkritische Bestä-tigung des Status quo gelesen wird, als Verherrlichung ei-nes Konsumguts und des ihr zugrundeliegenden Kapitalismus (vgl. Mirrlees 2015: 13), plädiert Kaminsky hingegen dafür, dass sich der Sohn in seiner Akzeptanz des Erlebnisses ein-malig als „Nicht-Konsument“ erweist, der Vater hingegen selbst ein Relikt der Konsumkultur ist (vgl. Kaminsky 2018: 5). Diese verlorene Kultur des Vaters spiegelt unsere Gegen-wart und verzichtet auf antizipierte zukünftige Entwicklun-gen. Damit ist die Zukunft nicht nur innerhalb der Erzäh-lung abwesend, sondern auch aus der gegenwärtigen Sicht 


 ZUKUNFT | 9  der Rezipienten*innen, wenn die Apokalypse in The Road vom Jetzt ausgeht. Der Stillstand betrifft also sowohl die Zei-tebene der Fiktion, als auch die außerfiktionale Wirklich-keit bis zur Katastrophe. Während H. G. Wells sich noch ei-ner Zeitmaschine bediente, um den Protagonisten vom Ende der Welt und – ihm vorangehend – Kannibalismus erzählen zu lassen, verstreichen bei McCarthy lediglich ein paar Jah-re. Ob sich nach der Apokalypse noch eine Post-Apokalyp-se entfalten wird, steht in den Sternen und hängt eng mit der schon aufgeworfenen Frage nach der Möglichkeit der Erlö-sung zusammen.   IV. ON THE ROAD Ein zweites, typisch US-amerikanisches Narrativ, das The  Road aufgreift, ist – worauf auch der Titel schon verweist – das „Road Narrative“. Wie auch das Erlösungsnarrativ wird es in starken Kontrast zur dystopischen Realität des Films gesetzt und beinahe schon parodiert (vgl. Kaminsky 2018: 1). Das US-amerikanische Verständnis von Mobilität ist geprägt vom Ver-sprechen der Freiheit, hinzugehen, wohin man will und zu werden, wer man will (vgl. Brigham 2015: 3). Das Stereo-typ dieses Narrativs erzählt die Geschichte der persönlichen Entwicklung einer Person verbunden mit physischer Bewe-gung. Häufig stellt die Reise, wie in den ikonischen Road-Trip-Stories des 20. Jahrhunderts, auch einen Akt der Rebel-lion dar (vgl. Laderman 1996: 41). Vom Mythos der Freiheit der Mobilität ist in The Road nur mehr ein parodistischer Ab-klatsch vorhanden – die Bewegung stellt eine der wenigen verbliebenen Handlungsmöglichkeiten der Figuren dar. Vor-dergründig scheint die Reise entlang der Straße aber zumin-dest den Zweck persönlicher Entwicklung zu erfüllen: Der Sohn wird vom Vater in den Überlebensmethoden unterwie-sen und auf die Zeit vorbereitet, in der er allein zurechtkom-men muss. Die Reise auf der Straße ist aber längst nicht mehr „Akt  der Rebellion“ oder Ausdruck der Freiheit, die mehrmalige Bezeichnung der Herumziehenden im Roman als Migranten unterstreicht die Zwanghaftigkeit der Fortbewegung. Dabei erfüllt die Fortbewegung drei Zwecke: Zum einen befinden sich Vater und Sohn auf ständiger Nahrungssuche, des Weite-ren besteht die Hoffnung auf milderes Klima im Süden und zu guter Letzt erfüllt die Reise mit dem Ziel einen ähnlichen Zweck wie das „Redemption Narrative“; es verleiht ihrem Fortkommen Sinn. In Umkehrung von Konvention und Re-bellion kann auch der väterliche Wertekodex mit seinen (in solch einer Welt überkommenen) ethischen Werten als rebel- lischer Individualismus gelesen werden. Am Ende führt die Straße den Sohn zu den „good guys“.  Dabei wird der vom Vater als letzter Rat mitgegebene Grund-satz verworfen: „You need to find the good guys. But you can’t take any chances“ (Hillcoat 2009: 1:34:42–1:34:47). Die persönliche Entwicklung des Sohns, die die Reise räumlich symbolisiert, wird in den Lektionen des Vaters angedeutet – und verworfen. Am Ende rettet ihn die Tatsache, dass er seine Naivität, entgegen besseren Wissens, nicht abgelegt hat. Die Transformation wird gegen Stillstand ausgetauscht. V.  ENDE(N) ERZÄHLEN Wie erzählt man das Ende? Michael Chabon schrieb in  einer Rezension für The New York Review of Books:  „The only true account of the world after a disaster as  nearly complete, as searing as the one McCarthy proposes […] would be a book of blank pages, white as ash. But to annihi-late the world in prose one must simultaneously write it into being.“ (Chabon 2007) Im Ende liegt der Anfang, das gilt nicht nur für die Ent- stehung eines Endzeitromans, sondern in The Road auch für die weitere Entwicklung der Erde, die sich rückwärts in eine Art prähistorisches Zeitalter begibt. Währenddessen steht die Zeit still. Das Anthropozän ist vorüber, der Mensch lebt in ei-ner zeitlosen Zwischenphase: „I think it’s October, but I can’t be sure. I haven’t kept a calender for years“ (Hillcoat 2009: 00:03:36–00:03:48). Diese Zwischenphase ist von materiellem Verfall gekennzeichnet und steht in Zusammenhang mit dem Fehlen des Fortschreitens der Zeit, eines „Fortschritts“, der unsere Auffassung von Zukunft bestimmt. Implizit wird die fortschrittstheoretische Geschichtsdeutung aufgegriffen und ad absurdum geführt, wenn in den Relikten der Konsumge-sellschaft als ihr Resultat auf das Versagen im Angesicht der menschlichen Zerstörungskraft (eine Atombombe?) oder ih-rer Ohnmacht gegenüber von Naturgewalten (Meteorit? Vul-kanausbruch?) hingewiesen wird. Die Warnung scheint zu lauten: Jederzeit kann vor der  Apokalypse sein. Diese wiederum bewegt sich nicht ins Post-Apokalyptische fort, sondern scheint ebenso im Stillstand be-griffen. Nicht ansatzweise werden die Rezipient*innen mit der Organisation einer neuen Gesellschaft oder aufkeimen-dem Leben erfreut. Ein Aspekt, der parallel dazu gelesen wer-den kann, ist die ebenfalls religiös konnotierte Frage nach Er-lösung. Die Aufnahme des Sohns in die neue Familie bietet 


 10 | ZUKUNFT  „THE CLOCKS STOPPED AT 1:17.“ STILLSTAND UND VERFALL IN  THE ROAD  VON MARIE-THERES STAMPF zwar kurzzeitige Erleichterung, doch beantwortet ist die Fra-ge damit nicht, sie wird nur aufgeschoben und erhält wei-terhin als undefinierte Hoffnung die letzten aufrecht, die der Straße folgend „das Feuer tragen.“ MARIE-THERES STAMPF ist Literaturwissenschaftlerin mit den Forschungsschwerpunkten   Literaturgeschichte, Literatur und Nationalismus sowie Phantastik.   Aktuell arbeitet sie über den Motivkomplex der Dystopie   in sozio-historischen Kontexten.  Quellen FilmThe Road. Regie: John Hillcoat. USA 2009 [Senator Home Entertain- ment, DVD-Ausgabe 2011]. LiteraturBrigham, Ann (2015): American road narratives. Reimagining mobility in  literature and film, Charlottesville: University of Virginia Press. Chabon, Michael (2007): After the Apocalypse. Review of Cormac Mc- Carthy’s The Road, in: New York Review of Books, Februar 2007, online unter: https://nybooks.com/articles/2007/02/15/after-the-apocalypse/ (letzter Zugriff: 20.11.2021). Edwards, Tim (2008): The End of the Road. Pastoralism and the Post- Apocalyptic Waste Land of Cormac McCarthy’s The Road, in: The Cormac McCarthy Journal Vol. 6, [Special Issue], 55–61. Feustel, Robert (2014): A Measure of Disorder. Entropie als Metapher für  das Andere der Ordnung, in: Behemoth. A Journal on Civilisation Volume 7, Issue No. 1, 118–139. Harbach, Chad (2008): The End, in: n+1 magazine, Issue 6, online unter:  https://www.nplusonemag.com/issue-6/reviews/the-end-the-end-the-end/ (letzter Zugriff: 20.11.2021). Jurgensen, John (2009): Hollywood’s Favorite Cowboy, in: The Wall  Street Journal, 20.11.2009, online unter: https://www.wsj.com/ar-ticles/SB10001424052748704576204574529703577274572 (letzter Zug-riff: 20.11.2021). Kaminsky, Inbar (2018): The Eternal Night of Consumer Consciousness.  The Metaphorical Embodiment of Darkness in Cormac McCarthy’s The Road, in: European Journal of American Studies Vol. 13, Iss. 2, online unter: DOI:10.4000/ejas.13010, 10.10.2021 (letzter Zugriff: 20.11.2021) [254–271]. Laderman, David (1996): What a trip. The road film and American culture,  in: Journal of Film and Video Vol. 48, Iss. 1–2, 41–57. McCarthy, Cormac (2006): The Road, New York: Vintage International.Mirrlees, Tanner (2015): Hollywood’s Uncritical Dystopias, in: CineAc- tion Vol.1, Issue 95, 4–15. Skrimshire, Stefan (2011): „There is no God and we are his prophets“:  Deconstructing Redemption in Cormac McCarthy’s The Road. In: Routledge Journal for cultural research, Vol.15, Issue 1, 1–14. Tate, Andrew (2017): Apocalyptic Fiction, London: Bloomsbury Publish- ing.


 ZUKUNFT | 11  Julius Kirchner & Ekaterina Skladmann, 2021, Der wiederholte MenschFotomontage, 22,8 x 15,8 cm JULIUS KIRCHNER & EKATERINA SKLADMANN


 12 | ZUKUNFT  STEFANIE FRIDRIK, ALEXANDER PESKADOR UND GREGOR SCHIMA Stefanie Fridrik, Alexander Peskador, Gregor SchimaKunst ist TOT.Ein Gassenröntgen (1)/Kunst ist TOT. Ein Gassenröntgen (2), 2021 Text und Mixed Media Druck auf Karton und Folien mit Spiralbindung, 29,7 x 21 cm Bild: S. Fridrik, A. Peskador, G. Schima


 ZUKUNFT | 13  ELISA ASENBAUM  STEFANIE FRIDRIK, ALEXANDER PESKADOR UND GREGOR SCHIMA Elisa Asenbaum holycumber, 2021Foto: E. Asenbaum


 14 | ZUKUNFT  INTERVIEW MIT VEIT HEIDUSCHKA  VON HEMMA PRAINSACK UND ALESSANDRO BARBERI „Ich verliere bei jedem  Film ein paar Tropfen  Herzblut“ Interview mit Veit Heiduschka  VEIT HEIDUSCHKA , Doyen der österreichischen Filmproduktion und Chef der  Wega Film, diskutiert mit  HEMMA  PRAINSACK  und  ALESSANDRO BARBERI  soziale Kontexte der Kunstform Film im Rahmen der österreichischen  Zeitgeschichte. Dabei geht es auch um die Möglichkeiten des österreichischen Films im internationalen Feld. Ein Interview, das unseren Schwerpunkt  Bildpolitik auf mehreren Ebenen bereichert. Hemma Prainsack: Lieber Veit, wir freuen uns au- ßerordentlich, mit Dir für die ZUKUNFT über Deine Arbeit am und für den österreichischen Film zu sprechen. Warum ist Österreich aus Deiner Sicht so ein schwieriges Land für Filmproduktionen? Veit Heiduschka: Der Film ist in Österreich nie richtig  angekommen. Es ging vor allem immer um Musik, Theater und Oper. Es wurden in den 1970er-Jahren kaum österreichi-sche Spielfilme produziert. Die Filme, die Franz Antel zu die-ser Zeit produziert hat, waren eigentlich der Tod des österrei-chischen Films. Antel hat zuletzt unter dem Namen François Legrand Softpornos gedreht. Ich kann mich an ein Gespräch wegen einer Koproduktion in Rom erinnern und man kann-te den Herrn Antel aus Österreich gar nicht. Er ist aus diesen „Schmarrnfilmen“ nicht rausgekommen. Und da musste ein Bruch passieren …  H. P.: Gerade für Autor*innenfilme hast Du hierzulande  viel geleistet. Sie mussten erst möglich werden … V. H.: Wir mussten zuerst klar machen, dass Filmförderung  nötig ist. Der Spiritus Rector war in diesem Zusammenhang Gerhard Schedl, der damals Chef des Verbands Kamera war. Außer Albanien gab es in Europa damals nur noch ein Land ohne Filmförderung, nämlich Österreich. Wir haben uns also  zusammengetan, die ersten Besuche bei öffentlichen Ämtern und Politiker*innen gemacht und sind, weil wir nicht wahr-genommen wurden, in die Gewerkschaft eingetreten, um ei-nen Background zu haben. Selbst die Schauspieler*innen waren dabei, auch Filmemacher wie Axel Corti oder Peter Patzak. Dann bereiteten wir uns also auf die Wahl des Vor-standes der Gewerkschaft Kunst, Medien und Freie Berufe vor. Normalerweise fand die Wahl mit nur elf oder zwölf Leuten in einem kleinen Zimmer im Gewerkschaftshaus statt. Plötzlich standen 300 Leute vor der Tür und es dauer- te eine Stunde, den großen Saal zu öffnen. Dann haben wir bis auf den Präsidenten alle abgewählt. Und ich war plötz-lich im Vorstand der Gewerkschaft.  Wir sind dann für un-sere Anliegen viel gelaufen und wurden tatsächlich als Ge-sprächspartner akzeptiert. Es ging aber trotzdem nichts weiter. Eines Tages gingen wir zum Vorsitzenden der Gewerkschaft für Holz- und Bauarbeiter: „Kollege, wir sind die kleine Ge-werkschaft Kunst, Medien und Freie Berufe, wir brauchen Unter-stützung, vor allem Filmförderung zur Arbeitsplatzsicherung.“ Und er sagte: „Okay, wer will reden?“ „Kollege Schedl.“ Der Vorsitzende sagte: „Kollegen, die kleine Gewerkschaft Kunst, Medien und Freie Berufe braucht unsere Unterstützung. Darf der Kollege Schedl reden?“ Ein paar hundert Fäuste gingen hoch. „Liebe Kollegen, wir sind die kleine Gewerkschaft Kunst, Medien und Freie Berufe …“ Wie einen Psalm haben wir das 


 ZUKUNFT | 15  immer vorgebracht. Und der Vorsitzende wieder: „Kollegen, sind wir dafür?“ Und die Fäuste gingen hoch. Wir sind da-raufhin ins Taxi gestiegen und zum Parlament gefahren, wo uns jemand von der SPÖ entgegenkam: „Habt ihr gehört, die Holz- und Bauarbeiter sind auch dafür!“ Und dann wurde endlich das Filmförderungsgesetz beschlossen. Damit stand aber auch die Frage im Raum: Was ist ei- gentlich der österreichische Film? Wir hatten keine Vorbilder: Es gab keinen Hans Moser und keine Hörbigers mehr, wes-halb sich das erst entwickeln musste. Aber für uns gab es ein Credo: Es darf keine Kulturzensur geben. Alles ist zu akzep-tieren, der kleine schmutzige Film genauso wie der staatstra-gende Film, die Komödie genauso wie die Tragödie. Ausge-nommen waren nur Gewaltverherrlichung und Pornografie. Der österreichische Film hat dann den internationalen  Ruf bekommen, sehr viel „Seelenforschung“ zu betreiben. Wir hatten also langsam einen internationalen Touch. Aber der erste erfolgreiche Film war Müllers Büro (1986) von Niki List, der in der DDR auch über 2 Millionen Zuschauer*innen hatte. Ich habe im vergangenen Jahr in Berlin einen Journalis-ten getroffen, der meinte: „Ja, das war unser Film! Damals in der grauen DDR kam so etwas Freches, Buntes, Unverschäm-tes daher …“. Marlene Ropac, Veit Heiduschka und Murathan Muslu bei der Verleihung des österreichischen Filmpreises 2015 © Wikimedia Commons H. P.: Das ist ein schönes Zeugnis für den österreichi- schen Film, dass er sehr modern und zukunftsgewandt sein kann und auch dazu beiträgt, die österreichische Seele zu be-schreiben. Setzen wir noch einmal nach: Weshalb ist es in Ös-terreich nach wie vor schwer, Filmförderung zu bekommen? V. H.: Es wird zu viel gefördert! Das heißt, kulturell und  wirtschaftlich können wir nicht 35, 40 Filme im Jahr ma-chen. Da müsste man stärker aussieben und Bücher nur för-dern, wenn sie ausgereift sind. Dazu brauchst Du aber ech-te Spezialist*innen, die das beurteilen können. Leider sitzen in den österreichischen Jurys inzwischen aber immer mehr Menschen, die Österreich nicht kennen. Ein Deutscher weiß aber meiner Meinung nach nicht, was der Wiener Schmäh ist. Ich kann das beurteilen, ich komme aus Deutschland. Ich würde nie in Finnland oder in Portugal in die Jury gehen, wo ich die Kultur nicht kenne. Ich würde danebengreifen! Ich bin viel auf Festivals herumgekommen und werde im-mer wieder gefragt: „Was sollen wir denn für Filme machen?“ Und ich sage stets: „Bitte solche, die Eure Kultur betreffen!“ In Estland, in Tallinn, haben sie mich kurz nach der Wende gefragt, was sie für Filme machen sollen: „Bitte keine ameri-kanischen Filme. Nehmt Themen aus Eurer Kultur, weil al-les andere nicht interessant ist.“ Gleichzeitig muss ich, wenn ich international erfolgreich sein will, auch ein internationales Thema bearbeiten. Es gibt also „nationale“ und „internatio-nale“ Themen. In Frankreich gelingt das sehr gut. Die haben ein bisschen mehr Geld für internationale Koproduktionen als wir, die haben ein besseres System, da funktioniert das Kino auch noch besser als bei uns. H. P.: Es spielt auch mit, dass die französischen  Zuseher*innen gewohnt sind, Eigenproduktionen zu sehen. Wenn aber zu wenig gezeigt wird, werden sie sich auch daran gewöhnen und es weniger einfordern. Ich denke, dass das Pu-blikum eine essenzielle Rolle spielt … V. H.: Ja, Frankreich hat eine starke filmische Vergangen- heit. In den 1950er-Jahren war der französische Film Welt-film, selbst die Amerikaner*innen haben abgekupfert. Das gab es bei uns nicht. Wir haben das Pech gehabt, dass wir vor und nach 1938 immer einen deutschen Einfluss hat-ten. Denn schon vor 1938 hat Deutschland bestimmt, wel-che Schauspieler*innen hier in Österreich in Filmen spie-len durften. Vor dem Anschluss! Das heißt, sie haben jüdische Schauspieler*innen nicht zugelassen. Der Trick war einfach, weil Deutschland der große Markt war. Es hieß: „Wenn Du bei uns auf den Markt willst, dann musst Du uns die Bü-cher zeigen … welche Schauspieler, welche Sachen, welche Themen“. Nach 1945 durften dann unter den Alliierten in Österreich  nicht mehr als 10 Filme pro Jahr produziert werden. Sie woll-


 16 | ZUKUNFT  INTERVIEW MIT VEIT HEIDUSCHKA  VON HEMMA PRAINSACK UND ALESSANDRO BARBERI ten ihre eigenen Filme hier am Markt haben und Geld kas-sieren. Es sind damals auch viele russische Filme gezeigt wor-den, zum Teil auch sehr gute. Der österreichische Film hat es in gewisser Weise schwer gehabt. Und man hat auch nicht den Mut gehabt, radikale Filme zu machen. Dann gab es den Erfolg mit den Heimatfilmen. Interessanterweise sind sie dra-maturgisch oft sehr gut gemacht. Unsere Nobelpreisträgerin, Elfriede Jelinek, hat mir einmal gesagt: „Ich schau mir die-se Heimatfilme an, weil sie dramaturgisch gut gebaut sind!“. H. P.: Du meintest in einem Interview mit RAY, dass ein  Drehbuchautor Grundkenntnisse der Philosophie mitbringen sollte. V. H.: Philosophie ist vielleicht zu hoch gegriffen, aber  es geht um Lebenserfahrung. Denn es ist gut, wenn der Au-tor Gesellschaftsprobleme anders sieht, als sie in den Zeitun-gen dargestellt werden. Bei mir war einmal ein Amerikaner, der gesagt hat: „Wissen Sie, Herr Dr. Heiduschka, an der Filmschule in Los Angeles werden am Schneidetisch die Fil-me von Haneke seziert, um zu sehen, wie er schneidet.“ In-teressant, nicht? Wir haben den österreichischen Film inter-national schon populär gemacht. Ich hatte das Glück, in den 1980er-Jahren viel in Hollywood zu sein und kannte da einen großen amerikanischen Produzenten, der Blake-Edwards-Fil-me finanziert hat, die Rosaroten Panther-Streifen, und er hat mir damals gesagt: „Weißt Du, wenn Du Actionfilme machst, kündige ich Dir die Freundschaft. Das könnt ihr nicht, weil ihr weder die Leute noch das Geld dazu habt! Die sogenann-ten psychologisierenden Filme könnt ihr Europäer*innen bes-ser als wir. Das ist dein Feld. Da setz dich drauf!“ Alessandro Barberi: Du hast ganz in diesem Sinne mit  der Wega Film sehr viele Filme mit Michael Haneke gemacht. Was macht denn Haneke zum Teil der österreichischen Film-geschichte und wie kam es zur Zusammenarbeit? V. H.: Mich rief eines Tages der Chef der Filmförderung  an und sagte: „Herr Heiduschka, wir haben hier ein Dreh-buch, ich glaube, das würde Ihnen gefallen. Alle anderen ös-terreichischen Produzent*innen haben abgelehnt.“ Ich habe das Drehbuch an einem Abend in einem Zug gelesen und kurz nach Mitternacht war mir klar, das ist toll, das ist finan-zierbar, das mache ich. Es ging um Hanekes Der siebente Kon-tinent (1989). Eine kleine, starke Geschichte. Ich musste dafür kämpfen, weil der ORF nicht gleich fördern wollte und weil darüber hinaus viel Eigenkapital erforderlich war. Ich habe die  ersten Filme mit Haneke gemacht habe, ohne einen Cent da-bei zu verdienen. H. P.: Wie schafft man das dann? V. H.: Die Wega Film hat damals viel Werbung produ- ziert und die Gewinne der Werbung verwendet, um Han-eke aufzubauen. Namen werden nicht geboren, sie werden gemacht. Haneke war relativ unbekannt und wir hatten das Glück, dass der erste Film bei der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes war. Bei der Pressekonferenz waren außer den öster-reichischen Journalisten und dem ORF niemand zugegen. Dem Leiter Pierre-Henri Deleau hat der Film gefallen, er hat Ha-neke gemocht und ihn dann mitgenommen. Michael Hane-ke ist ein Jahr lang mit dem Film um die Welt gereist. Tokio, Thessaloniki, Toronto etc. Das waren seine Zeit und mein Geld. Ein Jahr später haben wir den nächsten Film in Cannes gehabt. Wir kamen zur Pressekonferenz und der Raum war nicht groß genug, um die internationale Presse aufzunehmen, weil Haneke schon so bekannt war. H. P.: Du hast auch viel für die Nachwuchsförderung ge- macht. Film kann etwas, was die Zeitung nicht kann: Viel-leicht ist das auch eine ganz wichtige Aufgabe, die Film leisten muss, nämlich durch das Filmische auf Dinge aufmerksam zu machen, die sonst nicht gesehen werden …  V. H.: Absolut. Wir haben damals schon Anfang der  1980er-Jahre gesagt, okay, es gibt den kleinen Film, den Ex-perimentalfilm. Daneben muss es eine Spielwiese geben, wo Leute sich entwickeln können, aber nicht im Kino lau-fen müssen. Jetzt will man eine neue Förderungsschiene für Nachwuchsfilm. Wir haben das, wir müssten es nur ausbau-en, es geht eigentlich nur um Geld. Und hier werfen wir auch dem ORF vor, dass er lange nichts getan hat. Die Deut-schen haben das Kleine Fernsehspiel, das ist eine Spielwiese, wo man Leute heranziehen und mal handwerklich arbeiten las-sen kann. Heute haben wir ein Problem, wenn die jungen Leute mit  der Filmakademie fertig sind – was dann? Wir können 80, 90 oder 100 Regisseur*innen keine Arbeit zum Leben verschaf-fen. Ich habe mit der Deutschen Filmförderung ein Gespräch gehabt, sie haben jedes Jahr 70 bis 80 neue Regisseur*innen aus den Akademien, die die Branche nicht benötigt und von denen nur wenige von diesem Beruf leben können. Das ist eine unfaire Sache den jungen Leuten gegenüber. Wir bil-


 ZUKUNFT | 17  den sie aus und können sie nicht beschäftigen. Wir produzie-ren auch in Europa zu viele Filme. Die letzte Zahl, die ich im Kopf habe, ist, dass in Europa zwischen 1.500 und 1.800 Filme im Jahr herauskommen und das durch 365. Das ist auch der Grund, warum oft 80 Prozent der nationalen Filme die Gren-ze nicht verlassen. H. P.: Das Filmgeschäft ist eben auch eine Industrie und  Film schafft viele Arbeitsplätze … V. H.: Ja, in Wien sind beim Film ca. 10.000 Menschen  beschäftigt, direkt und indirekt, das ist mehr als in allen Su-permärkten Österreichs. Wir sind nicht nur Kultur, wir sind auch ein Wirtschaftsfaktor. Aber die Politik drängt uns immer in die Ecke Kultur. Da wird vergessen, dass wir auch Umsät-ze machen. Die Schauspieler*innen und die Filmschaffenden und alle ringsum zahlen Steuern und in die Krankenkasse ein. Und wenn wir zum Beispiel ausländische Schauspieler*innen hier haben, bleiben die abends nicht in den Hotels, die geben viel Geld aus. Bei dem Film Die Drei Musketiere (1993) von Stephen Herek sollten hier ursprünglich 100 Millionen Schil-ling ausgegeben werden. Die Filmproduktion hat von der Filmförderung Wien damals 18 Millionen Schilling bekommen, der Finanzstadtrat Hans Mayr, Chef der SPÖ Wien, hat uns das Geld gegeben. Und am Schluss wurden ganze 220 Millionen in Wien ausgegeben. Mayr hat gesagt: „Ich küsse euch die Hände. Was ihr allein über die Werbung mit dem Film welt-weit erreicht habt, da müsste ich meiner Fremdenverkehrs-werbung das Doppelte und Dreifache an Geld geben“. Das war auch eine andere Generation, die wusste, was  man mit diesem Geld machen kann. Auch hat sich in Öster-reich die Sozialistische Partei immer mehr für Film engagiert als die Volkspartei. Und ohne Franz Vranitzky hätten wir die Filmförderung sicher nicht bekommen. Auch der damalige Kulturminister Fred Sinowatz hat uns sehr geholfen. Er woll-te ein Film-Fernseh-Abkommen, d. h., dass sich der ORF am Kinospielfilm finanziell beteiligen sollte. Der ORF lehnte die-ses ab. Der ORF sendete damals rund 2.000 Spielfilme im Jahr und wir haben Sinowatz dann geraten, er möge dafür sorgen, dass der ORF für jeden Film 15.000 Schilling in einen Topf ein-zahlt. Dann hat der ORF einem Abkommen zugestimmt. Lei-der hat der ORF damals erreicht, dass er die Lizenzrechte der geförderten Filme für immer und ewig bekommt, was für die Produzent*innen sehr ungünstig ist, zumal auch viele Filme gar nicht vom ORF ausgestrahlt werden, sondern nur einfach herumliegen. Früher wurden durch den ORF bis zu 28 Fernsehspiele im  Jahr hergestellt, teilweise sehr gute wie Eine Blassblaue Frau-enhandschrift (1984) von Axel Corti. Es wurde sehr viel öster-reichische Literatur verfilmt, was heute nicht mehr passiert. Damit könnte man international durchaus wieder reüssieren. Aber das ist wahrscheinlich zu teuer, denn in der Regel be-kommen die Produzent*innen für einen Fernsehfilm nicht mehr als 1,5 oder 1,8 Millionen pro Film. Das weiße Band (2009) von Haneke hat 12 Millionen Euro gekostet. Während einer Pressekonferenz zu Caché (2005) kam jemand vom ORF zu mir und sagte: „Du, wir haben dem Haneke mal ein Dreh-buch in Auftrag gegeben, Das weiße Band, aber wir können das nicht finanzieren. Kannst Du Dich der Sache annehmen?“ Der ORF ist nicht in der Lage, ein Projekt mit 12 oder 15 Mil-lionen zu finanzieren. Selbst wenn er 8 Millionen pro Projekt dazugibt, bekommt er keine Partner*innen, die mit 4 oder 5 Millionen mitgehen wollen, bei einem österreichischen The-ma. Und wenn wir bedenken, dass der Fernsehfonds Austria seit der Gründung noch immer dieselbe Summe zur Verfü-gung hat, und wenn ich jetzt an die Geldentwertung denke, jedes Jahr allein ein neuer Kollektivvertrag mit 1,5 oder 2,5 % Erhöhung … da ist das Geld nicht mehr so viel wert. Die För-dermittel müssten kontinuierlich miterhöht werden. Aber es kümmert sich in der Politik kaum jemand darum. Damit kann man keinen Blumentopf gewinnen (lacht). H. P.: Es zeigt sich an Deiner Arbeit, dass Du immer re- gen Austausch gesucht und gefunden und immer alle an ei-nen Tisch gebracht hast. Wie sieht dieser Austausch mit Poli-tik und Filmförderung heute aus? V. H.: Tatsache ist, dass die Förderungen die internationa- len Erfolge des österreichischen Films nicht mit Erhöhungen würdigt. Nach wie vor ist der österreichische Film im eige-nen Land nicht so anerkannt, wie er dies im Ausland ist. Für die Politik ist Film kein wichtiges Thema. Ich produziere kei-nen Film und sage, ich will den Oscar damit bekommen, aber ich produziere einen Film und will, dass er so gut als möglich wird. Wenn ich Glück habe, hat der Film eine Tendenz und trifft einen Trend. Und bei großen Filmpreisen wie dem Os-car gehört auch Glück dazu. Nachdem wir den Oscar gewon-nen hatten, wurden selbstverständlich Haneke und sein Team von den Politiker*innen eingeladen und gefeiert. Aber da-durch hat sich die Filmförderung für mich nicht verbessert. H. P.: Auf Deinem Ausweis der Academy of Motion Picture  Arts and Science steht: „Movies help bridge cultures. Thank 


 18 | ZUKUNFT  INTERVIEW MIT VEIT HEIDUSCHKA  VON HEMMA PRAINSACK UND ALESSANDRO BARBERI you for being part of our global community.“ Und es ist auch wirklich wahr, dass Filme Brücken zwischen den Kulturen bauen und auch viel zum gegenseitigen Verständnis beitragen. Welche Rolle hat in Deinem Leben die Tatsache gespielt, dass Du als Deutscher nach Österreich gekommen bist? V. H.: Ich habe Österreich viel zu verdanken. Ich kom- me aus der DDR. Mein Vater war politischer Gefangener. Sei-ne Verhaftung hat damals auch mir nicht gutgetan, denn ich durfte kein Abitur machen, weil die Eltern aus politischen Gründen angeblich nicht tragbar waren. Für mich war vorge-sehen, dass ich Schlosser oder Maurer werde. Mein Großvater war als Sozialdemokrat im KZ gewesen und hatte den Konsum mitgegründet. Er hat sich für mich eingesetzt und erreicht, dass ich ausnahmsweise im Konsum die Lehre zum Einzelhan-delskaufmann absolvieren durfte. 1956 verließ ich die DDR und flüchtete nach Westdeutsch- land. Dort habe ich neben meiner Arbeit eine Abendschule besucht und abschließend die Prüfung als Industriekaufmann absolviert. Im Herbst 1959 kam ich dann nach Wien. In Wien habe ich dann die Externist*innen-Matura gemacht, was in-sofern schwierig war, weil ich meinen Lebensunterhalt in die-sen Jahren selbst verdienen musste. H. P.: Wie hilft man sich in diesen Situationen? V. H.: Ich wollte wirklich studieren. Ich habe mir gesagt,  ich lasse mir all das von den Kommunist*innen nicht aufzwin-gen. Und wenn Dir das klar ist, tut es auch nicht weh, mal acht Tage nichts zu essen. Damals habe ich im 5. Bezirk, in Margareten, gewohnt und bin oft zu Fuß zur Universität Wien und wieder zurück, weil ich mir die Straßenbahn nicht leis-ten konnte. Es gab noch Kondukteure, Schaffner. Schwarz-fahren ging also nicht. Das ist vielleicht auch ein Grund, war-um ich heute noch so einigermaßen gesund bin, ich hatte viel Bewegung und habe sehr bescheiden gelebt. Aber ich habe es durchgestanden. Und ich möchte mein Studium nicht missen, weil es mir in meinem späteren Beruf sehr geholfen hat, man bekommt einen anderen Blickwinkel. Nach dem Studium wollte ich eigentlich zum ORF und  fragte einen Studienkollegen, wie ich beim ORF reinkomme, und er fragte: „Hast Du jemanden, der politisch anschiebt? Sonst hast Du keine Chance. Aber geh zu jenen Filmprodu- zenten, mit denen ich gearbeitet habe und sag ihnen einen schönen Gruß von mir, vielleicht kommst Du wo unter.“  Also habe ich am 1. März bei einer Filmfirma begonnen  und in der zweiten Maiwoche begannen wir die Dreharbeiten einer internationalen Koproduktion mit Italien. Mein Produ-zent ging mit seiner Frau auf Urlaub und ließ mich mit den ausgekochten Profis allein zurück. Ich habe allerdings die gan-zen Verträge gemacht und die Finanzierung mit dem deut-schen Verleih. Als er zurück und alles so gut gegangen war, machte er mich zum Geschäftsführer und Teilhaber. Nach einer gewissen Zeit bemerkte ich jedoch, dass es doppelte Buchhaltung gab – und ich habe in einer halben Stunde mei-nen Schreibtisch zusammengepackt, bin gegangen und Free-lancer geworden. H. P.: Musstest Du in der Folge für die Filmförderung  auch öffentlichen Druck ausüben? V. H.: Mir fällt dazu eine Geschichte ein: Es gab die klei- ne Filmförderung der Stadt Wien und die haben den Feh-ler gemacht, mich dort hineinzuberufen. Ich kam zur ersten Sitzung und fand etwa zehn Leute vor. Herr Dr. Stepp-an, die rechte Hand von Helmut Zilk, war auch dabei und ich frage so naiv: „Wie viel Geld haben wir denn im Jahr?“ – „Fünf Millionen Schilling.“ – „Herr Dr. Steppan, das können Sie freihändig vergeben, da brauchen Sie keine Expert*innenkommission. Ich sag Ihnen was, wenn sich das nicht ändert, muss ich was unternehmen, dann mach ich eine Pressekonferenz.“ Und dann spielte man mir die Bilanz der MA7 zu, der Kulturabteilung der Stadt Wien, und da gab es über 300 Millionen für Rundfunk und Fernsehen. Die Stadt Wien hat damals wohl den ORF indirekt gefördert. Zur nächs-ten Sitzung kam Stadträtin Ursula Pasterk und ich habe ge-sagt, dass ich eine Pressekonferenz machen will, wenn es für die Filmförderung der Stadt nicht mehr Geld gibt. Wir hat-ten daraufhin einen Termin bei Finanzstadtrat Mayr. Er war toll, sein Gehirn funktionierte wie ein Computer. Ich habe ihm gesagt, welche Projekte wir haben und er wollte wissen, wie viel wir haben wollen und ausgeben werden. Er hat al-les durchgerechnet und am Ende des Tages hatten wir 75 statt nur 5 Millionen! A. B.: Und welche Rolle spielte die SPÖ im Rahmen der  Filmförderung insgesamt?


 ZUKUNFT | 19  V. H.: Franz Vranitzky war oft hier in meinem Büro, weil  ich Belangsendungen für die Partei gemacht habe. Ich bin auch deshalb als Roter verschrien, aber nie Parteimitglied ge-wesen, weil ich aus der DDR kam und mir sagte, wenn ich ei-ner Partei angehöre, muss ich auch parteiisch sein, das will ich nicht, ich will auch Kritik üben können. Wie ich schon er-zählt habe, ist mein Großvater als Sozialdemokrat im KZ ge-wesen, deshalb brauche ich auch nicht breit erzählen, dass da eine innere Bindung existiert. Ich konnte Dr. Vranitzky also sagen, dass die Filmförderung zu wenig Geld hat. So bekam ich einen Termin bei Finanzminister Ferdinand Lacina, um eine Erhöhung zu erreichen. Auf das Gespräch habe ich mich sehr gut vorbereitet, um deutlich zu machen, wie wichtig der österreichische Film ist und dass er die beste Visitenkarte des Landes sein kann. Ich kam also zu Minister Lacina, hatte den Chef der Film- förderung dabei und Franz Novotny als Vertretung der Film-schaffenden, der Regisseure, und versuchte zu erklären, wie wichtig  … Ferdinand Lacina hat mich gleich unterbrochen und gefragt: „Herr Dr. Heiduschka, die Frage ist: Wollen wir oder wollen wir nicht? – Ich bin der Meinung: Wir müs-sen! Wie viel Geld habt ihr?“ Meine Antwort: „50 Millio-nen Schillinge!“ – „Wie viel braucht ihr?“ – Meine Antwort: „100.“ – „Okay, was gibt es für Folgekosten?“ – „Es gibt die kleine innovative Förderung.“ – „Was haben die?“ – „Die ha-ben 8 Millionen.“ – „Und was brauchen die?“ – „24 Millio-nen.“ Und damit war die Sache abgemacht und wir konnten Kaffee trinken. Franz Vranitzky hat uns bereits sehr geholfen, als wir  die Filmförderung durchbringen wollten. Er stellte uns Ru-dolf Scholten an die Seite, der uns beraten hat, wenn es dar-um ging, wie wir dahingehend politisch vorgehen sollten. Die Unterstützung der österreichischen Filmförderung kam haupt-sächlich von der SPÖ, vor allem von Dr. Vranitzky und Minis-ter Sinowatz. An dieser Geschichte sieht man, dass im Filmge-schäft gekämpft werden muss. Für jeden einzelnen Film muss man wieder kämpfen. Man muss mit dem Herzen dabei sein und ich verliere bei jedem Film ein paar Tropfen Herzblut. H. P.: Können die Jungen, also die nächste Generation,  heute noch kämpfen? V. H.: Das Problem ist, sie kämpfen schon, aber meistens  nur für sich. Es gibt im Grunde keine Gemeinschaft der Film-schaffenden mehr. Oft habe ich den Eindruck, dass sie über Leichen gehen. Die Produzent*innen haben in den 1980er-Jahren noch stärker zusammengehalten … Ich bin mit Micha-el Wolkenstein, mit dem ich im Fachverband tätig war, immer für die Branche gerannt und wir haben gemeinsam für die Sa-che der Branche gekämpft. Wir haben gesagt: Wenn es der Branche gut geht, geht es uns auch gut. Heute arbeiten leider viele nur für sich – aber selbstverständlich gibt es Ausnahmen. A. B.: Und wie würdest Du in der ZUKUNFT über die Zu- kunft des österreichischen Films urteilen? Wie schätzt Du sie ein? V. H.: Ich glaube, dass die Verwertbarkeit von Filmen auch  angesichts der Streaming-Dienste davon abhängt, dass ein Film auf internationaler Ebene nur finanziert werden kann, wenn er in Japan genauso funktioniert wie in Argentinien oder Schweden. Das heißt, man braucht ein universelles The-ma, wie bei der österreichischen Fernsehserie Freud  (2020) von Marvin Kren. Freud ist als Thema international. Norma-lerweise braucht man entweder einen international bekannten Regisseur oder ein oder zwei internationale Stars. Da können wir in Österreich nicht gut mithalten. Wir werden uns auf die Größe des Landes reduzieren und unsere eigenen Filme pro-duzieren müssen, die dann eben auch nur in Österreich funk-tionieren. Dabei sollten wir nicht davon ausgehen, dass wir mit unseren Filmen die Welt niederreißen. Da wird zwischen-durch sicher auch ein Film dabei sein, der etwas Universel-les berührt. Ich denke an Hanekes Amour (2012), der davon  Franz Vranitzky und Veit Heiduschka © Aus dem Privatarchiv von Veit Heiduschka


 20 | ZUKUNFT  INTERVIEW MIT VEIT HEIDUSCHKA  VON HEMMA PRAINSACK UND ALESSANDRO BARBERI handelt, wie wir mit Demenzkranken umgehen. Ein Prob-lem, dass annähernd alle berührt, weil es in fast jeder Familie schwierige Krankheitsfälle gibt. Das Thema war international und hatte mit Michael Haneke auch einen Regisseur, der ei-nen international bekannten Namen hat. Das heißt aber, dass wir Filmbudgets nicht einspielen werden. Ohne eine staatli-che Förderung würde es keine österreichische Filmindustrie und Filmkultur geben. Wir müssen also zufrieden sein, wenn wir in Österreich Zuschauer*innen bekommen. Das betrifft aber nicht nur Kinospielfilme, sondern auch das Fernsehen. Wir sollten auch daran denken, dass es keinen europäi- schen Streaming-Dienst geben wird. Netflix hat – so viel ich weiß – 20 oder 24 Milliarden im Jahr zur Verfügung – selbst, wenn wir alle großen europäischen Fernsehstationen zusam-mennehmen, kommen wir nicht auf diese Summe. Und selbst die Amerikaner*innen sagen, dass Netflix sich möglicherwei-se gar nicht halten wird. Es wird wohl Amazon bleiben, weil da genügend Geld im Spiel ist, oder auch Walt Disney und vielleicht noch ein dritter Streaming-Dienst, aber keiner aus Europa. Die Europäer*innen verschlafen das und haben auch nicht die ökonomischen Möglichkeiten. Es fehlen also die fi-nanziellen Mittel, um unsere Kultur international zu vermark-ten. In Zukunft wird der österreichische Film sich überwie-gend österreichischen Themen widmen müssen, die durchaus auf internationalem Parkett dafür sorgen können, dass gesagt wird: „Oh, das haben wir noch nicht gesehen!“. Wir werden sicher ab und zu mit ein oder zwei Filmen wahrgenommen werden, aber ansonsten müssen wir uns auf unser Land, auf unsere Kultur und Geschichte besinnen… A.  B.: Zum Ende hin noch eine Frage: Welchen Stoff  würde Veit Heiduschka gerne in der Zukunft verfilmt sehen? Welches Projekt liegt ihm am Herzen? V. H.: Es gibt eine große, starke Geschichte, die ich nur  zu gerne machen würde: nämlich die Entstehung Österreichs über die ersten Habsburger, die Schlacht am Marchfeld und König Ottokar II. Dazu bräuchte ich aber viele Millionen, die ich in Österreich nicht zusammen bekomme. Ich habe mit jemandem gesprochen, der das Drehbuch schreiben könnte. Das wäre fast schon ein Actionfilm mit Schlachten und Int-rigen, ein Shakespeare’sches Thema, weshalb es mich so fas-ziniert. Nachdem Österreich mir so viel gegeben hat, wür-de ich mit diesem Film gerne etwas zurückgeben wollen. Ich würde es auch ein bisschen anders machen als Grillpar- zer, der bei den Habsburgern angestellt war und nicht schrei-ben konnte, wie er wollte. Er hat sich freiwillig zensuriert. Ich würde den Habsburger als Schlitzohr sondergleichen zeigen!  Es gibt diese berühmte Geschichte: Es war zum Beispiel  nicht ehrenhaft, einen Hinterhalt zu stellen. Rudolf I. hatte eine Abteilung mit einem adeligen Anführer im Hinterhalt, der jedoch unbedingt mit offenem Visier kämpfen wollte, sich aber schließlich dem Befehl Rudolf I. widerwillig beugte. Rudolf I. hat aber deshalb gewonnen, weil Ottokar nicht mit diesem Hinterhalt gerechnet hatte. Als Reserve hat der Habs-burger 60 Reiter bei sich behalten, damit er, wie ich glaube, im Fall der Niederlage mit einer Eskorte fliehen konnte. Ge-wieft, nicht wahr? Und ich würde die beiden Gestalten Ot-tokar II. und Rudolf I. gerne gegenüberstellen. Für mich ist eigentlich der Verlierer Ottokar der Held … Und wenn al-les gut geht, dann schaffe ich es auch noch, diesen Film zu realisieren. H. P.: Ein schöner Abschluss, dieser Blick in die ZUKUNFT als  Blick in die Vergangenheit der österreichischen Geschichte …  H. P. & A. B.: Lieber Veit Heiduschka, wir danken herz- lich für das Gespräch. VEIT HEIDUSCHKA ist vielfach preisgekrönter Filmproduzent sowie Gründer und Leiter  der  Wega Film. Er realisierte eine große Zahl von Filmproduktionen und ist  u. a. Produzent der meisten Filme des Regisseurs Michael Haneke. Ihr Film Amour (2011/2012) wurde mit dem Oscar für den besten ausländischen Spielfilm, dem Golden Globe Award, der Goldenen Palme, dem Europäi-schen Filmpreis u. v. m. ausgezeichnet.  Das weiße Band (2008/2009) wur- de u. a. mit der Goldenen Palme und dem Golden Globe ausgezeichnet.  HEMMA PRAINSACK  ist Film- und Theaterwissenschaftlerin. Im Rahmen ihrer Dissertati- on forscht sie derzeit zum Sensationsfilm im Umbruch zwischen Weimarer  Republik und Nationalsozialismus. Zuvor arbeitete sie in der   Generaldirektion des Österreichischen Rundfunks und war bei zahlreichen  Produktionen am Burgtheater Wien im Bereich Regie und Video tätig. ALESSANDRO BARBERI ist Chefredakteur der ZUKUNFT, Bildungswissenschaftler,   Medienpädagoge und Privatdozent. Er lebt und arbeitet in Magdeburg  und Wien. Politisch ist er in der SPÖ Landstraße aktiv. Weitere Infos und  Texte online unter: https://lpm.medienbildung.ovgu.de/team/barberi/


 ZUKUNFT | 21  STEPHANIE MAIER Stephanie MaierAUS LIEBE WEINEN, 2020/21Zeichnungen, Tusche und Bleistift, je 50 x 50 cm Bild: S. Maier


 22 | ZUKUNFT  Marion Steinfellner & Herbert J. Wimmertransmission over transmission/transpassion, 2021Literarische Collage, Fotografie, Papier, Aquarellfarbe, Pastellkreide, Transparentfolie, Text, 50 x 130 cm Foto: G.A.S-station 


 ZUKUNFT | 23  MARION STEINFELLNER & HERBERT J. WIMMER


 24 | ZUKUNFT  I. EINLEITUNG Science Fiction ist ein seltsames Mischwesen, ein Paradox  mit Spannung, die es zuweilen auseinanderzubrechen droht. Inzwischen tauchte der Begriff „Prestige Science-Fiction“ (vgl. den Sammelband von Christoph Rauen) auf, der eine Science-Fiction-Literatur bezeichnet, die sich dem Genre an-nähert, ohne selbst Genre sein zu wollen. Es mag als chic gel-ten, sich flexibel, non-elitär und offen zu geben. Die Science Fiction bietet aufgrund ihrer Vorliebe für seriöse Spekulati-on, wie ich es nenne, ein großes Spielfeld für die Entwicklung von Zukunft. Seriöse Spekulation meint die Freiheit, zwar ar-gumentativ überzeugend zu entwerfen, aber letztlich Dinge anzudenken, die noch in weiter Ferne liegen. Ein gutes Bei-spiel hierfür wäre der Roman von Richard Stone: Die Satans-kunst (im Original: The Devil’s Engineering, 1981). Darin zeich-net sich eine Krise im britischen Energieministerium ab: Im Beamtenstab des Ministeriums nehmen die Kernkraftgegner zu. Tom Hillard ist der junge und ehrgeizige Energieminister. Auch er ändert langsam seine Meinung. Seine Frau Marian-ne, die als Journalistin arbeitet, traut der Sache nicht ganz. Der Roman ist unter dem Etikett „Science-Fiction“ erschienen, wirkt hierbei aber alles andere als typisch. Es geht um die po-litische Entscheidungsfindung, aber auch Kontrolle von innen und außen. Vielleicht ist dieser Roman unbekannt und ver-blasst gegen die Prestige-Autor*innen, die sich mit der Sci-ence-Fiction kleiden. Es scheint, die Science-Fiction ermög-licht ihnen, an der Oberfläche mit Technik zu flirten, sich als eine Zukunft zu präsentieren, was nicht nur in ihrer Ei-genwahrnehmung besser sei als sich mit stagnierenden An-sichten herumzuschlagen, sondern plötzlich scheinen sie der  Zukunft zugewandt. Die Wissenschaft, die in ihrer Unterneh-mung enthalten wäre, ignorieren sie wissentlich. Es geht um Familienzwist in der Marslandschaft.  Eine interessante Spielwiese für solche Alltäglichkei- ten im altbekannten SF-Umfeld ist die Plattform DUST. Sie bietet nach Eigenaussage eine Plattform für Indepen-dent-Filmemacher*innen und Drehbuchschreiber*innen. Filmemacher*innen und -produzent*innen können sich bei der Redaktion melden und ihren Kurzfilm dann über die Webseite oder die Videoplattform YouTube anbieten. Die Plattform teilt die Filme in verschiedene Themenschwer-punkte auf und versucht, eine Art von audiovisueller Antho-logie zu verschiedenen Komplexen anzubieten. DUST kommt auf diese Weise auch dem Interesse von Journalist*innen und Forscher*innen entgegen, die durch einen einfachen Click zu einem bestimmten Thema verschiedene Werke betrachten können. Die Auswahl beinhaltet zum Beispiel: Aliens, Artifi-cial Intelligence, Brilliant Robots, New Places, Outer Space u. v. m. Auf solche Weise zeigen sich die exklusiv präsentier-ten Filme einem potenziell großen Publikum. Natürlich muss man bei den Einzelbeispielen so genannte „Genre-Gepflogen-heiten“ berücksichtigen: Spannung, Spiel und Spaß. Gerade in der filmischen Science-Fiction wird viel Wert auf Special Effects gelegt, was bei der stark drehbuchorientierten Schule Missbilligung hervorruft. Spezialeffekte sollen in erster Linie Vergnügen bereiten. Die Welt, die für die Zuschauer*innen aufgebaut werden muss, authentifizieren. Schaut her: Wir müssen nicht sparen, wenn es um die möglichst laute Insze-nierung einer möglichen Zukunft geht. STAUB AUFWIRBELN! ODER …  VON DOMINIK IRTENKAUF Staub aufwirbeln!   oder … Die traumwandlerische Politik aktueller   Science-Fiction-Kurzfilme DOMINIK IRTENKAUF  untersucht in seinem Essay die filmischen Angebote der Plattform DUST hin auf ihre erzähleri- schen und (bild-)politischen Potenziale. Dabei entfaltet er wie nebenbei eine neue theoretisch-reflexive Perspektive auf das Genre der Science-Fiction.


 ZUKUNFT | 25  Abb. 1: Homepage von DUST online unter:  https://www.watchdust.com/  © DUST Das Gros der auf DUST veröffentlichten Filme verfügt jedoch  über eine Qualität, die weit jenseits der Blockbuster-Filme liegt. Bewegende Geschichten, im Weltraum verortet und doch Spiegelung der anthropozentrischen Wahrnehmung. Die an-wählbaren Kurz- und Langfilme bieten eine gute Datenbank für umfassende Analysen, wo sich der Science-Fiction-Film derzeit befindet. In vielen meiner Artikel zum Genre sparte ich Filme aus beziehungsweise erwähnte filmische Beispiele nur am Rande. Wieso das? Der Science-Fiction-Film verfügt über deutlich andere Parameter als die Literatur. Ich nenne es den „halluzinatorischen Effekt“. In der Science-Fiction ist das vi-sionäre und spekulative Denken wichtig, im SF-Film wird dies vom Medium abgenommen. Der SF-Film ist also zweifach von der Technologie abhängig: Inhaltlich aber auch von der Form her. Technologie wird im sehr populären Spruch der SF-Le-gende Arthur C. Clarke (ab einem gewissen Grad) mit Magie verglichen. „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“ Mit Magie könnte Clar-ke hier auch die Verzauberung durch ansprechende Bilder mei-nen. Das ist jedoch nicht genrespezifisch, wird aber durch die Anforderungen des Weltenaufbaus in der Science-Fiction be-dingt. In der Science-Fiction wird nicht allein Gegenwart ge-schildert, sondern die Zukunft vorweggenommen. Zudem fan-tastische Welten aufgebaut, die also stellenweise über ähnliche, vergleichbare oder gänzlich andere Strukturen als die Erde und der uns bekannte Kosmos verfügen, daher fließt viel erzähleri-sche Energie in die Konturen dieser Filme. Der genannte Effekt stellt sich ein, wenn Vertrautes unvertraut wird, wenn die (me-taphorische) Sehschärfe nachlässt (Sprich: Man sich fragt, ob das, was man da gerade sieht, Wirklichkeit sein kann?) und sich die Augen im Dunkeln allmählich ans Sehen gewöhnen. Dieses Sehen ist keine Sinneswahrnehmung allein, sondern auch ko-gnitive Aneignung einer neuen Welt oder weniger pathetisch: eines neuen Weltverständnisses. Ich denke das noch weiter in Richtung Politik. II.  TRAUMWANDLERISCHE POLITIK Sicher bereitet diese Wortkombination nicht wenigen  Politexpert*innen Bauchschmerzen. „Traumwandlerisch“ klingt verschwörerisch. Wer sollte hier im Traum Politik ma-chen können? Es wirkt beinahe so bescheuert wie der Hin-weis der Surrealisten an der Tür, dass man den Poeten nicht stören dürfe, weil er arbeite, sprich: schlafe. Was kann aus dem Traum für die Politik gewonnen werden? Das ist eine falsch gestellte Frage oder nochmal anders: Nicht wird träumend oder gar träumerisch Politik gemacht, sondern ein Traum wandelt sich in Politik. Es bleibt daher nicht bei dem Zauber, der einem Film innewohnen mag. Der besagte halluzinatori-sche Effekt eines Films wirkt keinesfalls sedativ, sondern er-zeugt eine Atmosphäre, in welcher sich die Zuschauer*innen dem Film nähern können.  Die Science-Fiction lebt von einer fremden Umgebung;  am deutlichsten bei der Landung auf einem fremden Planeten. Durch die Andersartigkeit muss viel Aufwand für den Wel-tenbau betrieben werden. Es ist schwieriger, eine völlig frem-de Welt logisch zu erzählen, so dass ihre Bewohner*innen authentisch wirken und handeln. Auf DUST findet sich eine große Zahl von Kurzfilmen, an denen sich diese Theorie gut austesten lässt. Interessant ist es hierbei, zu fragen:  Entsteht eine Atmosphäre von Fremde, die schließlich in  Mikro-Politik umschlägt? Gelingt es den Filmen, eine mögliche Zukunft wenigstens  erahnen zu lassen? Es bleibt eine schwierige Analyse, weil im Genre häufig  das Plakative das Subtile im Film überdeckt. Ich musste mir die Lust am SF-Film-Schauen wieder antrainieren. So ent-nervt bin ich von der technologischen Oberfläche gewesen. Sicher kann der Kosmos im Außen beeindruckend sein, etwa die unvorstellbaren und grausamen Distanzen, doch gewinnt der SF-Kurzfilm vor allem durch Kammerspiel. Oder besser: Kapselspiel. Die Kapsel ist eine wesentliche Größe in der Raumfahrt:  In ihr gelangen Menschen durch lebensfeindliche Umwelten zu fremden Planeten und auch bei Zeitreisen in die Zukunft (oder Vergangenheit). Dierk Spreen schreibt in einem im Druck befindlichen Sammelband über die Kugel als Fortbe-wegungsmittel in der SF-Literatur, dass diese recht beliebt sei, aber aerodynamisch betrachtet ziemlich unpraktisch. In der Philosophie wird der Kugel eine perfekte Gestalt attestiert. Sie 


 26 | ZUKUNFT  STAUB AUFWIRBELN! ODER …  VON DOMINIK IRTENKAUF stehe für „Ruhe, Schutz, organisches Sein und Vollkommen-heit“ (Spreen 2021: 269). Die Kapsel verstehe ich in diesem Zusammenhang jedoch als eine gesellschaftliche Kommuni-kationsform und Schutzhülle zugleich. In der Kapsel bewegt sich der biologisch anfällige Mensch durch einen stets mit Ri-siken behafteten Raum. Die noch andauernde Coronapan-demie zeigte deutlich, wie sich Menschen abkapseln konnten vom größeren Zusammenhang, die Kreise wurden enger ge-zogen und an den eigenen vier Wänden die Welt projiziert. Diese Projektion bietet einen willkommenen, aber nicht ganz zufälligen Brückenschlag zum Filmthema. Die Science-Fic-tion-Kultur wird gerne als Einübung in das Kollektiv präsen-tiert: zukünftige Gesellschaftsformen, Zukunftstechnologien oder alternative Geschichtsschreibungen, die nicht nur Jahr-hunderte, sondern auch Kontinente, wenn nicht ganze Plane-ten verändern. In Form der Kapsel sehe ich die Science-Fic-tion als Einübung in das Solitäre, das natürlich im kosmischen Maßstab seine zugleich pessimistische und optimistische, seine dystopische und utopische Dimension erhält.  Jede Kapsel – also: das Individuum – verbindet sich mit an- deren Kapseln zu einer Räumlichkeit, zu Formen, die der vi-sionäre Architekt Buckminster Fuller entwickelte. Aber auch der erst kürzlich verstorbene Filmdesigner Syd Mead zeigte in einigen seiner Werke die Kapselbildung. In dieser Kapsel bewegen wir uns durch die Unendlichkeit fort, reisen in der Zeit und im Raum und erweitern unseren Körper mit Tech-nologie und Zivilisationstechniken. Die aktuelle soziale Ge-mengelage reduziert die Technologie häufig auf die Digitali-sierung. Aber da gibt es noch mehr. Sicher könnte angesichts veränderter Verhältnisse (zumindest in Teilen) der Science Fiction eine höhere Sozialkompetenz bescheinigt werden. Es tauchen eben doch „andere“ Figuren auf, die unter Science nicht ausschließlich technologische Aufrüstung und neues Spielzeug für das kindliche Gemüt ausgewachsener Menschen verstehen. Dennoch interessieren Technologien, die nicht un-bedingt mit Maschinen, Zahnrädern oder Chips zu tun haben müssen. Auch Kulturtechniken sind für eine Entwicklung der Menschheit verantwortlich. Die kleinteilige Problematik, eine solche Technik neu zu erlernen und gerecht unter den Men-schen und Nationen zu verteilen, ist ein gern gesehenes Sze-nario in der Science-Fiction.  III.  DER VERSUCH, POSITIV ZU HANDELN Bürdet man Kurzfilmen mit solchen Erwartungen nicht zu  viel zu? Wenn ja, was wäre einem Science-Fiction-Film an-gemessen? Spektakuläre Unterhaltung? Ästhetische Verausga- bung? Kameratechnische Herausforderung? Oder von allem etwas? Diese Fragen lassen sich nur subjektiv beantworten: Ich fordere etwas zu Tage, was meine seriöse Spekulation anregt. Ich sehe mögliche Zukünfte, versäumte Vergangenheiten und gewonnene Gegenwarten. Analytisch befände ich mich auf einer anderen Ebene, weil ich meine Sprache nicht zu bild-lich werden ließe. Die Science-Fiction aber eröffnet den Frei-raum, positiv zu handeln und fantastisch zu formulieren. Wie Utopie oder Dystopie mit Fantasie zusammenhängen, zeigt sich in besagtem halluzinatorischen Effekt, der sich in besse-ren Beispielen des Science-Fiction-Films einstellt. Das Darge-stellte wirkt unwirklich, vielleicht unmöglich oder ungewollt, fängt aber gerade durch seine Irrealität unsere Aufmerksam-keit ein. Wer sich darauf einlässt, findet sich in individueller und gesellschaftlicher Reflexion wieder. Die Projektion, was sein könnte, erweitert den Interpretationsspielraum aktueller Kurzfilme aus dem Genre. IV.  BEISPIELE TRAUMWANDLERISCHER POLITIK  Abb. 2: Seam (2017), online unter:  https://www.youtube.com/watch?v=vDjcWlCT8rg  © DUST Der Film Seam (Regie: Rajeev Dassani and Elan Dassani,  2017) lässt sich als „Saum“ übersetzen. Bereits im Titel öffnet sich eine umfassende Dimension. „Saum“ wirkt aufgrund sei-ner Herkunft aus der Welt der Textilien weich im Übergang. Ein Saum franst ganz im Gegensatz zu einer „harten“ Grenze wie einer Mauer oder einem Schlagbaum aus. Der gleichna-mige Kurzfilm spielt im nordafrikanischen Raum. Der Über-gang zwischen Mensch und Maschine ist fließend. Die Haut-nachbildungen sind täuschend echt. Ein Paar befindet sich auf der Flucht, weil aufgrund eines Krieges Menschen versus Maschinen die Maschinen mithilfe von KI identifiziert wer-den. Diese Hybridwesen gilt es auszulöschen. Dabei haben sie sich längst unter die Menschen gemischt. Die Menschen nutzen hochtechnologisierte Fahrzeuge und Waffen. Wenn ich von einer „traumwandlerischen Politik“ rede, meine ich damit nicht nur die Wahrnehmungsmodalitäten einer mögli-


 ZUKUNFT | 27  chen Zukunft, sondern auch der Inhalt dieser Politik mag wie im Traum scheinen. Dies haben alle DUST-Kurzfilme an sich, dass sie in eine bekannte, weil uns gegenwärtige Welt irreale, surreale, hyperreale und spekulative Gegenstände, Menschen oder Ereignisse einbrechen lassen. Der Schutzwall hält diese Objekte nicht von einem Eindringen ab. Fragen der erwei-terten und virtuellen Realität verändern dabei rasant unsere Handlungsmöglichkeiten. Der SF-Kurzfilm kann hierbei Bil-der und eine Sprache wählen, die anders als unser alltägliches Leben, von krassen Vorstellungen und irrealen Verkörperun-gen geprägt sind. Ein Beispiel hierfür wäre der Kurzfilm New Media (Regie: Julian Cooke und Sebastian Dias, 2017). In dem Film fliegen Schrottkugeln durch den Stadthimmel, sie weisen Ausstülpungen, auch in Form von Antennen, auf. Mit großen Tentakeln zwängen sie sich durch angekippte Fenster und bre-chen selbst Fensterläden auf. Wie können solch abstruse Spe-kulationen Politik sein? Selbst wenn man sie „traumwandle-risch“ nennt? Sie bergen zweierlei: Einerseits verkürzen sie die techno- logischen und sozialen Implikationen neuer Entwicklungen, indem sie sich indirekt auf William S. Burroughs Cut-Up-Methode beziehen, ohne aber selbst Collage oder Fragment sein zu müssen. Burroughs Cut-Up-Methode hatte zur Ab-sicht, bestehende Texte auseinanderzuschneiden und neu zu-sammenzukleben. Traumwandlerische Politik macht so etwas mit den Mitteln der Imagination. Kurzum: Indem ein aktu-elles Thema überspitzt und vielleicht in eine ferne Zukunft oder Welt transferiert wird, enthüllen die Künstler*innen auf diese Weise eine umfassende Berücksichtigung möglicher Szenarien. Wer übertreibt, muss sich am Ende nicht wundern. Wahrscheinlichkeiten werden ausgelotet. Abb. 3: Hyper Reality – DUST Snapshot © DUST/Dominik Irtenkauf Andererseits ist die Vorliebe für die Dystopie ein altes Pro- blem der Science-Fiction. Wer argumentiert, dies diene der Spannung, verkennt die politische Tragweite des Genres. Wer völlig ohne Utopie filmt, verschenkt das politische Potenzial. In den Episodenfilmen zum Thema „Virtuelle Realität“ grei-fen die Regisseur*innen direkt in das Alltagsgeschehen ein: In Hyper Reality (Regie: Keiichi Matsuda) etwa irrt eine Bürge-rin durch Kolumbiens Großstadt Medellín. Sie läuft mit einer Art Display durch die Stadt, im Supermarkt werden ihr Son-derangebote direkt vor das Auge gespielt. Als ihr Account ge-hackt wird, sieht sie den Supermarkt so wie er ist: grau. Diese Kurzfilme zeigen in ihrem konzentrierten Einsatz der Spe-zialeffekte sehr gut das traumwandlerische Potenzial der Sci-ence-Fiction. Das Spektakel bleibt aus. Dafür verunsichern diese Filme unsere alltägliche Wahrnehmung. In The Nost-algist (Regie: Giacomo Cimini) wird uns zum Beispiel eine Wohnzimmerszene aus dem 19. Jahrhundert präsentiert: Va-ter und Sohn spielen eine Partie Schach, bis die Sicht des Va-ters verschwimmt. Dieses visuelle Mittel wird in den Filmen zum Thema „Virtual Reality“ häufiger eingesetzt. Die Illusi-on wird gebrochen. Es wird deutlich, dass hier etwas bildlich inszeniert wird. Der Vater muss die Wohnung verlassen und warnt seinen Sohn, ihm nicht zu folgen. Er käme bald wie-der zurück. Der Film wirkt besonders aktuell, wenn man die Selbstisolation während der Pandemie bedenkt. Drinnen ist sicher, draußen ist gefährlich. Abb. 4: The Nostalgist – DUST Snapshot © DUST/Dominik Irtenkauf The Nostalgist zielt jedoch mehr noch auf soziotechnolo- gische Veränderungen. Was passiert, wenn die Außenwelt, die bereits auf der Türschwelle unserer Wohnungen beginnt, le-bensgefährlich ist? Wie schützen wir unsere Kinder? Welche Art von Leben müssen sie leben? Bei all den brennenden Fra-gen darf man natürlich nicht übersehen, dass es sich hier letzt-lich um ein künstlerisches Angebot handelt. Wer den Film an-schaut, kann eigene Schlüsse ziehen und was ich hier schreibe, 


 28 | ZUKUNFT  STAUB AUFWIRBELN! ODER …  VON DOMINIK IRTENKAUF ist wahrscheinlich, weil ich eben den Film gesehen habe, aber möglicherweise sehen die Leser*innen andere Aspekte in dem Werk. Zur traumwandlerischen Politik gehört es, dass sie vor jeder Entscheidungsfindung Träume, Ideen, Visionen, Vor-schläge und Argumente anbietet und die Zuschauer*innen dieses Angebot aufnehmen oder ablehnen können. Das Ange-bot bricht jedoch nicht ab und das nächste Werk kann in sei-ner Familienähnlichkeit bereits den „Durchbruch“ bedeuten. Nicht kommerziell, sondern kognitiv. Abb. 5: Strange Beasts – DUST Snapshot © DUST/Dominik Irtenkauf Diese Ambivalenz ist nicht allein Resultat der technologi- schen Ausgestaltung der Filme, sondern auch wesentlicher In-halt. In Strange Beasts von Magali Barbe etwa: Eine halbe Mi-nute war ich unachtsam und als ich wieder in das Streaming zurückfand, dachte ich: Ach, die Reklame läuft noch. Ein mir unpersönlicher Typ Anfang Dreißig zeigte ein VR-Programm, das eine Art Monstren als Haustiere generiert. Durch das Pro-gramm wird es möglich, einen Drachen durchs Kinderzim-mer fliegen zu lassen. Etwas war ich erschrocken, weil ich direkt daran dachte, dies könnte der neue Trend unter Kin-dern werden. Was wäre, wenn solche VR-Kreaturen mit in die Schule gebracht würden, so wie letzten Sommer die Beyblades oder die Pokémon-Sammelkarten? Die Tiere tollten dann zwi-schen den Bänken umher und mit der Ruhe wäre es endgültig vorbei! Erst nach ein paar Minuten wurde mir bewusst, dass dies keine Werbesendung, sondern der nächste Kurzfilm zum Thema Virtuelle Realität war. Die kleinen Kreaturen wirkten gespenstisch in ihrer Dreidimensionalität.  So wie diese Filme bietet DUST als Plattform einen Ideen- pool an, der verschiedene Themen der Zukunft anspricht. In der Filmanthologie zum Thema „Warnings“ taucht ein Motto auf, das sehr gut den Appeal von DUST zusammenfasst: „The future is calling, will you pick it up? “ Natürlich spielen auch kommerzielle Überlegungen eine  Rolle. Nicht von ungefähr werden Star Trek-Folgen auf DUST  angeboten und auch entsprechend beworben. Aber Filmedre-hen ist ein kostspieliges Unternehmen. Die Plattform schafft es dennoch mit ihren Kurzfilmen ein ernstzunehmendes An-gebot für Gedankenspiele anzubieten. Der Autor ist sich na-türlich bewusst, dass Streaming ein Markt ist und die Nen-nung einer Plattform eine andere benachteiligen kann. Wenn jedoch DUST die obigen Gedanken aufwirbelt, dann sollte die-se Quelle genannt werden. Die Halluzinatorik des Science Fiction-Films könnte einen wichtigen Beitrag zur Zukunfts-politik leisten. DOMINIK IRTENKAUF lebt als Autor, freier Journalist und Inklusionshelfer in Berlin – einer  Stadt, mit der er nach einer ganzen Weile doch Freundschaft schließen  möchte. Aktuell sein Beitrag zum Autor Dirk C. Fleck und seinen Öko- Thrillern im Science Fiction Jahr 2021 (Berlin: Hirnkost). DUST OnlineHomepage von DUST online unter:  https://www.watchdust.com/ (letzter Zugriff: 15.11.2021). DUST TV-Player online unter: https://www.watchdust.tv/player/26068/ stream?assetType=episodes&playlist_id=94 (letzter Zugriff: 15.11.2021). DUST auf YouTube online unter: https://www.youtube.com/channel/ UC7sDT8jZ76VLV1u__krUutA (letzter Zugriff: 15.11.2021). LiteraturRauen, Christoph (Hg.) (2020): Prestige-Science Fiction. Neue deutsch- sprachige Romane zwischen Kunstanspruch und Unterhaltung, Frankfurt am Main et al.: Peter Lang. Spreen, Dierk (2021): Semantik der Kugel. Kugelraumschiffe und andere  sphärische Technologien, in: Spreen, Dierk/Flessner, Bernd (Hg.): Die Raumfahrt der Gesellschaft. Wirtschaft und Kultur im New Space Age, Bielefeld: transcript, 267–298. Stone, Richard (1981): Die Satanskunst, München: Heyne. 


 ZUKUNFT | 29  STEPHANIE MAIER  Stephanie Maier AUS LIEBE WEINEN, 2020/21Zeichnungen, Tusche und Bleistift, je 50 x 50 cm Bild: S. Maier


 30 | ZUKUNFT  OHNE FLEISS, KEIN PREIS – UND KEIN BROT? WAS ARBEIT ZU ARBEIT MACHT  VON ERKAN OSMANOVIC I.  TAT DER ARBEIT Am Schreibtisch, auf dem Feld oder in der Schule – über- all lauert sie: die Arbeit. Die einen fliehen vor ihr, die ande-ren können gar nicht genug bekommen. Und doch hat sie uns alle irgendwie in ihrer Hand, verleiht unserem Leben Struk-tur und erfüllt einige gar mit Sinn. Leonce in Georg Büchners Drama Leonce und Lena sieht das allerdings anders: „Denn wer arbeitet, ist ein subtiler Selbstmörder, und ein Selbstmörder ist ein Verbrecher, und ein Verbrecher ist ein Schuft. Also, wer arbeitet ist ein Schuft.“ Sind alle Menschen, die arbeiten also Übeltäter*innen? Was ist dann mit den Arbeitslosen?  Doch auch unsere moderne Gesellschaft kennt ähnliche  Warnungen: Wer nicht arbeitet sei faul und würde die Ge-meinschaft ausnutzen. Die Losung ist einfach: Arbeit ist gut, Nicht-Arbeit ist schlecht. Doch warum ist das so? Machen Dienstverträge, Gehälter oder Überstunden den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Menschen? An-ders gefragt: Was macht Arbeit aus – und ist sie etwas Gutes? II.  IN DER ANTIKE HAT KEIN MENSCH GEARBEITET Platon und Aristoteles fragten nach dem guten Leben. Py- thagoras wiederum suchte nach dem Göttlichen der Zah-len und Bohnen. Doch wonach kein Grieche gesucht hatte, war die Arbeit. Denn für den männlichen freien griechi-schen Bürger war Arbeit den Frauen, Ausländer*innen und Sklav*innen vorbehalten. Warum? Weil das antike Griechen-land Arbeit als Last ansah, die sich negativ auf den Charakter  der Menschen auswirke und seine Freiheit koste. Was damit genau gemeint war erklärte der deutsche Wirtschaftsethiker Michael S. Aßländer 2013 in seinem Buch Wirtschaft:  „Zum einen ist es erstrebenswertes Ziel, frei von materiel- len Sorgen und so in gewissem Sinne befreit vom Zwang der täglichen Erwerbsarbeit leben zu können. Zum anderen wird Freiheit verstanden als sich nicht unter den Befehl eines ande-ren unterordnen zu müssen. Dies erklärt die für die gesamte antike Gesellschaft kennzeichnende negative moralische Sicht der Handwerksberufe und die soziale Deklassierung der Ta-gelöhner. Denn wer ein Handwerk betreibt, ordnet sich den Wünschen des Kunden unter, und wer als Taglöhner arbeitet, verkauft seine Arbeitskraft und ist dem Befehl eines Dienst-herren unterstellt.“ Man solle kein Handwerk betreiben, mit seiner Arbeit  kein Geld verdienen und sich niemandem unterordnen – ja, was sollte denn dann der freie griechische Bürger machen? Bauer werden! Kein Witz. Wie Julia Berthold und Frank Oschmiansky in ihrem Text Der Arbeitsbegriff im Wandel der Zeiten  ausführen, beziehen sich die wenigen positiven Mei-nungen zur Arbeit auf das Leben als Landwirt. So erklärt etwa Hesiod in seinem Lehrgedicht Werke und Tage: „Arbeit schän-det nicht, die Trägheit aber entehrt uns.“ Und so verwundert es auch nicht ganz, wenn man auch in antiken Geschichten von Königen liest, die das Tabu brechen und arbeiten. So lässt etwa der Philosoph und Politiker Xenophon in seinem Dialog  Ohne Fleiß, kein Preis –  und kein Brot? Was  Arbeit  zu Arbeit macht ERKAN OSMANOVIC  widmet sich auch in dieser Ausgabe der ZUKUNFT dem Thema Arbeit und Arbeitslosigkeit: War- um ist Arbeiten gut? Ist es das überhaupt? Und warum haben sich die Menschen in der Antike weniger Sorgen um Arbeits-plätze gemacht als wir?


 ZUKUNFT | 31  Oikonomikos den königlichen Kyros gegenüber dem Athener Lysander prahlen: „Ich schwöre dir bei Mithras, wenn ich ge-sund bin, esse ich nie, ehe ich mich nicht im Schweiße mei-nes Angesichts in militärischer oder bäuerlicher Arbeit geübt […] habe.“ Das antike Griechenland denkt bei Arbeit nicht nur in  schwarz und weiß, sondern bewegt sich auch in den Grautö-nen. Denn natürlich wusste man bereits damals, dass es Men-schen gibt, die gerne arbeiten – was auch nicht schlimm war. „Es ist auch ein großer Unterschied“, so Aristoteles,  „aus welchem Grund man etwas tut oder lernt. Tut man  es für sich selbst oder für seine Freunde oder um der Tugend willen, so ist es eines freien Mannes nicht unwürdig; tut man dasselbe aber um anderer willen, so wird man wohl oft wie ein Mensch dastehen, der das Geschäft eines Tagelöhners oder eines Sklaven versieht.“ Während der bereits erwähnte Xenophon gerne fiktive  Gespräche von arbeitenden Königen schrieb, zeigt er sich in seiner eigenen Haltung als Hardliner. Denn anders als etwa Hesiod oder Aristoteles verachtete er nicht nur Arbeit, son-dern sah sie gar als Gefahr für den Menschen, seine Seele und den gesamten Staat:  „Denn die so genannten handwerklichen Beschäftigungen  sind verschrien und werden aus Staatsinteresse mit Recht sehr verachtet. Sie schwächen nämlich den Körper des Arbeiters, da sie ihn zu einer sitzenden Lebensweise und zum Stubenho-cken zwingen, oder sogar dazu, den Tag am Feuer zuzubrin-gen. Wenn aber der Körper verweichlicht wird, leidet auch die Seele. Auch halten diese so genannten spießbürgerlichen Beschäftigungen am meisten davon ab, sich um Freunde und um den Staat zu kümmern. Daher sind solche Leute ungeeig-net für den Verkehr mit Freunden und die Verteidigung des Vaterlandes.“ Arbeit als Gefahr? Ungewohnte Töne – uns vollkommen  fremd. Wie konnte es zu einer solchen Verschiebung der Be-wertung von Arbeit kommen?  III.  GOTT LIEBT ARBEIT „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, danach,  so heißt es in der biblischen Schöpfungsgeschichte, schuf er Adam und Eva – und dann? Dann ließ er sie den Garten Eden bewirtschaften. Anders gesagt: Sie durften arbeiten. Mit dem Christentum, so Berthold und Oschmiansky, erscheint ab der Spätantike ein neues Arbeitsethos auf der Bildfläche. Arbeit  werde positiver gesehen. Denn Jesus und seine Jünger seien al-lesamt Handwerker und Fischer gewesen, bevor sie zu predi-gen begannen. Doch bereits ein kurzer Blick in die Bibel zeigt, auch hier ist nicht alles was Arbeit heißt, unbedingt angenehm. So erklärt Gott Adam und Eva nach ihrer Vertreibung aus dem Paradies: „Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genom-men bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ Die Arbeit im christlichen Glauben besitze, so Berthold  und Oschmiansky, einen Doppelcharakter, „der sich heute noch in den Sprachwurzeln von „arbeiten“ (sich plagen, quä-len), „labour“ (sich abmühen) gegenüber „work“ bzw. „wer-ken“ (kreatives Schaffen) wiederfindet.“ Anders als im anti-ken Griechenland wird harte Arbeit nicht getadelt, sondern gar gefordert. So rät etwa Salomo im Alten Testament sich die Natur zum Vorbild zu nehmen und erklärt: „Nimm dir ein Beispiel an der fleißigen Ameise, du Fauler, und lerne von ihr.“ Gott selbst arbeitet sechs Tage und ruht sich erst am sieb-ten aus. Wer mehr Zeit für Muße und Entspannung benötigt, der kriegt es mit Paulus zu tun:  „Wir gebieten euch aber im Namen unseres Herrn Jesus  Christus, dass ihr euch zurückzieht von allen Brüdern und Schwestern, die unordentlich leben und nicht nach der Über-lieferung, die ihr von uns empfangen habt. Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir euch: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.“ Ohne Fleiß, kein Preis – und kein Brot? Die Kirche hatte  immer schon ein gespanntes Verhältnis zum Menschen. Im 12. Jahrhundert tritt die arbeitsteilige Gesellschaft auf  den Plan. Was das bedeutet? Von nun an gibt es drei Stände: Kleriker, Ritter und Arbeitende. Letztere bilden zu Beginn vor allem die Bäuer*innen, doch Schritt für Schritt kom-men Händler*innen, Handwerker*innen und Intellektuelle dazu. Wer arbeitet, muss sich immer weniger rechtfertigen. Doch etwas anderes bricht sich seine Bahn, wie Berthold und Oschmiansky, erklären:  „Die positive Deutung der Arbeit erhöhte sich in den fol- genden Jahrhunderten noch. Es setzte eine Kategorienbildung ein, zwischen Menschen, die arbeiten, von jenen, die zwar ar-beitswillig, aber nicht arbeitsfähig waren und jenen, die als ar-beitsfähig galten, denen aber ein Mangel an Arbeitswilligkeit unterstellt wurde.“


 32 | ZUKUNFT  Die Protestanten rund um Martin Luther treiben das auf  die Spitze und erklären, dass Arbeit die eigentliche Lobprei-sung Gottes sei. Vom negativen Bild der Arbeit in der Antike keine Spur mehr. Martin Luther propagiert in seiner Schrift An den christlichen Adel deutscher Nation 1520 nicht nur eine neue Glaubenspraxis, sondern verdammt auch endgültig den Müßiggang. Denn der ist von nun eine Sünde: „Müßiggang ist Sünde wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat. Zum anderen sündigst du gegen deinen Nächsten.“ Der auf-kommende Kapitalismus findet im Protestantismus sein feh-lendes Puzzleteil. In seinem Buch Die protestantische Ethik und der ,Geist‘ des Kapitalismus aus dem Jahr 1905 beleuchtet der deutsche Soziologe Max Weber diese Melange:  „Das sittlich wirklich Verwerfliche ist nämlich das Aus- ruhen auf dem Besitz, der Genuss des Reichtums mit seiner Konsequenz von Müßigkeit und Fleischeslust. […] Und nur weil der Besitz die Gefahr dieses Ausruhens mit sich bringt, ist er bedenklich. […] Nicht Muße und Genuss, sondern nur Handeln dient nach dem unzweideutig geoffenbarten Willen Gottes zur Mehrung seines Ruhmes. Zeitvergeudung ist also die erste und prinzipiell schwerste aller Sünden.“ Die protestantische Position trifft sich mit Karl Marx.  Denn auch für den deutsche Philosophen macht Arbeit den Menschen erst zum Menschen – sie ist gar das Wesen des Menschen. Er steht damit in einer Linie mit Denkern der Aufklärung, wie etwa dem Begründer der modernen Öko-nomie Adam Smith. Dieser, so Berthold und Oschmiansky, unterscheide zwischen produktiver und unproduktiver Arbeit:  „Zur unproduktiven Arbeit zählt Smith praktisch alle Tä- tigkeiten und Handlungen, die in der politischen Theorie seit Aristoteles großes Ansehen genossen: Handhabung politischer Ämter, Dienst für die Justiz, Militär und Religion. Aber auch Schauspieler, Opernsänger, Possenreißer, Musiker, Tänzer etc. zählt er dazu.“  IV.  KAPITALISMUS OHNE ARBEIT  Der Kärntner Stefan Feinig geht nach Adam Smiths De- finition einer unproduktiven Arbeit nach: er ist Schriftsteller. Nebenberuflich ist er in der Gastronomie tätig – oder war das zumindest. Doch dann kamen die Covid-Wellen und mit ih-nen die Schließung vieler Gastronomiebetriebe. Nicht nur die gesamte Wirtschaft, sondern auch Feinig wird aus der Bahn und dem Job geworfen. Er landet beim AMS. In seinem Buch 374 schreibt er über diese Erfahrung:  „Am Anfang muss man erst einmal eine Nummer zie- hen. Eine Nummer. Aus einer kleinen elektronischen Plas-tikschachtel an der Wand neben dem Eingang muss man erst einmal eine Nummer ziehen. Eine Nummer. Kaum zu glau-ben, ich bin eine Nummer, weiter nichts, eine beschissene Nummer.“  Der Verlust des Selbstwertes und jeglicher Hoffnung fla- ckert in der erzählenden Lyrik des Buches auf und konstatiert: „Wir sind arbeitslos. Und vermutlich ist das die gefährlichste Störung, an der man so leiden kann.“ Bereits in den 1950er-Jahren erwähnt die Philosophin  Hannah Arendt in ihrem Buch Vita activa oder Vom tätigen Le-ben „eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht“. Das 1995 erschienene Buch Das Ende der Arbeit des US-amerika-nischen Ökonomen Jeremy Rifkin sieht unsere arbeitsteili-ge Welt ebenfalls in Gefahr. Denn die Automatisierung und Digitalisierung führe zu immer höheren Arbeitslosenzahlen. Auch der deutsche Soziologe Ulrich Beck beschäftigt sich im Jahr 1996 in seinem Text Kapitalismus ohne Arbeit mit diesen Vorgängen und kommt zum Schluss: „Der Kapitalismus schafft die Arbeit ab. Arbeitslosigkeit ist  kein Randschicksal mehr, sie betrifft potentiell alle – und die Demokratie als Lebensform. […] Es geht längst nicht mehr um die Umverteilung von Arbeit, sondern um die Umver-teilung von Arbeitslosigkeit – eben auch verdeckt in den neu-en Mischformen von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung, weil diese offiziell als »(Voll-)Beschäftigung« gelten (befristete, ge-ringfügige, Teilzeit-Arbeit usw.). Dies gilt gerade auch für die sogenannten Beschäftigungsparadiese USA und Großbritanni-en, wo diejenigen, die in der Grauzone zwischen Arbeit und Nichtarbeit leben und sich oft mit Hungerlöhnen begnügen müssen, längst die Mehrheit bilden“ V.  ARBEIT IST NICHT ALLES Leere Regale in Supermärkten, Tankstellen ohne Waren  – und dazu noch stehende LKWs. Wir sind nicht in der DDR oder anderen Staaten des Staatskapitalismus gelandet. Nein, wir befinden uns im Vereinigten Königreich im Jahr 2021. Was war passiert? Im Zuge des Brexits hat Boris Johnsons An-ti-EU-Politik hunderttausende von EU-Bürger*innen aus dem britischen Arbeitsmarkt gedrängt. Darunter befanden sich auch polnische Bürger*innen, die als Lastwagenfahrer Güter vom Festland auf die Insel brachten. Nun, da der wirtschaftli- OHNE FLEISS, KEIN PREIS – UND KEIN BROT? WAS ARBEIT ZU ARBEIT MACHT  VON ERKAN OSMANOVIC


 ZUKUNFT | 33  che Aufschwung da ist, bittet die britische Regierung sie zu-rück hinter die Lenkräder – doch sie wollen nicht. Und nun? Nichts. Jetzt heißt es für die Brit*innen ausharren und das Beste hoffen.  Auch Österreichs Wirtschaft boomt wieder. Der  Arbeitsmarkt floriert: zigtausende Stellen warten darauf, besetzt zu werden. Trotzdem kehren viele Menschen nicht zurück ins Berufsleben. So sucht etwa die Tourismusbran-che dringend nach Kellner*innen und Köch*innen. Doch niemand findet sich für die Jobs. Warum? Das soziallibera-le Momentum-Institut hat sich genauer angeschaut, warum es Unternehmen in Österreich so schwer fällt Köch*innen, Kellner*innen, Bäcker*innen, Friseur*innen, Reinigungs-kräfte und Backshop-Verkäufer*innen für sich zu gewinnen. Ein Grund könnte darin liegen, dass  „mehr als die Hälfte der offenen Stellen […] Gehälter im  Bereich der Mindesthöhe der Kollektivverträge [nennt]. Eine Bereitschaft zur Überzahlung – wie wohl oft genannt – wird de facto nie konkret in Euro angegeben. Der Mitarbeiterman-gel ist damit bei einem Teil der Betriebe hausgemacht.“ Doch wer sagt, dass diese Fachkräftemangel die ein- zigen bleiben werden, die sich nicht mehr mit Billiglöh-nen ködern lassen. Was machen all die Busfahrer*innen, Fabriksarbeiter*innen oder Programmierer*innen, deren Stellen bald von Maschinen übernommen werden? Sollte sich der „Wertekern der Arbeitsgesellschaft“ auflösen, so Ulrich Beck, „zerbricht ein historisches Bündnis zwischen Kapitalis-mus, Sozialstaat und Demokratie.“ Denn die westlichen De-mokratien seien gediehen als „Arbeits-Demokratie[n]“:  „Der Citizen mußte so oder so sein Geld verdienen, um  die politischen Freiheitsrechte mit Leben zu füllen. Erwerbs-arbeit hat stets nicht nur die private, sondern auch die politi-sche Existenz begründet. Es geht also gar nicht »nur« um Mil-lionen Arbeitslose. Es geht auch nicht nur um den Sozialstaat. Oder um die Verhinderung von Armut. Oder um die Ermög-lichung von Gerechtigkeit. Es geht um uns alle. Es geht um die politische Freiheit und Demokratie in Europa.“  Was bereits 1996 richtig war, hat auch in unseren Tagen  Recht. Wir müssen uns überlegen, wie wir die steigende Zahl an Arbeitslosen finanzieren wollen, aber auch, wie wir ih-nen und uns ein Leben auf gleicher Augenhöhe ermöglichen. Das Zauberwort hierfür ist: bedingungsloses Grundeinkom- men. Denn nur eine finanzielle Absicherung ermöglicht es den Menschen frei am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Im selben Abwasch müsste natürlich auch ein Diskurs gestar-tet werden, der zum Ziel hätte, arbeitslose Menschen von ih-rem stigmatisierten Status zu befreien. Im Interview mit Moment vom 5. Oktober 2020 plädiert  auch die Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack für ein Grundeinkommen und antwortet auf die Frage nach positiven Auswirkungen eines solchen Modells:  „Die Daten zeigen, dass Menschen mit Grundeinkommen  weniger psychische und andere gesundheitliche Probleme ha-ben. Sie sind weniger oft krank und fühlen sich weniger ge-demütigt. Als positiver Nebeneffekt könnte das auch volks-wirtschaftliche Einsparungen bringen. Zu fragen ist auch, wie es sich auf den Konsum und die Konjunktur auswirkt, wenn Menschen, die ganz wenig Geld hatten, dann etwas mehr haben.“ So gesehen könnten wir über den Umweg des Grundein- kommens erneut zu einem Arbeitsethos der Antike zurück-kehren und uns nur mit Arbeit beschäftigen, die uns auch mit Sinn und Freude erfüllt. Wäre das nicht eine Utopie, die wir auf die Landkarte der Realität holen könnten? ERKAN OSMANOVIC ist Literaturwissenschaftler. Er lebt und arbeitet in Wien und Brno.  Zuletzt u. a.:  Wer man gewesen war. Untersuchungen zum Suizid in der  österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts anhand   von ausgewählten Werken (2018).


 34 | ZUKUNFT  KOHLWEIßLING  VON LINDA ACHBERGER  I. Der Tod bricht einen auseinander, sage ich, und schaue hoch.  Nur hinten tragen einige helle Mäntel. Es ist still, ab und an nehme ich ein Geräusch war, das hohl und tief klingt. Die Köpfe sind gesenkt, die Hände gefaltet. Es ist wie ein schwar-zes Meer, das vor mir liegt, wie eine schwarze Flut, ein schwarzes Becken, an dessen Rand ich stehe. Ich spreche wei-ter, ich lese weiter ab, ich blicke weiter die Urne an. Sie ist aus weißem Porzellan, eine goldene Umrandung, darauf blü-hende Rosenköpfe. Was da bleibt, sage ich weiter, ist nur ein Abgrund. Das Mikrofon am Pult ist lang und schmal, meine Hände ordnen die Zettel vor mir immer neu und ich spreche weiter, blicke weiter und es drückt. Der Tod, sage ich, und bin erstaunt über die Festigkeit meiner Stimme. Da ist kein Stol-pern, kein verlorener Rhythmus in dem, was ich sage. Vor der Urne steht eine Schale mit Kärtchen darin. In einer schma-len schwarzen Umrahmung ist meine Großmutter abgebildet. Ihre Dauerwellen sind kurz und grau und ihr Lächeln wirkt, als hätte sie das immer getan. Ich stelle mir vor, wie sie vor mir sitzt, an ihrem Ringfinger der schmale goldene Ring mit dem eingefassten Diamanten, klein und weiß, hellrosa lackier-te Fingernägel, das kleine Muttermal am linken Schlüssel-bein. Sie sitzt am Rande ihres Bettes, die Hände stützen sich schwach an der Seite ab, und es sieht aus, als würde ihr schma-ler Körper in der weißen Bettdecke versinken.  II. Da, sagt sie, und deutet auf eine Schachtel mit länglichen  Pralinen auf ihrem Nachtkästchen. Sie sind süß und schme-cken nach Kirsche und Alkohol. Auf dem Fensterbrett liegt eine Zeitung der vergangenen Woche und der Woche davor. Danke, sage ich, und lächle. Wenn ich mich bewege, kann ich die Federn in der Polsterung des Sessels spüren. Er ist mit  dem Muster eines wilden Tieres bezogen und ich blicke auf die Pralinen, auf die seidenen Blumen in der Vase und auf den Schorf an ihren Schläfen. Leicht windet es, das gekippte Fens-ter, die weißen Vorhänge und der Kalender, der noch im-mer auf Jänner steht. Ihr Handgelenk ist schmal, überall sind dunkle Flecken, auf dem Handrücken, den Unterarmen, in der Beuge ihres linken Armes. Flüssigkeit, steht auf einem gel-ben Zettel neben dem Bett. Dahinter drei Ausrufezeichen, die größer als die Schrift sind. Oma, sage ich, ihre Hand ist runzlig und fühlt sich brüchig an, als ich sie kurz berühre. Über dem Bett hängt ein kleiner Apparat; er ist weiß und blinkt in langen Abschnitten.  III. Peris brassicae, lese ich vor, kleiner Kohlweißling, und schaue  sie an. Ich rede langsam, betone, beinahe entgleiten mir die Plosive, bei den Vokalen runde ich den Mund weit. An ih-rer Schläfe ist ein Bluterguss, innen dunkel, an den Rändern franst der Fleck aus, lila, hellgrün, gelb. Was, fragt sie, doch ihre Stimme geht am Ende nicht hoch. Mich schaut sie nicht an, nur ihre Füße. Durch die Socken kann ich das Überbein an der Innenseite ihres rechten Fußes sehen. Es ist eine Wöl-bung, die nach außen drängt, als wolle sie dem Körper entflie-hen. Wichtige Futterpflanzen sind Kreuzblütler, lese ich weiter, Weißkohl, Rotkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Kohlrabi. Das Wasser-glas auf ihrem Nachttisch ist noch fast voll; die kurzen Haare sind wirr von der Nacht, den schlafenden Stunden, und der langsamen Zeit, die nie zu vergehen scheint. Krutspätzle, sagt sie, das habe ich am liebsten gegessen, und schaut mich an. Das u zieht sie lange, als ob sie das Wort auskosten will. In unserem Garten waren Kohlköpfe gepflanzt, grün und groß, über die ganze Länge des Beetes. Am Rand wuchs wilde Kamille, Bohnenkraut und Boretsch, der kleine, blaue Blüten hatte. Ich weiß noch, wie ich ei- Kohlweißling Helles und Dunkles stehen nah beieinander. Tod und Schönheit ebenso. In der Erzählung  Kohlweißling von    LINDA   ACHBERGER  wird das kalte Gefühl des Verlustes durch lichte Erinnerungen gebrochen.


 ZUKUNFT | 35  nen Kopf tragen durfte, wie er schwer war, doch mein Griff vorsichtig. Mutter stand mit dem Krauthobel in der Küche, vor ihr das braune Schneidebrett, und teilte den Kopf in zwei große Hälften. Das In-nere der Köpfe sah zusammengeknüllt aus, Schicht um Schicht, nah beieinander.   Hellgrüne Späne fielen von dem Krauthobel, Mutters Kopftuch  war im Nacken zusammengebunden und das Salz, das sie auf die Kohlspäne streute, grobkörnig. Lange stand der bauchige Tontopf im Keller, am Ende der Treppe, auf dem kühlen Boden. Auf der Keller-treppe standen am linken Rand Regenstiefel und Schlappen mit brei-ten, ledernen Riemen und silbernen Schnallen. Wenn es Krutspätz-le gab, sagt sie und lacht, roch es erst säuerlich, später warm und angebraten. Die schwere Pfanne stand in der Mitte des Tisches, bis sie leer war, und wir mit einem Stück Brot das Bratfett aus der Pfan-ne wischten.  IV. Mädchenklasse von 1938/39 steht unter dem Foto. Es ist  vergilbt, schwarzweiß, Sepia. Im bräunlichen Ton steht eine Gruppe Mädchen vor einem Haus, sie tragen lange Kleider mit Blumen und Punkten darauf, die Kragen steif, die langen Haare zu Zöpfen geflochten. Die Gesichter sind lachend, es sieht aus, als ob es ein warmer Tag gewesen ist, einer im Som-mer. Die Mädchen stehen ordentlich, manche legen die Hand auf die Schulter anderer, lachend, die Ärmel ihrer Kleider sind kurz und bauschig. In der obersten Reihe lehnt sich ein Mäd-chen über das Geländer, sie stützt sich darauf. An ihren Schlä-fen sieht man, dass ihr Haar streng nach hinten geflochten ist. Sie lacht, die Augen sind leicht zugekniffen, von der gegen-überliegenden Sonne, oder von dem Blitz des Fotoapparates. Bist das du, frage ich, und zeige auf das Mädchen am Geländer. Als ich ihr das Foto gebe, berühren sich unsere Hände kurz. Ich weiß noch, überall war es weiß, sagt sie und schaut aus dem  Fenster. Es flog, überall, flatternd, ständige Bewegung der Luft. Die Kohlköpfe im Garten bekamen Löcher, immer mehr wurden es, man-che größer, manche kleiner. Die äußeren Blätter legten sich wie eine große löchrige Decke um die Köpfe. Dass das aussieht wie Edamer, hatte mein Bruder einmal gesagt, und ich weiß noch, dass es zum Abendbrot oft Käse gab. Das Brot schmeckte malzig und dunkel, im Käse waren Löcher. Es war immer nur ein schmales Stück Käse, an Feiertagen etwas dicker, und ich weiß noch, dass nach dem Es-sen immer Karten gespielt wurde, die Böhlers, die Mangolds, manch-mal auch der alte Hitzhaus. Einige Karten waren bereits speckig, auf den bauchigen Römergläsern konnte ich fettige Spuren von Fingern sehen. Die Stiele der Gläser waren grün und geriffelt. Einmal nahm ich eines in die Hand; es fühlte sich schwer an, als ich daraus trank.  Während Karten gespielt wurde, lief im Hintergrund Radio. Manch-mal rauschte es, Mutter ging dann hin und drehte am Rädchen, bis der Ton klarer wurde. Ich weiß auch noch, wie ich mit einem Netz durch unseren Garten lief, barfuß, geflochtenes Haar, weites Kleid, und durch die Felder, die nach warmem Heu rochen. Ich kann mich auch noch an das Geräusch erinnern, wenn ich den Kopf eines Kohl-weißlings zerdrückte. Es war ein Knacken. Manchmal zuckten die hellen Flügel noch. An den großen löchrigen Kohlblättern wischte ich mir danach die Finger ab, jeden einzeln. Zum Trocknen legte ich sie im Keller aus, auf die kalten Kacheln, neben dem bauchigen Ton-topf, in dem das Kraut gärte. Die ausgelegten Schmetterlinge sahen aus wie ein weißer Teppich. Wenn ich leicht darauf blies, bewegten sich die hellen Flügel. Neben der Fotografie ist eine Liste abgebildet. Das Pa- pier des Zettels ist braun, die Schrift gedrungen und hoch. An manchen Stellen franst die Tinte aus. Es scheint, als wollten die Buchstaben dem Papier entfliehen. Verzeichnis, steht da, und darunter: über abgelieferte Kohlweißlinge. Das Wort Kohl-weißlinge ist unterstrichen, daneben steht 1938, groß und rot. Die Linien der Spalten sind ordentlich gezogen, an manchen Stellen ist die Schrift verblichen. Untereinander stehen Na-men, Georg, Hanna, daneben Zahlen, klein und akkurat. Bist das du, frage ich nochmal, und zeige auf eine Spalte. Hast du, frage ich, weißt du noch, kannst du dich noch erinnern? Sie sieht mich an, kaum merklich kneift sie die Augen zusammen. An-fangs fiel es mir schwer, der Kescher in meinen Händen wurde feucht von meinen schwitzenden Händen und das Flattern war hell und schnell. Kaum konnte ich es sehen. Es waren die letzten Sommer-monate, abends kühlte es schon ab. Das helle Flattern schien nie ab-zubrechen und mit der Zeit lernte ich zu warten. Ich wartete auf das Niedersetzen der Schmetterlinge auf einer Pflanze, auf Blättern, auf Blüten. Noch lange flatterten sie im Fangnetz, doch keiner ent-kam mir. V. Der kleine Apparat über ihrem Bett blinkt noch immer.  Auf einem Tablett aus Plastik steht ihr Abendessen. Es ist ein Stück Brot, darauf eine Scheibe Wurst und kleine Tomaten, die frisch und fruchtig aussehen. In der Ecke des Tabletts steht ein transparenter Becher. Er ist klein und hellgelb, darin ova-le Tabletten. Auf dem abwischbaren Tischtuch steht eine Tas-se, auf der kleine bunte Blumenköpfe abgebildet sind. Ich woll-te eigentlich gerade meinen Kaffee trinken, sagt sie. Ich lege meine Fingerrücken an die Tasse. Sie ist kalt. Bist das du, frage ich nochmal, und deute auf die Spalte mit ihrem Namen. Hast du, frage ich, doch sie schaut mich nur an. Eine Decke mit Lö-


 36 | ZUKUNFT  KOHLWEIßLING  VON LINDA ACHBERGER  chern, sagt sie und lacht. Ende des Sommers hockte ich mich vor den Kohlweißlings-Teppich auf den kalten Kellerboden, versuchte, nur mit den Ballen den kalten Boden zu berühren. Ich breitete mei-ne Arme aus, als würde ich jemanden umarmen wollen, und schob die Kohlweißlinge zusammen, bis ein heller Haufen vor mir lag, hell und zerbrechlich. Vorsichtig schöpfte ich die Schmetterlinge mit mei-nen Handschalen, häufte sie in einen Stoffbeutel, der immer an einem Haken neben den Regenmänteln hing. Der Weg zum Gemeinde-amt schien mir lang, und obwohl es Ende des Sommers war, drückte die Schwüle. Bei jeder Windbö, die den Beutel schaukelte, fürchtete ich, meine Beute könnte mir abhandenkommen. Auf dem Heimweg schlugen die kleinen Pfennigstücke im leeren Beutel aneinander. Es machte ein helles Geräusch, das sich für mich nach süßen Bonbons in bunten Verpackungen anhörte. Während sie erzählt, wippt sie mit dem Oberkörper leicht vor und zurück. Als sie aufhört zu reden, bleibt sie unbeweglich sitzen, stumm und steif. Neben dem Zeitungsausschnitt steht ein Ficus, die Blätter sind bereits bräunlich und die Erde ist trocken.  VI. Der Tod ist eine einzige Verneinung, sage ich. Meine Hände  zittern über dem Pult, die Nägel sind dunkel lackiert. Später im Gasthaus sehe ich im Spiegel des WCs, dass meine Wim-perntusche am rechten Auge verschmiert ist.  LINDA ACHBERGER,  geboren 1992 in Bregenz, befindet sich seit 2015 als Masterstudentin  am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2018 erhielt sie das   Startstipendium für Literatur des Bundeskanzleramts Österreich.   Neben zahlreichen Textveröffentlichungen in Zeitschriften und   Anthologien verfasste sie ein Kurzhörspiel für den ORF sowie Kurzdramen  für das Bregenzer Theater  Kosmos.


 ZUKUNFT | 37  ELISA ASENBAUM Elisa Asenbaum Mond 22. August 2021, Rhodos, Griechenland,aufgenommen mit 8 Zoll Newton Reflektor Foto: Asenbaum/Hofer


 38 | ZUKUNFT  INTERVIEW MIT PAMELA RENDI-WAGNER  VON HEMMA PRAINSACK UND THOMAS BALLHAUSEN Hemma Prainsack: Am 27. Mai 2019 hast Du dem da- mals amtierenden Bundeskanzler der Republik Österreich das Misstrauen ausgesprochen, da sich Sebastian Kurz in einer in der 2. Republik noch nie dagewesenen Achtlosigkeit gegen-über dem Parlament verhalten und die Regierungsführung ohne demokratischen Dialog mit den Oppositionsparteien fortgesetzt hat. Nur knapp zweieinhalb Jahre später musste er zurücktreten, nachdem Chats und strafrechtliche Ermittlun-gen bekannt wurden. Wie geht es Dir damit in Hinblick auf unsere politische Zukunft? Pamela Rendi-Wagner: Ich stehe für eine konstruktiv- kritische Oppositionsarbeit. Das bedeutet, dass ich mich aktiv mit Vorschlägen einbringe – etwa im Kampf gegen Corona. Manches davon wurde aufgegriffen und umgesetzt, wie die Teststrategie. Gleichzeitig zeigen wir als SPÖ klar und deut-lich auf, wenn etwas schiefläuft. Angesichts der schwerwie-genden Vorwürfe gegen den ehemaligen Bundeskanzler Kurz und sein engstes Umfeld war rasch klar, dass wir nicht zur Tagesordnung übergehen können. Und die ÖVP hat – auch aufgrund unseres Drucks – rasch eingesehen, dass Kurz als Kanzler nicht mehr tragbar war. Jetzt geht es darum, die Ma-chenschaften der Türkisen aufzuarbeiten und für dieses Land zu arbeiten. Die Pandemie und die akute Teuerung sind der-zeit die größten Herausforderungen.  H.  P.: In der Vergangenheit hast Du das System Kurz  mehrfach exakt benannt und ganz nachvollziehbar beschrie-ben, wie mit Message Control und Stilisierung der Person Kurz die Bevölkerung geblendet wird. Nun hat die WKStA mit dem Aufdecken der „Österreich-Affäre“ Beweise für das gewissen-lose Machtstreben durch die Kurz-Seilschaften geliefert. Du hältst hier entschieden dagegen und forderst eine Politik des Anstandes, also eine Sozialdemokratie, die wieder sichtbar und spürbar ist. Wie kann das gelingen? P. R.-W.: Ich möchte das Leben aller Menschen verbes- sern. Den Türkisen geht es genau ums Gegenteil: Ihnen geht es um sich selbst und die eigene Macht. Darum haben sie zum Beispiel auch 2016 den geplanten Ausbau der Kinderbetreu-ung in ganz Österreich verhindert. Um selbst an die Macht zu kommen, das zeigen die Chats, durfte die rot-schwarze Re-gierung keinen Erfolg haben. Beim Lesen dieser Nachrichten stockt einem der Atem. Dieser bewusst herbeigeführte Still-stand muss ein Ende haben. Denn wir müssen uns den drän-genden Herausforderungen widmen: Es braucht dringend Maßnahmen gegen die Teuerungswelle, eine rasche, rück-wirkende Steuersenkung für Menschen mit kleinen und mitt-leren Einkommen, eine Pflegeoffensive und den Ausbau der Ganztags-Kinderbetreuung inklusive Rechtsanspruch auf ei-nen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr. Ich stehe für Ehrlichkeit und Anstand, für eine Politik, die sich ganz der Sacharbeit für die Menschen widmet.  „Wir müssen mit dem  Herzen schauen …“ Interview mit SPÖ-Parteivorsitzender Pamela Rendi-Wagner Im Interview mit  PAMELA RENDI-WAGNER,  das die ZUKUNFT-Redakteur*innen  HEMMA PRAINSACK  und    THOMAS BALLHAUSEN  mit ihr geführt haben, werden „Message Control“ und das „System Kurz“ ebenso diskutiert,  wie die Aufgaben und Zukunft der Sozialpolitik. Ein Gespräch über Politikverdrossenheit, Parallelen zwischen den Berufen der Ärztin und Politikerin und nicht zuletzt darüber, welche Rolle Bildung in der Etablierung eines politischen Bewusstseins spielt … 


 ZUKUNFT | 39  H.  P.: In den letzten Jahren wurden durch globale Kri- sen Ängste und Befürchtungen geschürt. In diesem Zu-sammenhang ist zu beobachten, dass in Österreich Politik-verdrossenheit entsteht. Kannst Du uns als Politikerin und Klubvorsitzende eine Einschätzung darüber geben, wie wir die Bürger*innen zu mehr Teilhabe und Verantwortungsbe-wusstsein motivieren können, um ein soziales und demokrati-sches Miteinander zu ermöglichen? P. R.-W.: Grundsätzlich sind die Österreicher*innen sehr  an Politik interessiert. Das merke ich nicht nur, wenn ich un-terwegs bin, Betriebe oder Veranstaltungen besuche. Das se-hen wir auch im Bereich der sozialen Medien, wie viele sich an Debatten zu unterschiedlichen Themen beteiligen. Zu Politikverdrossenheit kommt es immer dann, wenn sich die Politik nur mit sich selbst beschäftigt – vor allem, wenn es um Skandale und Affären geht. Wie etwa gerade der Macht-missbrauch des türkisen Systems. Verantwortungsbewusstsein muss dahingehend vor allem die Politik selbst zeigen, mit gu-tem Beispiel vorangehen und den Grundstein für ein offenes, ehrliches und anständiges – eben ein demokratisches – Mitei-nander als Basis für Vertrauen und Teilhabe der Bevölkerung schaffen. H.  P.:  Als Ärztin hast Du den Hippokratischen Eid ge- leistet und bist zu Menschlichkeit, Empathie und Ehrlich-keit gegenüber den Patient*innen verpflichtet. Ebenso musst Du ein möglichst realistisches Urteil über das Befinden der Patient*innen geben können. Welche Schnittmengen findest Du hier in der Politik wieder? P. R.-W.: Es gibt viele Schnittmengen zwischen der Po- litik und dem Arzt-Beruf. Es ist kein Zufall, dass die SPÖ vor über 130 Jahren von einem Arzt, Viktor Adler, gegründet wurde. Auch ich habe mich ganz bewusst entschieden, Ärztin zu werden. Weil es mir schon immer wichtig war, den Men-schen zu helfen. Und ich habe mich ganz bewusst dazu ent-schieden, in die Politik zu gehen. Weil ich weiß, dass ich als Ärztin nie so vielen Menschen helfen kann wie durch kluge Politik. Das ist meine Überzeugung: Für die Menschen da zu  sein, ihre Sorgen ernst zu nehmen und für sie zu arbeiten.  Diese Haltung würde ich auch anderen Parteien drin- gend empfehlen, die durch ihre Skandale und Miss- wirtschaft viel Vertrauen zerstört haben.   Thomas Ballhausen:  Welche Rolle hat die  Bildung bzw. sollte die Bildung bei der Entwick- lung und guten Fundierung eines politischen Be- wusstseins spielen? Welche Defizite oder auch  Optionen der Verbesserung sind für Dich da- hingehend zu benennen? Welche Funktion  kann oder soll eine Diskussionszeitschrift wie  die  ZUKUNFT, die gleichermaßen anspruchs- voll und zugänglich sein will, dabei (wieder) übernehmen? Pamela Rendi-W agner © Visnjic


 40 | ZUKUNFT  INTERVIEW MIT PAMELA RENDI-WAGNER  VON HEMMA PRAINSACK UND THOMAS BALLHAUSEN P. R.-W.: Bildung ist einer der zentralen Schlüssel für al- les im Leben. Auch für die Etablierung eines politischen Be-wusstseins. Um diese beiden Bereiche zu verknüpfen, halte ich es für sehr wichtig, politische Bildung als eigenständiges Schulfach zu etablieren. Positionen bewerten und abwägen, Fakten einordnen, eine eigene Meinung entwickeln und zu vertreten – all das muss elementarer Bestandteil unseres Bil-dungssystems sein. Zu einer vielfältigen politischen Debatten-kultur gehört aber natürlich noch weit mehr. Dafür ist gerade der Einsatz und das Engagement einer aktiven Zivilgesell-schaft unabdingbar. Die ZUKUNFT leistet hier einen wertvol-len Beitrag für eine positive, inklusive Debattenkultur, die für eine demokratische Öffentlichkeit unabdingbar ist. H.  P.:  In einem Interview hast Du gesagt: „Wir müssen  mit dem Herzen schauen, nicht nach links und schon gar nicht nach rechts, sondern nach vorn, wo die Zukunft ist.“ Was sind die wichtigsten Themen, die unsere Bewegung in Zukunft besetzen sollte? P. R.-W.: Genau, das habe ich in meiner Rede am Partei- tag 2018 in Wels gesagt, als ich zur SPÖ-Vorsitzenden gewählt wurde. Und das zählt heute auch aufgrund der Erfahrungen der Pandemie genauso wie damals. Es geht um Themen wie Bildung, Sozialstaat, Gesundheit aber auch Verteilungsgerech-tigkeit. Dafür müssen wir Hebel in Bewegung setzen. Das Ziel ist klar: das Leben jedes und jeder Einzelnen zu verbessern. Das können wir als Bewegung nur gemeinsam erreichen. H.  P.:  Und abschließend eine Frage meiner 13-jährigen  Tochter: Wie hast Du es geschafft, in die Politik zu kommen und was würdest Du ihr mitgeben, wenn sie ebenfalls poli-tisch aktiv werden möchte?  P. R.-W.: In die Politik gekommen bin ich über das Ge- sundheitsministerium, wo ich lange Jahre die Sektion für öf-fentliche Gesundheit geleitet habe. Dort habe ich als Krisen-managerin eng mit den Minister*innen zusammengearbeitet, um die Bevölkerung vor den Auswirkungen der Atomkatast-rophe von Fukushima oder der Ebola-Pandemie zu schützen. Über das Amt der Gesundheitsministerin bin ich dann in den Nationalrat gekommen und so Parteichefin der SPÖ gewor-den. Deiner Tochter würde ich den gleichen Leitsatz wie allen Mädchen mit auf den Weg geben: Im Zweifel immer Ja sagen, wenn sich Chancen ergeben. PAMELA RENDI-WAGNER studierte ab 1989 Medizin an der Universität Wien und ist Fachärztin  für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin. Unter Christian Kern war  sie 2017 Bundesministerin für Gesundheit. Im November 2018 wurde sie  als erste Frau zur Parteivorsitzenden der SPÖ gewählt.  HEMMA PRAINSACK  ist Film- und Theaterwissenschaftlerin. Im Rahmen ihrer Dissertation  forscht sie derzeit zum Sensationsfilm im Umbruch zwischen Weimarer  Republik und Nationalsozialismus. Zuvor arbeitete sie in der Generaldi- rektion des Österreichischen Rundfunks und war bei zahlreichen Produk- tionen am Burgtheater Wien im Bereich Regie und Video tätig. THOMAS BALLHAUSEN lebt als Autor, Kultur- und Literaturwissenschaftler in Wien und Salz- burg. Er ist international als Herausgeber, Vortragender und Kurator tätig.  Zuletzt erschien sein Buch Transient. Lyric Essay (Edition Melos, Wien).


 ZUKUNFT | 41   ILSE KILIC & FRITZ WIDHALM Ilse Kilic & Fritz WidhalmTot ist kein Zustand, 2021 Text, digitale Zeichnung Bild: I. Kilic & F. Widhalm


 42 | ZUKUNFT  Patricia BrooksKunst ist/Botschaft, 2021Text, überarbeitetes Foto, 29,7 x 21 cm Bild: P. Brooks


 ZUKUNFT | 43   PATRICIA BROOKS


 44 | ZUKUNFT  Als Genosse Hugo Pepper am 1. September 2011 ver- storben ist, verloren die jungen und alten sozialistischen Freiheitskämpfer*innen, die SPÖ und der ÖGB einen bedeu-tenden Widerstandskämpfer gegen den Austrofaschismus, das terroristische Naziregime und dessen verbrecherischen Krieg. Sie verloren aber auch einen umfassend informierten und un-bestechlichen Zeitzeugen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im 20. Jahrhundert und einen be-gabten Lehrer und Vortragenden. Hugo Pepper stand stets klar und unmissverständlich zu den Prinzipien des demokra-tischen Sozialismus und war damit häufig ein Unbequemer. Das Erinnern an ihn und seine Prinzipien sollten uns heute helfen, politische Fehler zu vermeiden und die Herausforde-rungen der Zeit zu meistern. Doch zunächst zum Leben, den Kämpfen und der Arbeit  von Hugo Pepper. Geboren wurde Hugo 1920 als Sohn eines kommunistischen Straßenbahners. Bereits als Mittelschüler nahm er Kontakte zu sozialistischen und kommunistischen Ju-gendgruppen auf. Er erlebte das Verbot der Linksparteien, die blutigen Ereignisse des 12. Februar, den aussichtslosen Kampf des republikanischen Schutzbunds gegen die Übermacht des Bundesheers und der Heimwehr und die Hinrichtung von Genossen, u. a. von Karl Münichreiter, den verwunde-ten Hietzinger Schutzbundführer, den die Dollfuß-Faschis-ten auf einer Bahre zum Galgen schleppten. Sofort nach der Niederlage des Schutzbunds agierte er verbotener Weise ge-gen den Austrofaschismus und die Wühlarbeit und terroristi-schen Umtriebe der österreichischen Nazis, die den Anschluss an Hitlerdeutschland forderten. Nach der Okkupation Öster-reichs 1938 durch die Nazis wurde Hugo von der GESTAPO verhaftet, verhört und des Hochverrats und der Geheimbün-delei angeklagt. Er hatte Glück, das Verfahren wurde einge-stellt und er als „Nichtwehrwürdiger“ entlassen. Hitler löste dann mit dem militärischen Überfall auf Polen den 2. Welt- krieg aus und Hugo wurde 1940 zur Wehrmacht eingezogen. Er musste am Angriffskrieg gegen Jugoslawien und die So-wjetunion teilnehmen. Eine schwere Erkrankung rettete ihn vor der Teilnahme an der Schlacht um Stalingrad. Nach seiner Genesung kam er zur Ersatztruppe nach  Brünn. Hier organisierte er mit anderen antinazistischen Sol-daten eine militärische Widerstandsgruppe. Gegen Ende 1944 wurde Hugo Pepper in den Raum Amstetten verlegt. Sofort wurde auch hier ein Stützpunkt des Widerstands aufgebaut und es wurden Waffen und Munition organisiert. Im April 1945 griff die Gruppe das GESTAPO-Büro in Wallsee an und be-freite einen verhafteten Soldaten. Im Kampf fielen drei ihrer Kameraden. Doch eigentliches Ziel der Gruppe war, die vor-gesehene Sprengung der Donaubrücken durch die SS zu ver-hindern, was auch gelang. Nach der Niederlage Nazideutschlands verschlug es Hugo  nach Kärnten. Dort wurde er von der Roten Armee verhaftet und drei Monate als „nazideutscher Offizier“ in Haft genom-men. Nach Abzug der Roten Armee aus Kärnten und der Übergabe Hugo Peppers an die Briten wurde er bald entlas-sen und kehrte nach Wien zurück. Im Österreichischen Ge-werkschaftsbund fand er ein weites Feld für sinnvolle politi-sche Arbeit. Hugo war ein begnadeter Redner. Seine Sprache war klar verständlich und kultiviert. Seine Vorträge, seine an-tifaschistischen Seminare und seine Gespräche mit Lehrlingen und Schülern waren verständlich und überzeugend. Er war zu Hause in der Welt der Bücher. Er kannte die Werke von Marx und Engels sowie anderer sozialistischer Denker und Politi-ker. Er hat höchst verdienstvoll die Herausgabe der Werke von Otto Bauer betreut, dem wohl bedeutendsten Vertreter des Austromarxismus und Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei in den 1930er-Jahren. Er liebte die Literatur, besonders das Schaffen von Kurt Tucholsky. „DENKEN UND HANDELN AUF EIGENE GEFAHR“  VON ALFRED „ALI“ KOHLBACHER „Denken und Handeln  auf eigene Gefahr“ Erinnern an Genossen Professor Hugo Pepper


Abb.: Standbild aus Hugo Pepper – Denken auf eigene Gefahr (2010) Regie: Markus Vorzellner, Christian Bednarik, online unter:  https://www.youtube.com/watch?v=glb2JJ5LQSs  (letzter Zugriff: 25.11.2021). Hugo Pepper wurde 1992 zum Bundesvorsitzenden der  Sozialistischen Freiheitskämpfer*innen gewählt. Vorher leite-te er die Hietzinger Freiheitskämpfer*innen. Ich sah in Hugo einen Sozialisten, der den Interessen unserer Klasse und ih-rer historischen Mission tief und kämpferisch verpflichtet war. Sein Motto, „Der Widerspruch verändert die Welt“ hat auch dazu geführt, dass Hugo Pepper immer seine Stimme erhob, wenn es zu Fehlentwicklungen in seiner SPÖ kam. Würde Hugo Pepper heute unter uns sein, dann würde  er als eine der größten politischen Herausforderungen be-sonders für uns Freiheitskämpfer*innen den Kampf gegen die aktuellen Bewegungen und Parteien in Österreich und in Europa nennen, die offen oder geschickt versteckt rechtsex-treme, neofaschistische, rassistische, antisemitische und frem-denfeindliche Positionen vertreten. Er würde uns und unsere Partei aufrufen und ermuntern, diesen Gefahren für die Frei-heit, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Menschenwür-de und für den Weltfrieden entschlossener als bisher entge-genzutreten. Er würde aufzeigen, dass wir diesen Kampf nur dann gewinnen können, wenn wir den Zusammenhang zwi-schen Kapitalismus und Faschismus erkennen und bewusst machen. Kapitalismus ist nie krisensicher. Immer öfter wird er von Krisen erschüttert, die er selbst verursacht. Die Folge sind Kündigungen, Sozialabbau, Arbeitslosigkeit und Not für die Arbeiterklasse. In einer solchen Situation haben antidemokratische und  faschistische Agitation ihre Chance, die Massen zu erreichen. Rechtsradikale und Faschisten behaupten dann, nur eine star-ke Hand, ein starker Führer und nicht der revolutionäre Pro-test der Arbeiterklasse oder die Demokratie seien in der Lage, das Ruder herumzureißen und die Not zu beseitigen. Faschis- ten retten so als Komplizen des Kapitals deren Ausbeutungs-verhältnisse mit diktatorischem Terror. Dieses Komplizentum zwischen Kapital und Faschismus mit seinen schmerzlichen Folgen haben uns die Faschismen in Spanien, Italien, Deutsch-land im 20. Jahrhundert und 1973 in Chile deutlich vor Augen geführt. Hugo würde uns sagen: Kapitalismus führt zum Fa-schismus. Unser Kampf für den demokratischen Sozialismus, für eine klassenlose Gesellschaft ist gleichzeitig ein Kampf ge-gen den Faschismus. Hugo Pepper hat diesen Kampf bis zu seinem Tod geführt. Hugo soll uns ein Beispiel sein. ALFRED „ALI“ KOHLBACHER ist Aktivist in der Österreichisch-Kubanischen Gesellschaft, im   Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, im Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten und in  der Initiative für eine sozialistische Politik der SPÖ.   Er ist in der SPÖ Hietzing aktiv.  ZUKUNFT | 45 


 46 | ZUKUNFT  Zoltán Lesi & Ricardo PortilhoAnylands, 2021 Text, digitale Fotografie Bild: Z. Lesi & R. Portilho ZOLTÁN LESI & RICARDO PORTILHO


 ZUKUNFT | 47  BESTELLUNG Kupon ausschneiden& einsenden an: VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorfer-Straße 305/31110 Wien ICH BESTELLE "EIN LIED BEWEGT DIE WELT"7,90 € INKL. MWST ZZGL. VERPACKUNG UND VERSAND 2,00 € NAME: _________________________________________________________________ STRASSE: _______________________________________________________________ ORT/PLZ: _______________________________________________________________ TEL.: ______________________________ E-MAIL: _____________________________UNTERSCHRIFT: _______________________ ODER BESTELLUNG PER E-MAIL AN DEN VERLAG: OFFICE@VAVERLAG.AT SOLANGE DER VORRAT REICHT KAUM EIN ANDERES SYMBOL EINT DIE INTERNATIONALE ARBEITERBEWEGUNG SO STARK, WIE DIE 1871 IM NACH-REVOLUTIONäREN PARIS VERFASSTE „INTERNA-TIONALE“. IM ANGESICHT DER NIEDERLAGE DES FRANZÖSISCHEN PROLETARIATS, WäHREND TAUSENDE KäMPFERINNEN UND KäMPFER DER COMMUNE VON DER REAKTION ERMORDET WURDEN, MACHTE SICH, äNGSTLICH IM VERSTECK SITZEND, EUGENE POTTIER DARAN EIN TROTZIGES, HOFFNUNGSFROHES KAMPFLIED ZU SCHREIBEN. SO ENTSTAND NICHT NUR DIE WELTWEITE HYMNE EINER STOLZEN BEWEGUNG, SONDERN EIN KAMPFLIED VON MILLIONEN BEWUSSTER ARBEITNEH-MERINNEN UND ARBEITNEHMER AUF DER GANZEN WELT.


ZUKUNFT ABONNEMENT Kupon ausschneiden & einsenden an: VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 Wien Ich bestelle   ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro    ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– Euro Name: Straße: Ort/PLZ: Tel.: E-Mail:     Unterschrift: 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 13 Was vom Tage übrig bliebBarbara Blaha Während des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar Einem Aus Fehlern lernen Ludwig Dvořak Wege aus der EurokriseWolfgang Edelmüller Der Dritte WegErnst Gehmacher 2/2013 Kunstkammer Wien KunsThisTorischEs musEum  WiEn 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 3/20 13 Die EU-Konzessionsrichtlinie  Alice Wagner Für eine offensive Wohnpolitik  Wolfgang Moitzi Leistbares Wohnen –  eine Frage sozialer Fairness  Michael Ludwig Eurokrise und kein Ende –  Spanien im freien Fall Günther Grunert 3/2013 BRIAN  ADAMS –  EXPOSED NRW-FoRuM DüsseLDoRF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 4/20 13 Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel Lehner Europas Entwicklung Oskar Negt Der Antisemit Karl Renner? Ludwig Dvořák Wohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims 4/2013 The Real  eighTies  Österreichisches Filmmuseum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 5/20 13 Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja Ablinger Europas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde Mattheis Wir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert Misik Julius TandlerHerwig Czech 5/2013 Alle MeSCHUGGe? JüdischEs MusEuM WiEn  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 6/20 13 Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi Schicker Stadt fair teilen Eva Kail Mobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian Fölzer Mali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza 6/2013 WIEN  AUSSEN EIN FOTOPROJEKT  VON DIDI SATTMANN  Wien MuseuM  ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 7  &  8/20 13 SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied  Stagnation der Völkischen? Andreas Peham Ein Volk von Eigentümern? Artur Streimelweger Vom KlubzwangLudwig Dvořák 7&8/2013 ALAÏA .  A ZZED INE  A LA ÏA  IM  2 1.  J A HRHUND ER T N R W -F OR U M  DÜ SSE LDOR F ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 13 Niedriglohnbeschäftigung  in Deutschland  Claudia Weinkopf & Thomas Kalina Die Troika und der Flächentarifvertrag  Thorsten Schulten Kinderkarenz und Wiedereinstieg  Gerlinde Hauer Wendezeit des Kapitalismus? Armin Pullerk 9/2013  WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT.  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 13 Die SPÖ neu gründen!   Albrecht K. Konečný Ein modernes Strafrecht  Hannes Jarolim Rot-Blau ante portas?  Ludwig Dvořák  Die EU gemeinsam verteidigen Caspar Einem 10/2013 KOKOSCHKA  LeopoLd MuseuM 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 13 Welcher Fortschritt?  Barbara Blaha Vom Elend der PolitikverdrossenheitKarl Czasny Tunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar  Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi 11/2013 DIE 70ER JAHRE.  MUSA 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12  / 2 013 Die extreme Rechte vor der EU-Wahl   Andreas Peham Marokko nach dem arabischen FrühlingMuna Duzdar Machtwechsel in NorwegenJens Gmeiner Zwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner 12/2013 Edith tudor-hart WiEn musEum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 14 Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang Katzian Sozialdemokratische Handschrift?Sonja Ablinger Das sozialdemokratische Jahrhundert       hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda  Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt 1/2014 DEBORAH SENGL DIE LETZTEN TAGE   DER MENSCHHEIT ESSL MUSEUM Der Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra Strickner Der Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger »Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch  Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl 2/2014 Unsere  stadt! jüdisches MUseUM wien 4,5 0  eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 14 Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich Tálos Ukraine – zwischen  Ost und West?   Christina Plank Gründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan Brocza Irrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz 4/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .4/20 14 BÖSE     DINGE      HofmobiliEndEpot Besteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz  Europa am Scheideweg   Eugen Freund TTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva Löw Budget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer 5/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .5/20 14 EYES  WIDE  OPEN BANK AUSTRIA  KUNSTFORUM WIEN Die Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen Rechts Schumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf Stepan Abwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela Schmidt Mehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz 6/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .6/20 14 VORBILDER 150 JAHRE MAK Das Ende einer Ära  Thomas Nowotny Antimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-Uri Über Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael Amon Handel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza 7– 8/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .7  –  8/20 14 GAR RY  W INOG RA N D W O MEN  A RE  B EA UTI FU L  WES TL IC HT   Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang Edelmüller Otto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin Puller Jenseits von »mitgemeint«  Stefanie Vasold Die Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart 9/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 14 Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp Metzger Die Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. Oberndorfer Sozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al. Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer 10/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 14 WIEN IM ERSTEN  WELTKRIEG WIENMUSEUM Wir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz Fischer Eine ZivilisationshautChristine Nöstlinger Direkt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel Lehner Ein Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke 5/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 5/20 15 12. WESTLICHT FOTO-AUKTION Frauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr  Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid Mum Die außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot Stimmer Flüchtlingsfragen Caspar Einem 1/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1/20 16 DAS PARADIES  DER UNTERGANG HARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITEN UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZ Für Identität, gegen BeliebigkeitCaspar Einem Wien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi Schicker Keine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia Herr Neutralität systematisch verletztThomas Riegler 6/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 6/20 15 PIPILOTTI  RIST KUNSTHALLE KREMS Waldheim – wie es wirklich warInterview mit Georg Tidl Tunesien – Demokratie braucht sozialen FortschrittMuna Duzdar 100 Jahre Josef HindelsErwin Lanc Mauern an den Grenzen führen zu Mauern in den KöpfenNurten Yılmaz 2/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 16 AUGEN AUF!  100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIEWestLicht / Ostlicht Höchste Zeit für Schritte nach vornCaspar Einem Das Trennbankensystem der USA – eine Alternative?Josef Falkinger Busbahnhof, Flughafen und Fußball-WMBernhard Leubolt Ist Deutschland das bessere Österreich?Markus Marterbauer 7&8/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 7&8/20 15 HyperAmerika Kunsthaus Graz Bildung fortschrittlich denkenGabriele Heinisch-Hosek Geldregen aus dem HelikopterElisabeth Blaha Das Europa der ZukunftWolfgang Edelmüller Mindestsicherung – nur für InländerInnen?Marko Miloradović 3/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 16 LE NT OS   D IE  S AM M LU N G Tanzt den Corbyn!Ludwig Dvořák Europe no more?Wolfgang Edelmüller Britische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?Sandra Breiteneder Recht – Familie – EheHelga Hieden-Sommer 9/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr .  9/20 15 WORLD PRESS  PHOTO 15   GALERIE WESTLICHT Mit den Tabus der Linken brechenSlavoj Žižek »Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-AttentatThomas Riegler Aushöhlung von Rechten für FlüchtlingeLeila Hadj-Abdou Neoliberaler Feldzug auf Gewerk-schaftsrechte im Schatten der Krise W. Greif & S. Breiteneder 4/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 16  Alles neu! 100 Jahre    Frankfurter   Schule  Museum für   angewandte   Kunst Die Quote der Glaubwürdigkeit Sonja Ablinger  Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest Interview mit Oliver Rathkolb Steueroasen: Wo Vermögen parken Stefan Brocza und Andreas Brocza Zukunft Rauchverbot  Sabine Oberhauser 11/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 14 JEFF WALL  KUNSTHAUS BREGENZ Ein Blick in  den Spiegel Stephan Schimanowa  Vom System zur Alternative Max Lercher Zu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden Max Lercher Das Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz Ruth Becher 12/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12/20 14 SchauLuSt  Die eRotiSche  FotoGRaFie VoN  aLFoNS WaLDe Fotomuseum   Westlicht Neustart für Europa? Ulrich Brand  Was will SYRIZA?Euclid Tsakalotos Zum Kern des Problems Ludwig Dvořák Die Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen WeltMuna Duzdar 1/2015 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 15 PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen Michael Lühmann  Österreichs kalte KriegerThomas Riegler Wie die europäische Sozial demokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kannMarkus Marterbauer Keine Angst vor der eigenen CourageMuna Duzdar 2/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 15 ROMANE THANA. ORTE DER ROMA UND SINTI WIEN MUSEUM Wird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad Lacevic Oberösterreich ist andersJosef Weidenholzer Anmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem »Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler 10/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1 0/20 15 STEIERMARK IM BLICK   UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM Steuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth Klatzer Von Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias Micus Wie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller 3/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 15 DIE ACHZIGER JAHRE MUSA Solidarität statt Ausgrenzung Laura Schoch EU in Auflösung?Albrecht von Lucke Argentinische Vergangen-heitspolitik am ScheidewegGeorg Krizmanics Zum Erfolg der Programm- länder des EuroraumsElisabeth Blaha 11/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 11/20 15 LIEBE IN ZEITEN  DER REVOLUTION BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN Was will Varoufakis eigentlich?Philipp Metzger Wahlen in GroßbritannienArmin Puller Die Vereinbarkeit von Islam und ModerneMuna Duzdar Budgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekord arbeitslosigkeit vergessenMarkus Marterbauer 4/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 15 MYTHOS GALIZIEN WIEN MUSEUM Hoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara Blaha Hillary – what else?Grössing & Brocza Politische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard Heinzlmaier Unternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer 12/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 12/20 15 Margot Pilz Meilensteine  MUSA ZUKUNFT ABONNEMENT Kupon ausschneiden & einsenden an: VA Verlag GmbHKaiser-Ebersdorferstraße 305/31110 Wien Ich bestelle   ein ZUKUNFT-Schnupperabo (3 Hefte) um 12,– Euro    ein ZUKUNFT-Jahresabo (11 Hefte) um 49,– Euro Name: Straße: Ort/PLZ: Tel.: E-Mail:     Unterschrift: 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 13 Was vom Tage übrig bliebBarbara Blaha Während des Wendens  ist die Partei verletzlich Caspar Einem Aus Fehlern lernen Ludwig Dvořak Wege aus der EurokriseWolfgang Edelmüller Der Dritte WegErnst Gehmacher 2/2013 Kunstkammer Wien KunsThisTorischEs musEum  WiEn 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 3/20 13 Die EU-Konzessionsrichtlinie  Alice Wagner Für eine offensive Wohnpolitik  Wolfgang Moitzi Leistbares Wohnen –  eine Frage sozialer Fairness  Michael Ludwig Eurokrise und kein Ende –  Spanien im freien Fall Günther Grunert 3/2013 BRIAN  ADAMS –  EXPOSED NRW-FoRuM DüsseLDoRF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 4/20 13 Economic Governance – auf dem Weg zu einer »Troika für alle«Daniel Lehner Europas Entwicklung Oskar Negt Der Antisemit Karl Renner? Ludwig Dvořák Wohin führt der neue Papst  seine Kirche?Adalbert Krims 4/2013 The Real  eighTies  Österreichisches Filmmuseum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 5/20 13 Das vermeintlich Unmögliche wagenSonja Ablinger Europas Linke muss jetzt Nein sagen! Hilde Mattheis Wir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst Robert Misik Julius TandlerHerwig Czech 5/2013 Alle MeSCHUGGe? JüdischEs MusEuM WiEn  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 6/20 13 Stadtentwicklung für die Wienerinnen und Wiener im 21. JahrhundertRudi Schicker Stadt fair teilen Eva Kail Mobilität mit Zukunft bringt mehr Lebensqualität in die Städte Christian Fölzer Mali: Militarisierung der SahelzoneStefan Brocza 6/2013 WIEN  AUSSEN EIN FOTOPROJEKT  VON DIDI SATTMANN  Wien MuseuM  ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 7  &  8/20 13 SPÖ-Mission: Selbstbewusst vorwärts! Claudia Schmied  Stagnation der Völkischen? Andreas Peham Ein Volk von Eigentümern? Artur Streimelweger Vom KlubzwangLudwig Dvořák 7&8/2013 ALAÏA .  A ZZED INE  A LA ÏA  IM  2 1.  J A HRHUND ER T N R W -F OR U M  DÜ SSE LDOR F ALAÏA. AZZEDINE ALAÏA IM 21. JAHRHUNDERT NRW-FORUM DÜSSELDORF 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 13 Niedriglohnbeschäftigung  in Deutschland  Claudia Weinkopf & Thomas Kalina Die Troika und der Flächentarifvertrag  Thorsten Schulten Kinderkarenz und Wiedereinstieg  Gerlinde Hauer Wendezeit des Kapitalismus? Armin Pullerk 9/2013  WORLD PRESS  PHOTO 13  WESTLICHT.  4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 13 Die SPÖ neu gründen!   Albrecht K. Konečný Ein modernes Strafrecht  Hannes Jarolim Rot-Blau ante portas?  Ludwig Dvořák  Die EU gemeinsam verteidigen Caspar Einem 10/2013 KOKOSCHKA  LeopoLd MuseuM 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 13 Welcher Fortschritt?  Barbara Blaha Vom Elend der PolitikverdrossenheitKarl Czasny Tunesien: Frauenrechte müssen verteidigt werdenMuna Duzdar  Mehr als eine »Neid-Debatte«Wolfgang Moitzi 11/2013 DIE 70ER JAHRE.  MUSA 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12  / 2 013 Die extreme Rechte vor der EU-Wahl   Andreas Peham Marokko nach dem arabischen FrühlingMuna Duzdar Machtwechsel in NorwegenJens Gmeiner Zwischen NSA und medialem WiderstandAnton Tantner 12/2013 Edith tudor-hart WiEn musEum 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 14 Kritische Bestandsaufnahme Wolfgang Katzian Sozialdemokratische Handschrift?Sonja Ablinger Das sozialdemokratische Jahrhundert       hat noch gar nicht begonnenHannes Swoboda  Ägypten: Inmitten der KonterrevolutionTyma Kraitt 1/2014 DEBORAH SENGL DIE LETZTEN TAGE   DER MENSCHHEIT ESSL MUSEUM Der Wettbewerbspakt -  eine Bestandsaufnahme Alexandra Strickner Der Februar 1934 im Spiegel der Akten der BundespolizeidirektionFlorian Wenninger »Wirklich tüchtige und würdige Genossinnen«Gabriella Hauch  Mexiko: Dank Freihandel ein gescheiterter Staat Boris Ginner und Alexander Strobl 2/2014 Unsere  stadt! jüdisches MUseUM wien 4,5 0  eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 2/20 14 Soziale Demokratie  als ständige Aufgabe   Emmerich Tálos Ukraine – zwischen  Ost und West?   Christina Plank Gründe, die völkerrechtliche  Kirche im politischen Dorf zu lassen   Stefan Brocza Irrwege einer historischen »Schuldsuche« zum 12. Februar 1934   Gerhard Botz 4/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .4/20 14 BÖSE     DINGE      HofmobiliEndEpot Besteuerung  der Ungleichheit   Martin Schürz  Europa am Scheideweg   Eugen Freund TTIP – eine Gefahr für  Demokratie und Sozialstaat    Neva Löw Budget 2014/2015: Kleineres Übel oder Haushalt der vergebenen Chancen?   Markus Marterbauer 5/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .5/20 14 EYES  WIDE  OPEN BANK AUSTRIA  KUNSTFORUM WIEN Die Identitären. Jugendbewegung der Neuen Rechten  Offensive gegen Rechts Schumpeter’sche Innovationen, Struktur­wandel und ungleiche Einkommensverteilung  Adolf Stepan Abwanderungsdrohungen als  Mittel im KlassenkampfBettina Csoka, Franz Gall und Michaela Schmidt Mehr Einbürgerungen für eine starke DemokratieLena Karasz 6/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .6/20 14 VORBILDER 150 JAHRE MAK Das Ende einer Ära  Thomas Nowotny Antimuslimischer Rassismus als soziales Verhältnis  Fanny Müller-Uri Über Sozialdemokratie, Europa und Utopien  Michael Amon Handel ist der Lebenssaft  einer freien Gesellschaft  Stefan Brocza 7– 8/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr .7  –  8/20 14 GAR RY  W INOG RA N D W O MEN  A RE  B EA UTI FU L  WES TL IC HT   Die geteilte Hegemonie in der EU-Wirtschaftspolitik Wolfgang Edelmüller Otto Neurath – ein skeptischer Utopist Armin Puller Jenseits von »mitgemeint«  Stefanie Vasold Die Rolle der Geldpolitik in der Krise Irene Mozart 9/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 9/20 14 Pikettys »Kapital im 21. Jahrhundert« Philipp Metzger Die Verselbständigung neoliberaler Wirtschaftspolitik in der EUM. Marterbauer und L. Oberndorfer Sozialdemokratische Orientier­ungs­ und ExistenzfragenLudwig Dvořák et al. Rekommunalisierung wird zum Trend  B. Hauenschild und S. Halmer 10/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1 0/20 14 WIEN IM ERSTEN  WELTKRIEG WIENMUSEUM Wir müssen uns dem Urteil der Geschichte stellenHeinz Fischer Eine ZivilisationshautChristine Nöstlinger Direkt die Demokratie erneuern – oder eher damit abschaffen?Daniel Lehner Ein Grenzgänger des 20. Jahrhunderts: Leo KoflerChristoph Jünke 5/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 5/20 15 12. WESTLICHT FOTO-AUKTION Frauenrechte verteidigen – 365 Tage im Jahr Julia Herr  Bewegung in die ArbeitszeitgestaltungDavid Mum Die außenpolitischen Beziehungen Kubas im WandelGernot Stimmer Flüchtlingsfragen Caspar Einem 1/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1/20 16 DAS PARADIES  DER UNTERGANG HARTMUT SKERBISCH - MEDIENARBEITEN UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM GRAZ Für Identität, gegen BeliebigkeitCaspar Einem Wien Freiheitlich – ein Szenario der VeränderungRudi Schicker Keine Zeit verlieren, um die Sozialdemokratie zu rettenJulia Herr Neutralität systematisch verletztThomas Riegler 6/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 6/20 15 PIPILOTTI  RIST KUNSTHALLE KREMS Waldheim – wie es wirklich warInterview mit Georg Tidl Tunesien – Demokratie braucht sozialen FortschrittMuna Duzdar 100 Jahre Josef HindelsErwin Lanc Mauern an den Grenzen führen zu Mauern in den KöpfenNurten Yılmaz 2/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 16 AUGEN AUF!  100 JAHRE LEICA FOTOGRAFIEWestLicht / Ostlicht Höchste Zeit für Schritte nach vornCaspar Einem Das Trennbankensystem der USA – eine Alternative?Josef Falkinger Busbahnhof, Flughafen und Fußball-WMBernhard Leubolt Ist Deutschland das bessere Österreich?Markus Marterbauer 7&8/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 7&8/20 15 HyperAmerika Kunsthaus Graz Bildung fortschrittlich denkenGabriele Heinisch-Hosek Geldregen aus dem HelikopterElisabeth Blaha Das Europa der ZukunftWolfgang Edelmüller Mindestsicherung – nur für InländerInnen?Marko Miloradović 3/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 16 LE NT OS   D IE  S AM M LU N G Tanzt den Corbyn!Ludwig Dvořák Europe no more?Wolfgang Edelmüller Britische Gewerkschaften: Von Pro-EU zu Pro-Lexit?Sandra Breiteneder Recht – Familie – EheHelga Hieden-Sommer 9/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr .  9/20 15 WORLD PRESS  PHOTO 15   GALERIE WESTLICHT Mit den Tabus der Linken brechenSlavoj Žižek »Dem Terror nicht beugen« – das Nittel-AttentatThomas Riegler Aushöhlung von Rechten für FlüchtlingeLeila Hadj-Abdou Neoliberaler Feldzug auf Gewerk-schaftsrechte im Schatten der Krise W. Greif & S. Breiteneder 4/2016 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 16  Alles neu! 100 Jahre    Frankfurter   Schule  Museum für   angewandte   Kunst Die Quote der Glaubwürdigkeit Sonja Ablinger  Debatten um Straßennamen sind auch ein demokratiepolitischer Lackmustest Interview mit Oliver Rathkolb Steueroasen: Wo Vermögen parken Stefan Brocza und Andreas Brocza Zukunft Rauchverbot  Sabine Oberhauser 11/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 11/20 14 JEFF WALL  KUNSTHAUS BREGENZ Ein Blick in  den Spiegel Stephan Schimanowa  Vom System zur Alternative Max Lercher Zu Arbeitsbegriff und Einkommensunterschieden Max Lercher Das Erste Österreichische Universalmietrechtsgesetz Ruth Becher 12/2014 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 12/20 14 SchauLuSt  Die eRotiSche  FotoGRaFie VoN  aLFoNS WaLDe Fotomuseum   Westlicht Neustart für Europa? Ulrich Brand  Was will SYRIZA?Euclid Tsakalotos Zum Kern des Problems Ludwig Dvořák Die Entzauberung religiös-politischer Parteien in der arabischen WeltMuna Duzdar 1/2015 4,5 0  Eur o  P.b.b. G Z 02Z03333 8 M, V erlagspost amt 1 01 0 W ien, Nr . 1/20 15 PEGIDA, AfD und die politische Kultur in Sachsen Michael Lühmann  Österreichs kalte KriegerThomas Riegler Wie die europäische Sozial demokratie Griechenland und dabei sich selber helfen kannMarkus Marterbauer Keine Angst vor der eigenen CourageMuna Duzdar 2/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 2/20 15 ROMANE THANA. ORTE DER ROMA UND SINTI WIEN MUSEUM Wird das Bildungsversprechen eingelöst? Vanessa Kinz, Nikolaus Ecker und Senad Lacevic Oberösterreich ist andersJosef Weidenholzer Anmerkungen nach der Wien-WahlCaspar Einem »Meinen Körper in den Kampf werfen«Thomas Riegler 10/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 1 0/20 15 STEIERMARK IM BLICK   UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM Steuerreform: Weichen in Richtung künftige KürzungspolitikElisabeth Klatzer Von Wählerparteien zu Kümmerer- und Bewegungsparteien?Jens Gmeiner und Matthias Micus Wie Griechenland aus der Staatsschulden-falle befreit werden kannWolfgang Edelmüller 3/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 3/20 15 DIE ACHZIGER JAHRE MUSA Solidarität statt Ausgrenzung Laura Schoch EU in Auflösung?Albrecht von Lucke Argentinische Vergangen-heitspolitik am ScheidewegGeorg Krizmanics Zum Erfolg der Programm- länder des EuroraumsElisabeth Blaha 11/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 11/20 15 LIEBE IN ZEITEN  DER REVOLUTION BANK AUSTRIA KUNSTFORUM WIEN Was will Varoufakis eigentlich?Philipp Metzger Wahlen in GroßbritannienArmin Puller Die Vereinbarkeit von Islam und ModerneMuna Duzdar Budgetziel erreicht, auf die Bekämpfung der Rekord arbeitslosigkeit vergessenMarkus Marterbauer 4/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 4/20 15 MYTHOS GALIZIEN WIEN MUSEUM Hoffnung ist der Treibstoff des Fortschritts Barbara Blaha Hillary – what else?Grössing & Brocza Politische Kommunikation im Wiener JugendwahlkampfBernhard Heinzlmaier Unternehmerstimmung: Nur dunkel-trüb oder schon blau-schwarz?Markus Marterbauer 12/2015 4,5 0  Eur o P .b.b. Abs.: Gesellsc haft zur Herausgabe der Zeitsc hrift Z U K U N FT , Kaiser ebersdorferstrasse 3 05/3, 1 11 0 W ien, 1 4Z0 40222 M , Nr . 12/20 15 Margot Pilz Meilensteine  MUSA